Support durch die Organisation Arbeiterkind
Als ich mit dem Studium angefangen habe, war ich die erste und einzige aus meiner Familie, die an die Uni gegangen ist – und ich kannte mich überhaupt nicht aus. Leider wusste ich damals nicht, dass es eine gemeinnützige Organisation gibt, die vor allem Erststudent:innen aus Nicht-Akademiker-Familien unter die Arme greift: Arbeiterkind. Denn strukturell bedingt haben es diese Studierenden schwerer.
Durch eine gezielte Förderung und Unterstützung von Menschen aus nicht-akademischen Elternhäusern können wir verhindern, dass Bildungschancen und damit Zukunftsperspektiven „vererbt“ werden.
Von allgemeinen Fragen zum Studium über Finanzierungsmöglichkeiten und mehr – dafür bietet Arbeiterkind mit über 6000 Ehrenamtlichen in 80 lokalen Gruppen mehrere Anlaufstellen. Mit Stephanie Siegl, die für die Organisation in Augsburg tätig ist, haben wir über das Angebot für Studierende gesprochen.
Arbeiterkind richtet sich als Initiative an Menschen, die als erste aus ihrer Familie studieren. Wieso und wann wurde die Organisation gegründet?
Die Gründerin Katja Urbatsch war selbst Studentin in erster Generation und hat durch ihre eigenen Erfahrungen die besonderen Herausforderungen und die notwendige Unterstützung für Arbeiterkinder, die studieren wollen, erkannt.
Zusammen mit ihrem Partner Wolf Dermann, ihrem Bruder Marc Urbatsch und zwei Kolleginnen von der Justus-Liebig-Universität Gießen hat sie 2008 im Rahmen des Wettbewerbs startsocial die Idee für die Internetplattform Arbeiterkind.de in die Tat umgesetzt. Seit 2009 ist Arbeiterkind als gemeinnützige Unternehmergesellschaft mit beschränkter Haftung (gUG) tätig.
Bei welchen Fragen kann Arbeiterkind Studierende denn unterstützen?
Schon in der Schulzeit sind viele Schüler:innen unsicher, ob sie überhaupt studieren wollen. Es fehlt an familiären Vorbildern und die finanziellen und organisatorischen Bürden eines Studiums wirken einschüchternd.
Wir bei Arbeiterkind wollen vor allem Mut machen und durch unsere eigenen Erfahrungen zeigen, dass es trotzdem möglich ist, zu studieren. Deshalb informieren wir auch bereits an Schulen darüber.
Darüber hinaus informieren und beraten wir Studierende zu den Themen:
- Studienfinanzierung wie Bafög, Stipendien oder Nebenjobs
- Studienorganisation
- eigene akademische Laufbahn
- Berufseinstieg
Wie kann Kontakt zur Organisation aufgenommen werden?
Kontaktdaten von Arbeiterkind Augsburg
- Instagram: @arbeiterkind.augsburg
- E-Mail: augsburg@arbeiterkind.de.
- Website: Arbeiterkind.de – dort kann auch nach anderen Ortsgruppen innerhalb von Deutschland gesucht werden.
Über diese Kanäle können uns sehr gerne Anfragen geschickt werden, falls Fragen oder Unsicherheiten bestehen oder Menschen gerne bei uns mitmachen wollen, um sich zu engagieren. Es findet auch monatlich ein Stammtisch an der Uni statt.
Wieso ist es wichtig, dass auch Menschen aus nicht-akademischen Familien die Möglichkeit haben zu studieren?
Wir dürfen Menschen aufgrund ihrer sozialen Herkunft nicht den Zugang zu Bildung verwehren, denn das würde bedeuten, individuelle Potenziale zu verkennen und eine Zweiklassengesellschaft zu befördern.
Außerdem können diversere Backgrounds und Perspektiven in der Arbeitswelt und Forschung von enormem Vorteil sein und unsere Gesellschaft an diesen Stellen besser abbilden.
Ist die Anzahl an Erst-Studierenden der Familie über die Jahre gestiegen oder gesunken? – Gibt es eine Entwicklung, einen Trend?
2020 haben von 100 Akademikerkindern 79 mit einem Studium begonnen, bei den Nicht-Akademikerkindern sind es nur 27 von 100 (Hochschul-Bildungs-Report von 2020, S. 87). Der neuste Bildungstrichter des DZHW von diesem Jahr zeigt nur einen minimalen Unterschied zu 2020.
Die Zahl der Akademikerkinder ist auf 78 gesunken, die Zahl der Nichtakademikerkinder auf 25. Obwohl es seit den letzten Jahren insgesamt einen Trend zum Studium gibt, bleibt die Zahl der Studierenden aus einem nicht-akademischen Elternhaus konstant bei etwa 25 von 100 (DZHW, S. 5).
Diese enorme Differenz ist kein Zufall und keine Naturgegebenheit, sondern ein strukturelles Problem, das zeigt, dass berufliche Chancen in Deutschland immer noch von der sozialen Herkunft abhängen.
Wie macht Arbeiterkind auf sich und sein Angebot aufmerksam?
Man findet uns bei den gängigen Informationsveranstaltungen an der Uni und Hochschule, wie der Initiativenstraße oder dem Engagier-dich-Tag.
Mit dem Büro für Chancengleichheit haben wir auch schon Empowerment Workshops für First-Generation-Students angeboten, im Rahmen derer man sich mit anderen austauschen und connecten kann. Dieses Jahr starten wir auch mit einem 1:1-Mentoring Angebot, um noch mehr Menschen zu erreichen.
Können auch Studierende als ehrenamtliche Helfer:innen bei Arbeiterkind tätig werden?
Absolut! Alle, die Lust haben sich zu engagieren – sei es als Mentor:in, bei Informationsveranstaltungen oder Social Media– können bei Arbeiterkind Augsburg mitmachen. Das gilt auch für diejenigen, die ihr Studium bereits beendet haben!
Über unseren Instagram-Kanal oder über E-Mail kann niedrigschwellig Kontakt mit uns aufgenommen werden.
(Siegl/Arbeiterkind/SALI)