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Was kann Wand Pilates wirklich?

Frau beim Wand Pilates
Wand Pilates Challenges sind gerade groß angesagt. (Foto: © etonastenka/stock.adobe.com)
Lust auf eine Challenge? Für Wand Pilates brauchst du keine teuren Fitnessgeräte und aktivierst deinen ganzen Körper. Wir haben es für euch ausprobiert.
Dienstag, 18.06.2024, 14:07 Uhr, Autor: Karoline Giokas

Zugegeben, ich bin leidenschaftliche Läuferin, versuche mindestens zweimal pro Woche auf die Strecke zu kommen – nicht nur, um körperlich fit zu bleiben, vor allem auch um den Kopf freizubekommen und vom Alltag abzuschalten.

Mein Ansporn, um den Hintern hochzukriegen? Ich melde mich einfach zu einem bestimmten Lauf an! Halbmarathons sind inzwischen ordentlich kostspielig, mit rund hundert Euro Anmeldegebühr muss man hier je nach Veranstalter schon rechnen. Den fixen Termin im Blick, die Startgebühren vom Konto abgebucht, steigt die Trainingsmotivation, je näher der Event letztlich rückt.

Wand Pilates für das Sixpack

Mit den Jahren kann die allwöchentliche Laufroutine aber doch ziemlich zäh werden, weshalb ich in den letzten Monaten immer mal wieder neues versucht habe – von der geselligen Laufgruppe, über virtuelle Challenges bis hin zu Wand Pilates. Wand Pilates? Ja richtig gelesen.

Auch wenn das mit Lauftraining auf den ersten Blick so gar nichts zu tun hat, machte mich seit geraumer Zeit die in meinen Social-Media-Kanälen stetig aufploppende Werbung dafür neugierig. „Straffer Bauch mit Wand Pilates – teste jetzt dein neues Abo 28 Tage für nur 18,08 Euro“. OK, das Angebot hatte mich dann, denn schließlich fördert eine ordentlich durchtrainierte Bauchmuskulatur auch das Laufen.

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Wie effektiv ist Pilates zu Hause?

Einfach mal testen, was hatte ich schon zu verlieren? Die App des Werbetreibenden heruntergeladen (hier handelte es sich konkret um „BetterMe“), füllte ich innerhalb weniger Minuten einen winzigen Fragebogen mit persönlichen Daten, Trainingszielen und eigenen Ansprüchen aus und bekam sofort per Mail die Anmeldung zu meinem „ganz persönlichen Trainingsplan“ zugesandt.

Wie der aussah? Für jeden Tag bekam ich ein Wand-Pilates -Workout in meiner App zur Verfügung gestellt. Erst, wenn ich dieses bis zum Schluss absolviert hatte, wurde das nächste freigeschaltet.

Welche Apps sind kostenlos?

Im App-Store gibt es unzählige kostenlose Wand Pilates-Apps z. B. von Tropic, Nexoft oder EZ Health. Meist sind die Übungen jedoch nur für einen kurzen Zeitraum umsonst und verlocken anschließend zu einem Abo-Abschluss – die werden dann aber zumindest von lästiger Werbung verschont.

Tipp! Einige Wand Pilates-Übungen kann man auch über Youtube einsehen.

Ganz klar, der absolut erste große Vorteil: Wand Pilates kann man wirklich überall ausüben, man muss sich weder bei Wind und Wetter noch an freien Tagen aufraffen, die Wohnung zu verlassen, um ins Fitnessstudio zu fahren. Zudem ist man nicht gezwungen, sich unter andere „Sporties“ zu begeben, die entweder permanent ihre Umgebung abchecken und lästern oder wird unfreiwillig Zeug:in akrobatisch anmutender Verrenkungen von Instagramer:innen, die – natürlich mit top sitzendem Make-up und Dress – ihren Followern neueste Posen demonstrieren.

Ein großes Plus für alle, die in einer WG, im Wohnheim oder großem Mehrfamilienhaus wohnen: Im Vergleich zu beispielsweise Laufbändern, Rudergeräten oder anderen Trainingsgeräten macht Wand Pilates kaum Lärm – was dir sicher auch die Nachbar:innen danken werden, wenn du spät am Abend oder in aller Herrgottsfrühe mit deinem Workout loslegen möchtest.

Welches Equipment ist notwendig?

Um es kurzzuhalten: recht wenig. Du kannst anziehen, wonach dir ist, Hauptsache du hast es bequem. Eine Yogamatte ist nicht schlecht, ist aber, gerade, wenn du beispielsweise auf Reisen bist, nicht unbedingt notwendig.

