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Promotion: Doktorarbeit schreiben

Foto von Seite aus Wörterbuch -Fokus auf dem Wort ‚Doktorarbeit‘.
Wenn du promovierst, musst du nicht zwangsläufig in der Forschung bleiben. (Foto: ©stock.adobe.com)
Nach dem Master kannst du dich fragen: Will ich weitermachen und promovieren? Wie das geht und wozu du noch einen Doktortitel brauchst? Erfahre hier mehr.
Freitag, 11.04.2025, 08:55 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Du musst nach dem Bachelor- und Masterstudium nicht aufhören, dich akademisch zu bilden. In nahezu allen Fächern ist es dir mit einem Masterabschluss möglich, zu promovieren. Das ist natürlich nicht ohne und kann sehr zeitintensiv werden. 

Damit du weißt, was eine Promotion genau ist, wie sie sich in den meisten Fällen gestaltet und was du dann beruflich damit anfangen kannst, haben wir dir das Folgende mal zusammengefasst:

Definition: Was ist eine Doktorarbeit?

Bei einer Doktorarbeit, Promotion oder auch Dissertation handelt es sich um eine sehr ausführliche und wissenschaftsrelevante Forschungsarbeit. Mit ihrem Bestehen bekommt man einen relativ hohen akademischen Grad verliehen: den Doktortitel. In vielen Ländern gilt der Doktortitel als höchste akademische Würde, in Deutschland als zweithöchste, nach der Professur. 

Für die Doktorarbeit an sich forscht man in einem bestimmten Gebiet und verfasst dann einen Text dazu oder eher ein Buch, denn eine Doktorarbeit ist im Schnitt 250 Seiten lang. Wie bei jeder wissenschaftlichen Arbeit wird man dabei betreut, meist von eine:r sog. Doktorvater/Doktormutter, also eine:r Professor:in des oder eines ähnlichen Lehrstuhls, in dem promoviert werden soll. 

Man kann eine Promotion auf verschiedene Arten gestalten, entweder

  • angestellt als wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in am Lehrstuhl: es gibt ausgeschriebene Promotionsstellen an Universitäten, auf die man sich bewerben kann und bei denen man dann quasi für das Verfassen der Doktorarbeit bezahlt wird. ‚Quasi‘, weil man nicht für die Doktorarbeit an sich entlohnt wird, sondern verpflichtet ist, eine bestimmte Anzahl an Wochenstunden Kurse, Seminare oder Übungen zu geben und/oder den/die Lehrstuhlinhaber:in wissenschaftlich zu unterstützen. Den Rest der Wochenstunden kann man aber der Promotion widmen. Für Menschen, die beruflich später mal selbst in der Forschung arbeiten und/oder Dozierende werden wollen, bietet sich diese Art der Promotion an. Es ist nur nicht ganz so leicht an besagte Stellen zu kommen, da diese oft nicht ausgeschrieben werden, sondern lehrstuhlintern an Absolvent:innen, die sehr guten Kontakt zum Lehrstuhl haben oder als wissenschaftliche Aushilfen für ihn gearbeitet haben, vergeben werden.
  • als freie:r Promovierende:r über eine Graduiertenschule: du musst aber nicht an der Uni arbeiten oder sein, um zu promovieren. Auch als externe Person kannst du eine Doktorarbeit verfassen. Das geht am besten über sog. Graduiertenschulen, in denen Promovierende wissenschaftlich unterstützt werden und sich auch gegenseitig in Projekten unterstützen können. 
  • oder als externe Industriepromotion: in der freien Marktwirtschaft, v.a. im MINT-Bereich, bieten auch Unternehmen Promotionsstellen an. Dabei bringt man die praktische Arbeit und Forschung in der Firma in die Dissertation mit ein. Unternehmen, die solche Stellen anbieten, haben oft schon Verbindungen zu bestimmten Universitäten, was den bürokratischen Aufwand erleichtert.

Bei allen Arten gilt: das Verfassen einer Doktorarbeit ist sehr aufwendig und zeitintensiv und muss vornehmlich selbstständig recherchiert, geforscht, belegt und geschrieben werden. Je nach Fachbereich können auch eigen angelegte Studien, praktische Experimente und Co. in die Promotion miteinfließen. 

