Masterstudium – braucht man das?
Let’s talk about Master. Ein Abschluss, den die meisten Studierenden haben wollen, ohne eine wissenschaftliche Laufbahn anzustreben und auch ohne Plan, ob sie den Abschluss für ihre berufliche Zukunft überhaupt brauchen.
Versteht mich nicht falsch: Ich habe nichts gegen Masterstudiengänge oder abschlüsse. Ich habe selbst einen gemacht. Nur manchmal frage ich mich, wieso so viele Abiturient:innen denken, sie müssten unbedingt studieren und so viele Studierende, dass sie auf Biegen und Brechen diesen Abschluss brauchen.
Wieso ich mich das frage? Weil die meisten den Master für ihren späteren Beruf eben gar nicht brauchen …
Wozu ist der Master eigentlich gedacht?
Die meisten Masterstudiengänge sind Aufbaustudiengänge, die das im Bachelor vermittelte Wissen vertiefen und ausbauen sollen. So weit, so gut – nur besteht dieses Aufbauwissen nur in den wenigsten Fächern aus Praxismodulen, -seminaren oder -erfahrung.
Genau diese praktische Auseinandersetzung aber mit den Themen und dem Wissen ist es, die in der Arbeitswelt nicht nur notwendig, sondern ein Muss ist.
Im Durchschnitt 5 Semester, also 2,5 Jahre, braucht man inklusive Masterarbeit für den Masterabschluss. Zweieinhalb Jahre Lebenszeit, in der man oft Sachverhalte und Themen in der Theorie vertieft, die man dann später gar nicht mehr braucht oder aber in der Praxis gebraucht hätte.
Sinnvoll, den Master zu machen …
Für Leute, die schon ganz genau wissen, wo sie hinwollen und dafür einen Masterabschluss brauchen, ist ein Masterstudium unumgänglich. Auch wenn man mit dem Gedanken spielt in die Wissenschaft oder Forschung zu gehen, vielleicht sogar mal zu promovieren oder zu habilitieren, sollte man definitiv einen Masterabschluss machen.
Sogar Spaß am Studium kann ein guter Grund sein, nochmal Minimum 4 Semester dranzuhängen und die Interessen in dem Gebiet zu vertiefen.
Ein Master ist aber nicht notwendig, um …
Einfach fröhlich weiter vor sich hin zu studieren, nur weil man überhaupt keine Ahnung hat, was man sonst mit seinem Leben anfangen soll oder einfach noch keinen Bock auf Arbeit hat.
Klar, soll man die Studienzeit genießen, die ist nämlich echt toll! Natürlich soll man auch das Beste rausholen – auch aus dem Studierendenleben rund um die Uni, außerhalb des Campus: feiern, WG-Leben, Freundschaften und Liebschaften, die ersten beruflichen Schritte, mal ausschlafen, mal schwänzen, ein Bier in der Cafete trinken – aber irgendwann ist einfach auch mal Schluss.
Irgendwann, am besten schon vor der Einschreibung zum Master, sollte man sich nämlich ernsthaft die Fragen stellen: was mach ich hier eigentlich? Was will ich erreichen und wichtig (!): brauch ich das?
Keinen Master und trotzdem jobtechnisch überzeugen?
Kann man, und zwar sehr gut durch besagte Praxiserfahrung, durch Hospitanzen, Praktika, Werkstudierendenstellen und Co. Wieso ist das in vielen Bereichen wichtiger als ein höherer Abschluss?
Weil in vielen Arbeitsbereichen nicht viel mit theoretischen Fachbegriffen anzufangen ist, sondern mit Taten, Ideen, Kreativität, Eigeninitiative und Berufserfahrung - etwas, das sich oft eben nur außerhalb des Unigeländes finden lässt.
Natürlich könnt ihr auch im Master eure Skills in puncto Kommunikation, Eigeninitiative, Teamfähigkeit und mehr aufstocken – aber Praxiserfahrung wird euch dort in der Regel nicht geboten.
Ehrliche Tipps
Überlegt euch, wo die Reise hingehen soll – am besten schon vor dem Ende eures Bachelorstudiums – wenigstens die Richtung. Niemand erwartet, dass ihr mit Anfang, Mitte oder auch Ende 20, ganz genau wisst, was ihr den Rest eures Lebens machen wollt. Aber auch in diesem Alter kann man abschätzen, ob man seine Zeit sinnvoll in ein Masterstudium investiert oder in der Zeit schon ein Volontariat absolviert oder andere Berufserfahrungen sammelt.
Ihr habt nur das eine Leben, das heißt: macht was draus. Ihr müsst nicht dem Kapitalismus huldigen und euch mit Mitte 20 schon im Dauerlauf die berufliche Karriereleiter hochschieben (außer ihr wollt das natürlich), ihr müsst aber auch nicht noch Jahre lang in Seminaren rumhängen, nur um euch nicht damit auseinandersetzen zu müssen, was ihr eigentlich aus eurem Leben machen wollt.
Verbindet das, was euch Spaß macht, mit dem, was ihr gut könnt. Ist das Forschung? Super, dann ist die Uni vielleicht noch eine richtig lange Weile euer Ding. Ist es was komplett anderes, das ihr in Theorieseminaren nie ausschöpfen könnt? Dann schnappt euch den Bachelor und macht euch auf zu was Neuem.
Studienzeit ist echt eine tolle Zeit, genießt sie – aber das echte Leben findet in der Regel nicht auf dem Unigelände statt. Deswegen sollte ihr einfach schauen, dass ihr da nicht zu lange hängenbleibt.
(SALI)