How to

Wissenschaftliche Texte verstehen lernen

Junger Mann, der auf dem Sofa liegend ein Buch liest, sich dabei aber verwirrt an den Kopf fasst.
Du hast keine Ahnung, was da steht? (Foto: ©stock.adobe.com/WESTOCK)
Fachliteratur ist nicht immer leicht nachzuvollziehen. Aber wir haben nützliche Tipps und Tricks, damit du auch mit wissenschaftlichen Texten klarkommst.
Freitag, 10.05.2024, 10:00 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Ganz egal welches Fach du studierst oder in welchem Semester du dich befindest – um eine Sache kommst du beim Studium einfach nicht rum: Fachtext. Sie lesen, verstehen und anwenden zu können, gehört einfach zum Studieren mit dazu.

Weil das nicht immer leicht ist, haben wir versucht, die folgenden Fragen für dich zu beantworten und mit Praxistipps aufzuwerten:

Was ist typisch für wissenschaftliche Texte?

‚Den‘ wissenschaftlichen Text gibt es eigentlich gar nicht, denn auch Fachtexte unterscheiden sich natürlich – je nach Fachrichtung und Autor:in oder Herausgeberschaft. Ein Abstract von einem Forschungsinstitut ist grundlegend etwas anderes als eine Dissertation oder eine psychologische Langzeitstudie.

Aber es gibt natürlich ein paar Marker, die viele Forschungstexte gemeinsam haben. Welche das sind und worauf du dabei achten solltest?

  • These: Sie gibt dir einen Anhaltspunkt darüber, welches Thema und welche Art von Forschung in dem Text betrieben wird. Sie gilt erstmal als Annahme oder Forschungsfrage und wird im weiteren Verlauf dann bewiesen oder widerlegt. Die These ist wirklich wichtig, um den Text zu verstehen.
  • Argumentation: Um mit der Annahme arbeiten zu können, wird in wissenschaftlichen Texten argumentiert: pro oder contra – oder eben beides. Die Argumentationsstruktur ebenso, welche Punkte dafür oder eben dagegen sprechen – das ist die eigentliche Wissenschaftsarbeit.
  • Verweise und Verknüpfungen: Jedes Thema weist Bezüge zu Nachbarthemen auf – vor allem in Fachtexten wird immer anhand von Verweisen und Verknüpfungen auf forschungsrelevante Inhalte oder Bereiche Bezug genommen. Das ist auch wichtig, um den Text in den Wissenschaftskontext einordnen zu können.
  • Quellen: Wer, wann und wie zitiert wird, gibt einen Aufschluss über die Vorarbeit des Textes und die Annahmen und Forschungsergebnisse, die ihm zugrunde liegen. 
  • Beispiele oder zusätzliches Datenmaterial: Wissenschaftliche Texte arbeiten oft mit Daten und Fakten in Form von Schaubildern, Diagrammen, Umfragen und Co. Sie sind genauso wichtig wie der Text, weil sie die Argumentation stützen oder kippen können – und sollten gleichwertig behandelt werden.
  • Fazit: Handelt es sich um einen längeren Forschungsartikel oder ein ganzes Buch, werden die Ergebnisse am Ende nochmal zusammengefasst – deswegen ist es manchmal nicht schlecht vor dem ganzen Text das Fazit zu lesen, weil es einen guten Überblick gibt.

Schnell verstehen, worum es geht?

Wenn du nicht viel Zeit hast, rate ich dir, dich erstmal nur mit der These und dem Fazit zu beschäftigen. Beides zusammen gibt dir den besten Einblick über das Thema, den Forschungsstand und die Argumentation des Fachtextes. 

Was für Lesetechniken gibt es?

Genauso wie es nicht nur ‚den einen‘ Fachtext gibt, gibt es auch nicht ‚die eine‘ Lesetechnik, sondern verschiedene Methoden. Wichtig ist dir schon vor dem Lesen die Frage zu stellen: Was will ich durch das Lesen erreichen? Für jedes Ziel gibt es nämlich mindestens eine effektive Technik:

Du willst dir schnell einen Überblick verschaffen?

Dann ist das orientierende oder überfliegende Lesen das Richtige für dich. Wie geht das? Du konzentrierst dich auf Titel, Einleitung, Überschriften, Zwischenüberschriften und das Fazit – so kannst du in kürzester Zeit den kompletten Text überfliegen. Natürlich wirst du so keine Details erfahren, aber immerhin im Groben wissen, worum es geht.

Tipp!

Lies von jedem Absatz oder immerhin von jeder (Unter-)Überschrift den ersten Satz - dort ist meistens kurz zusammengefasst, was als Nächstes kommt.

Du willst prüfen, ob der Text nützlich für dich ist?

Dann ist das scannende oder sichtende Lesen vielleicht passend für dich: Du überfliegst den Text aber nicht, sondern suchst gezielt nach Stichworten – eben genau die, die für dich relevant sind. Handelt es sich um ein Fachbuch, kannst du im Stichwortverzeichnis die richtigen Passagen ausfindig machen und anlesen. Bei einem Fachartikel, Auszug oder Stichwortverzeichnis, musst du den Text aber mit den Augen absuchen – und dich wirklich konzentrieren, damit du nichts verpasst. 