Außerdem besteht man die Doktorarbeit nicht alleine durch eine Abgabe, sondern fünfschrittig: man gibt intern ab, reicht die Arbeit dann offiziell ein, bekommt ein positives Erstgutachten, dann ein Zweitgutachten und muss die Dissertation dann noch erfolgreich verteidigen. Danach muss die Arbeit veröffentlicht werden, das ist Pflicht für den Erhalt der Doktorwürde und damit den Titel.

Ziel der Doktorarbeit?

Das Ziel der Promotion ist es, eigene und neuartige Forschungsergebnisse und dein Wissen in einem bestimmten Bereich zu erörtern, zu belegen, in den aktuellen Wissenschaftskontext einzubetten und dadurch etwas zum aktuellen wissenschaftlichen Diskurs beizutragen. Damit qualifizierst du dich zu einer Art Spezialist:in in deinem speziellen Forschungsgebiet.

Wann und wer darf eine Doktorarbeit schreiben?

Grundlegend kann jede:r, der einen Masterabschluss hat, auch eine Promotion anstreben. Das ist erstmal die einzige Voraussetzung. Für die Doktorarbeit braucht man dann aber ein relevantes und relativ aktuelles Thema und jemanden, der einen betreut – mindestens also eine Graduiertenschule und/oder eine:n Doktorvater/Doktormutter. 

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Das heißt: auch für die Promotion muss man sich bewerben, entweder am Lehrstuhl für eine Promotionsstelle, bei einem Professor/einer Professorin um Betreuung, bei einem Unternehmen um eine externe Promotionsstelle oder bei einer Graduiertenschule um die Aufnahme in eines der Promotionsprogramme. Das ist zwar nicht so schwierig wie den Traumjob hoch 100 zu finden, denn wenn man unbedingt eine Doktorarbeit schreiben will, wird man das auch tun können, aber die Suche nach der passenden Art und Betreuung kann etwas Zeit in Anspruch nehmen.

Eine Promotion kann man dann, wenn man weiß wie und bei wem, eigentlich immer starten, erstmal ist daran keine Frist gebunden. Doktorarbeiten werden oft erst angemeldet, wenn die Promovierenden schon eine Weile daran arbeiten. Es kann sein, dass man noch auf den Antritt für die Promotionsstelle oder auf bestimmte Kurse der Graduiertenschule warten muss, weil daran Termine geknüpft sind – aber mit der Recherche, Themenauswahl, falls frei, und Co. kann man jederzeit schon für sich beginnen.

In welchen Fächern schreibt man eine Dissertation?

Man kann eigentlich in jedem Studienfach promovieren – manchmal muss man aber dafür die Uni wechseln und/oder den Fachbereich etwas erweitern, weil nicht überall und für jedes einzelne Thema Promotionsprogramme und Betreuungspersonal angeboten werden. 

Wie lange dauert Promovieren?

Im Schnitt kann man 2 bis 5 Jahre für das Verfassen der Doktorarbeit einplanen. Nach der Abgabe kann dann nochmal gut ein Jahr verstreichen, bis man den Doktortitel erhält, denn es folgen Erst- und Zweitgutachten, die Disputation (Verteidigung der Doktorarbeit), Druck und Veröffentlichung.

 An vielen Universitäten ist in der Promotionsordnung eine Zeitspanne von 3 Jahren für eine Doktorarbeit vorgesehen. Dabei handelt es sich aber um keine feste Frist, sondern einen Richtwert, der überschritten werden kann – was auch öfter passiert.

Wie lange eine Promotion dauert, hängt aber immer ein bisschen vom Einzelfall ab: wo und wie man sie verfasst, wie viel man vorgearbeitet hat, welche Studien, Experimente und Co. dafür durchgeführt werden müssen, wie viel man nebenbei arbeiten muss, wenn man keine uni-interne oder industrielle Promotionsstelle hat und mehr.

Kosten/Gehalt bei der Promotion?

Nur, wenn du am Lehrstuhl als wissenschaftliche:r Mitarbeitende:r oder in einem Unternehmen auf einer Promotionsstelle angestellt bist, verdienst du beim Verfassen deiner Arbeit Geld. Ansonsten gibt es für den Vorgang der Promotion i. d. R. keine Vergütung. Heißt: willst du als Externe:r promovieren, solltest du dir rechtzeitig Gedanken über die Finanzierung machen.

Wie beim Studium gibt es auch hier Stipendien und Co., die du beantragen kannst. Oder du arbeitest nebenbei in einem Beruf auf 20 – 30 Stunden weiter. Das ist anstrengend und kann schnell zur Doppelbelastung führen, überleg dir also eine für dich gute Option.

