Boreout – was ist das?
Informiert man sich über Arbeits- oder Freizeit-Belastung, stößt man immer häufiger auf den Begriff ‚Boreout‘. Zwar klingt er irgendwie ähnlich wie Burnout, mehr können aber die meisten nicht damit anfangen. Deswegen haben wir uns schlau gemacht:
Was ist Boreout?
Boreout wird oft als das Gegenteil von Burnout beschrieben, dabei haben die beiden so einiges gemeinsam. Auch beim Boreout handelt es sich nämlich um einen Zustand, der als belastend empfunden wird und sich längerfristig auf die psychische Verfassung auswirkt, nur sind die Betroffenen hier nicht ‚ausgebrannt‘, sondern gelangweilt – und ja, auch Langeweile kann, wenn sie zu lange anhält, krank machen.
Boreout beschreibt einen Zustand der chronischen Unterforderung und kann sich durch die berufliche und/oder private Situation entwickeln, nichts zu tun zu haben. Sitzt man bspw. von den 8 Stunden Bürozeit mehr als die Hälfte nur da und weiß nicht, was man machen kann, weil es keine Aufgaben mehr zu erledigen gibt – oder passiert das nach dem Feierabend daheim, kann es zu ähnlichen Symptomen wie beim Burnout kommen.
Durch längere Unterforderung oder Langeweile kann einem die Arbeit, das Privatleben oder das ganze Leben sinnlos vorkommen, ermüdend wirken und sogar in Überforderung umschlagen, wenn doch mal wieder viele Aufgaben zu erledigen sind, weil man eben nicht mehr daran gewöhnt ist.
Was war nochmal gleich Burnout?
Im Job oder der Uni kann man durch zu viel Stress, zu viele Aufgaben, Erwartungen und Co. ‚ausbrennen‘, also einfach in einen Zustand verfallen, in dem man nicht mehr kann, müde und unmotiviert ist und aus dem es sehr schwerfällt wieder herauszukommen. Beim Burnout sind Betroffene komplett überfordert mit der Fülle und der nicht enden wollenden Flut an Informationen, Verpflichtungen und Co. Das kann übrigens auch im Privatleben passieren, Stichwort: Sozialer Burnout.
Wie entsteht Boreout?
Boreout entsteht meist über einen längeren Zeitraum. Einer der zentralen Punkte dabei ist: sich nicht ausgelastet fühlen. Es spielt keine Rolle, ob das im Beruf, Privatleben oder an der Uni passiert – denn es kann dieselben Folgen haben.
Bist du zu schnell mit deinen Aufgaben fertig und hast dann nichts mehr zu tun? Fühlst du dich von Mitstudierenden/Arbeitgeber:innen/Dozierenden nicht richtig ernst genommen oder wertgeschätzt? Hast du das Gefühl niemand fühlt sich für dich verantwortlich oder hilft dir dabei weiterzumachen, dich weiterzuentwickeln?
Genau dann kann das Boreout-Syndrom entstehen – und nicht wenige verlieren dadurch die Motivation und das Interesse am Job/Studium/Privatleben. Sie fragen sich dann: Was mach ich hier eigentlich?
Wenn du zu lange in einem Stadium festhängst, in dem wirklich nichts mehr geht, weil nichts zu tun ist, du nichts mehr hast, auf das du hinarbeiten kannst und einfach nur noch die Zeit totschlägst, dann wirst du auf Dauer krank.
Boreout haben = faul sein?
Nein. Oft haben sogar sehr motivierte, perfektionistische Menschen ein Boreout, eben, weil sie alles schneller und korrekter erledigen als andere es vorgegeben haben. Dadurch haben sie noch viel Zeit übrig, wissen aber nicht, wie sie sie nützlich einsetzen sollen – und langweiligen sich dann.
Wie erkenne ich Boreout?
Phasenweise kann es in der Arbeit oder Uni schon mal langweilig sein, weil gerade Sommertief herrscht, Ferien sind oder einfach nicht so viel los ist. Das ist aber eher normal und muss nicht auf Boreout hinweisen.
Erst, wenn diese Phase einfach nicht mehr enden will, du dich wirklich über einen längeren Zeitraum überhaupt nicht ausgelastet fühlst und sich folgende Warnsignale bemerkbar machen, kann es sein, dass du auf das Boreout-Syndrom zusteuerst:
- dir ist immer häufiger langweilig; du fühlst dich absolut nicht ausgelastet
- deine Motivation wird immer weniger
- du schiebst deine Arbeit/Aufgaben immer wieder auf
- du bist bei der Arbeit/im Studium/privat nur noch schlecht gelaunt
- es schleichen sich immer öfter Flüchtigkeitsfehler ein
- deine Ansprüche an dich selbst und deine Leistung sinken
- du ziehst dich immer mehr zurück
- deine Unterforderung/das Fehlen von Aufgaben versuchst du zu vertuschen
Verbessert sich die Situation länger nicht und du merkst, dass auf dich immer mehr von den Warnsignalen zutreffen, werden auch die physischen und psychischen Symptome des Boreout nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Symptome des Boreout-Syndroms:
- Niedergeschlagenheit und Lustlosigkeit
- kein Antrieb, motivationslos
- Erschöpfung, Stress
- Schlafprobleme
- Magenprobleme
- Kopfschmerzen
- Angstzustände
- Gereiztheit, Aggression
- depressive Verstimmung, Depression
- Tinnitus oder Schwindel
- Hautausschlag
Was kann ich gegen Boreout tun?
