Gut leben mit Asthma
Asthma bronchiale ist kein Zuckerschlecken. Wenn du einmal akute Atemnot erlebt hast, weißt du, wie beängstigend das ist. Leider lässt sich diese Erkrankung nicht heilen und sie kann mitunter auch recht unberechenbar sein. Dennoch gibt es einiges, was du tun kannst, damit dein Leben mit Asthma einigermaßen problemlos läuft.
Und du bist damit nicht allein. Die Atemwegserkrankung ist die häufigste chronische Krankheit im Kindesalter. Seit den 70er Jahren hat die Zahl der Betroffenen deutlich zugenommen. Warum das so ist, kann die Wissenschaft derzeit nicht sagen.
In den letzten Jahren sind sowohl die Häufigkeit als auch der Schweregrad bei Asthmaerkrankungen gestiegen. In Deutschland liegt die Sterblichkeitsrate bei 4-8 Menschen pro 100.000 Einwohnern im Jahr. Ein häufiger Grund für die Todesfälle ist leider auch, das die Erkrankten ihre Situation nicht ernst genug genommen haben. Daher sollte jede:r Betroffene sich tunlichst an die ärztlichen Behandlungsvorschläge halten.
Was sind die Symptome bei Asthma?
Der Begriff Asthma kommt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet sehr passend „Beklemmung“. Wenn du selbst betroffen bist, kannst du sicherlich gut nachvollziehen, wie beklemmend das Gefühl ist, nicht richtig Luft zu bekommen. Asthma ist eine chronische Erkrankung, das heißt, sie wird dich wahrscheinlich bis zum Ende deines Lebens begleiten.
Betroffen ist die Lunge oder noch deutlicher die Bronchien. Diese sind Teil deiner Atemwege. Genau hier entflammt das Asthma. Es kommt immer wieder zu Entzündungen in den Bronchien. Diese reagieren außerdem sehr empfindlich auf gewisse Reize – der Fachbegriff hierfür lautet bronchialen Hyperreagibilität.
Die ärztliche Lungen-Untersuchung tut übrigens nicht weh. Neben dem klassischen Abhören, darfst du auch in einem durchsichtigen Kasten Platz nehmen und über ein Mundstück atmen. Mit verschlossener Nase wird getestet, wie gut oder schlecht die Atemluft durch die Luftwege strömen kann und wie hoch dein Lungenvolumen ist. Mehr passiert nicht. Gepiekst wirst du nur beim, ebenfalls wichtigen, Allergietest. Dafür dann aber auch gleich mehrmals.
Wenn du unter Asthma leidest, kennst du sicherlich folgende klassische Symptome:
- pfeifende Atmung,
- Husten,
- Engegefühl in der Brust,
- Kurzatmigkeit und
- (ganz übel) Luftnot.
Diese unerfreulichen Begleiterscheinungen kommen oft nachts oder früh am Morgen. Zum Glück gibt es Medikamente, welche die Symptome lindern. Besonders bei akuten Schüben oder einem sogenannten Asthma-Anfall können diese sogar lebensrettend sein.
Was sind Auslöser für Asthma?
Die chronische Atemwegserkrankung kann sowohl als allergische Form auftreten als auch als nicht-allergische, sowie als gemischtförmige. Es handelt sich nicht um eine durchgehende Erkrankung. Es gibt Phasen, da geht es den Betroffenen besser und dann leider auch wieder schlechter. Was aber bei allen gleich ist, ist die Reaktion auf unspezifische Reize.
