Gesünder Leben

Vorsicht Zuckerfalle!

Junge Menschen verschiedener Ethnien beim gemeinsamen Essen von Gebäck. (Foto: © stock.adobe.com/Xavier Lorenzo)
Ein schönes Frühstück mit den Kommilitonen mit Croissants und anderen Leckereien. Leider ist eigentlich alles, was du in diesem Bild siehst, voll mit Zucker. (Foto: © stock.adobe.com/Xavier Lorenzo)
Das Leben kann so schön süß sein. Hier mal eine Cola, da ein Eis. Alles kein Problem, sonst isst du kaum Zucker? Wenn du dich da mal nicht täuschst.
Dienstag, 30.04.2024, 11:11 Uhr, Autor: Christine Hintersdorf

Ich bin eine absolute Süß-Schnauze. Schokolade, Kaiserschmarrn oder Eis – immer her damit. Ich könnte mich eigentlich den ganzen Tag nur von süßen Sachen ernähren, aber besonders gesund wäre das eher nicht. Warum das so ist und sogar gefährlich werden kann, möchte ich in diesem Artikel gemeinsam mit dir ergründen:

Was ist Zucker?

Was genau ist eigentlich gemeint, wenn wir von Zucker sprechen? Im Allgemeinen versteht man darunter ein süß schmeckendes, kristallines Lebensmittel, welches aus Pflanzen gewonnen wird. Es besteht hauptsächlich aus Saccharose. Gewonnen wird Zucker entweder aus Zuckerohr oder Zuckerrüben.

Naiverweise könnte man es sich an dieser Stelle noch schönreden: Was aus Pflanzen entsteht, sollte doch eigentlich auch gesund sein, oder? Leider nein. Aber zumindest vegan ist Zucker.

Unter Industriezucker ordnet man die raffinierte Variante ein. Das bedeutet, er wurde gereinigt. Damit komme ich gleich zum ersten Mythos: Gerne wird brauner Zucker als gesünder dargestellt, nährstoffreicher. Dabei ist er einfach nur nicht so gründlich gereinigt und enthält dadurch noch pflanzliche Reststoffe. Diese beinhalten zwar Mineralstoffe, aber in so geringen Mengen, dass es keinen Unterschied macht. Er schmeckt aufgrund eines kleinen Melasse-Anteils etwas mehr nach Karamell. Gesünder ist er damit nicht

Sowohl brauner als auch weißer Zucker enthalten etwa 400 Kalorien pro 100 Gramm.

Der auch als Haushaltszucker bekannte Stoff besteht chemisch betrachtet aus Disaccharid (Saccharose – Dis, steht für zwei und Saccharid für Zucker). Das heißt, ein Bestandteil ist Fruktose und der andere ist Glucose, auch als Traubenzucker bekannt. Fructose ist der Zucker, der sowohl in Pflanzen als auch in Früchten enthalten ist. Von der Banane bis zur Tomate ist da alles dabei.

 Fun Fact: Tomaten sind aus botanischer Sicht Früchte. 

Welche Süßungsmittel gibt es?

Ich habe bewusst nicht geschrieben, welche „Arten von Zucker“ gibt es? Denn genau hier liegt oft das Problem beim Erkennen, welche Lebensmittel oder Bestandteile davon problematisch sind.

Ein geringer Zuckeranteil heißt bedauerlicherweise eben nicht, dass nicht viele versteckte Süßungsmittel enthalten sind. Also, was wird in der Industrie, aber auch in der Natur noch zum Süßen eingesetzt?

Früchte, Kuhmilch, Bienenhonig und Mais – alles liefert Zucker

Wie bereits gesagt, bietet uns die Natur Fruktose. Sie gehört als Monosaccharid zu den Kohlenhydraten und wird von der Industrie wahnsinnig gerne eingesetzt als vermeintlich gesunde Zuckeralternative.

Davon geht die Wissenschaft derzeit ab. Denn: zu viel Fruktose hat genau denselben Effekt wie zu viel Zucker auf unseren Körper. Auch wenn es ein in der Natur reichlich vorkommender Stoff ist, würde ein Mensch im Normalfall niemals so viel Fruktose zu sich nehmen, wie er in der Herstellung von Lebensmitteln Verwendung findet.

