Beratungs- und Hilfsangebote rund um deine Uni
Du brauchst Hilfe? Als Student:in brauchst du dafür in vielen Fällen nicht viel rumsuchen, denn an allen Universitäten gibt es diverse Beratungsangebote. Wir haben rausgefunden, welche das sind und auch mit Mitarbeitenden vor Ort gesprochen.
Welche Beratungsangebote gibt es?
An den meisten Universitäten gibt es die gängigen Angebote:
- allgemeine Studienberatung
- Beratungsstelle zum Thema Studienfinanzierung
- Beratung für Auslandsaufenthalte
- Psychologische Beratung
- Anlaufstelle fürs Studium mit Kind
- Beratung für Studierende mit Handicap
- Hilfestellungen für den späteren Beruf: Career Center
Manche Unis haben noch zusätzliche Hilfsangebote in petto:
- Suchtberatung
- Beratung bei sexueller Belästigung
- Schreibwerkstätten zur Unterstützung beim wissenschaftlichen Schreiben
Unabhängig vom Studienfach und Fachsemester sind die Beratungsangebote für alle Studierenden zugänglich. Du kannst persönlich oder telefonisch mit den Mitarbeitenden sprechen, solltest aber in der Regel vorab über Kontaktformulare der Homepage oder per E-Mail einen Termin vereinbaren.
Im Gespräch mit den Expert:innen
Wir haben uns mit Mitarbeitenden verschiedener universitärer Beratungsstellen unterhalten und ihnen für dich Fragen gestellt. Unterstützt haben uns dabei:
- Katrin Niemann von der zentralen Studienberatung der Freien Universität Berlin,
- Mathias Fröck vom Studierendenrat der TU Leipzig,
- Dr. Laura Pomper von der psychotherapeutischen Beratungsstelle der Goethe-Universität Frankfurt,
- und Roman Behrends vom Referat für Soziales der Universität Leipzig.
Welche Beratungsangebote gibt es derzeit an der Universität?
Roman Behrends: Als Student:innenRat der Uni Leipzig bieten wir ein relatives breites Angebot, was in den meisten Lagen des studentischen Lebens unterstützen kann. Seien es Beratungen zu Mietproblemen, psychosozialen Beschwerden, Probleme mit der BAföG-Beratung, Hilfe bei der Bewerbung auf Jobs, generelle Hilfe für den Ablauf des Studiums oder gar finanzielle Probleme.
Katrin Niemann: An der Freien Universität Berlin bieten wir u.a.:
- Allgemeine Studienberatung
- Psychologische Beratung
- Info-Service Studium (Information und Klärung von Anliegen)
- Support Points in den Fachbereichen (Projekt Mental Wellbeing)
Daneben gibt es zahlreiche Beratungsangebote zu allen Bereichen des studentischen Lebens, die wir in einem Beratungswegweiser zusammengefasst haben.
Über die Beratungsangebote deiner Universität kannst du dich online oder vor Ort bei deinem StuRa, Studierendenwerk oder deinem AStA informieren.
Wo wird die meiste Beratung benötigt?
Das ganze Angebot wird benötigt und auch wahrgenommen. Wir stellen aber immer wieder fest – und Befragungen belegen das auch-, dass viele Studierende die Angebote und Anlaufstellen an der Uni gar nicht kennen.
Mathias Fröck: Auf jeden Fall die vom Studentenwerk angebotenen Bereiche Studienfinanzierung und BAföG. Das sind die Bereiche, bei denen wir als Studierendenschaft total viele Fragen bekommen. Dafür haben wir auch eine eigene Sozialberatung, bei der Studierende vorbeikommen können.
Was auch elementar ist, vor allem im Kontext der immer weiter steigenden Internationalisierung der Hochschulen: Beratungsangebote für ausländische Studierende. Und auch die psychologische Beratung von Studierenden ist elementar, weil die Nachfrage dort auch auf jeden Fall zunimmt.