Äußere (unspezifische) Reize, die Asthmatiker:innen zum Husten bringen:
- Kälte (Nebel, Kaltluft)
- Abgase
- Staub, Feinstaub
- Duftstoffe
- Tabakrauch
Allergisches Asthma ist es, wenn du auf eines der folgenden Punkte reagierst:
- Tierhaare, Vogelfedern
- Baum- und Gräser-Pollen
- Hausstaubmilben (bzw. deren Kot) und Schimmelpilze (deren Sporen)
- Bestimmte Nahrungsmittel (Äpfel)
- Bestimmte Medikamente
- Chemikalien
Nicht-allergenes Asthma entsteht durch:
- Virusinfekte
- Bakterielle Infekte
Innere Reize, die eine asthmatische Episode aufflammen lassen können:
- Infektionen der oberen und unteren Luftwege
- Körperliche Anstrengung
- Psychische Belastung und Stress
- manche Medikamente (Aspirin)
Wirst du mit diesen Reizen konfrontiert, endet es meistens in einem epischen Hustenkanon und/ oder Luftnot. Je nachdem, wie gereizt deine Atemwege eh schon sind, kann so auch ein Asthmaanfall entstehen. Das ist eigentlich das mit Abstand Schlimmste, was passieren kann.
Behandlung von Asthma
Zunächst gibt es einige Standard-Medikamente, die dir helfen sollen, ein deutlich entspannteres Leben zu führen. Ohne ständiges Husten und Atemnot. Es gibt Inhalatoren, die du regelmäßig benutzt, weil dir der Wirkstoff hilft, die Bronchien zu beruhigen und Entzündungen einzudämmen. Und es gibt welche, die im Akutfall zum Einsatz kommen.
Erstere nennt man Controller. Dabei handelt es sich um Dauermedikamente zur Langzeitkontrolle. Sie wirken vorbeugend, indem sie die Schwellung, die Schleimbildung und die chronische Entzündung der Bronchien reduzieren. Am häufigsten wird hier Kortison verschrieben. Es hat sich dabei bewährt, langfristig die Schwere und Häufigkeit der Anfälle zu verringern.
Weil die Wirkung nicht ad hoc einsetzt, musst du sie dauerhaft nehmen, um beschwerdefrei zu werden, sein und zu bleiben. Außerdem haben die Controller noch den Effekt, die Wirkung der Reliever zu verstärken.
Kortison ist ein körpereigenes Hormon. Gebildet wird es in der Nebenniere Es spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Entzündungen und wird in Stresssituationen vermehrt gebildet.
Reliever hingegen kommen zum Einsatz, wenn es ganz eng wird. Im wahrsten Sinne des Wortes verspannt sich deine Atemwegsmuskulatur und du empfindest ein Gefühl der Enge im Brustkorb, als wäre da gar kein Platz zum Rein-atmen.
Ein häufiger Wirkstoff dieser Gruppe sind Beta-2-Sympathomimetika, auch Beta-2-Agonisten genannt. Diese adrenalinartigen Substanzen helfen dir sofort, deine verkrampfte Muskulatur in den Atemwegen zu entspannen und damit auch deine verengten Bronchien wieder zu weiten. Du bekommst wieder Luft, das Gefühl zu ersticken lässt nach.
Reliever lindern nur die Symptome (Atemnot), ändern aber nichts an der Grunderkrankung. Dafür benötigst du die Controller.
Was dir ebenfalls hilft, ist eine Art Asthma-Tagebuch zu führen, damit kannst du zum Beispiel Auslöser besser eingrenzen und schlussendlich deinen Alltag sicherer gestalten. Außerdem wird dir jeder Arzt einen Allergietest ans Herz legen. Eventuell hast du die Möglichkeit eine Hypersensibilisierung durchzuführen, um deinen Körper an die Allergene zu gewöhnen.
Wie werden Asthmamedikamente eingenommen?
Die häufigste Form der Medikation ist die mittels Inhalator. Das heißt, der Wirkstoff gelangt direkt in deine Lunge, ohne den Umweg über das Verdauungssystem, und kann dort schnell wirken. Das hat außerdem den Vorteil, dass es deinen restlichen Körper weniger belastet.
Die orale Einnahme von Kortison ist meistens mit anderen Beschwerden verbunden. Wird es aber inhaliert, gibt es deutlich weniger Nebenwirkungen. Da das Medikament direkt zum Entzündungsherd gelangt, kann obendrein die Dosierung verhältnismäßig niedrig gehalten werden.