Süßspeisen, Gelees und Fruchtsäfte sind voll davon. Auf diese Mengen ist unser Organismus nicht eingestellt. Er verstoffwechselt die Fruktose daher zu Fett. Gefährlich wird es für Diabetiker:innen. Zu viel des Fruchtzuckers kann sie schwer schädigen. 

Bienen sind Zucker-Dealer

Das Gleiche gilt für Honig. Schlussendlich ist die schmackhafte Bienenspucke für unseren Organismus nichts anderes als Zucker. Auch hier wird das Naturprodukt gerne als gesunde Alternative angepriesen. In Maßen kann sie das auch sein, nur übertreiben solltest du es bitte nicht. Zumal Honig häufig mit Zuckerwasser gestreckt wird. Auch unter den Bienenvölkern scheint Fachkräftemangel zu herrschen. Aber das ist ein anderes Thema.

Besonders in den USA wird gerne der High Fructose Corn Syrup verwendet, selbst in Speisen und Getränken, bei denen kein Mensch an etwas Süßes denken würde. Besonders die zahllosen Fertiggerichte werden damit geschmacklich aufgewertet.

Zum Glück ist diese Welle noch nicht ganz zu uns herübergeschwappt. Forscher:innen gehen davon aus, dass das bekannte Adipositas-Problem der USA viel mit dem unermesslich hohen Einsatz von High Fructose Corn Syrup zu tun hat. Dieser ist für den Körper sehr ungut zu verstoffwechseln. Umso schlechter, dass die Menschen sich dort oftmals gerne mithilfe von Fertiggerichten ernähren. 

Eventuell fragst du dich, wie die Kuh Eingang in die Überschrift gefunden hat. Das Stichwort hier heißt Laktose. Sie zählt zu den Zuckerarten und versüßt dem Kälbchen die Muttermilch. Bei unserem Essen wird sie ebenfalls gerne zu diesem Zweck eingesetzt. 

Sirupe

Zu diesem Kapitel gehört Glukose-Fruktose-Sirup. Ein Gemisch aus zumeist Weizen- und Maisstärke, das in der Industrie sehr oft für Getränke und Obstkonserven verwendet wird.

Glukosesirup wird ebenfalls aus Stärke hergestellt. In Lebensmitteln finden wir es in Pralinen oder Frühstücksflocken. Das Glukose-Fruktose-Gemisch wird hier als Bindemittel verwendet. Der Invertsirup ist einfach nur in Wasser gelöster Haushaltszucker. Eingesetzt wird er zum Beispiel bei der Herstellung von Eiscreme.

Maltodextrin klingt für Laien erstmal unverdächtig, ist aber ein Gemisch aus Zucker und Stärke. Häufige Verwendung findet Maltodextrin als Verdickungsmittel etwa bei Suppen oder Wurstwaren und Streckmitteln, zum Beispiel beim Kaffeerösten. Nicht unterschlagen möchte ich Dicksäfte oder Pflanzensirups. Dazu zählt der Ahornsirup genauso wie der Zuckerrübensirup. 

Glucose – die Grundlage unseres Lebens

Schlussendlich fehlt in meiner Auflistung die Glucose. Sie zählt zwar zu den Monosacchariden, also den einfachen Zuckern, aber tatsächlich ist sie auch der wichtigste Energielieferant für unseren Körper. 

Gemeinhin wird sie auch gerne als Traubenzucker bezeichnet. Enthalten ist sie in wahnsinnig vielen Lebensmitteln. Vom Brot, über die Pasta, Reis und auch Obst. Sie kommt also sowohl in der Natur reichlich vor, als auch in verarbeiteten Nahrungsmitteln. Dein Körper erhält in der Regel mehr als genug davon durch ihr natürliches Vorkommen. Er braucht die Glucose definitiv nicht als Zusatz in allen möglichen Produkten.

