Frutarier – eine gesunde Ernährungsform?
Pescetarisch, vegetarisch, vegan – wie ernährst du dich und wieso? Was Frutarier:innen essen und warum, dem versuchen wir hier auf den Grund zu gehen. Besteht ihre Ernährung wirklich nur aus ‚Fallobst‘ und ist da ein Nährstoffmangel nicht vorprogrammiert?
Was versteht man unter Frutarier:in?
Frutarier:in leitet sich vom englischen Kunstwort ’fruitarian’ ab, das sich aus ’fruit’ und ’vegetarian’ zusammensetzt. Und in der Essenz bedeutet der Begriff auch genau das: eine vegetarische Ernährung auf der Basis von Früchten.
Wie bei der veganen Ernährung, tauchen auch bei Frutarier:innen tierische Produkte nicht auf dem Speiseplan auf – was ebenfalls nicht auftaucht, sind Pflanzen, die bei der Ernte zerstört werden, bspw. Wurzelgemüse wie Karotten, Blattgemüse wie Spinat oder Kartoffeln.
Grundlegend wollen Menschen, die sich so ernähren, der Natur und Umwelt wenigst möglichen Schaden zufügen. Sehr striktere Frutarier:innen verzehren nur Früchte, die selbst vom Baum abfallen und verzichten auf Getreide.
Was isst man als Frutarier:in?
- Beeren, Äpfel, Birnen und anderes reifes Obst
- Samen wie bspw. Leinsamen
- Nüsse
- Hülsenfrüchte wie Bohnen
- Gemüsesorten, die über der Erde wachsen und beim Ernten nicht beschädigt werden, wie Kürbisse, Zucchini, Tomaten, Paprika
- Getreide wie Reis und Weizen
- Nudeln
- Brot
Viele Frutarier:innern legen Wert auf saisonale Nahrung, heißt: die Lebensmittel, die gegessen werden, variieren je nach Jahreszeit. Von Frühling bis Herbst ist das auch nicht problematisch, aber was ist mit den Wintermonaten?
Was essen Frutarier:innen im Winter?
Getreideprodukte, Samen und Nüsse können auch im Winter verzehrt werden. Auch Kastanien stehen als klassische Wintergewächse auf dem Speiseplan. Früchte und Obst aus den Vor-Jahreszeiten können für die kalte Jahreszeit durch Trocknen, Einfrieren, Fermentieren oder Einlegen haltbar gemacht werden.
Auf was verzichtet man?
Die Ernährungsform schließt alle tierischen Erzeugnisse aus und alle Obst- und Fruchtsorten, die man beim Abernten beschädigen müsste. Darunter zählt Wurzelgemüse wie Sellerie, Rote Beete, Radieschen, aber auch Kartoffeln, Spargel und Salate.
Um Monokulturen nicht zu unterstützen, verzichten einige Frutarier:innen außerdem auf Getreidesorte wie Weizen – was die Ernährung noch mehr einschränkt. Andere vertreten aber die Ansicht, dass man auch Salate essen darf, wenn man die Blätter vorsichtig abzupft oder Kartoffeln, wenn man sie vorsichtig ausgräbt.
Es kommt wie bei so vielen Ernährungsformen auf die persönliche Einstellung an und wie strikt man gewisse Dinge umsetzen möchte oder eben nicht.
Ist es gesund, Frutarier:in zu sein?
Zwar stimmt es, dass Menschen, die diese Ernährungsart gewählt haben, kaum übergewichtig sind und weniger mit Cholesterin-Problemen zu kämpfen haben, trotzdem hat eine rein frutarische Ernährungsweise auch ihre Tücken:
- Aufnahme von sehr viel Fruktose durch den in Früchten und Obst enthaltenen Fruchtzucker – was längerfristig zu Diabetes führen kann
- Oft schwierig, mit dieser Ernährungsform genügend Eiweiß und Eisen aufzunehmen
- Mögliche Unterversorgung mit Calcium, Vitamin D und Vitamin B12
Zu einseitige Ernährung?
Wie bei allen strikteren Ernährungsweisen muss man auch hier etwas vorsichtig sein, d. h. sehr genau darauf achten, dass man bei den Lebensmitteln, die erlaubt sind, genug Varianz reinbringt. Ansonsten können Frutarier:innen schnell einen Nährstoffmangel bekommen.
Und das ist nicht unbedingt lustig, bei einem Vitamin-D-Mangel können Muskel- und Knochenschmerzen sowie Schwächeanfälle auftreten. Mit Kopfschmerzen, Schluckbeschwerden bis hin zum Haarausfall kann sich ein Eisen-Mangel bemerkbar machen – und bei einem Eiweiß-Mangel können Verdauungsprobleme und starke Müdigkeit an der Tagesordnung stehen.
Möchte man diese Form der Ernährung wirklich durchziehen, sollte man zumindest regelmäßig professionell die Blutwerte überprüfen lassen – nur um sicherzugehen, dass man sich und seinen Körper dadurch nicht schädigt.
Eine andere Möglichkeit wäre, eben kein:e allzu strenge Frutarier:in zu werden, und zwischendurch mit Lebensmitteln, die vielleicht nicht zu dieser Ernährungsart passen, den eigenen Nährstoffhaushalt aufzufüllen.
(Barmer/bewusstgrün/SALI)