Je früher du die Warnzeichen siehst, desto besser kannst du natürlich gegensteuern und vielleicht noch verhindern, dass sich die Symptome zeigen. Aber auch, wenn du schon körperliche oder psychische Anzeichen spürst, ist es nicht zu spät aktiv was zu tun.
Bewusst machen
Der erste Schritt ist natürlich immer dir einzugestehen, dass etwas nicht stimmt. Nur mit dieser Selbsterkenntnis kannst du was ändern. Versuch dir also – komplett ehrlich – deine Situation bewusst zu machen. Wie fühlst du dich? Was stört dich? Was würdest du gerne ändern?
Es klingt zwar komisch, ist aber vollkommen okay von Langeweile überfordert zu sein – wichtig ist, dich nicht selbst noch fertig zu machen, sondern zu schauen, dass du schnellstmöglich aus diesem Zustand rauskommst und wieder fit und motiviert durchstarten kannst.
Kommunizieren
Weiß dein:e Arbeitgeber:in/Dozent:in/Mitstudent:in oder dein privates Umfeld von deiner chronischen Unterforderung? Denn falls nicht, kannst du ein Gespräch suchen. Vielleicht gibt es studienbezogen noch Tipps oder Verbesserungen, die du machen kannst – beruflich neue Aufgaben oder Verantwortungen, die du übernehmen kannst – privat interessante Hobbys oder Events, die dir guttun würden?
Das kannst du aber nur rausfinden, wenn du mit den betreffenden Personen redest. Du musst auch gar nicht, z. B. deine:r Chef:in sagen, dass dir ‚langweilig‘ ist. Es reicht auch anzumerken, dass du dein Potenzial gerne mehr ausschöpfen würdest, bspw. bei einer Fort- oder Weiterbildung.
Auch mit dir selbst solltest du ins Gespräch gehen, wenigstens gedanklich und dich fragen: was würde ich gerne tun? Was könnte mir Spaß machen? Welche Herausforderung würde ich gerne angehen? Denn so setzt du dir selbst neue Aufgaben und kleine Ziele – und damit macht so einiges wieder mehr Sinn.
Sinn suchen und geben
Das mit dem ‚Sinn‘ ist so eine Sache, denn im Grunde kann eigentlich alles ‚sinnvoll‘ sein, wenn du dich dazu entscheidest, also Dinge, Tätigkeiten etc. als sinnvoll betrachtest. Es kommt eben sehr stark auf deine eigene Einstellung an – und die kannst bekanntlich sowieso nur du selbst ändern.
Übung Sinn suchen
Versuch mal Aufgaben, die dich langweilen, einen Sinn zu geben … bspw. Büroorganisation. Sinnvoll kann das ja sein, um den Überblick nicht zu verlieren, wichtige Dokumente griffbereit aufzubewahren oder schlicht um Ordnung zu halten.
Übrigens kannst du Tätigkeiten auch einfach selbst einen Sinn geben, wenn du keinen findest. Dabei kann es auch mal etwas Lapidares sein – ich meine, Trinken müssen wir auch ‚nur‘, um nicht zu verdursten …
Selbst motivieren
Wenn keine Anforderungen, Abgaben oder Erwartungen von außen kommen, kannst du dir auch selbst welche stellen. Deine Zeiteinteilung ist deine Verantwortung – und wir haben ja auch nicht unendlich viel Zeit.
Sollte dein Boreout von der Arbeit oder dem Studium herführen, kannst du versuchen das im privaten Bereich auszugleichen. Durch ein neues Hobby, einen Nebenjob, mehr Zeit mit Freund:innen, dich irgendwo engagieren – auch privat kannst du einen Sinn für dich finden und dich damit motivieren.
Beraten/helfen lassen
Hilft alles nichts und du kommst alleine einfach nicht weiter? Das ist vollkommen in Ordnung. Du musst auch nicht immer alles alleine machen und schaffen – du darfst dich auch unterstützen lassen.
Es gibt Coaches und Psycholog:innen, die dich bei deinem Boreout beraten können. An nahezu jeder Uni gibt es derzeit psychologische Beratungsangebote. Es gibt Nightlines und andere Telefondienste, bei denen du anrufen und immerhin einfach mal, mit einer neutralen Person, über deine Probleme reden kannst. Und es gibt diverse Gruppen zu Selbsthilfe, psychischer Gesundheit und Co., die du online finden und dann vor Ort oder von daheim aus an Sitzungen teilnehmen kannst. Du bist also nicht alleine.
(bildung-sg/malteser/meine-krankenkasse/SALI)