Dennoch kann ich es mir an dieser Stelle nicht verkneifen: Glucose ist der Stoff, der unser Leben überhaupt erst möglich macht. Daher ist es ziemlicher Blödsinn zu behaupten, man lebe zuckerfrei. Das wäre eher das Ende vom Leben. 

Künstliche Süßstoffe

In den 80ern gab es einen ziemlichen Hype um Süßstoff aus der Flasche bzw. in kleiner Pillenform. Die neue Variante bestach damit, nicht kariogen zu sein, also keine Karies zu verursachen und keine Kalorien zu haben. Dennoch kann man damit alles hervorragend versüßen: Kuchen, Kaffee und Tee – alles schön süß. Die Süßkraft kann 30- bis 37.000-fach höher sein als die von Haushaltszucker. Es reichen also kleinste Mengen davon aus. 

Momentan sind bei uns noch 12 Süßstoffe als Zusatzstoff zugelassen. Das sind:

  • Acesulfam K (E 950)
  • Aspartam (E 951)
  • Cyclamat (E 952)
  • Saccharin (E 954)
  • Sucralose (E 955)
  • Thaumatin (E 957)
  • Neohesperidin DC (E 959)
  • Steviolglycoside aus Stevia (E 960a)
  • enzymatisch hergestellte Steviolglycoside (E 960c)
  • Neotam (E 961)
  • Aspartam-Acesulfam-Salz (E 962)

Der Hype ist mittlerweile aber abgeklungen. Da die Bewertungen zum Einsatz der Stoffe über 20 Jahre alt sind, werden sie derzeit überprüft. Gut möglich, dass die EU ihren Gebrauch demnächst einschränkt. Aktuell wird erforscht, ob die künstliche Alternative unserer Gesundheit wirklich so förderlich ist. 

Zuckerfalle Zusatzstoffe

Und schlussendlich gibt es noch eine ziemlich große Anzahl an Zuckeraustauschstoffen. Da es sich dabei um Lebensmittelzusatzstoffe handelt, werden sie auf Zutatenlisten unter der Bezeichnung „E“ deklariert.

Das muss man allerdings erstmal wissen. Denn mit „E“ werden auch andere, nicht zucker-verwandte Zutaten angegeben, zum Beispiel Konservierungs- und Farbstoffe oder Emulgatoren.

Wusstest du, dass E 968 der Ersatzstoff Erythrit ist? Ich jedenfalls nicht. Hier versteckt sich damit eine Zuckerfalle, die im Zweifelsfall deinen Wunsch nach einer gesunden und ausgewogenen Ernährung torpediert.

Der Unterschied zu den zuvor genannten Süßstoffen besteht darin, dass sie nicht völlig kalorienfrei sind. Sie haben deutlich weniger Kalorien als Haushaltszucker – und sind dabei weniger süß als Süßstoffe, sodass man etwas mehr davon benötigt. 

Als sehr positiv gilt, dass sie sich nur wenig auf den Blutzuckerspiegel und die Insulinausschüttung auswirken. Besonders für Diabetiker:innen ist das eine enorme Erleichterung und wird daher auch für sie empfohlen.

Dennoch sind sie nicht völlig unproblematisch. Zum einen erforscht die Wissenschaft immer noch einen möglichen Zusammenhang mit Krebserkrankungen. Hier ist aber noch nichts wirklich belegt

Schwieriger finde ich, dass diese, auch als Zuckeralkohole bezeichneten Stoffe, oft verwendet werden für Light- und Diätprodukte aller Art. Gerne auch in solchen, welche als „Zuckerfrei“ deklariert werden.

Es besteht zwar eine Angabenpflicht, aber anders als bei Süßstoffen gibt es bei Zuckeraustauschstoffen keine festgelegte Höchstmenge. Selbst wenn keine derzeit nachweislichen Schäden drohen, solltest du trotzdem versuchen, nicht zu viel davon zu konsumieren. Zum einen wirken sie in zu großen Mengen stark abführend. Zum anderen steigert sich automatisch dein Verlangen danach, wenn du zu viel Süßes isst. Dadurch sinkt schlussendlich deine Reizschwelle immer mehr. 

