Insight

Der Weg zum richtigen Studiengang

Junge Frau, die mit Rucksack und Block auf einer Wiese sitzt und ihren Kopf auf dem Arm abstützt.
Ist dein Studiengang der richtige? (Foto: © stock.adobe.com/bnenin)
Meine erste Studienwahl war nicht die richtige. Wie ich rausgefunden habe, was mir wirklich gefällt – und wie der Studiengangwechsel ablief, verrat ich euch. 
Dienstag, 30.05.2023, 08:00 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Wenn du das Gefühl hast dein Studiengang ist vielleicht nicht das Richtige für dich – bist du nicht alleine. Viele Studierende schließen nicht in dem Fach ihr Studium ab, mit dem sie angefangen haben. Mir ging es ähnlich. 

Erster Versuch – Geschichte

Schon vor meinem Abi wusste ich eigentlich, erstaunlicherweise, dass ich danach Geschichte studieren will. Also habe ich das auch gleich ohne Auszeit, Gap-Year oder sozialem Jahr in Angriff genommen. Das Problem war nur, dass ich nach dem bestandenen Aufnahmetest, der Kurswahl und -einschreibung und den ersten Seminaren und Vorlesungen ein ganz komisches Gefühl hatte, nämlich: das passt irgendwie nicht.

Zwar waren Deutsch, Latein und Geschichte immer meine Lieblingsfächer gewesen und ich habe mich immer schon für historische Zusammenhänge und die Vergangenheit interessiert (bis heute noch), aber das Geschichtsstudium hat mir überhaupt nicht zugesagt. Und ziemlich schnell kam auch die Frage auf, was ich damit nach dem Studium eigentlich machen will. Dass mehr Berufe als in der Forschung, in Bildungs- und Kultureinrichtungen möglich sind, war mir damals gar nicht bewusst – und ich wollte auf gar keinen Fall Lehrerin werden. 

Zwei Semester habe ich studiert und mich dann einfach exmatrikuliert. Ich dachte schon vielleicht ist studieren an sich auch einfach nicht meins?

Next Try – Literaturwissenschaft

Ich hab dann erst mal ein halbes Jahr gearbeitet und bin dann zufällig auf mein neues Studienfach gestoßen worden. Meine beste Freundin meinte nämlich irgendwann: Literaturwissenschaft – da gibts keinen NC, du warst im Deutsch-LK und du hast noch eine Woche Zeit dich zu bewerben, wäre das nicht was?

Also habe ich mich beworben und bin dann bis zum B.A.-Abschluss irgendwie dort hängen geblieben. So wirklich anfreunden konnte ich mich damit anfangs nämlich auch nicht. Aber dazu später mehr.

Studiengangwechsel – wie läuft das ab?

Ich hatte mich ja schon an der einen Uni exmatrikuliert und in der neuen dann immatrikuliert. Je nachdem wie ähnlich sich die Fächer sind oder wie sehr sie sich inhaltlich überschneiden, gibt es die Möglichkeit erbrachte Leistungen in das neue Studium übertragen zu lassen. Das habe ich gemacht. Von Geschichte konnte ich mir meine ganzen zwei Semester als Nebenfach für die vergleichende Literaturwissenschaft anrechnen lassen und bin so nicht mit 0, sondern mit 30 Punkten in meinen zweiten Studienversuch gestartet.

Anrechnen lassen konnte ich mir die Studienleistungen mit dem ausgedruckten Transcript of Records meines alten Faches, das ich den Studiengangskoordinator:innen der historischen Fakultät an der neuen Uni zeigen musste. Die haben dann entschieden, was ich angerechnet bekomme – bei mir war das so gut wie alles.

Neues Fach, altes Problem?

Lustigerweise hatte ich bei der Literaturwissenschaft im B.A. auch so meine Probleme mich mit den Inhalten und der Herangehensweise anzufreunden. Ähnlich wie beim Geschichtsstudium hatte ich mir darunter eigentlich was ganz anderes vorgestellt. Spaß hats mir schon irgendwie gemacht, aber, dass ich plötzlich viel schlechtere Noten hatte als bei meinem Studienfach davor, hat mich wirklich geärgert.

Es hat über 2 Jahre gedauert, bis ich einen Zugang zur literaturwissenschaftlichen Perspektive und Arbeitsweise gefunden habe – aber von da an, habe ich mein Studium geliebt und bin immer besser geworden. Ich hab dann sogar im selben Fach weiterstudiert und meinen M.A. gemacht.

Ehrliche Tipps für die Studiengangswahl und den -wechsel

Wenn ich jetzt über den Wechsel nachdenke, war er richtig und er hat mich zufällig zu einem Studienfach gebracht, dass mir wirklich gefallen hat. Was ich trotzdem gerne besser gemacht hätte, verrate ich euch – vielleicht läuft das Ganze dann entspannter ab bei euch:

  • Zeit lassen: ich hätte mir beim ersten Studienfach vielleicht mehr Zeit lassen sollen, um wirklich reinzukommen. Vielleicht hätte ich es dann auch lieben gelernt – aber, dass weiß man danach nie. At least I tried. 
  • Besser informieren: weil ich schon dachte zu wissen, was ich studieren will, habe ich für mein Erstfach keine Info- oder Einführungsveranstaltungen besucht. Das sehe ich jetzt als Fehler, weil es nicht heißen muss, dass sich etwas als Studienfach eignet, nur, weil man die Themen interessant findet. Vorstellung und Realität können verschieden sein und genau deswegen rate ich jede:r vor der endgültigen Fachauswahl Informationsangebote wahrzunehmen.
  • Davor überlegen, was man mit dem Studium anfangen will: das war bei Geschichte mein Problem. Ich habe etwas studiert, dass mich zwar interessiert, aber bei dem ich für mich keine Jobperspektive gesehen habe. Bevor ich angefangen habe Literatur zu studieren habe ich recherchiert, was man damit beruflich machen kann – und das hat mir getaugt.
  • Nicht gleich aufgeben: Als ich nach meinem Studiengangswechsel im neuen Fach plötzlich viel schlechter bewertet wurde als in dem davor, hab ich öfter darüber nachgedacht nochmal zu wechseln. Aber, da kommen wir wieder zum Punkt ‚Zeit lassen‘: man muss sich auch selbst ein wenig Eingewöhnungszeit gönnen. Jedes Fach ist verschieden, man muss erst reinkommen.

‚Zeit lassen‘ und ‚Nicht gleich aufgeben‘ bezieht sich darauf, dass man noch eine Chance sieht das Fach zu seinem zu machen. Wenn du dir von Anfang denkst: nein, das ist ist wirklich gar nichts für mich – dann verschwende nicht deine Zeit, sondern investier sie besser darin rauszufinden, was du lieber machen willst.

(SALI)

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