Nightline München

Du bist abends unterwegs oder alleine daheim, dir brennt was auf der Seele, aber du weißt nicht, wenn du anrufen kannst? Genau für sowas gibt es die Nightline München – und andere telefonische Nightlines in Deutschland verteilt. 

Studierende sind dabei anonyme Ansprechpartner:innen für andere Studierende. Wir haben mit der ehrenamtlichen Mitarbeiterin Lea über die Nightline gesprochen:

Wieso und von wem genau wurde die Nightline München gegründet?

Die Nightline München gibt es seit 2010, sie wurde nach Vorbild anderer Nightlines gegründet. Über den deutschsprachigen Raum und in nächster Stufe europaweit gibt es mittlerweile Zuhörtelefone von Studierenden für Studierende. 

Die Initiativen wurden gegründet, um einen Beitrag zur mentalen Gesundheit von Studierenden zu leisten.  

Was würdest du sagen, ist die wichtigste Aufgabe der Nightline?

Unsere Prinzipien sind unter anderem eine möglichst niederschwellige, non-direktive und wertfreie Kommunikation mit unseren Anrufer:innen. Natürlich ist "Mental Health" auch für unsere Nightliner:innen ein sehr wichtiges Thema.

Können alle Studierende bei der Nightline anrufen, egal, worüber sie reden möchten? Was sind denn Themen, über die oft gesprochen wird? 

Wovon wir oft hören, sind soziale Probleme, Einsamkeit und Druck durch das Studium.

Alle Studierenden können sich bei uns melden! Wir sind für die Anrufer:innen da, egal was ihnen auf dem Herzen liegt. Da die Nightline keine Beratungsstelle ist, geben wir keine Tipps und Ratschläge, aber die meisten Anrufenden nehmen das Konzept des Zuhörtelefons sehr gut an.

Sie sind dankbar für ein offenes Ohr, das gerade nur für sie da ist. Nicht umsonst heißt es "sich etwas von der Seele reden".

Wie sieht es mit Anonymität und Datenschutz bei den Daten von Anrufer:innen, aber auch Ehrenamtlichen, aus?

Unsere Anrufer:innen bleiben anonym, wir verzichten zum Beispiel auf das Nennen von Namen auf beiden Seiten des Telefonhörers. Unsere Nightliner:innen bleiben auch in ihrem Alltagsleben anonym.

Sie geben auch während des Telefonats keine persönlichen Informationen preis, das gehört mit zum Prinzip des aktiven-Zuhörens, nach dem sich unsere Arbeit richtet.

Vermittelt ihr Anrufer:innen auch an andere Stellen weiter, wenn ihr nicht helfen könnt, oder geht es nicht primär ums ‚Helfen‘, sondern ums Zuhören?

Da wir weder eine Beratungs- noch eine Vermittlungs-Stelle sind, kommt es eher selten vor, dass wir jemanden weiterleiten. Wir haben aber trotzdem Anlaufstellen, wenn sich im Gespräch herausstellt, dass Anrufende Hilfe brauchen, die wir nicht bieten können.

Wie es in deiner Frage schon anklingt, ist das, was unsere Arbeit ausmacht, nicht das „Helfen“. Was durch das Zuhören in Menschen passiert, ist gar nicht so einfach zu erklären.

Wird uns wert- und vorurteilsfrei zugehört, kann sich das, was in uns vorgeht, ordnen und beruhigen. Das führt oft dazu, dass wir uns sicherer dabei fühlen unsere Knoten selbst zu lösen. 

Und genau das ist das Ziel der Nightlines. Wir unterstützen unsere Anrufer:innen dabei, zu erkennen, dass der Wald als solcher aus vielen Bäumen besteht und nicht undurchdringlich ist.

Wie sieht die Kontaktaufnahme aus, wenn sich jemand für das Ehrenamt bei der Nightline interessiert? Und bekommen neue Mitarbeitende eine Art Einführungsschulung?

Wer mitmachen möchte, meldet sich einfach bei uns, wir führen dann eine Art Kennenlerngespräch mit den Interessent:innen und prüfen den Studierendenstatus.

Es findet dann eine Schulung für die neuen Mitglieder statt. Sie dauert 2 Sonntage in aufeinanderfolgenden Wochen – immer zu Beginn eines Semesters. Dazu kommen "Hausaufgaben" zwischen den beiden Wochenenden. Teil der Schulung sind zum Beispiel Kommunikationstheorien, das aktive Zuhören und viele Übungen.

Verschiedene Situationen werden besprochen und der Umgang mit Krisen gelernt.

Regelmäßige Auffrischungs-Schulungen zu verschiedenen Themen sind verpflichtend für bereits bestehende Mitglieder. 

(Nightline München/SALI)