Probier es doch mal aus: Iss ein paar Tage nichts Gesüßtes und dann trink einen Schluck Cola. Dir werden die Geschmacksknospen explodieren.

Hier eine Übersicht der Zuckerersatzstoffe:

  • Xylitol/Xylit (Birkenzucker, E 967)
  • Erythritol/Erythrit (E 968)
  • Isomalt (E 953)
  • Sorbitol/Sorbit (E 420)
  • Mannitol (E 421)
  • Lactitol/Lactit (E 966)
  • Maltitol/Maltit (E 965)
  • Polyglycitolsirup (E 964)

Wie du siehst, gibt es eine Unmenge an Zuckerarten. Genau das macht es aber mitunter auch so schwierig, ihn in Lebensmitteln zu erkennen. Die Lebensmittelhersteller dürfen mehr als 60 (!) verschiedene Bezeichnungen auf der Packung für Zucker angeben. Oftmals ahnen Kunden:innen dadurch gar nicht, wie hoch der Anteil an Zucker tatsächlich ist. Und schon ist man drin, in der süßen Falle!

Was ist versteckter Zucker in Lebensmitteln?

Genau hier liegt auch das größte Problem. Wir wissen oft gar nicht, dass wir Zucker zu uns nehmen. Viele unserer Lebensmittel sind mittlerweile zu einem großen Teil hochindustriell verarbeitet. Fertiggerichte, Pizza, Dosenfutter und Süßigkeiten. Alles wird industriell hergestellt. Auch Wurst oder die kleinen, leckeren Desserts aus der Kühltheke.

Wir haben meistens keine klare Vorstellung davon, was wir da eigentlich essen. Selbst wenn du die Zutatenliste genau studierst, wird sich dir häufig nicht erschließen, was alles verarbeitet wurde.

Chemiker:innen und Lebensmitteltechniker:innen haben viele Wege entdeckt, Essen für uns zwar lecker, aber auch günstig zu produzieren. Und Zucker, in all seinen mindestens 60 Varianten, ist eine der Hauptzutaten, um auch wirklich alles günstig, schmackhaft zu machen.

Dabei muss das Endprodukt für unsere Wahrnehmung gar nicht süß schmecken. Auch in Wurst oder Kartoffelpüree-Flocken ist er beispielsweise enthalten.

In welchen Lebensmitteln ist Zucker zugesetzt?

Mehr Sinn macht hier schon fast die Gegenfrage: in welchen eigentlich nicht? Wie du gerade schon bei den Ausführungen zu den Austauschstoffen und Süßstoffen gemerkt hast, verfolgt dich der süße Stoff auf Schritt und Tritt. Kaum ein verarbeitetes Lebensmittel kommt ohne irgendeine Variante von Zucker aus.

Zu den unverarbeiteten Lebensmitteln zählen alle, welche direkt vom Feld oder Wasser auf deinem Teller landen. Also sowohl Gemüse als auch Tiere. Diese solltest du im Rahmen einer gesunden und ausgewogenen Ernährung eigentlich am häufigsten zu dir nehmen

Jetzt schau mal in deine Küche, wie viele zu dieser Kategorie zählen. Ich vermute, es sind eher weniger als von den Hochverarbeiteten. Bei mir zumindest war es so und ich habe erstmal entgeistert Zutatenlisten gelesen.

Cornflakes, Müsli, Fruchtjoghurt und Säfte – das alles klingt doch eigentlich noch gesund. Weit gefehlt. Schaust du dir die Zutatenliste an, wird dir klar, dass es eben doch Zuckerbomben sind.

Dabei musst du nicht mal auf das Wort Zucker stoßen und dennoch ist er enthalten. Deklariert als Süßmolkepulver, Laktose, Honig oder auch Glucosesirup oder eben unter den zahlreichen „E“ Nummern. Ich finde das erschreckend.

Zu den größten Zuckerfallen in unserem Alltag zählen unter anderem Soßen und Dressings, Gemüse- und Obstkonserven, Frühstückscerealien, Smoothies, getrocknete Früchte, Fruchtsäfte, Fruchtjoghurts und Softdrinks.

Warum verwendet die Lebensmittelindustrie so viel Zucker?