Alle unsere Beratungen, die wir gerade anbieten sind wichtig, also auch ‚Job und Studium‘, ‚Studieren mit Kind‘ – das sind dann zwar immer Einzelfälle, zu denen es Fragen gibt – aber das ist nicht weniger wichtig.
Unser Sozialberatung und psychosoziale Beratung sind immer am gefragtesten, da sehr häufig die Probleme, denen Studierende begegnen, mit finanziellen Schwierigkeiten, Ängsten und Stresszuständen zu tun haben.
Was sind derzeit die Hauptprobleme von Studierenden, die die Beratungsstellen aufsuchen?
Katrin Niemann: Die Wohnungsproblematik ist erst seit einigen Jahren Thema, aber sie führt vereinzelt dazu, dass Leute einen Studienplatz in Berlin nicht annehmen können oder sich wieder exmatrikulieren, weil sie keine Wohnung vor Ort finden.
Ganzjährig kommen Fragen nach einem Fach- oder Hochschulwechsel vor und internationale Studieninteressierte wenden sich an uns, die aus einem anderen Bildungssystem kommen und vor besonderen Herausforderungen an deutschen Hochschulen stehen.
Im Frühsommer/Sommer ist das komplexe Bewerbungsverfahren (gerade auch, wenn es um mehrere Unis geht) ein großes Thema wie auch die Frage der Studienentscheidung.
Mathias Fröck: Das sind zwei Sachen: das eine sind die psychischen Themen, also gerade die Corona-Pandemie aber auch der Studienstress an sich ist so ein sehr, sehr relevantes Thema.
Und finanzielle Themen generell, also sei es Studienfinanzierung, sei es Notfallsituation und Ähnliches. Das sind so die beiden Kernthemen, bei denen wir sagen würden: da fällt uns gerade auf, dass da ein sehr hoher Bedarf herrscht.
Alle Themen können bei unseren Ratsuchenden auch zu mehr oder weniger großem Stress führen. Oftmals hilft es dann, die Situation an sich zu klären und verschiedene Optionen aufzuzeigen, das entlastet dann meist schon spürbar.
In welchen Bereichen wird die psychologische Beratung am meisten in Anspruch genommen?
Dr. Laura Pomper: Die Anliegen der Studierenden sind sehr heterogen. Seit der Corona- Pandemie, welche häufig als „schwierige und einsame Zeit“ beschrieben wird, geben Studierende vermehrt an, „den Anschluss verpasst“ zu haben, zu prokrastinieren und seit mehreren Semestern wenig Leistungen erbracht zu haben.
Ansonsten kommen depressive und/oder Angststörungen in verschiedener Qualität gehäuft vor. Zugenommen hat bei uns auch die Nachfrage von internationalen Studierenden, die neben Leistungsdruck auch kulturelle und sprachliche Problematiken angeben, welche dann Überforderungsgefühle und Depressivität noch verstärken.
Wir erleben gerade einen hohen Grad an Orientierungslosigkeit und ein allgemein hohes Stresslevel.
Wie genau kann man sich die psychologische Beratung denn vorstellen?
Roman Behrends: Unsere psychosoziale Beratung wird schon lange von Beatrix Stark, Psychologin und systemische Therapeutin, angeboten. In dieser Beratung geht es vor allem darum, eine erste Ansprechstelle für psychosoziale Probleme zu haben.
Bei konkreten Themen – wie Prüfungsstress oder Prüfungsangst – kann direkt in der Beratung mit Tipps und Übungen weitergeholfen werden. Bei Problemen, die schwerwiegender sind und längere Begleitung benötigen, wird man direkt in der Sprechstunde an das richtige psychologische Beratungsangebot weitervermittelt und bei der Terminbuchung unterstützt.
Dies bedeutet bspw. einen Überblick zum Thema Therapiesuche erhalten zu können und ein paar hilfreiche Tipps für die Suche und Orientierung. Es gibt sehr viele Unterstützungsmöglichkeiten für Studierende, es ist auch Aufgabe der psychosozialen Beratung auf diese Möglichkeiten hinzuweisen und zu vermitteln.