Job an Uni

Wenn du als wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in an deiner Promotion arbeiten kannst, verdienst du dabei Geld.  An Universitäten wirst du eig. immer nach festgeschriebenen Tarifstufen vergütet, die auch in der Stellenausschreibung schon aufgeführt sind. Promotionsstellen sind oftmals zeitlich befristet – plan das also bei deinem Vorhaben eine Doktorarbeit zu verfassen mit ein. 

Publikations-Kosten

Um den Doktortitel zu bekommen, musst du deine Arbeit nach den Gutachten und der mündlichen Verteidigung veröffentlichen. Nur an wenigen Lehrstühlen wird eine digitale Veröffentlichung anerkannt, d.h. in den meisten Fällen brauchst du einen Verlag, über den du deine Dissertation publizieren kannst. 

Das ist 1. nicht billig und 2. nicht immer leicht. Bei manchen Fachverlagen muss die Dissertation bestimmte Kriterien erfüllen, bspw. veröffentlichen die einen nur Doktorarbeiten mit einer besonders guten Note, andere nehmen nur Arbeiten an, die zum thematischen Portfolio des Verlags passen. Informier dich also rechtzeitig über deine Verlagsoptionen und schreib immer mehrere an, um Veröffentlichungskonditionen anzufragen. 

Im Schnitt kannst du mit 2000 bis 5000 Euro Publikationskosten für deine Doktorarbeit rechnen, die du zwar steuerlich wieder absetzen kannst, aber erstmal selbst tragen musst. 

Für wen lohnt es sich, zu promovieren?

Nicht für alle Branchen und Jobs ist ein Doktortitel von Vorteil, in welchen Bereichen man eine Promotion braucht und/oder sie sich beruflich auszahlt sind:

  • Forschung und Lehre: willst du in der Wissenschaft bleiben, selbst forschen und dozieren, ist ein Doktortitel unerlässlich. Du brauchst ihn zwar nicht sofort, aber um im Forschungskontext Fuß zu fassen, solltest du irgendwann promovieren. Das ist auch für später wichtig, denn wenn du im Wissenschaftskontext Karriere machen und selbst mal einen Lehrstuhl leiten möchtest, brauchst du die Promotion, um später mal habilitieren, also den Professorentitel bekommen, zu können.
  • Führungsebene: du musst aber nicht an der Uni bleiben, um eine Promotion beruflich zu nutzen. Das geht auch in der freien Marktwirtschaft, bei Unternehmen jeglicher Art – wichtig ist hier aber, dass deine Doktorarbeit oder zumindest das Fach, in dem du studiert und promoviert hast, direkt etwas mit der Branche zu tun hat: bspw. hast du einen Doktortitel in Chemie und arbeitest damit als Labor-/Abteilungsleiter:in oder in der Geschäftsführung/dem Vorstand in der Chemie-Industrie; oder du hast einen Doktortitel in der philologisch-historischen Fakultät und wirst dann mal Verlagsleitung oder Chefredakteur:in. 
  • Branchenbezogene Spezialist:innen: auch, wenn du dich in einem bestimmten Bereich durch deine Promotion sehr spezialisiert hast, kann dir das beruflich helfen Fuß zu fassen, bspw. an einem Forschungsinstitut (nicht Uni), innerhalb politischer Parteien oder in Bildungseinrichtungen wie Volkshochschulen, Akademien und Co. 
  • Freiberufliche Expert:innen/Autor:innen: du willst eher selbstständig arbeiten? Hier kann dir ein Doktortitel auch helfen, wenn du ihn bspw. im Bereich Sprachwissenschaften erworben hast und als Rhetorik-Coach oder Kommunikationstrainer:in arbeiten möchtest oder Bücher mit deiner Expert:innen-Meinung publizieren magst. Wichtig ist hier natürlich auch, dass deine Selbstständigkeit etwas mit dem Thema deiner Promotion zu tun hat, selbsterklärend hoffentlich.

Mit Doktortitel in der freien Marktwirtschaft?

Geht und lohnt sich, wenn der Titel zum Berufsfeld passt – aber Vorsicht: in manchen Fällen wird der Doktortitel als Überqualifikation angesehen oder spielt keine Rolle für einzelne Jobs, heißt: man verdient mit Promotion nicht immer mehr als ohne.

(thu/arbeiterkind/lto/SALI)

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