Das ist für den Laien eine sehr berechtigte Frage. Wie eigentlich immer geht es auch hier ums Geld. Denn zunächst einmal ist er eine sehr günstige Zutat, die viele Funktionen erfüllt. Denn Zucker kann auch konservieren, Speisen voluminöser machen, Wasser binden und den Geschmack verstärken.

Du erkennst, es geht gar nicht immer um den süßen Geschmack. Ketzerisch könnte man sagen: Die gesamte Lebensmittelindustrie ist auf (aus?) Zucker gebaut.

Ohne ihn gäbe es sehr, sehr viele Produkte gar nicht. Fakt ist, alles, was in unsere Supermärkte kommt, muss irgendwie haltbar gemacht werden. Also rein mit den Konservierungsstoffen auf Zuckerbasis.

Dann soll es den Kund:innen auch noch gut schmecken, noch mal ein Schüppchen rein. Und billig soll es bitte in der Herstellung sein. Dafür braucht es günstige Zutaten. Du ahnst es: Zucker. 

Wie viel Zucker am Tag ist unbedenklich?

Diese Frage ist tatsächlich richtig spannend. Denn einen Konsens darüber, dass zu viel Zucker sehr schädlich für die Gesundheit des Menschen ist, gibt es noch gar nicht so lange. Die Lebensmittelindustrie hat hier jahrelang sehr gute Lobby-Arbeit geleistet. Über Jahrzehnte hinweg galt bei den führenden westlichen Expert:innen Fett als größter Feind eines gesunden Menschen.

Sämtliche Ernährungsrichtlinien gaben Empfehlungen für besonders fett- und cholesterinarme Kost heraus. Dennoch wurden die Menschen immer dicker und kränker. Große Verwunderung bei allen Beteiligten.

Bis es endlich zur Kehrtwende kam. Seit ungefähr 15 Jahren wird dem Thema in der Wissenschaft endlich Aufmerksamkeit zu Teil. Vorher gab es nur einzelne Forscher:innen, die auf den negativen Einfluss von zu viel Zucker auf unsere Gesundheit hinwiesen. Häufig verhöhnt von ihren Kolleg:innen. Je mehr sich aber die Forschung damit auseinandersetzt, umso klarer zeichnet sich die Gefahr des süßen Giftes ab. 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, die Deutsche Adipositas-Gesellschaft und die Deutsche Diabetes-Gesellschaft haben 2018 gemeinsam eine Empfehlung zur maximalen Zufuhr freier Zucker, d.h. zugefügte Zucker, veröffentlicht. Sie schlossen sich damit den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation aus dem Jahr 2015 an.

Demnach sollte die maximale Zufuhr freier Zucker weniger als 10 Prozent der Gesamtenergiezufuhr eines Tages sein. Nimmst du also etwa 2 000 kcal am Tag zu dir, sind das maximal 50 g freien Zuckern pro Tag.

Dazu zählen Monosaccharide und Disaccharide. Das heißt sämtliche weiter oben aufgezählte Süßungsarten. Diese 50 g sind übrigens nicht als empfohlene Zufuhr zu verstehen. Nein, das ist die absolute Obergrenze

Wie merkt man, dass man zu viel Zucker hat?

An dieser Stelle habe zumindest ich mich kurz gefragt: sind 50 g jetzt viel oder wenig? Ich nehme es vorweg, gemessen an dem, was wir täglich zu uns nehmen, ist das eher wenig. Laut einer Messung des Bundesamtes für Landwirtschaft und Ernährung sind es derzeit im Schnitt 33 Kilo, also rund 91 g täglich.