Dr. Laura Pomper: In unserer Beratungsstelle bieten wir zwei verschiedene Terminarten an. Zum einen einmalige, kurze Orientierungsgespräche (20 Minuten) in denen konkrete Fragen beantwortet werden. Zum anderen längere Beratungsgespräche (50 Minuten) mit der Möglichkeit weitere Termine zu vereinbaren.
Im Erstgespräch klären wir zunächst das Anliegen der Studierenden. Oftmals können wir bereits hier erste Hilfestellungen und Impulse vermitteln. Folgetermine werden dann ganz individuell und auf den Bedarf der jeweiligen Person zugeschnitten vereinbart.
Natürlich ist auch eine wichtige Aufgabe, geeignete Stellen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Universität zu vermitteln, um den Studierenden die bestmöglichen Hilfestellungen zu geben. Hierzu kooperieren wir mit unterschiedlichen Einrichtungen und bauen unser Netzwerk stetig weiter aus.
Die psychosoziale/psychologische Beratung bietet keine Langzeittheraphie. Wende dich aber mit psychischen Anliegen gerne an die Beratungsstelle – sie können dich nämlich auch bestmöglich weitervermitteln!
In Frankfurt werden bspw. jedes Semester extra Workshops angeboten, die du besuchen kannst.
Wie sieht es mit den Wartezeiten aus?
Mathias Fröck: Wir vom Studierendenrat bieten ganz offiziell Sprechzeiten an, also zu unserer BAföG- und Sozialberatung kann man mehrfach die Woche vorbeikommen und mit den ehrenamtlich Engagierten direkt sprechen. So hat man direkt Unterstützung.
Bei allem anderen kriegt man in der Regel innerhalb von einer Woche eine Antwort – also auf Anfragen per Mail.
Katrin Niemann: Derzeit gibt es in der Studienberatung eine Wartezeit bis max. 2 Wochen. Einmal in der Woche bieten wir zusätzlich eine offene Sprechstunde, die gut wahrgenommen wird.
Roman Behrends: Unsere Beraterin für psychosoziale Themen versucht Termine innerhalb der nächsten 2 Wochen anzubieten. In der Regel klappt dies sehr gut und konnte bisher umgesetzt werden.
Dennoch sind sind die Kapazitäten bei uns leider sehr begrenzt. Deswegen ist eine langfristige psychosoziale Begleitung nicht möglich. Nur so kann man allen Anfragen auch zeitnah gerecht werden.
In der psychologischen Beratung ist die Wartezeit etwas länger. Wir vergeben Termine immer einem Monat im Voraus, die Wartezeit kann hier also auch mal 3-4 Wochen betragen.
Bei welchen Probleme/Sorgen von Studierenden können Sie keine Unterstützung bieten – verweisen Sie Studierende dann an andere Stellen?
Mathias Fröck: Wir selbst bieten ja keine psychosoziale Beratung an. Da verweisen wir die Studierenden, die zu uns kommen, direkt an das Studierendenwerk.
Bei was wir wenig helfen können ist, wenn es ganz konkret um Geldsorgen geht. Da gibt es Härtefalltöpfe, also Notfalltöpfe beim Studentenwerk, auf die verweisen wir dann. Und bei uns im Studierendenrat gibt es die Möglichkeit die Höhe des Semesterbeitrages erstattet zu bekommen – das sind ungefähr 300 Euro.
Roman Behrends: Generell können wir für alle Probleme als erste Ansprechstelle dienen, das heißt Studierende können mit jedem Problem erstmal zu uns, zum StuRa, kommen, selbst wenn sie noch nicht genau wissen, welches Beratungsangebot ihnen jetzt speziell weiterhelfen kann. Wir verweisen sie dann an die passende Stelle weiter.
Bei einigen Problemen kommen wir aber auch an unsere Grenzen. Dies sind insbesondere längerfristige psychologische Betreuung oder langfristige finanzielle Unterstützungen.
