Wissenschaftliche Arbeiten
In den geisteswissenschaftlichen Fächern vom ersten Semester an gefordert, beim Ingenieurswesen spätestens beim Studienabschluss: Das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit. Wie das geht und worauf du dabei achten solltest?
Das A & O: Fachsprache
Ganz gleich, ob bei deiner ersten Hausarbeit oder bei deiner Masterarbeit: der Ton macht die Musik – oder eben: Die Sprache macht viel bei der Benotung aus. Denn weil es sich um eine Forschungsarbeit handelt, spielt auch der Sprachduktus eine große Rolle.
Das heißt, dass mit steigendem Semester, auch die sprachlichen Anforderungen steigen und von dir erwartet wird, dass du einen bestimmten, fachtypischen, Jargon mit in deine Arbeit einfließen lässt. Das können Fachbegriffe und -wörter sein, die du in deinen Seminaren/Vorlesungen gehört und gelernt hast oder Begriffe, die du dir selbst beigebracht hast.
Tipp!
Führe eine Art Fachwort-Vokabelheft. Hier kannst du immer wieder neue Begriffe aufschreiben, lernen und üben. Denn Fachsprache ist im Grunde wie eine Fremdsprache: um sie zu verstehen und richtig anwenden zu können, musst du sie erst lernen.
Wichtig ist, dass du innerhalb deiner wissenschaftlichen Arbeiten auf Folgendes achtest:
- vermeide zu moderne und umgangssprachliche Ausdrücke
- versuche immer sachlich und objektiv zu bleiben
- setze dich schon vor dem Schreiben damit auseinander, wie du in deinem Text gendern möchtest
- benutze Fachwörter richtig: Ist dir deren Bedeutung oder Verwendung nicht klar, versuch sie lieber zu umschreiben
Hausarbeiten
Für die meisten Studierenden bildet eine Hausarbeit die erste wissenschaftliche Arbeit ab, die sie während ihres Studiums verfassen. Worauf solltest du bei der Vorbereitung achten?
- Sprich dein Thema und deine These vorab mit deine:r Dozent:in ab
- Such dir rechtzeitig die passenden Quellen und Forschungsliteratur heraus
- Versuch schon zu Beginn eine Arbeitsgliederung zu erstellen, an der du dich beim Schreiben entlanghangeln kannst
Tipp!
Eine der wichtigsten Dinge bei einer Hausarbeit, egal, ob bei der Vorbereitung, beim Verfassen oder Lesen, ist: ein roter Faden. Versuch einen zu etablieren und ihm zu folgen!
Weitere nützliche Tipps für die Vorbereitung kannst du in unserem Artikel "Hausarbeit rechtzeitig vorbereiten, Stress vermeiden" nachlesen.
Hausarbeit schreiben
Nach der Vorbereitung geht es an das Schreiben – und auch damit solltest du rechtzeitig anfangen. Die wenigsten Studierenden schaffen es eine Hausarbeit in wenigen Tagen runterzuschreiben und eine gute Note zu bekommen – und das ohne ein Stresslevel, dass durch die Decke schießt.
Grundregel: So kurz wie möglich, so lang wie nötig.
Das gilt nicht nur für Einleitung und Schluss deiner Hausarbeit, sondern für jedes Argument und jeden Absatz. Schreib weder abgehackt noch einen ganzen Roman, um deine These zu stützen.
Gib dir beim Schreiben vor allem Mühe damit, dass du deine Arbeit logisch aufbaust – dabei hilft dir eine möglichst genaue Gliederung – und den Überblick und deinen roten Faden nicht verlierst.
Dabei sollten Einleitung und Schluss zusammen betrachtet stimmig sein und sich ergänzen. Viele Dozierende lesen nämlich diese beiden Teile vor dem Hauptteil, weil sich damit schon einschätzen lässt, wie gut deine Argumentation funktioniert.
Bei deinem Hauptteil solltest du vor allem auf fachliche, aber verständliche Sprache achten. Argumente lassen sich gut mit direkten Zitaten aus Forschungsliteratur oder aus dem Medium (bspw. Film, Buch, Statistik) belegen, das du verwendest. Versuche Zitate, Beispiele und Verweise sinnvoll einzubetten und nur welche zu nehmen, die auch wirklich gut passen und deine Argumente stützen.
Auch für die Nacharbeit, Anhänge, Literaturverzeichnis und Korrektur, solltest du dir vorab etwas Zeit einplanen. Oft hilft es zwischen den Korrekturphasen 1-2 Tage Pause zu machen – so bekommst du wieder einen klaren Blick und findest vor allem Leichtsinnsfehler leichter.
Tipp: Auf den letzten Metern/Seiten nicht schludern
Auch die Anhänge und das Literaturverzeichnis fließen mit in die Benotung ein. Achte bei beidem auf Kohärenz und Richtigkeit, denn das hinterlässt einen bleibenden positiven Eindruck.
Vorsicht Plagiat
Beim wissenschaftlichen Arbeiten sind Plagiate immer Thema, aber keine Panik! Wenn du auf die folgenden Dinge achtest, kannst du eigentlich kein Plagiat verfassen:
- Gib deine Quellen immer möglichst genau an: Du weißt nicht mehr, woher du eine bestimmte Info hast? Dann sieh nach und gib die Quelle an. So viel Zeit solltest du dir nehmen.
- Entscheide dich im Zweifelsfall für eine Quellenangabe: Treffen mehrere Forschungstexte dieselbe Aussage, solltest du mindestens einen davon angeben – du musst aber nicht für jede Annahme/Information seitenweise Quellen angeben.
- Markiere direkte Zitate auch als solche: wenn du eins zu eins Dinge aus anderen Texten und Co. übernimmst, solltest du das unbedingt kenntlich machen (Anführungszeichen und Quellenangabe).