Statista
Hier kannst du sehen, wie sich der Zuckerkonsum in Deutschland seit den 50er Jahren verändert hat. (Quelle: Statista/Pro-Kopf-Konsum von Zucker in Deutschland in den Jahren 1950/51 bis 2022/23/Sandra Ahrens)

Dieses tägliche zu viel an Zucker macht sich natürlich körperlich bemerkbar. Bevor es richtig übel wird mit Diabetes und Co., fängt es mit eher diffusen Symptomen an. Kennst du beispielsweise diese bleierne Müdigkeit, die irgendwie nicht verschwinden will? Das wäre ein Merkmal. Weitere Hinweise auf zu viel Zucker können sein:

  • Verdauungsprobleme: Das können Blähungen, Durchfall oder das Gegenteil, Verstopfungen sein. Überhaupt bringt Zucker die Darmflora schnell durcheinander, was wiederum das Immunsystem beeinträchtigt.
  • Schwaches Immunsystem: Ist der Darm nicht glücklich, meckert auch das Immunsystem. Häufig geht ein hoher Verzehr an zuckerhaltigen Lebensmitteln auch mit Nährstoffmangel einher. Viele industriell hergestellte Produkte sind mit Zucker aller Arten voll gepumpt und haben im Gegenzug eher wenig gesunde Bestandteile wie Ballaststoffe, Vitamine und andere Nährstoffe. 
  • Hautprobleme: Ganz fies, ist der Darm voll mit Zucker, merkst du das auch an deiner Haut. Pickel und Unreinheiten sind keine Seltenheit. Auch Hautschüppchen um die Nase und den Mund kommen vor.
  • Karies: Das lernen wir ja schon als kleine Kinder – Süßigkeiten machen die Zähne kaputt. Der Zahnschmelz wird angegriffen und schon ist ein Loch da. 
  • Miese Laune: Unser Gehirn möchte zwar Energie, aber keinen permanent hohen Blutzuckerspiegel. Ist der außer Balance, spielt auch gerne mal die Psyche nicht mehr mit. 
  • Durst: Dein Körper will den ganzen Zucker loswerden. Dringend. Das geht am besten mit ganz viel Flüssigkeit. Das heißt, du gehst ziemlich oft aufs Klo! 
  • Blasen- und Pilzinfektionen: Bakterien lieben Zucker! Denn davon können sie sich hervorragend ernähren und damit vermehren. Du züchtest dir quasi deinen kleinen, nervigen Bakterienstamm an. 
  • Heißhunger auf Schokolade: schwankt der Insulinspiegel, kommt es zu solchen Attacken. Schlagartig will jede einzelne Zelle in deinem Körper dieses Stück Schokolade! Jetzt! Sofort!

Auf der Seite der Krankenkasse Pronova BKK habe ich einen interessanten Test gefunden, mit welchem du herausfinden kannst, wie hoch dein Zuckerkonsum ist. Wenn du magst, probier ihn aus.

Je weniger ein Lebensmittel verarbeitet ist, desto besser. Also eher die pure Kartoffel als das Kartoffelpüree aus der Tüte.

Schäden durch dauerhaften Zuckerüberfluss

Setzt du deinen Körper zu lange diesen Überfluss aus, wird es wirklich richtig übel. Zunächst wirst du es, ganz klar, an deinem Gewicht merken. Irgendwo muss der ganze verstoffwechselte Zucker ja hin – also rüber damit auf die Hüften. 

Was du von außen siehst, geht innen weiter. Der Zucker lagert sich in der Leber ein und es entsteht eine Fettleber. Das kann schnell zu Entzündungen führen oder zu anderen Erkrankungen wie Zirrhose und Fibrose. Beides möchtest du nicht haben. Nicht zuletzt wird ein deutliches Übergewicht auf Dauer auch deinen Gelenken zu schaffen machen. 

Als Nächstes wird sich die Bauchspeicheldrüse bemerkbar machen. Sie ist verantwortlich für die Ausschüttung von Insulin. Das Hormon, welches den Zucker für uns verstoffwechselt. Wird es der Drüse irgendwann zu viel, droht Diabetes.

Aber auch schon in dem Prä-Diabetes merkst du deutliche Symptome. Schwankt der Insulinspiegel, hast du schnell mal Heißhunger-Attacken oder dir wird schlagartig schlecht. Der Kreislauf mag derartige Schwankungen ebenfalls nicht. 

Auf Dauer ruinierst du dir deinen Körper mit dem ganzen süßen Zeug. Gewisse Erkrankungen sind leider nicht mehr umkehrbar, sind sie erstmal ausgebrochen. Diabetes gehört unter anderem dazu und ist eine recht heimtückische Erkrankung.

