Ballett – als Student:in noch damit anfangen?
Zarte Füße, die sanft und scheinbar ohne jede Anstrengung über die Bühne gleiten. Ist schon sehr bezaubernd. Findest du nicht auch? Hast du vielleicht schon als kleines Kind von einem Leben als Tänzer:in geträumt und bist durch dein Zimmer gehüpft?
Manchmal haben wir als Kind einen Traum, aber nicht die Möglichkeit, ihn zu verwirklichen. Entweder es fehlte das Geld oder die Eltern waren nicht begeistert von deinen Wünschen. Egal was war, du konntest deinem Traum nicht nachgehen. Die gute Nachricht: jetzt kannst du es tun! Du bist erwachsen und darfst dich in allem probieren, wonach dir der Sinn steht. Klar, die leidige Geldfrage musst du immer noch klären, aber da findet sich sicherlich ein Weg.
An Volkshochschulen sind die Kurse sehr günstig. Oder frag einfach mal nach, ob es einen Studierenden-Tarif gibt!
Wir haben über das Thema auch mit einer langjährigen (Hobby)-Balletttänzerin gesprochen. Sarah, eine sehr liebe Bekannte, tanzt zwar schon seit frühester Kindheit, hat aber nach Corona und Umzug eine längere Pause gemacht und dann wieder angefangen. Sie gibt nochmal schöne Insights aus der Sicht eines fast-"Profis".
Ballett ist etwas sehr Besonderes, es ist zwar sehr anstrengend, aber es gibt einem viel mehr zurück. Es fördert die Körperhaltung und die Konzentration. So tut man gleichzeitig etwas für Körper und Geist.
Kann man als Erwachsene:r noch mit Ballett anfangen?
Vielleicht hast du dir schon mal die Frage gestellt: schaffe ich es noch als Erwachsene:r diese diffizilen Bewegungsabläufe zu erlernen? Und es stimmt schon, die meisten Menschen starten mit diesem Tanz im Kindesalter. Dadurch sind ihre Bewegungen im Erwachsenenalter natürlich unglaublich geschmeidig und sehen geradezu mühelos aus. Dennoch heißt das nicht, dass du mit 20 vollkommen raus bist aus der Nummer. Ganz im Gegenteil.
Der einzige Punkt, den du dir eventuell klarmachen musst, ist, dass du eher nicht das Level eines Profis erreichen wirst. Außer du hörst mit Studieren auf (deine Eltern werden begeistert sein!) und verschreibst dein Leben voll und ganz dem Tanz.
Viele denken immer, dass sie zu alt dafür seien, mit Ballett anzufangen. Hier kann ich nur sagen: Man ist nie zu alt! Es gibt zwar diese Richtlinie, dass man bereits zwischen vier und acht Jahren mit Ballett anfangen sollte, aber das ist nur relevant, wenn man eine professionelle Laufbahn im Ballett anstrebt. Als Hobby ist es dafür nie zu spät und deshalb lautet mein Tipp: Hingehen und es einfach mal ausprobieren!
Ansonsten gilt: Nur weil du mit einem neuen Sport anfängst, bedeutet das ja nicht, dass du darin Olympiaqualitäten entwickeln musst. Es gibt Dinge, die können wir einfach nur zum Spaß machen. Und Ballett gehört definitiv dazu. Wenn du willst, kannst du auch mit 100 Jahren noch mit einem neuen Hobby anfangen. Es liegt ganz bei dir.
Für wen ist Ballett geeignet?
Na für jeden! Lass dich nicht von diesem stereotypen Bild einer Prima Ballerina verunsichern. Jede:r kann Ballett lernen. Es ist eine Frage von Training, Kontinuität und Durchhaltevermögen. Egal ob du fülliger bist, dir ein Arm fehlt oder du zwei linke Füße hast – nichts von all dem muss dich abhalten.
Es gibt viele Tanzschulen, die spezielle Kurse für erwachsene Anfänger:innen anbieten. Dort werden die Übungen an deine Bedürfnisse und Fähigkeiten angepasst.