Eine etwas größere Herausforderung, wie ich selbst feststellen musste, ist es tatsächlich, eine freie Wand für die neue Sportchallenge zu finden. Eigens erprobt kann hier aber sowohl ein schmaler Wandvorsprung, als auch eine Wohnungstür ganz einfach Abhilfe schaffen – erfinderisch sein ist dabei die Devise. Der einzige Wermutstropfen sind über längere Zeit tatsächlich deutliche Abnutzungsspuren vom „Hin- und Herschubbeln“ an der Wand.

Ran an die Wand!

Dann heißt es loslegen: Die App an sich ist selbsterklärend und bietet neben den täglichen Workouts Add-ons wie einen Kalorienzähler und Ernährungsplan, einen Wasser- und Schrittzähler sowie Lektüre für die mentale Fitness. All diese Features kannst du übrigens kostenfrei nutzen, ohne ein Abo abzuschließen. Für die Challenges fallen hingegen Gebühren an.

Fun Fact 

Beim Versuch, den Hintern mitsamt Beinen an die Wand zu bekommen, fühlt man sich nicht selten wie eine Robbe, die sich Stück um Stück vorwärts hievt. 

Die Übungen selbst beginnen mit einem Warm-up, gehen dann in die Bauchmuskel fördernden Bewegungen über und enden mit einem kleinen Cooldown. Eine gängige Vorgehensweise, die mir bereits von meinem erprobten Yogalethics-Kurs bekannt ist. Die erste Übung in der App gestartet, wurde diese nicht nur mit einem Video visuell vorgemacht, sondern auch via O-Ton mit charmant niederländischem Akzent Schritt für Schritt erklärt.

Leider folgte auf den anfänglichen Enthusiasmus recht schnell große Ernüchterung: Denn nur wenige Minuten nach Start, kam bereits das Video ins Stocken – der Ton lief währenddessen einfach weiter. Das wurde trotz sehr gutem WLAN zum Dauerzustand und machte wenig Spaß.

Ist es sinnvoll, jeden Tag Übungen zu machen?

Grundsätzlich hängt das vom persönlichen Gusto ab. Klar, je öfter man trainiert, desto schneller stellen sich Trainingserfolge ein. Ich mache die Trainingseinheiten davon abhängig, wie ich es zeitlich im Alltag unterbringe – versuche es aber tatsächlich jeden Tag.

Und wie schnell sieht man Erfolge?

Meine ehrliche Meinung: Ich persönlich empfand die Wand-Pilates-Einheiten als schlichtweg zu kurz. Tatsächlich etwas in den Muskeln gespürt habe ich erst, als ich nach den App-Übungen noch zusätzliche Sit-ups gemacht habe. Und dabei würde ich nicht gerade behaupten, dass meine Bauchmuskeln sonderlich durchtrainiert, sind. Es ist aber ein tolles Aufwärmtraining mit großem Spaßfaktor.

Vorsicht!

Auch wenn ich selbst nicht zimperlich bin, können manche Übungen an der einen oder anderen Körperstelle ziemlich schmerzhaft sein. Die „wandgestützte Katze-Kuh“ beispielsweise mag zwar amüsant klingen, erweist sich aber gerade für die Kniescheiben als äußerst schmerzhaft, während „der Scheibenwischer“ ordentlich auf die Hüfte geht.

Vorteile auf einen Blick

  • Man kann es überall ausüben – egal, ob du zu Hause, bei deinen Eltern oder auf Urlaub im Ausland bist.
  • Es macht keinen Krach, sodass du auch mitten in der Nacht oder früh am Morgen den Nachbarn nicht um seinen Schlaf bringst.
  • Es ist kaum Equipment nötig – nur eine Yogamatte. Wenn du aber mal unterwegs bist, geht’s notfalls auch ohne.
  • Steht keine Wand zur Verfügung, tut’s auch die Tür

Kann man mit Wand Pilates abnehmen?

Das hängt stark von verschiedenen Faktoren ab: Wer glaubt, mit einer viertel bis halben Stunde „an der Wand austoben“ am Tag sei es getan, wird sicherlich bitter enttäuscht. Ja, Übungen können durchaus anspruchsvoll sein und machen sich je nach Übungsintensität am nächsten Tag durchaus in der Muskulatur bemerkbar. Um aber wirklich effektiv abzunehmen, ist es sicher sinnvoll zusätzlich zum Sport einen Blick auf die Ernährung zu werfen.

Fazit

Wer bei der 28-Tage-Challenge tatsächlich täglich seine Übungen absolviert, wird deutlich flexibler und gelenkiger. Mein Fazit: Passionierte Sportler sollten eher die Finger von Wand-Pilates lassen, denn es klingt vielversprechender, als im Endeffekt die Wirkung tatsächlich ist. Wer damit starten möchte, seinen Körper und sein inneres Gleichgewicht in Gang zu bringen, macht mit Wand-Pilates sicherlich einen guten Start!

(KAGI)

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