Bachelor- und Masterarbeit: Antworten auf die häufigsten Fragen
Wie viele Zitate brauchst du? Wo kommt die eidesstattliche Versicherung hin? Was sind die Korrekturzeiten für Bachelor-/Masterarbeit? Hier kannst du alles nachlesen, was dir noch unklar ist:
- Deckblatt & eidesstattliche Versicherung
- Aufbau, Gliederung, Inhaltsverzeichnis
- Quellenverzeichnis und Anhang
- Bindung, Korrekturzeit, Kolloquien, ECTS, Abstract, Arbeitsplätze und Zeiteinteilung
Was machst du mit Deckblatt und eidesstattlicher Versicherung?
Zwei Dinge, die du bei deiner Abschlussarbeit nicht vergessen solltest, sind: das Deckblatt und die eidesstattliche Erklärung. Beide sind wichtig, um die Arbeit auf dich zurückführen zu können, mit der Erklärung versicherst du zudem, dass du deine Bachelor-/Masterarbeit selbst verfasst hast.
Was kommt aufs Deckblatt?
Grunddaten für das Deckblatt deiner Arbeit sind:
- Daten zu dir: Name, Adresse, Emailadresse, Matrikelnummer
- Infos zu deinem Studium: Studiengang, Lehrstuhl, dein derzeitiges Fachsemester
- Grundlagen deiner Arbeit: Titel (ggf. Untertitel) und Abgabedatum
Beachte! Je nach Uni und Studienfach können die Angaben auf den Deckblättern variieren. Viele Lehrstühle bieten ihren Studierenden Form-Deckblätter mit Anleitung an, die dann nur noch entsprechend ausgefüllt werden müssen.
Wo kommt das Deckblatt hin?
Das Deckblatt ist wichtig für den ersten Eindruck deiner Abschlussarbeit, weil es ganz vorne hinkommt. Beim Binden solltest du darauf achten, dass dein Deckblatt sichtbar ist.
Das kannst du durch einen durchsichtigen Einband (wenigstens auf der Vorderseite) erreichen oder indem du dein Deckblatt auf dem Einband integrierst. Ich persönlich rate dir zu ersterem.
Wo kommt die eidesstattliche Versicherung hin?
Du kannst dir – sollte dein:e Lehrstuhl/Betreuer:in nichts anderes gesagt haben – aussuchen, ob du die Erklärung gleich hinter dem Deckblatt oder am Ende deiner Arbeit, als letzte Seite, einfügst.
Die eidesstattliche Versicherung ist wie auch meistens das Deckblatt über deinen Lehrstuhl zu erhalten. Du musst es also nur noch ausfüllen – d.h.: eigentlich musst du es nur noch unterschreiben.
Wie baust du deine Gliederung zum Inhaltsverzeichnis aus?
Hast du dein Thema und deine These, geht es im nächsten Schritt an die Erstellung einer Gliederung. Keine Angst, die ist nicht von Anfang an in Stein gemeißelt, sondern kann sich im Verlauf deiner Arbeit noch ändern.
Ich empfehle dir aber von Anfang an eine Arbeits-Gliederung zu erstellen. Das ist schon alleine für dich selbst gut, weil du dann immer wieder siehst, wo du dich gerade beim Recherchieren, Schreiben, Argumentieren befindest und wo du noch hinwillst.
Wie genau erstellst du die (Arbeits-)Gliederung für deine Arbeit?
Bevor du deine Gliederung aufschreibst, solltest du dir überlegen wie genau du deine Abschlussarbeit eigentlich aufbauen willst. Dafür gibt es zwei gängige Formen: die strukturelle und die inhaltliche Gliederung.
Die strukturelle Gliederung bietet sich an, wenn es primär um strukturelle Entwicklungen oder aufeinander aufbauende Vergleiche in deiner Arbeit geht. Wenn du dich beispielsweise mit zeitlichen Entwicklungen, politischen oder medienkritischen Anschauungen auseinandersetzt und diese direkt aufeinander aufbauend behandeln möchtest. Du hältst dich also an eine Zeitachse, an eine lineare Struktur.
Die inhaltliche Gliederung bietet sich hingegen an, wenn du bestimmte Figuren, Medien, Stilmittel, Entwicklungen und Co. innerhalb deiner Arbeit gleich miteinander in Verbindung setzen möchtest, ohne primär auf zeitliche Marker oder Entwicklungen einzugehen. Beispielsweise bestimmte Motive wie Puppen in Horrorfilmen – dein Aufbau unterteilt sich dann in die verschiedenen Motive oder Bedeutungen der Puppen, anstatt in deren zeitliche Entwicklung.
