Insights

Kreativ-Engagement gefällig? Theatererfahrung bei Zeitspiel

Sich von hinter der Bühne auf die Bühne.
Ob Regie oder Schauspiel – in einer Theatergruppe wird dir nicht langweilig. (Foto: © stock.adobe.com/aerogondo)
Du möchtest dich kreativ ins Unileben einbringen? Wie wär’s mit Theater? Mein Kollege und ich waren während des Studiums Teil eines Theaterkollektivs der Uni Augsburg. Unsere Erfahrungen, Tipps und Insights, kannst du hier lesen. 
Freitag, 20.10.2023, 11:00 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Wenn du Lust auf Leute hast, die ähnliche Interessen haben wie du oder für dieselbe Sache brennen, ist eine Uni-Gruppe vielleicht genau das Richtige für dich. Neben Fachschaften und Referaten gibt es auch eine Vielzahl an anderen Studierenden-Zusammenschlüssen, die sich kreativ oder wissenschaftlich gemeinsam engagieren.

Das können Bands sein, Wissenschaftsgruppen, die zusammen forschen, Vereinigungen, die sich für die Rechte bestimmter Gruppen einsetzen und vieles mehr. Mein Kollege und ich sind während des Studiums zufällig Teil desselben Theaterkollektivs geworden: Zeitspiel – an der Uni Augsburg.

Es folgt (m)ein Erfahrungsbericht – mit Kommentaren meines Kollegen, Welf. Wir waren uns nicht immer einig, bzw. haben ab und zu sogar ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Have Fun beim Lesen!

Theatergruppe – nicht nur für Schauspielbegeisterte

Vor allem in einer von Studierenden selbst organisierten Theatergruppe gibt es viel zu tun – und zwar nicht nur schauspielerisch. Unsere Reise fing sogar weit vor dem Theaterthema an, denn wir mussten erstmal Leute finden, die mitmachen wollen und auch dabei bleiben.

Vor allem in freiwilligen Gruppen kann die Fluktuation nämlich hoch sein, besonders dann, wenn es mal in stressigere Phasen übergeht: Prüfungsphasen oder Probephasen zum Beispiel.

Ich: Erinnerst du dich noch an den Geschichtsstudenten, der am Anfang total motiviert war und dann irgendwann einfach nicht mehr aufgetaucht ist?

Welf: Ja. Und unser Soundtechniker hat kurz vor der Premiere auch den Polnischen gemacht...

Der harte Kern der Gruppe ist uns dann irgendwann erhalten geblieben und hat sehr nah zusammengearbeitet. Aber was genau musste alles organisiert werden?

Aufgabenbereiche und -verteilung

Wir haben eigentlich bei null angefangen – Welf, ich und noch ca. 7 andere Studierende aus unterschiedlichen Fachbereichen. Zwar gab es die Theatergruppe ‚Zeitspiel‘ schon vor uns, es waren aber keine Studierenden von früher mehr da, die sie weiterführen wollten.

Heißt wir mussten uns eigenständig und ohne fremde Hilfe um die folgenden Bereiche kümmern:

  • Stückauswahl und Umsetzung
  • Spielort 
  • Regie
  • Schauspiel
  • Kostüme, Bühnenbild und Requisiten
  • Soundequipment und Soundtechnik
  • Sponsoring
  • Plakat- und Theaterkartendesign
  • Marketing/Publicity
  • Social-Media-Auftritte
  • Kartenverkauf

Obwohl wir anfangs für die verschiedenen Aufgaben Gruppen gebildet hatten, hat am Ende jede:r irgendwie alles gemacht. Was phasenweise, v.a., wenn man nebenbei noch im Schauspiel tätig war, echt heftig war.

Ich muss aber auch sagen: es hat richtig Spaß gemacht, so viele verschiedene Dinge austesten zu können. Beispielsweise Flyer und Plakate designen, Requisiten basteln und Kostüme zusammenstellen. Kreativ konnten wir uns da alle wirklich ausleben.