Bevor du dich also fragst, was alles dagegen spricht, hier ein paar Fakten, die dich motivieren können:
- Mit Ballett verbesserst du dein Körpergefühl, deine Kondition, Stärke und Beweglichkeit.
- Du steigerst deine kognitiven Fähigkeiten wie Konzentration, Gedächtnis und Auffassungsgabe, weil du neue Bewegungsabläufe erlernst und im Kopf behalten musst.
- Dein Fitnesslevel wird deutlich ansteigen, on top trainierst du natürlich deine Muskelkraft.
- Durch das Tanzen wird sich auch deine Körperhaltung verändern, einfach weil du beim Ballett eine sehr aufrechte Haltung einübst.
- Und mit Ballett erhältst du eine ganz neue Möglichkeit, deinem Inneren Ausdruck zu verleihen und erlangst mehr Selbstbewusstsein.
- Nicht zu vergessen: Du kannst ein Tutu tragen!!
Ich mag es sehr, mich in der grazilen Art und Weise zu bewegen, diese Geschmeidigkeit und Leichtigkeit zu lernen. Dadurch fühlt sich der Körper auch nicht so steif und fest an, man wird eben freier durch das Balletttanzen.
Du siehst, Ballett ist eine großartige Sache. Du verbindest effektives Fitnesstraining mit viel Spaß am Tanz und Musik. Klingt doch wie eine absolute Win-win-Situation!
Was braucht man als Ballett-Anfänger:in?
Als Beginner:in reicht es vollkommen, wenn du zunächst bequeme Kleidung einplanst. Für deine erste Stunde macht es wahrscheinlich wenig Sinn, gleich perfekt gedressed aufzutauchen. (Außer du stehst drauf!) Merkst du dann, das ist wirklich voll deins und du willst auf jeden Fall dabei bleiben, guck dir bei deinen Mittänzer:innen den Dresscode ab. Was haben die an, das hilft dir bei der Orientierung.
Beliebt sind:
- Ballett-Trikot
- Ballett-Strumpfhose
- Ballettschuhe bzw. Ballettschläppchen
- Stulpen und Wickeljacke
Wichtig ist, dass du dich problemlos in deiner Kleidung bewegen kannst, dich nicht darin verhedderst und deine Posen für deine:m Trainer:in gut erkennbar sind, damit er/sie dich korrigieren kann. Beim Ballett ist die perfekte Pose schließlich das A und O.
Ansonsten ist es empfehlenswert, deine Haare zu bändigen. Also ein Zopf oder sehr sicher sitzendes Haarband. Der allseits bekannte Ballett-Dutt steht dir bestimmt auch gut, wenn du lange Haare hast. Mit offenen Haaren kann es schnell super nervig werden, wenn dir ständig irgendwelche Strähnen im Gesicht hängen und die Sicht versperren.
Klassisch wie bei jedem Sport solltest du unbedingt etwas zu trinken mitnehmen. Es wird auf jeden Fall anstrengend.
Ist Ballett gesund für den Körper/gut für den Rücken?
Allein durch dieses intensive Training tust du deinem Körper schon etwas Gutes. Dir bis dahin unbekannte Muskelgruppen werden angesprochen und gestärkt und dir wird deine eigene Haltung sehr viel bewusster werden.
Ich bin davon überzeugt, dass das Ballett einen länger fit und jung hält. Denn es fördert den Körper und die Kognition.
Bei dieser Tanzart wird sehr viel Wert auf technisch korrekte Ausführungen der einzelnen Bewegungen und Choreografien gelegt. Du stehst sehr gerade, dein ganzer Körper ist gespannt. Du führst deine Gliedmaßen präzise und fokussiert in die gewünschte Position. Dadurch wirst du ein ganz neues Level an Körperkontrolle erlangen.
Beim Ballett ist man ja nicht nur körperlich aktiv, man muss sich immer auch sehr konzentrieren und sich Schrittfolgen oder sogar ganze Choreografien merken. Gleichzeitig lernt man, sich viel geschmeidiger, eleganter und graziler zu bewegen und dadurch lernt man auch seinen Körper besser kennen.