Gliederung: gute und schlechte Beispiele
Auch bei Gliederungen gilt die Devise: so lang wie nötig, so kurz wie möglich. Du sollst damit ja nur einen Überblick und Einblick verschaffen – zur Ausformulierung kommst du dann im Hauptteil. Aber Gliederungspunkte, die nur aus einem Wort bestehen, sind selten verständlich.
Beispiele für die Emanzipation der Harley Quinn:
Gute inhaltliche Gliederung:
A. Harley Quinn als Emanzipationsfigur von der Antiheldin zu Heldin
B. Entwicklungspunkte in Suicide Squad, Suicide Squad 2 und Birds of Prey
1. Die ‚Geburt‘ der Harley Quinn
1.1 Vorgeschichte und Einfluss auf Harleen Quinzel
1.2 Toxisches Beziehungsgeflecht zu Joker
1.3 Etablierung einer Antiheldin
2. Harley Quinn als klassische Antiheldin
2.1 Harleys Merkmale und Charakteristika
2.2 Taten, Verbrechen, Einstellungen
2.3 Eigene Persönlichkeit oder Imponierverhalten/rosarote Brille?
3. Die Emanzipation der Harley Quinn
3.1 Anzeichen der Identitätsfindung vor der eigentlichen Identitätsfindung
3.2 Bruch mit Joker und Suche nach einem eigenen Sinn/Charakter
3.3 Von böse zu gut: Moraländerung im Team und in der Mutterrolle
C. Eine Figur, die sich ihre Individualität erkämpft
D. Eigenständige Frauenfiguren immer mehr im Kommen
Schlechte strukturelle Gliederung:
A. Harley Quinn
B. Entwicklung in Filmen
1. Suicide Squad 1 & 2
1.1. Harley
1.2. Joker
1.3. Squad
2. Birds of Prey
2.1 Harley
2.2 Joker
2.3 Team
C. Fazit
Achtung! Auch Einleitung (A.), Fazit (C) und Ausblick (D), falls geplant, sollten nicht nur aus einem Wort bestehen. Versuche mit wenigen Worten Überschriften für die Kapitel zu setzen – die kannst du dann als Gliederungspunkt einbauen.
Aus der (Arbeits-)Gliederung ein Inhaltsverzeichnis machen?
Hast du eine gute Vor- oder Arbeits-Gliederung erstellt, gilt es irgendwann daraus ein Inhaltsverzeichnis zu kreieren.
Am besten fängst du damit an an Formulierungen zu schleifen, heißt: Versuche deine Stichpunkte, Fragen und Halbsätze aus der Arbeitsversion in Überschriften für die verschiedenen Kapitel, also Ober- und Unterpunkte, umzuformulieren. Versuche dabei den Nominalstil zu verwenden, also aus diversen Wortarten, vor allem Vollverben, Nomen zu bilden.
Beispiel für einen gut angewendeten Nominalstil
davor: Harley Quinn entwickelt sich zu einer Antiheldin
danach: Harleys Etablierung als Antiheldin/Harleys Entwicklung zur Antiheldin
Wenn die Formulierungen dann einigermaßen passen und auch zufriedenstellend für dich sind, geht es an die Struktur. Frag dich wie viele Unterpunkte und auch Unterebenen du brauchst, um deine Argumentation sichtbar zu machen, ohne die Gliederung aber zu überladen.
Vor allem bei den Unterebenen gilt: nicht mehr als drei, sonst kann es schnell unübersichtlich werden. Das heißt, nach A, 1. und 1.1 oder nach 1., 1.1 und 1.1.1 sollte dann auch Schluss sein.
Hast du deine Struktur und die Formulierungen überarbeitet, geht es an die Seitenzahlen. Die kommen ganz an den rechten Rand hinter jeden deiner Ober- und Unterpunkte und beginnen bei der Einleitung.
Tipp! Setze auch die Seitenzahlen möglichst früh fest, um dir selbst einen Überblick zu verschaffen. Anpassen kannst du sie immer noch.
In der Regel sollten Einleitung und Fazit jeweils 10% der Gesamtlänge einnehmen, bei 30 Seiten Bachelorarbeit also 3 Seiten für die Einleitung und 3 Seiten für den Schluss.
Ein guter Anhaltspunkt für das absolute Maximum ist die 1/3-Regel: Einleitung und Schluss sollten zusammen definitiv nicht mehr als 1/3 der Gesamtseitenzahl einnehmen.
Wann das Inhaltsverzeichnis ausformulieren?