Katrin Niemann: Es ist auch unsere Aufgabe, dass wir ggf. an die richtigen Ansprechpersonen verweisen, wenn es um Themen geht, die nicht in unseren Kompetenzbereich fallen. Das betrifft z.B. die Studienfinanzierung (u.a. BAföG), Wohnungssuche, rechtliche Probleme/Aufenthaltsstatus oder bei fachspezifischen Fragen und Anrechnungsfragen.
Gibt es auch Angebote für die finanzielle Unterstützung?
Mathias Fröck: Es gibt Härtefalltöpfe, also Notfalltöpfe, beim Studentenwerk der TU Leipzig, auf das verweisen wir dann. Und bei uns im Studierendenrat gibt es die Möglichkeit die Höhe des Semesterbeitrages erstattet zu bekommen – das sind 300 Euro ungefähr. Die Leute, wenn sie nachweisen können, dass sie in einer prekären Situation sind und unter unsere Regelung für Härtefälle fallen, zurückerstattet bekommen können.
Roman Behrends: Auch an der Universität Leipzig können wir Studierende über ein Darlehen in Höhe des Semesterbeitrags oder eines finanziellen Zuschusses in Notfällen unterstützen.
Du kannst dich jederzeit über die Beratungsstellen deiner Universität über Notfalltöpfe oder einmalige Zuschüsse informieren. Finanzielle Hilfsangebote oder jedenfalls Informationen darüber, bietet jede Uni an.
Tipps für Studierende, die sich in einer finanziellen Notlage befinden?
Grundsätzlich verweisen wir bei diesem Thema immer an das Studierendenwerk Berlin. Ein Tipp für Studierende, die einen Überbrückungskredit für den Studienabschluss suchen ist zum Beispiel die DAKA, die Studentische Darlehenskasse.
Roman Behrends: Zuerst einmal möchte ich allen Studierenden mitgeben, die sich in so einer Situation befinden, dass ihr keine Schuld daran tragt, sondern es in der Studienfinanzierung strukturelle Probleme gibt, die häufig dazu fühlen, dass Studierende sich in einer finanziellen Notlage befinden.
Als Hilfestützung kann ich generell mitgeben, dass man sich so schnell wie möglich Hilfe suchen könnte. Je länger man wartet, desto schwieriger wird es aus den Problemen rauszukommen. Viele Stellen wie der StuRa oder das Studierendenwerk können Unterstützung leisten, wenn man sich bei ihnen meldet.
Mathias Fröck: Wir haben unsere eigene BAföG-Beratung. Das Gute hier ist: wir sind halt wirklich studie-zentriert. Wir gucken uns auch wirklich BAföG-Bescheide nochmal an und haben auch schon ein paar Studierenden geholfen, die BAföG-Anspruch hatten aber bei denen das Amt – irren ist menschlich – mal Fehler drin hatte.
Wir empfehlen auch allen Studierenden immer erstmal einen BAföG-Antrag zu stellen.
Studierenden, die keinen Anspruch auf BaföG haben, raten wir auch immer, dass sie sich auf Wohngeld bewerben können. Den Versuch gibt es auch noch – es klappt nicht bei allen, aber prinzipiell können Studierende auch Wohngeld berechtigt sein, das wissen aber die wenigsten.
Und dann gibt es bei uns noch den Härtefalltopf. Das hab ich ja vorhin schon erklärt: jedes Semester kann man sich dort den Semesterbeitrag erstatten lassen.
Es gibt für Notlagen beim Studentenwerk einen Notfalltopf, bei dem man zwischen 100-1000 Euro, ausgezahlt bekommen kann. Wie z.B., wenn der Laptop kaputt geht oder man unverschuldet in eine Notlage geraten ist. Da kann man dann einmalig Hilfe in Anspruch nehmen.
Finanzielle Notlage und jetzt?
- Information ist alles: informier dich an deiner Uni, beim BAföG-Amt und Co. über alle Möglichkeiten.
- Lass dir helfen: Schäm dich nicht, sondern geh offen mit finanziell schwierigen Situationen um.
- Warte nich unnötig lange: Bei vielen Hilfsangeboten kann die Auszahlung dauern – kümmer dich im besten Fall also rechtzeitig darum.
(SALI)