Wie so ein Inhalator funktioniert, erklärt dir dein Arzt/deine Ärztin. Hier gibt es ein paar Regeln zu beachten, damit du den Wirkstoff wirklich tief genug in die Lunge einatmest. Reicht das Spray alleine nicht, muss dann doch zur Tablettenform oder auch Saft gegriffen werden.
Kann man Asthma natürlich behandeln?
Asthma ist eine sehr individuelle Erkrankung. Manche Menschen haben nur leichte Beschwerden, andere müssen ziemlich kämpfen, um durch ihren Alltag zu kommen. Umso schöner, dass es auch natürliche Mittel gibt, die dir helfen können.
Bei Atemnot ist keine Zeit für Experimentieren oder sanfte/natürliche Mittel! Entweder du gehst sofort zum Arzt und/oder du benutzt dein Cortisol-Spray! Eine zu geringe Sauerstoffsättigung im Blut kann schnell zu einem lebensbedrohlichen Ereignis werden.
Wichtig ist hier wirklich das Wort „unterstützend“. Niemals ersetzen sie dir den Arzt/die Ärztin. Also nutze sehr gern pflanzliche Mittel, aber bitte komm nicht auf die Idee, dein Asthma-Spray in die Tonne zu werfen. Mit den Naturheilmitteln wirst du diese chronische Erkrankung leider nicht in den Griff bekommen. Dennoch stellen wir dir ein paar Naturhilfsmittel vor, die du gern ausprobieren kannst.
- Ingwer – hat entzündungshemmende Eigenschaften und könnte dabei helfen, die Atemwege zu beruhigen und die Entzündung zu reduzieren.
- Honig – insbesondere roher Honig, wird traditionell als Beruhigungsmittel für die Atemwege genutzt.
- Eukalyptusöl – hat entzündungshemmende und schleimlösende Eigenschaften, die die Atemwege befreien.
- Kurkuma – enthält den Wirkstoff Curcumin, der entzündungshemmend wirkt und die Atemwege unterstützen kann.
- Thymian – die ätherischen Öle des Thymians wirken schleimlösend und fördern das Abhusten von Schleim. Sie erleichtern das Husten und haben eine entkrampfende Wirkung auf die Bronchien.
- Salbei – ist wirksam gegen Krankheitserreger wie Bakterien und auch Viren. Es hat krampflösende Eigenschaften und wirkt zudem adstringierend auf die Schleimhäute.
All diese Kräuter kannst du gern als Tee verwenden. Sich pur ein paar Tropfen Eukalyptusöl auf die Zunge tröpfeln lassen, ist wiederum keine gute Idee. Das kann schnell zu einer zu starken Reizung deiner Bronchien führen und genau das Gegenteil bewirken.
Neben pflanzlichen Helfern gibt es auch noch weitere Methoden, die du ausprobieren kannst.
- Inhalieren – regelmäßig mit ätherischen Ölen wie Pfefferminzöl inhalieren, hilft gegen Entzündungen und weitet die Bronchien, bringt also mehr Luft in deine Lunge. Dafür gibt es auch günstige Geräte zu kaufen.
- Akupunktur – manche Heilpraktiker:innen bieten dies an, versuch es einfach mal, wenn du da Lust drauf hast
- Atemübungen und Atemtechniken – eigentlich essenziell! Richtig atmen lernen, bis in die äußersten Ecken deiner Lunge. Es gibt da ganz viele Möglichkeiten. So wird beispielsweise Atemtherapie angeboten. Aber auch im Yoga-Training lernst du zu atmen. Es hilft auch mental enorm, wenn du Techniken erlernst, die dir das Gefühl von Kontrolle zurückgeben.
- Meditieren – perfekt, um das Atmen zu üben. Darüber hinaus kannst du damit auch deine Fähigkeit steigern, dich zu entspannen und zu konzentrieren. Beides kann dir helfen, im Notfall die Ruhe zu bewahren.
- Luftreinigung – in deiner Wohnung oder auch nur im Schlafzimmer. Es gibt hervorragende Luftreiniger mit HEPA-Filtern, die deine Atemluft von fiesen Pollen und Feinstaub befreien. Eine Wohltat.
