Kunst-Tipp

Düsseldorfer Sammlung Philara

Außenansicht der stillgelegten Glasfabrik in Düsseldorf.
Nicht nur die Ausstellung, sondern auch das Gebäude ist besonders. (Foto: © philara)
Mehr Abwechslung im Studium und raus in die weite Welt? Für die Medienkulturanalyse-Student:innen der HHU wird dieser Wunsch wahr.
Donnerstag, 19.01.2023, 08:36 Uhr, Autor: Clara Rütten

Die Exkursionsreihe des Masterstudiengangs Medienkulturanalyse in Düsseldorf startet mit einer außergewöhnlichen Sammlung: Der Sammlung Philara. Was die Studierenden dort erwartet hat erfahrt ihr hier.

Das Seminarkonzept

Für die Student:innen findet die Lehre dieses Semester nur teilweise auf dem Campus statt. Prof. Dr. Dirk Matejovsky und Katja Sybille Johanna Tönissen haben sich eine andere Strategie überlegt, um ihre Student:innen für Kultur und Kunst zu begeistern.

Kurzerhand planen sie eine Reihe von Exkursionen in verschiedene Museen und Ausstellungen, um den MeKuWi- Studierenden einen möglichst vielseitigen Einblick in die Kunstszene zu ermöglich. Kunst müsse man selber Erfahren, um sie wirklich zu verstehen.

Wenn ihr mehr über das ganze Lehrkonzept oder den Studiengang erfahren wollt, lest einfach unseren Artikel dazu. 

Über die Sammlung

Bei der Sammlung Philara handelt es sich um eine private Sammlung, die sich Gil Bronner seit Mitte der 90er aufgebaut hat und ständig erweitert. Mittlerweile befinden sich über 1700 Kunstwerke in seinem Besitz. 

Der Fokus liegt auf zeitgenössischer Kunst. Die Sammlung besteht aus einer bunten Mischung aus Werken der verschiedensten Richtungen. Es sind sowohl Werke der Malerei, Bildhauerei und Papierarbeit als auch Installationen und Fotografien dabei. Vielseitig ist die Sammlung allemal. 

Jedes Jahr neu

Leider ist es nicht möglich, all diese Kunstwerke auf einmal auszustellen. Daher befindet sich ein Teil der Kunstwerke immer in einem Lager. Jedes Jahr wird eine neue Ausstellung unter einem neuen Thema aufgestellt, die dann für das kommende Jahr für Besucher zugänglich ist.

Zusätzlich wurde ein kleiner Teil der Location für temporäre Ausstellungen abgegrenzt, die alle paar Wochen wechseln. So können verschiedene Künstler:innen die Chance bekommen ihre Werke über einen kurzen Zeitraum hinweg der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 

Wo? Birkenstraße 47a, 40233 Düsseldorf

Öffnungszeiten? Freitags (16-20 Uhr), Samstags & Sonntags (14-18 Uhr)

Eintritt? Pay what you want – Konzept

Außerdem bietet die Sammlung öffentliche Führungen an. In deren Genuss kamen auch die MeKuWi- Student:innen. Die Kosten betragen 5 Euro pro Person und eine vorherige Anmeldung ist notwendig.

Die Location

Nachdem die Sammlung lange Zeit an verschiedenen Locations ausgestellt wurde, erwirbt Gil Bronner 2006 die ehemalige Leitz-Fabrik in Düsseldorf. Hierbei handelt es sich um eine stillgelegte Glasfabrik.

Bevor es mit der Ausstellung seiner gesammelten Kunstwerke losgehen konnte, stand dem alten Gebäude allerdings eine aufwendige Renovierung bevor. Das Düsseldorfer Planungsbüro „Sieber Architekten“ nimmt sich dieser Herausforderung an.... und gewinnt glatt einen Preis für ihre Leistungen!

Authentische Erfahrung

Kein Wunder, ihnen ist es gelungen die alte Glasfabrik ausstellungstauglich zu machen ohne ihr ihren Charm und Charakter zu nehmen. Die teilweise über 9 Meter hohen Wände erzeugen eine offene und imposante Raumwirkung. Außerdem wurden die hohen Stützsäulen und Teile der Wände gelassen, wie sie waren. An den Wänden befinden sich teilweise noch Kritzeleien der ehemaligen Mitarbeiter der Glasfabrik. Den Besucher:innen also eine authentische Erfahrung geboten. 

