Binge-Eating – versteckte Essstörung?
Essstörung sind weit verbreitet. Leider gibt es aber viel mehr davon als die üblichen Verdächtigen – z.B. die Binge-Eating-Störung. Menschen, die daran leiden, sieht man ihren Leidensdruck aber meist äußerlich nicht an.
Binge-Eating – was ist das?
Ähnlich wie beim Binge-Watching geht es auch beim Binge-Eating um den unkontrollierten Konsum – nur eben nicht von Filmen oder Serien, sondern von Nahrung. Dabei werden in kürzester Zeit unglaubliche Massen an Nahrungsmitteln zu sich genommen – so viel, dass eine:r danach nicht selten richtig schlecht wird.
Menschen, die an einer Binge-Eating-Störung leiden, haben diese Essanfälle häufiger. Sie fallen aber nicht auf, da diese nur stattfinden, wenn die Person alleine ist und sie diese Anfälle auch vor anderen verheimlicht. Längerfristig kann das nicht nur zu unkontrollierter Gewichtszunahme, sondern auch zu einer Entfremdung von dem eigenen Hungergefühl, dem eigenen Körper und von Lebensmitteln allgemein führen.
Ursachen
Nicht selten sind psychische Belastungen wie Stress, Minderwertigkeitskomplexe oder Trauer Auslöser für die Essstörung. Betroffene versuchen ihre negativen Gefühle, Unzufriedenheiten und Unsicherheiten ‚wegzuessen‘ – was auch bis zu einem gewissen Grad klappt, da essen Glücksgefühle ausschütten kann.
Wie aber alles, das dem Gehirn kurzzeitig Glück simuliert, kann auch aus dem Binge-Eating eine Sucht entstehen. Auch im Zusammenhang mit anderen Essstörungen wie Bulimie oder bei zu strikten Diäten kann Binge-Eating vorkommen.
Wenn Menschen sich zu lange Essen verbieten, viel zu wenig Nahrung zu sich nehmen, oder durch eine zu strenge Diät dem Körper Nährstoffe entziehen, kann das ständige Hungergefühl im Binge-Eating ausarten.
Auch den ganzen Tag auf Essen zu verzichten und abends viel zu viel an Nahrung auf einmal zu sich zu nehmen, kann auf eine Binge-Eating-Störung hindeuten.
Was kann man tun?
Solltest du dein Essverhalten hier wiederfinden und dich angesprochen fühlen oder jemanden kennen, dem es ähnlich geht – schäm dich nicht. Die Schönheitsindustrie genauso wie die mediale Omnipräsenz falscher Schönheitsbilder haben es in sich. Leistungsdruck, Stress und Überforderung – das alles kann zu viel werden und sich in einer Essstörung äußern.
Der erste Schritt ist dir einzugestehen, wenn etwas nicht stimmt. Vor allem, wenn du dich längerfristig unwohl mit deinem Essverhalten führst, solltest du aktiv etwas dagegen tun. Alleine kann das auch klappen, ist aber sehr viel schwerer als mit professioneller Hilfe.
Fragen für den Selbsttherapieversuch oder vor dem ersten professionellen Gespräch:
- Wieso hast du diese Essanfälle? Ist es ein ständiges Hungergefühl aufgrund von Nahrungsmangel oder bist du gerade angeknackst und versuchst damit etwas zu kompensieren?
- Wann treten die Anfälle auf? Gibt es bestimmte Auslöser für die plötzlichen Essgelage?
Nur wenn du dir bewusst machst, wieso dein Essverhalten so ist, kannst du versuchen dagegen zu wirken, andere Möglichkeiten finden dich glücklich zu fühlen und wieder einen normalen Bezug zum Essen lernen.
Hilfsangebote
- Hilfe zur Selbsthilfe durch Selbsthilfegruppen oder Eigentherapie
- Hilfe über ärztliche oder psychologische Unterstützung
- Hilfe über stationäre oder teilstationäre Aufenthalte
Ausführliche Informationen zu allen aufgeführten Angeboten findest du über die BZgA.
Solltest du Hilfe brauchen – ganz gleich welcher Art – oder jemanden kennen, der sie braucht: Es ist keine Schande sich zu öffnen und sich helfen zu lassen. Das Wichtigste ist nämlich, dass du gesund bist und dich wohlfühlst.
(BZgA/AOK/SALI)