- Sei ehrlich zu dir und deiner Arbeit: Die Idee ist nicht von dir, sondern aus einer wissenschaftlichen Quelle? Dann gib sie bitte trotzdem an, selbst wenn sie nur Inspiration war. Warum? Sollte es sich dabei um etwas sehr Spezielles oder Einzigartiges handeln, könnte dir unterstellt werden, die Idee ‚geklaut‘ zu haben ...
Du möchtest noch mehr über Plagiate erfahren? Dann lies in unserem Artikel "Richtig zitieren und Plagiat vermeiden" weiter.
Die Bachelor-/Masterarbeit
In den meisten Studienfächern hast du vor der ersten Abschlussarbeit schon mindestens eine Hausarbeit geschrieben, heißt: Grundlegend kennst du dich mit dem Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten schon aus.
Und das ist gut, denn im Grund ist eine Abschlussarbeit nicht viel mehr als eine ausführlichere, besser recherchierte und fachlich tiefergehende Hausarbeit.
Solltest du also jemals Panik vor deiner Bachelor- oder Masterarbeit bekommen, mach dir genau das bewusst!
Thema & These
Mit das Wichtigste an deiner Abschlussarbeit sind Thema und These. Denn über Wochen und Monate wird es nicht nur deine Aufgabe sein, dich damit auseinanderzusetzen, sondern auch daran zu forschen, darüber zu reden etc.
Tipp!
Achte bei der Themen- und Thesenauswahl auch auf deine persönlichen Präferenzen. Du solltest das Thema wenigstens interessant finden oder irgendetwas damit anfangen können – dadurch wird es dir später viel leichter fallen am Ball zu bleiben und dich genügend zu motivieren.
Fragen, die dir bei der Themenwahl helfen:
- Gibt es für den Bereich genug (Forschungs-)Literatur und andere Quellen, auf die du zurückgreifen kannst? Das ist wichtig, denn v.a. Masterarbeiten können vom Seitenvolumen recht lang werden, d.h. du wirst genügend (und auch aktuelle) Quellen brauchen.
- Ist das Thema sehr überlaufen oder findest du noch ein Gebiet, in dem du selbst etwas Neuartiges erforschen kannst? Es ist nicht ratsam, die fünfzigste Arbeit mit demselben oder sehr ähnlichen Ansatz über dieselbe Thematik zu verfassen.
- Verbindest du mit dem Thema etwas, wenigstens Eigeninteresse? Auch eine Abschlussarbeit sollte ein wenig Spaß machen oder jedenfalls nicht nur Stress und Arbeit bedeuten. In den meisten Fächern wirst du bei der Themenwahl ein großes Mitspracherecht haben, nutz das in jedem Fall.
Tipps für die Thesen-Findung:
- Such dir innerhalb deines Themas mehrere spannende Bereiche und versuche aus ihnen Fragen zu formulieren
- Setze die Fragen in Annahmen um
- Finde heraus, welche Annahme am spannendsten für dich ist und/oder die besten Quellen bietet, um darin zu forschen
- Sprich deine Ideen unbedingt vorab mit deine:r Betreuer:in ab und einige dich zusammen mit ihm/ihr auf eine Arbeitsthese
Absprache & Kommunikation
Worauf du auch achten solltest, und zwar nicht nur zur Themenfindung, sondern immer wieder, ist eine regelmäßige Absprache mit deine:r Dozent:in. Warum ist das wichtig?
Vor allem bei der ersten Abschlussarbeit kann dir dein:e Betreuer:in wichtige Tipps, Tricks und Hilfestellungen geben, sei es für die Struktur, deinen roten Faden oder elementare Forschungsliteratur zu deinem Thema.
Selbst, wenn du schon mitten im Schreiben bist, kann der Austausch mit de:r Dozierenden immer wieder aufkommende Fragen beantworten und dich auf Kurs halten:
- Stelle sicher, dass du eine Betreuungsperson aussuchst, mit der du gut klarkommst und die sich in dem Gebiet deiner Arbeit gut auskennt.
- Nimm Anregungen und Tipps immer ernst und notiere dir bei Sprechstunden das Gesagte. Das ist wichtig, denn dein:e Betreuer:in ist in der Regel auch der Mensch, der deine Arbeit benoten wird.
Tipp!
Setze schon vor dem Beginn deiner Bearbeitungszeit regelmäßige Sprechstunden mit deine:r Dozierenden fest. Du kannst deine neuen Ergebnisse und Fragen dann immer wieder anbringen und damit die bestmögliche Betreuung rausholen.
Zeiteinteilung & Planung
Wenn du eine gute Abschlussarbeit verfassen möchtest, solltest du dir ausreichend Zeit nehmen – und das nicht nur für das Schreiben, sondern auch für die Vorbereitung. Viele Studierende unterschätzen nämlich den Zeitaufwand, heißt: Sie schieben das Thema zu lange vor sich her und bekommen dann hinten raus ein echtes Zeitproblem.
Die Panik und den ganzen Stress kannst du dir aber sparen, indem du:
- mindestens ein Semester – am besten komplett – für deine Abschlussarbeit einplanst
- dich frühzeitig mit der Bearbeitungszeit und den Abgabefristen auseinandersetzt
- dir eine Art Zeitplan erstellst, den du bestenfalls mit deine:r Betreuer:in absprichst
- regelmäßige Sprechstunden mit deine:r Dozierenden ausmachst – und das schon vor dem Beginn der Bearbeitungszeit
- auch mit unmotivierteren oder stressigeren Phasen rechnest und dir Zeitpuffer und Pausen mit einplanst
- wirklich versuchst für dich einen Arbeitsrhythmus zu finden, der dich am Ball bleiben lässt
(SALI)