Richtig kommunizieren – im Job und Studium
Mit einem anderen Menschen ein Gespräch führen und einfach reden – das kann doch wohl jede:r, oder? Nicht unbedingt. Es kommt auf die beidseitige Erwartungshaltung an und darauf, ob diese durch oder nach dem Gespräch erfüllt wurde; denn meist entscheidet das darüber, ob die Kommunikation zu einem positiven Ergebnis führt.
Je nach Situation die richtigen Worte und den richtigen Ton für ein Gespräch zu finden, das bestenfalls positive Wirkung zeigen soll, ist nicht immer leicht.
Wir haben uns von Eva Boos, Beraterin und Coach für die Bereiche Führung und Kommunikation Tipps darüber geholt, wie man selbst an seinen Kommunikations-Skills arbeiten kann.
Wo ansetzen, wenn man seine Kommunikations-Skills verbessern will, v.a. in puncto gewaltfreie Kommunikation?
Wenn ich nur mit mir selbst beschäftigt bin, weil ich versuche mein Gegenüber zu überzeugen, dann erfahre ich nichts über die Motive des anderen.
Die Methode der GFK (Gewaltfreien Kommunikation) ist nach wie vor sehr hilfreich in schwierigen Gesprächssituationen. Sie setzt sich aus 4 Schritten zusammen:
- Beobachten ohne zu bewerten. Das heißt einfach nur beschreiben, was ist. Damit in Verbindung steht ein
- Gefühl, das ausgelöst wird, was Sie ebenfalls benennen. Im dritten Schritt spüren Sie in sich hinein und versuchen herauszufinden, welches
- Bedürfnis Schritt 1 und 2 auslösen. Sie äußern das Bedürfnis. Im letzten Schritt formulieren Sie eine konkrete
- Bitte, damit der andere das Bedürfnis erfüllen kann, sofern er möchte.
Die genannten Schritte haben viel mit Wahrnehmung zu tun, was für eine gute Kommunikation wichtig ist.
Genauso wichtig: Zuhören können, und zwar um zu verstehen, nicht um zu antworten. Außerdem Fragen stellen, denn nur so kann ich die Wünsche und Bedürfnisse oder Ziele meines Gegenübers erfahren.
Ratschläge dafür, wie man auch in schwierigen Gesprächssituationen zu einem guten Ergebnis kommt
In einer schwierigen Gesprächssituation ist es wichtig, dass keine der beiden Parteien als Verlierer aus dem Gespräch geht. Und darauf kann man sich vorbereiten, in dem man sich schon vor dem Gespräch überlegt, was eine Alternative sein könnte.
Es geht darum, die beste Alternative zur Einigung für beide zu finden.
Wenn ein Gespräch eskaliert, ist eine Pause sehr wichtig, um sich erstmal um sich selbst und die eigenen Gefühle zu kümmern. Das hilft, um an anderer Stelle nochmal aufeinander zugehen zu können.
Wie funktioniert überzeugende Argumentation – auch im Berufsleben?
Gute Argumente und Begründungen können in Gehaltsverhandlungen möglicherweise überzeugen, in Gesprächen oder Diskussionen funktioniert das eher selten. Warum? Wer argumentiert, bleibt bei seiner Meinung, ohne abzuweichen.
Wichtiger ist, den Nutzen einer Sache erklären zu können und sein Gegenüber mit Erklärungen „mitzunehmen“. Vorteil ist unter anderem, dass man auch mal eigene Lücken oder Unschlüssigkeit erkennt, wenn man erklärt.
Falls jemand Ihren Argumenten kein Gehör schenken möchte und nur seinen Standpunkt begründen möchte, dann machen Sie es umgekehrt und bitten ihn zu erklären, wie sich sein Standpunkt auswirkt.
Sind Argumente doch mal wichtig, dann gilt die 2-1-3 Regel: das zweitbeste Argument kommt an den Anfang, das Schwächste in die Mitte und das Beste zum Schluss.
Wie wichtig ist eine persönliche und direkte Kommunikation – in einem Zeitalter, in dem Gespräche oft nur digital ablaufen?
Es geht ja darum, uns als Menschen mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen wahrzunehmen, um Echtheit zu erleben. In der direkten Kommunikation nimmt man den Menschen im Gesamten war, also auch seine Mimik und Gestik, seine Körperhaltung und andere nonverbalen Signale.
Gerade weil Gespräche und Kommunikation viel digital ablaufen, finde ich persönliche Kommunikation umso wichtiger. Im Zeitalter von Fakenews und sämtlichen Möglichkeiten der optischen Optimierung, weiß man manchmal nicht mehr so genau, wohin man sich orientieren soll.
Da hilft sehr häufig die persönliche Begegnung, um Zugewandtheit und Vertrauen zu spüren – vor allem auch in schwierigen Situationen.
Tipps für positive und gewaltfreie Gesprächsführung
Um Frust, Missverständnissen und Unruhen in einem Gespräch vorzubeugen oder das jedenfalls zu versuchen, hab ich dir die folgenden Punkte aus Eva Boos Ausführungen nochmal zusammengefasst. Du kannst dir vor (wichtigen) Gesprächen nochmal bewusst machen:
- Versuch dein Anliegen so gut wie möglich zu beschreiben, ohne es als Angriff zu formulieren
- Begründe genau, wieso dir das Anliegen wichtig ist
- Überleg dir vorab schon Strategien zur Lösung, wenn dein Anliegen ‚problematisch‘ ist
- Versuche auch in schwierigen Gesprächssituationen ruhig und möglichst objektiv zu bleiben, besonders in beruflichen Gesprächen
- Denk daran, deinem Gegenüber den notwendigen Respekt und ein gewisses Maß an Verständnis entgegenzubringen – oder es so zu behandeln, wie du in dessen/deren Situation gerne behandelt werden wollen würdest
- Nimm dir eine kurze Gesprächsauszeit, wenn es doch mal eskalieren sollte – und gib dir und deinem Gegenüber einen Moment zum Durchatmen und nochmal neu aufeinander Einlassen.
Good to know
Vor allem bei beruflichen Gesprächen oder wichtigen Sprechstunden, solltest du dir vorab schon die Inhalte überlegen, die du ansprechen möchtest. Und: Sei offen und verständnisvoll für die Themen deines Gegenübers.
(Boos/SALI)