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Wie rausfinden, ob man eine Food-Allergie hat?

Junger brünetter Mann, der mit geröteten Augen einen Teller Nüsse abwehrt.
Ausschlag, Schluckbeschwerden oder Ähnliches nach dem Essen? (Foto: ©stock.adobe.com/ViDi Studio)
Magenschmerzen, Ausschlag oder Rötungen nach dem Essen – kommt das von einer Unverträglichkeit oder Allergie? Alles, was du dazu wissen musst, erfährst du hier.
Donnerstag, 25.04.2024, 14:44 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Unwohlsein nach dem Essen – das kennen leider viele. Und manchmal war es auch einfach nur lecker und man hat ordentlich zugeschlagen, zu viel gegessen und fühlt sich jetzt richtig schlapp und träge.

Aber was ist, wenn es wirklich an bestimmten Lebensmitteln liegt, die sich nach dem Verzehr körperlich bemerkbar machen, bspw. durch Magenprobleme oder Juckreiz? Dann kann es sich dabei eigentlich nur um eine dieser beiden Optionen handeln: eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder -allergie.

Was gibt es für Nahrungsmittelallergien?

Was genau ist eine Lebensmittelallergie überhaupt? Kurz gesagt handelt es sich dabei – wie bei allen Allergien – um eine Überreaktion des Immunsystems auf einen Fremdkörper, das sog. Allergen. Das eigentlich in allen Substanzen, seien es Proteine, Geschmacksverstärker und Co. enthalten sein kann. Für Menschen ohne Allergie ist es aber komplett ungefährlich.

Unverträglichkeit statt Allergie?

Im Gegensatz zu einer Überreaktion des Immunsystems kommt eine Intoleranz zustande, wenn dem Körper Enzyme und/oder Proteine fehlen, um die Substanz anständig weiterzuverarbeiten.

Wie zwischen Allergie und Intoleranz unterscheiden?

Dafür gibt es grob zwei Anhaltspunkte, die aber sehr aussagekräftig sind:

  • Wie lange nach dem Verzehr die Symptome auftreten und
  • in welchem Zeitraum es zu den Beschwerden kommt.

Bei einer Allergie findet schon beim Verzehr eine allergische Reaktion statt, d.h. die Symptome machen sich nahezu sofort bemerkbar, wobei es bei einer Unverträglichkeit mehrere Stunden dauern kann, bis sich die Beschwerden zeigen. Das liegt daran, dass sich das Immunsystem bei einer Allergie sofort meldet, wohingegen bei einer Intoleranz die fehlenden Enzyme für die Verarbeitung erst später durch Abwesenheit glänzen.

Über welchen Zeitraum die Beschwerden nach dem Essen auftauchen, kann auch einen Hinweis darüber geben, ob es sich um eine Unverträglichkeit oder Allergie handelt. Denn eine Intoleranz kann einfach auftauchen und dann wieder verschwinden, bei Allergien ist das nicht ganz so einfach. Zwar können bestimmte Allergien aus der Kindheit im Erwachsenenalter verschwinden, andere bleiben aber oft über Jahre, Jahrzehnte oder ein Leben lang.

Primäre und sekundäre Allergie

Treten allergische Reaktionen schon im Kindesalter auf, handelt es sich dabei um primäre Allergien. Sekundäre Allergien machen sich erst im Erwachsenenalter bemerkbar und verstärken oft eine unerkannte Kindesallergie - Kreuzreaktion oder Kreuzallergie genannt. Das passiert, wenn Lebensmittelallergene verschiedener Nahrungsmittel sich ähneln und man auf beide eine allergische Reaktion zeigt. 

Was sind die häufigsten Lebensmittelallergien?

Auf welche Nahrungsmittel die meisten Menschen allergisch reagieren, deckt sich mit den 14 Lebensmittelallergenen, die nach der EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) einer Kennzeichnungspflicht unterliegen. Heißt: wenn sie in einem Produkt enthalten sind, muss das auf der Verpackung kenntlich gemacht werden.

Das ist wichtig, weil sie zusammen über 90 % aller Nahrungsmittelallergien ausmachen. Dabei ist es nicht das Lebensmittel an sich das, das zu einer Allergie führt, sondern die enthaltenen Stoffe, Allergene, wie bestimmte Eiweißverbindungen.