- Vitamin D – hier ist noch nichts validiert, aber manche Ärzt:innen empfehlen das Vitamin zur Unterstützung des Immunsystems. Es gibt Hinweise darauf, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel mit einer Verschlechterung der Asthmasymptome in Verbindung stehen könnte.
- Ernährung – wie so oft, kann auch die Ernährung viel ausmachen. Sei nett zu deinem Körper und gönn ihm viel Obst und Gemüse, die reich an Antioxidantien sind. Omega-3-Fettsäuren und Ballaststoffen tragen außerdem dazu bei, Entzündungen im Körper zu reduzieren.
- Sport – genauer gesagt, sanfter Ausdauersport, denn der erhöht dein Lungenvolumen.
- Singen – das kann dir helfen, weil du auch hier viel mit einer kontrollierten Atmung arbeitest.
Was sollte man bei Asthma nicht machen?
Wahrscheinlich hast du hier schon unschöne eigene Erfahrungen gemacht. Der Alltag kann ziemlich hässliche Überraschungen bereithalten. Zum Beispiel in der Straßenbahn stehen, und jemand neben dir meint, sich kurz mit einem Sprüh-Deo auffrischen zu müssen. Herzlichen Dank auch. Oder du kommst im Winter aus deinem warmen Büro und dir knallt eiskalte Luft entgegen. Da kann einem schon mal der Atem stocken.
Ist dein Asthma ein allergiebedingtes, können spontane Windstöße im Sommer oder Frühling mit all den Pollen dich in die Knie zwingen. Für Tierhaarallergiker:innen wiederum ist ein zärtliches Anschmusen der Nachbarkatze der reinste Horror. Beides kannst du leider nur sehr schlecht beeinflussen.
Es gibt jedoch auch Verhaltensweisen, die du aktiv unterlassen solltest. Mein persönlicher Favorit sind ja Asthmatiker:innen, die rauchen. Da verliere ich persönlich den Glauben an die Menschheit. Oder, ebenfalls sehr beeindruckend, Leute, die E-Zigaretten oder Vaporiser smoken und die Finger von den vermeintlich schädlicheren Zigaretten lassen. Anyway, welche Dinge solltest du noch besser lassen?
- Aktivitäten, die viel Staub aufwirbeln, zum Beispiel Ställe ausmisten, Abschleifen von Materialien oder auch Lagerfeuer. Nichts davon tut deiner Lunge gut. Insbesondere Lagerfeuer sind extrem übel. Nicht nur Rauch, auch die aufgewirbelten Feinpartikel schaden dir.
- Heftiger Sport von jetzt auf gleich. Sport an und für sich tut dir gut. Allerdings musst du dich langsam an die körperliche Belastung heranführen.
- Sehr scharfe Nahrungsmittel können bei manchen Menschen zu einem Anfall führen.
- Klimaanlagen: ganz miese Nummer, wenn sie nicht regelmäßig gereinigt werden, sind sie die reinsten Mutterschiffe, um deine Luft mit Staub und Co. anzureichern.
Was tun bei einem akuten Asthmaanfall? Erstmal ruhig bleiben! Richte dich auf. Stehend oder Sitzend. Auch wenn es schwerfällt, versuche trotzdem ruhig ein- und auszuatmen. Benutze deinen Inhalator. Ruf den Rettungswagen.
Zu so einer heftigen Situation muss es aber gar nicht erst kommen. Bist du gut mit Medikamenten eingestellt, hast deinen Reliever dabei und achtest darauf, dich nicht unnötigen Gefahren auszusetzen, wirst du wahrscheinlich gut mit dieser Erkrankung leben können. Laut dem Verband der pneumologischen Kliniken ist die Lebenserwartung eines:r angemessen:en behandelten Asthmatikers:in diesselbe wie die eines:r Gesunden. Auch die Lebensqualität muss bei guter Behandlung keineswegs eingeschränkt sein.
(VPK/TKK/DRK/CHHI)