Es rentiert sich deine Arbeits-Gliederung regelmäßig zu aktualisieren. So behältst du immer den Überblick – und sparst dir gegen Ende hin eine ‚Mega‘-Aktualisierung mit riesen Aufwand.
Wirklich final ausformulieren kannst du dein Inhaltsverzeichnis aber auch einfach beim Korrigieren deiner Arbeit, also wenn wirklich schon alles andere steht. Achte darauf, dass die Kapitelüberschriften aus der Gliederung auch immer wortgenau in die Überschriften in deinen ausformulierten Text übernommen werden und es zu keinen Kohärenzfehlern kommt.
Wie Quellenverzeichnis und Anhang erstellen?
Die von dir verwendeten Quellen und auch Diagramme, Statistiken, Umfragen und Co. müssen auch gewissenhaft angegeben und abgelegt werden. Dafür sind das Quellenverzeichnis und der Anhang da.
Damit dir dabei nicht die Puste ausgeht, würde ich dir raten, dein Quellenverzeichnis und deinen Anhang nicht als Letztes zu machen. Du kannst beides schon von Anfang an anlegen und regelmäßig auffüllen – so sparst du dir am Ende eine Menge Stress.
Für die korrekte Quellenangabe, sowohl in Fußnoten als auch im Quellenverzeichnis, gibt es an den meisten Lehrstühlen mittlerweile Anleitungen.
Frag nach einer solchen Anleitung oder danach wie dein:e Betreuerin das genau haben möchte, damit du das auch so machst wie es von dir erwartet wird.
Bei der Erstellung deines Quellenverzeichnisses und auch deines Anhangs solltest du vor allem auf die Kohärenz achten. Also darauf, dass alles einheitlich – natürlich auch fehlerfrei und korrekt – aufgeschrieben ist. Entscheide dich selbst oder finde raus, welche Art der Quellenangabe in deinem Fachbereich gängig ist – und zieh sie dann konsequent durch.
Wie viele Quellen brauchst du?
Auch das kann je nach Fach und Lehrstuhl unterschiedlich sein. Es kann Richtwerte oder feste Regeln geben, über die du dich definitiv schon vorab informieren solltest.
Bei mir in der Literaturwissenschaft war es bspw. so, dass eine Quelle pro Seite als Richtwert galt. Heißt: bei einer Masterarbeit von 80 Seiten, sollte man damals auch 80 Quellen vorweisen können.
Geh auf Nummer sicher und sprich direkt mit deine:r Betreuer:in über die Quellenanzahl.
Kannst du aus anderen Bachelor- oder Masterarbeiten zitieren?
Prinzipiell kannst du aus jedem Buch oder Online-Medium zitieren, also: ja. Aber ich würde an deiner Stelle die Qualität und Zuverlässigkeit der Quelle überprüfen.
Sollten sich in Abschlussarbeiten, aus denen du zitieren willst, viele Tipp- oder Rechtschreibfehler befinden, dann lass die Finger davon. Nimm eine andere Bachelor- oder Masterarbeit auch niemals als Hauptquelle – dafür sind solche Arbeiten wissenschaftlich, in der Regel, nicht gut genug fundiert.
Abschlussarbeit binden lassen: wo und wie lange?
Am bequemsten für dich: vor Ort, im Univiertel, in einem Copy-Shop. Die Copy-shops rund um die Uni sind auch genau auf sowas eingestellt und bieten eigentlich in der Regel alle diesen Service an.
Was die Dauer betrifft, kann das unterschiedlich sein: zwischen ein paar Minuten, einer Stunde und sogar bis zu einem oder zwei Tagen. Das kommt immer drauf an, wie viele Studierende gerade etwas binden lassen wollen.
Kümmer dich rechtzeitig um eine Bindung!
Am Abgabetag so zwischendurch, auf die Schnelle, kann das nämlich auch schief gehen.
Wie lang ist die Korrekturzeit?
Die Korrekturzeit bei einer Bachelorarbeit beträgt zwischen 4 bis 6 Wochen; für eine Masterarbeit kannst du mit 6 bis 8 Wochen rechnen. Die genaue Korrekturzeit ist je nach Fach und Uni unterschiedlich.
Wenn du ganz genau wissen möchtest, wann du mit deiner Note rechnen kannst, kannst du dich dich dazu beim Prüfungsamt deiner Uni informieren oder selbst in der Prüfungsordnung deines Studienfachs nachsehen.
Was genau ist ein (Master-)Kolloquium?
Für den Bachelorabschluss werden in der Regel keine Kolloquien angeboten, für den Master ist das sog. Masterkolloquium dagegen oft fester Bestandteil für die Benotung der Masterarbeit.