Welf: Das war echt geil. Auch, dass wir wirklich alles zusammen gemacht haben. Wir haben so viel Zeit zusammen verbracht und sind echt zusammengewachsen!

Plakat für das Stück Totenfloß
Unser catchy Theater-Plakat. (Foto: © Zeitspiel/Lippet/Wacker)

Besondere Anforderung: Schauspiel

Wir hatten uns für Heiner Müllers ‚Totenfloß‘ entschieden, ein postapokalyptisches Zukunfts-Endzeitszenario. Vier Überlebende finden sich, ausgestoßen von der Gesellschaft, in einer atomar verseuchten Umgebung auf einem Floß wieder und kämpfen mit und gegeneinander ums Überleben.

Welf und ich waren im Schauspiel tätig und haben jeweils einen der Überlebenden gespielt. Phasenweise ist das echt an die Substanz gegangen, weil wir vor allem in der Zeit vor der Premiere viele Proben hatten: mindestens 2 unter der Woche und einen ganzen Tag am Wochenende.

Wenn man dann an so einem 12-Stunden-Probentag gefühlte 10-mal mit seiner Figur ‚sterben‘ muss – das macht etwas mit einem. Mir ist das manchmal richtig schwergefallen, an solchen Tagen wieder aus der Rolle rauszukommen. Aber auch dafür war der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe spitze.

Welf: Meine Rolle, den Checker, hab ich total gemocht. Aber der war auch krass... richtig gewalttätig. Den zu spielen, war nicht immer easy. 

Gruppenbild des Theaterkollektivs.
Gruppenteilbild des damaligen Theaterkollektivs ‚Zeitspiel‘. (Foto: © Zeitspiel/Lippet/Wacker)

Was waren unsere Highlights?

Mein persönliches Highlight war immer dieses besondere Gefühl nach einer Aufführung – und zwar nicht, weil ich es so toll fand im Rampenlicht zu stehen. Mir ist dann immer bewusst geworden, dass wir es geschafft haben so etwas alleine auf die Beine zu stellen und auch wirklich durchzuziehen. Ich war mega stolz auf die ganze Gruppe.

Welf: Bei mir waren es die Leute. Wir waren eine nice Gruppe und ich hab jede:n einzelne:n gemocht – aber eben auch die Leute drum rum. Die aus der Location, dem Provino Club, aber auch die Gäste. Das Stück hat irgendwie total unterschiedliche Menschen connected.

Was eben auch super war, war die Abwechslung. In der Zeit, in der ich bei Zeitspiel war, war mir wirklich nie langweilig. Es gab immer etwas zu tun, zu bereden, organisieren oder proben – und wir haben auch privat viel in der Gruppe gemacht. 

Würden wir nochmal Teil einer Theatergruppe sein wollen?

Welf: Definitiv! Ich würde das echt gerne wieder machen oder eigentlich immer machen.

Ich will die Erfahrung zwar nicht missen müssen, aber, ob das nochmal was für mich wäre, weiß ich nicht. Es hat echt Spaß gemacht – aber neben dem Studium geht sowas zeit-technisch einfach ein bisschen besser als, wenn man Vollzeit arbeitet. 

Deswegen würde ich dir echt raten schon beim Studium kreativ mit dabei zu sein – egal, ob Theatergruppe, Band oder Co. Du kannst dir deine Zeit noch relativ flexibel einteilen – nutz das auf jeden Fall auf.

Fazit

Wir haben durch das Theaterkollektiv echt viel gelernt, nicht nur darüber Theater selbst zu machen, sondern auch über Orga, kreatives Arbeiten, Gruppenzusammenhalt und Soziales allgemein. In einer solchen Gruppe konnten wir Problemen nicht aus dem Weg gehen – wir mussten sie klären.

Ich glaube uns hat das Stück und die Gruppe echt offener, verständnisvoller und erwachsener gemacht – wir denken sehr gerne an die Zeit zurück!

(SALI/THWA)

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