Was ist Zuckersucht?

Um das Ganze noch auf die Spitze zu treiben, sprechen wir auch noch über Sucht nach Zucker. Ja, die gibt es. Nun ist der weiße Stoff natürlich kein Kokain, aber viel fehlt nicht. Wie ich dir mit folgendem Ausflug in die Wissenschaft zeigen möchte.

Es ist ein bahnbrechendes Experiment des Neurowissenschaftlers Bart Hobel aus den USA. Er wollte die Auswirkungen von Zucker auf das Gehirn und Verhalten testen und nutzte dafür Laborratten.

Zunächst mussten die Nager 12 Stunden fasten, dann bekamen sie so viel Zucker, wie sie haben wollten. Nach einem Monat konnte bei den Tieren ein Suchtverhalten beobachtet werden, sobald man sie auf Entzug setzte.

Sie verhielten sich ängstlich und nervös. Die Forscher:innen beobachteten die klassischen Symptome von Entzugserscheinungen, wie sie bei Drogensüchtigen bekannt sind. Daraufhin haben sich auch zahlreiche andere Wissenschaftler:innen mit dem Thema beschäftigt.

Warum auch Honig nicht gesünder ist als Zucker

Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass Zucker im Gehirn eine Art von High-sein auslöst. Ausprobiert wurden verschiedene Formen von Zucker. Und jetzt kommt es. Es ist tatsächlich der Geschmack, auf den die Ratten abfahren und nicht die Kalorien. Warum ist das problematisch? Weil das bedeutet, dass es vollkommen egal ist, woraus der Zucker besteht. Honig, Süßungsmittel oder der verteufelte weiße Zucker – sie alle lösen dieses High aus.

Lass dir das mal auf der Zunge zergehen. Spätestens jetzt habe ich meinen Schokoriegel sanft zur Seite geschoben.

Was du gegen drohende Zuckerabhängigkeit tun kannst

Abschließend möchte ich dir ein paar Tipps mit auf den Weg geben, wie du gesund durch deinen Alltag kommst:

  • Möchtest du zu einer ausgewogenen Ernährung finden, lies die Zutatenliste auf den Verpackungen. Es ist ebene nicht nur die böse Schokolade, die deinen Blutzuckerspiegel in astronomische Höhen steigen lässt.
  • Je weniger verarbeitete Sachen du isst, umso besser ist es. Gemüse und Obst haben natürlich auch Fruchtzucker. Südfrüchte wie Bananen sogar ziemlich viel. Aber iss mal so viele Bananen, bis du den Zuckergehalt einer Cola erreicht hast. Falls du nicht gerade ein Äffchen bist, wirst du das eher nicht hinbekommen.
  • Achte darauf, dass auch vermeintlich gesunde Alternativen wie Honig für dein Gehirn keinen Unterschied machen. Dein Gehirn erkennt nur: Süß? Super! Und will immer mehr davon
  • Denke über den Tellerrand hinaus und nimm (zumindest in diesem Fall) immer das Schlimmste an. Gebäck und Kuchen sind natürlich Zuckerbomben. Aber google doch mal, warum viele Brote so gesund dunkel nach Vollkorn aussehen. Kleiner Tipp: Melasse.
  • Gegen Hunger auf Süßes hilft beispielsweise Zähneputzen oder Bitterstoffe. Die gibt es mittlerweile überall als Topfen zu kaufen.

Welche Erkenntnis hast du jetzt für dich gewonnen? Ich habe meine Küche aussortiert und gehe etwas bewusster einkaufen. Keine Sorge, ich gehe sicherlich nicht unter die Asketen und ein klitzekleines Schokocroissant wird sich immer mal wieder einfinden.

Dennoch werde ich in Zukunft versuchen, mehr von dem echten Zeug zu essen. Du weißt schon: frisches Gemüse, Obst, Fisch. Und vielleicht hin und wieder doch ein Stückerl von der leckeren Schoki...

(DGE/AOK/NDR/Provona BKK/Statista/Verbraucherzentrale/CHHI)

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