In das Masterkolloquium solltest du im vorletzten oder letzten Semester deines Masterstudiums gehen. Der Besuch des Kolloquiums für mindestens ein Semester ist oft vorgeschrieben – du kannst aber auch länger daran teilnehmen.
Das Kolloquium ist dabei ein regelmäßig stattfindender Kurs für Masterstudierende eines bestimmten Fachbereichs. Dort werden – schon vor dem Verfassen – Themen, Thesen und Argumente der Arbeiten gegenseitig vorgestellt und diskutiert. Die Masterstudierenden können sich so selbst Tipps und Anregungen geben. Betreut wird das Kolloquium von eine:r Dozierenden.
Inwieweit der Besuch des Masterkolloquiums und Leistungen, die dort erbracht werden, als Punkte angerechnet werden oder mit in die Benotung einfließen, solltest du nochmal bei deinen Dozierenden oder beim Prüfungsamt abfragen.
Wie viele ECTS für Master-/Bachelorarbeit?
Wie viele ECTS deine Abschlussarbeit genau einbringt, kannst du über das Prüfungsamt oder deine:n Betreuer:in erfahren.
Bei Bachelorarbeiten liegt die Bepunktung oft zwischen 6 bis 12 ECTS. Für die Masterarbeit bekommst du mehr Punkte, im Schnitt 30 ECTS.
Was ist ein Abstract?
Ein Abstract ist eine Art Voreinleitung oder Kurzusammenfassung des Forschungsgegenstandes. Oft wird innerhalb von Masterkolloquien ein Abstract für die jeweilige Arbeit erstellt und dort vorgestellt.
Das Abstract sollte dabei die wichtigsten Daten der Masterarbeit zusammenfassen: also Thema und These, Herangehensweise, Forschungsliteratur und Methodik. In der Regel ist es ist länger oder um die 5 Din A4 Seiten.
Vor allem als Vorarbeit für die Masterarbeit ist das Schreiben eines Abstracts nicht schlecht. Du setzt dich dabei mit den Grundfragen deiner Arbeit auseinander und musst These und Herangehensweise schon vorab ausformulieren. Das kann dir später enorm bei der Strukturierung helfen.
Arbeitsplätze: Wo kannst du deine Abschlussarbeit schreiben?
Mein Tipp ist hier klar die Unibibliothek. Nicht nur, weil du Forschungsliteratur in greifbarer Nähe hast, sondern auch Zugang zu anderen Medien, W-Lan und günstiger Verpflegung.
Für Abschlussarbeiten kann man in vielen Universitätsbibliotheken Tischplätze oder sogar kleine Räume zeitweise buchen. Diese hat man dann für die Dauer der Bearbeitung zur freien Verfügung und kann sogar Fachliteratur dort hinterlegen, um diese nicht immer rumschleppen zu müssen.
Tischplätze oder Räume sind vor allem während der Hausarbeitsphasen praktisch, weil du auch sicher einen Ort hast, der nur dir zur Verfügung steht.
Informiere dich über Arbeitsplätze in deiner Bibliothek vor Ort. Frag auch gleich nach den Voraussetzungen. In vielen Fällen wird eine schriftliche Bestätigung deine:r Betreuer:in verlangt.
Tipp! Kümmer dich rechtzeitig um deinen Arbeitsplatz. Je nach Auslastung, kann es hier zu Wartezeiten von mehreren Wochen kommen.
Wie lange braucht man für die Bachelor-/Masterarbeit?
Als Bearbeitungszeit für die Bachelorarbeit sind in der Regel 8 bis 12 Wochen vorgesehen – bei der Masterarbeit sind es sogar 6 Monate. Die genauen Fristen findest du in der Prüfungsordnung.
Ich würde aber niemandem raten sich nur innerhalb dieser Zeitfenster mit den Abschlussarbeiten zu beschäftigen.
Viele Dozierende raten Student:innen die Abschlussarbeit erst anzumelden, dann erst läuft die Bearbeitungsfrist, wenn sie schon Thema, These und ihre Gliederung fertig haben.
Ich würde sogar einen Schritt weitergehen und dir raten, deine Arbeit erst offiziell anzumelden, wenn du schon einen Großteil der Quellenrecherche hinter dir hast.
Oft dauert es länger als gedacht
Es ist eigentlich nie so, dass Student:innen weit vor der Abgabefrist fertig werden – hinten raus wird es irgendwie immer stressig. Plan dir also am besten einen ordentlichen Zeitpuffer ein.
(SALI)