Lerneffekt

Lang- und Kurzzeitgedächtnis trainieren

Vier Studierende mit ‚Aha‘-Gesichtsausdruck vor pastelfarbenen Hintergrund.
Du willst öfter den ‚Aha‘- anstatt dem ‚Hä?‘-Effekt? (Foto: © stock.adobe.com)
Hirn wie Sieb? Wie kannst du lernen dir Dinge besser zu merken? Mit Gedächtnistraining! Was das ist und wie es geht, erfährst du hier. 
Dienstag, 11.04.2023, 09:00 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Fürs Studium, die Arbeit oder privat – dass du dir wichtige Sachverhalte, Dinge und Termine merken kannst, ist für alle Bereiche von Vorteil. Dafür kannst du dein Gedächtnis trainieren – oder eigentlich deine Gedächtnisse: dein Kurzzeit- und dein Langzeitgedächtnis.

Wie funktioniert das Gedächtnis überhaupt?

Dein Gedächtnis ist für die Speicherung von Informationen zuständig – ganz gleich welche und ganz gleich wie lange. Darunter fallen auch Alltagsgeräusche und Schatten oder Bewegungen am Rand deines Blickfelds.

Wieso du dich daran meistens nicht lange erinnern kannst? Weil sie zum sensorischen Gedächtnis gehören, quasi das Ultra-Kurzzeitgedächtnis. Es ist in der Lage sehr viele Informationen gleichzeitig zu verarbeiten, speichert aber – wenn überhaupt – nur einen Bruchteil davon. Sonst würde es auch schnell zu viel werden.

Jede:r von uns besitzt mehrere Gedächtnisstufen und das sind nach dem Ultra-Kurzzeitgedächtnis das Kurzzeitgedächtnis und dann das Langzeitgedächtnis. Wobei letzteres am schwersten zu erweitern ist.

Kurzzeitgedächtnis

Informationen, die dir wichtig vorkommen, landen erstmal im Kurzzeitgedächtnis. Dort nimmst du sie zum ersten Mal bewusst war, denn das Ultra-Kurzzeitgedächtnis läuft meist unterbewusst ab. Alles neu Gelernte wird hier zwischengespeichert, wird es aber zu schnell zu viel, fallen Informationen wieder aus dem Kurzzeitgedächtnis raus.

Langzeitgedächtnis

Dinge, die du dir unbedingt merken willst, sollen irgendwann noch eine Ebene tiefer im Gedächtnis verankert werden, im Langzeitgedächtnis. Die Gute Nachricht: wenn es Informationen erstmal in das Langzeitgedächtnis geschafft haben, funktionieren sie nahezu automatisch, Beispiel: lesen. Die schlechte Nachricht ist aber: bis die Informationen es ins Langzeitgedächtnis geschafft haben, musst du dich eine ganze Weile mit ihnen beschäftigen. 

Gedächtniskapazität erhöhen

Wie schaffst du es dein Gedächtnis zu schulen und dir Dinge besser und länger merken zu können? Dafür gibt es unterschiedliche Methoden und die hängen natürlich auch davon ab, ob du dir etwas nur kurz – bspw. kurz vor der Prüfung und auch nur für die Prüfung – merken möchtest oder sehr lange.

Trainiere dein Kurzzeitgedächtnis

Wir haben fünf Übungen für dich zum Kurzzeitgedächtnis Training, die dir helfen werden, dein Gedächtnis zu fordern und zu verbessern:

  1. Routenmethode: dabei verbindest du Fakten mit Orten und Gefühlen, bspw. prägst du dir sie bei einem imaginären Gang durch dein Zimmer ein und legst sie an bestimmten Orten ab – du gehst in deinem Kopf also eine bestimmte Route ab. Positives kannst du dir durch einen höher gelegenen Ort, bspw. auf dem Regal, merken, Negatives an unterer Platzierung wie unter dem Bett. So verbindest du Bilder und Gefühle mit den Fakten und solltest sie dir besser merken können. 
  2. Assoziationsarbeit: verbinde Assoziationen mit Begriffen, die lernen möchtest. Stell dir beispielsweise beim Nachnamen ‚Bäcker‘ dein Lieblingsbrötchen vor oder bei der Zahl sieben die sieben Katzen deiner Nachbarin. Egal wie, aber versuche neu Gelerntes mit dir schon bekannten Bildern und Assoziationen zu verknüpfen. 
  3. Denkaufgaben und -spiele: immer neue Aufgaben trainieren dein Gedächtnis, machst du zu lange dieselbe wird es sich aber daran gewöhnen und nicht mehr besser werden. Stell dir also täglich neue Denkaufgaben wie: wie viele Kreuzungen muss ich auf dem Heimweg überqueren? Wie viele Menschen stehen/standen heute vor mir an der Kasse? Was hatte meine Lieblingskollegin heute in der Arbeit an? Welche Bücher hat mein Kumpel gestern zusammen mit mir in der Bibliothek ausgeliehen?
  4. Digital trainieren: es gibt einen Haufen an Lern- und Gedächtnistraining-Apps. Solltest du dir nicht dauernd selbst neue Aufgaben ausdenken wollen, kannst du dich an diese wenden. Tipp: Kreuzworträtsel und Sudoku helfen beim Training leider nicht.
  5. Multitasking: gleichzeitig verschiedene Dinge zu tun, stärkt dein Gedächtnis auch. Dabei kann das auch heißen, beim Joggen Seminarinhalte durchzugehen oder beim Filmsehen im Kopf die Einkaufsliste zu erstellen.

Langzeitgedächtnis trainieren

Das beste Training fürs Langzeitgedächtnis ist das sog. Gehirnjogging. Wie beim Joggen auch, muss das Gedächtnis regelmäßig trainiert werden, um stabil zu bleiben oder besser zu werden. Inhalte müssen also immer wieder wiederholt werden, damit sie im Langzeitgedächtnis landen und auch dort bleiben.

Tipps fürs Gehirnjogging

  • Bleibe in Bewegung: bewegst du dich regelmäßig, auch beim Lernen, kannst du dir die Informationen viel besser merken.
  • Baue Emotionen auf: was, wie und wo du etwas lernst, kann sich darauf auswirken, ob du es dir auch gut merken kannst. Lernst du angenehmer Umgebung, wirst du mit dem Lernen ein angenehmes Gefühl verbinden. Also achte darauf, dich beim Gehirnjogging wohl zu fühlen.
  • Wende die Einer-Regel an: diese soll sehr effektiv sein – und alles, was du tun musst, ist: Wiederhole die gelernte Information nach einer Minute, nach einer Stunde, einem Tag, einer Woche und wenn du es schaffst auch nach einem Monat. So gehst du sicher, dass sich das Gelernte im Langzeitgedächtnis verankert hat.

(ottonova/phase 6/SALI)

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