Das freut nicht nur deinen Rücken, sondern auch alle anderen Bereiche, insbesondere deine Rumpfmuskulatur. Nicht zu vergessen, wird beim Ballett auch das Gleichgewicht massiv trainiert. So oft wie du auf einem Bein stehen wirst oder Drehungen geübt werden, ist das nicht verwunderlich. On top werden beim Ballett feststehende Choreografien eingeübt. Das verbessert auf Dauer dein Koordinationsvermögen und schafft neue Synapsenverbindungen in deinem Hirn.
Was für Ballettarten gibt es?
Ballett ist nicht gleich Ballett. Tatsächlich gibt es ganz verschiedene Arten. Wenn du dich an einer Schule oder für einen Kurs anmeldest, solltest du kurz einen Blick auf das Angebot werfen. Die verschiedenen Ballettarten unterscheiden sich in Stil, Technik und Tradition.
Die bekanntesten sind:
- Klassisches Ballett: Der älteste und formalste Stil, der auf strengen Techniken und präzisen Bewegungen basiert.
Kennst du aus „Der Nussknacker“, „Schwanensee“, oder „Dornröschen“. - Neoklassisches Ballett: Eine modernisierte Form des klassischen Balletts mit weniger starren Regeln und mehr Ausdrucksmöglichkeiten.
George Balanchine mit seinen Werken „Apollo“ oder „Serenade“ gehören zu diesem Stil. - Modernes Ballett: Hier verschmelzen Elemente des klassischen Balletts mit modernen Tanztechniken. Bewegungen sind oft freier und experimenteller.
Hierzu zählen Choreografen wie Mats Ek oder William Forsythe. - Zeitgenössisches Ballett: Ein Mix aus modernem Tanz und klassischem Ballett, wobei die Bewegungen stark auf den Ausdruck und die Emotionen fokussiert sind. Die Choreografien sind oft experimentell und beinhalten ungewöhnliche Bewegungsmuster.
- Romantisches Ballett: Ein Stil, der besonders im 19. Jahrhundert populär war und sich durch Themen wie Liebe, Leidenschaft und das Übernatürliche auszeichnet. Gerne getragen werden dabei lange weiße Tutu-Röcke.
Ein Beispiel wäre das Stück „Giselle“. - Charakterballett: Bezieht sich auf Ballettaufführungen, die Volkstänze oder andere Tanzstile integrieren und den Tänzern ermöglichen, bestimmte Charaktere darzustellen.
Hierzu zählen beispielsweise Tänze in „Don Quixote“. - Avantgarde- oder experimentelles Ballett: Künstlerische Freiheit steht im Vordergrund, die traditionellen Techniken werden neu interpretiert und mit neuen Tanzformen vermischt. Die Choreografien sind oft provokativ und innovativ.
Ich mag es vor allem auch, sich auf diese Weise zur Musik zu bewegen. Dabei kann man mit Ballett so viel ausdrücken. Gerade in der Bewegung zur Musik kann man schöne Geschichten erzählen. Ballett kann dabei ein Ausdruck deiner Gefühle, Emotionen und Gedanken sein. Das ist eine ganz andere Ebene.
Es gibt noch einige mehr und auch teilweise unterschiedliche Bezeichnungen für die einzelnen Stile – da ist nichts in Stein gemeißelt. Fest steht nur: Jede dieser Ballettart hat ihren eigenen Reiz. Die meisten Schulen werden wohl den klassischen Stil bevorzugen.
Viele Profi-Tänzer:innen haben sich in ganz unterschiedlichen Arten ausbilden lassen und profitieren dadurch von einer großen Bandbreite an Bewegungen. Also sei mutig und schau dir nach einiger Zeit ruhig auch andere Ballettarten als die Klassische an.
Den abschließenden Satz überlassen wir Sarah. Sie bringt die Schönheit dieser Tanzart nochmal auf den Punkt.
Man kann mit Ballett so viel ausdrücken. Gerade in der Bewegung zur Musik kann man schöne Geschichten erzählen. Ballett kann dabei ein Ausdruck deiner Gefühle, Emotionen und Gedanken sein.
(Ballett Art Studio/Ballett Sinzinger/Boston Ballett/CHHI)