Diese Art des Lesens ermöglicht dir, dich in kürzester Zeit auf einen bestimmten Bereich oder Aspekt des Textes zu fokussieren und dich sehr detailliert damit zu befassen. 

Tipp!

Markiere wichtige Passagen sofort im Text, damit du sie nicht mehr aus den Augen verlierst und immer wieder zu ihnen zurückfindest. 

Du willst den Text ganz genau verstehen?

Dann musst du ihn sehr genau lesen, oder eben gründlich lesen. Das ist die aufwendigste Art einen Fachtext zu lesen, weil du, um ihn genau zu verstehen, vermutlich Fachbegriffe und Zusammenhänge nachschlagen oder dich weiter in die angegebenen Quellen und Verweise einarbeiten musst – und das ist auch zeitaufwendig.

Aber, wenn du den Text einmal gründlich gelesen und durchgearbeitet hast, ist die Chance am größten, dass du ihn auch wirklich verstanden hast. Das heißt: Du hast zwar viel Arbeit reingesteckt, hast danach aber auch das Meiste davon.

Tipp!

Mach dir immer wieder Notizen, um deinen Wissensstand nicht wieder zu vergessen. Am besten machst du danach aus deinen Notizen nochmal eine Zusammenfassung – die kannst du dann super für deine Prüfungsvorbereitung oder Hausarbeit wieder hernehmen!

Du willst nur bestimmte Teile ganz genau verstehen?

Dann wird dir das selektive Lesen am besten weiterhelfen. Dabei liest du nämlich nur die Passagen sehr genau, die du brauchst oder eben gebrauchen kannst. Dafür musst du aber natürlich auch wissen, wonach genau du suchst und es auch finden.

Als Vorarbeit bietet sich hier natürlich das scannende Lesen an – bei dem du die Stichworte schon gefunden und markiert hast.

Tipp!

Klare Prioritäten setzen und durchziehen: versuch dich wirklich auf einen Aspekt/ein Unterthema zu begrenzen und dich nicht zu verzetteln, weil du nach zu vielen suchst!

Du willst nur etwas über bestimmte Aspekte erfahren?

Dann ist für dich das analysierende Lesen angesagt. Hier suchst du nach Details zu Inhalten, Aspekten oder Themen, die du davor festgesetzt hast. Analysierend zu lesen ist eine Mischung aus dem scannenden und dem selektiven Lesen – am Ende kommt es aber auch darauf an, die wichtigen Aspekte gründlich gelesen zu haben; du willst ja in die Tiefe und nicht in die Breite forschen.

Tipp!

Schon beim Lesen Informationen sammeln und danach in Bezug zueinander setzen. Stichwortverzeichnisse und Quellenangaben können dir helfen, deine Aspekte noch mehr zu vertiefen.

Wie liest man einen wissenschaftlichen Text oder Fachtext?

Auch dabei kommt es wieder darauf an, wann und wofür du den Text brauchst. Hast du genügend Zeit und ist der Forschungstext wichtig für dein Studium, könntest du ihn ganz in Ruhe gründlich lesen – hast du aber Zeitdruck und/oder brauchst nur einen Überblick, sieht das natürlich anders aus.

Ich hab mal bestimmten Studienabschnitten bestimmte Lesetechniken zugeordnet, die meiner Meinung nach Sinn ergeben – vielleicht hilft es dir dabei deinen Fokus und deine Prioritäten sinnvoll zu setzen.

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Welche Lesetechniken sind wann am besten für Fachtexte?

  • Zur Seminarvorbereitung: orientierendes/überfliegendes oder sichtendes/scannendes Lesen – oft reicht zur Vorbereitung ein guter Überblick, den du im Seminar und danach mit Notizen und Details vertiefen kannst. 
  • Für Referate und Präsentationen: selektives und/oder analysierendes Lesen – oft musst du dich bei Referaten ja auf einen Themenbereich oder einen Aspekt beschränken, über den gilt es dann das meiste rauszufinden. 
  • Für die Prüfungsvorbereitung: gründliches Lesen und Bearbeiten bei genügend Zeitbei Zeitdruck und Stress selektives Lesen nach den Prüfungsschwerpunkten oder den Themen, bei denen du dich am schlechtesten auskennst.
  • Um eine Hausarbeit zu schreiben: orientierendes Lesen – für die Themenfindung; selektives Lesen – um die These mit Argumenten zu stützen; analysierendes Lesen – um bei den Argumenten in die Tiefe gehen zu können; gründliches Lesen – bei den Hauptquellen
  • Um eine Abschlussarbeit zu verfassen: Wie bei den Hausarbeiten, nur hier müssen sehr viel mehr Details gesammelt werden, heißt: relevante Texte und Quellen gründlich lesenNebenquellen selektiv und analysierend lesen, weil du einige brauchen wirst, alleine fürs Literaturverzeichnis. Immer wieder sichtendes Lesen beim aktuellen Forschungsstand des Themas – weil Wissenschaft, auch innerhalb von ein paar Monaten, sich ständig wandelt. 

(STW Berlin/SALI)

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