Wenn ihr bereits beschlossen habt der Sammlung Philara selbst mal einen Besuch abzustatten dann seid gewarnt: Der Eingang zu der Location ist trotz der enormen Größe des Gebäudes gar nicht so leicht zu finden. Die Fabrik ist perfekt in den urbanen Raum integriert und kann nur über einen etwas versteckten Hinterhof erreicht werden. Viel Glück beim Suchen.

Was wird gerade ausgestellt?

Die Student:innen der Medienkulturanalyse bekommen bei ihrem Besuch die Ausstellung „Susurros Barocos“, was übersetzt heißt „Barockes Flüstern“, zu Gesicht. Hier startet auch ihr Führung durch die Sammlung.

Bei der temporären Ausstellung handelt es sich um die erste Einzelausstellung der Künstlerin Mercedes Azpilicueta in Deutschland. Die Ausstellung der international renommierten Künstlerin könnt ihr euch noch bis zum 05.03.23 anschauen. Danach wird sie durch eine völlig neue Ausstellung abgelöst. 

Queerer Schwerpunkt

Azpilicueta arbeitet in erster Linie mit Performance, Skulpturen, Zeichnungen, Textilarbeiten, Videokunst und Installationen. Dadurch entsteht eine vielseitige Mischung aus Arbeiten, die sich gegenseitig ergänzen.

Mit ihren Arbeiten versucht Azpilicueta queeren, feministischen oder marginalisierten Personen eine Stimme zu geben. Sie will versteifte und altmodische Denkmuster aufbrechen und neu konstruieren. Dafür greift sie auf assoziative Mittel zurück. Ziel ist es einen Raum für abweichende Ansichten und Meinungen zu schaffen.

Als Inspiration dienten ihr unter anderem die barocke Kunstgeschichte, der Dekolonialismus, lateinamerikanischer Literatur, verschiedene Aspekte der zeitgenössischen Popkultur und handwerklichen Techniken. 

Vor allem der Einfluss des Barock steht bei Azpilicueta im Vordergrund. Die Ausstellung verbindet Elemente des Barock mit dem glänzenden und auffälligen queeren Nachtleben, der Bondage-Kultur und anderen Elementen der Auslebung von Geschlechtsidentität. Ihr Ziel ist es die dem Körper von der Gesellschaft auferlegten Zwänge zu überwinden.

Die Dauerausstellung

Die aktuelle Dauerausstellung trägt den Titel „Breathing Water, Drinking Air“. Wer Lust hat sich das ganze anzuschauen hat noch bis zum 25.06.23 Zeit dafür. Danach wird die Ausstellung abgebaut und mit Hilfe der eingelagerten Kunstwerke völlig neu aufgebaut.

Wie der Name der Ausstellung schon preisgibt spielen die Elemente thematisch eine große Rolle. In verschiedenen Installationen, Skulpturen  wird mit der Materialität von Dingen gespielt. Aber auch die Wirkung von Farbkonzepten spielt keine unwesentliche Rolle. Auch Natur und die Frage nach Vergänglichkeit werden in verschiedenen Werken inszeniert. Aber das sollte man wohl am besten selbst auf sich wirken lassen.

Unvoreingenommen Kunst genießen

Eine Besonderheit bei der Betrachtung der Kunstwerke ist die Tatsache, dass an keinem Kunstwerk eine Erklärung, geschweige denn ein Künstlername zu finden ist. So kann das Kunstwerk ohne Erwartungen und Vorurteile auf seine Betrachter:innen wirken. Bei Bedarf ist es allerdings immer möglich über einen QR Code mehr Informationen über ein bestimmtes Kunstwerk zu erhalten.

Außerdem gibt es einen Teil der Ausstellung, der niemals abgebaut wird. Das liegt vor allem daran, dass das Kunstwerk viel zu aufwendig bei seiner Montage war und es sich nicht lohnt es wieder zu demontieren. Bei dem mysteriösen Kunstwerk handelt es sich um eine Art nachgebautes Drogenlabor, das von den Besucher:innen betreten werden kann.

In mehreren kleinen Räumen kann man unendlich viele Details entdecken. Zunächst betritt man einen kleinen, ranzig wirkenden Laden. In einem Hinterzimmer gelangt man dann ist das Labor und in einem weiteren Raum ist ein offensichtlich schiefgegangenes Experiment dargestellt. Der Raum sieht aus wie nach einer Explosion. Aber das solltet ihr euch lieber selber anschauen!

Auch die MeKuWi-Student:innen sind von der aufwendigen Installation überzeugt. Sie finden es nur Schade, dass zu wenig Zeit ist um alle Kunstwerke in Ruhe zu betrachten. Viele beschließen die Sammlung bald noch einmal in Ruhe zu besuchen. Also: Nichts wie hin!

(CR)

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