Die 14 häufigsten Lebensmittelallergene sind enthalten in:

  • Gluten: Neben Weizen enthalten auch die Getreide Gerste, Roggen und Dinkel Gluten. Manche Menschen können sie nicht verstoffwechseln. Dabei kann es sich dann um Zöliakie, Glutensensitivität oder eine Weizenallergie handeln – eine eindeutige Diagnose ist aber oft schwierig.
  • Erdnüsse: Nicht selten reagiert das Immunsystem nur auf geröstete Erdnüsse, d.h. rohe Nüsse können vertragen werden. Die Allergie tritt oft im Kindesalter auf und bleibt im Erwachsenenalter (zu 80 %). Eine Erdnussallergie kann zu sehr starken Reaktionen führen, selbst, wenn man nur leichten Kontakt damit hat, bspw. beim Einatmen.
  • Kuhmilch: Vor allem Säuglinge und Kinder können stark allergisch auf Milch reagieren – mit neurodermitischen Schüben, Magen-Darm-Problemen oder Hautveränderungen. Oft verliert sich die Allergie aber wieder; im Erwachsenenalter tritt sie sehr selten auf.
  • Soja: Die Anzahl an Soja-Allergiker:innen ist die letzten Jahre durch den Anstieg des Verzehrs gestiegen. Tritt sie im Kindesalter auf, müssen Produkte mit Soja vermieden werden, wobei ein Auftreten im Erwachsenenalter eine Kreuzreaktion mit Birkenpollen sein kann, bei der dann Soja in geringen Mengen ohne Probleme gegessen werden kann.
  • Lupinen: Lupinen-Allergien kommen zwar nicht oft vor, aber gelegentlich. In vielen Backwaren wie Kuchen, Keksen oder Brot können sie enthalten sein, obwohl man sie dort nicht vermuten würde. 
  • Fisch: Besonders in Regionen mit hohem Fischkonsum, treten Allergien auf. Dabei reichen schon kleinste Mengen, um eine Überreaktion auszulösen.
  • Krebstiere: Hier wird eine Allergie oft mit einer Lebensmittelvergiftung verwechselt, weil die Symptome ähnliche sein können. Um sicherzugehen, dass man eine Allergie hat, ist hier ein Prick-Test notwendig.
  • Weichtiere: Darunter zählen Schnecken, Kraken, Tintenfische und Muscheln. Weichtier-Allergien sind selten.
  • Eier: Wie die Kuhmilch-Allergie tritt auch die Eier-Allergie vor allem im Säuglings- und Kindesalter auf. In der Regel verschwindet sie nach ein paar Jahren wieder. Bei Erwachsenen treten selten allergische Reaktionen wegen Eiern auf. 
  • Schalenfrüchte: Dazu zählen die Nussarten: Walnüsse, Haselnüsse, Mandeln, Cashews, Para- und Pekannüsse, Pistazien, Macadamia und Queenslandnüsse. Ob man mit rohen oder gerösteten Schalenfrüchten in Berührung kommt, spielt dabei keine Rolle. 
  • Sellerie: Wer gegen Sellerie allergisch ist, hat oft eine Kreuzallergie mit Birken- oder Beifußpollen. Ab und zu tritt aber bei dem gekochten Gemüse keine allergische Reaktion auf. 
  • Senf: Auch diese Allergie ist eher selten und macht sich oft als Kreuzreaktion zusammen mit einer anderen bemerkbar.
  • Sesam: Insgesamt 7 Allergene konnten bis jetzt in Sesamsamen gefunden werden. Auch diese Allergie bleibt oft ein Leben lang, nur in 25 % der Fälle wurde mit der Zeit eine Toleranz ausgebildet.
  • Schwefel: Findet sich oft als Konservierungsmittel oder Antioxidantien in diversen verarbeiteten Lebensmittel. Die Allergie ist bisher noch nicht richtig erforscht; es scheinen aber vor allem Menschen mit Asthma von ihr betroffen zu sein.

Kreuzallergie

Dabei handelt es sich um mehrere Allergien, die sich gegenseitig bedingen/verstärken können, weil ihnen ähnliche Allergene zugrunde liegen. Oft kommt es zu Kreuzreaktionen zwischen primären, im Kindesalter auftretenden, und sekundären, im Erwachsenenalter auftretenden, Allergien. 

Welche Symptome bei einer Lebensmittelallergie?

Das kann von sofortigem Brennen und Schwellungen im Mund-, Nasen- oder Rachenbereich, über Übelkeit, Durchfall bis hin zu Hautausschlägen, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und im schlimmsten Fall einem anaphylaktischen Schock alles sein. Es kommt natürlich immer auf die Art und Stärke der Allergie an, ebenso, mit wie viel von dem Allergen man in Kontakt gekommen ist. Hier ein paar Beispiele:

Bei einer Erdnuss-Allergie können folgende Symptome auftreten:

  • Heiserkeit, Schluckbeschwerden oder Engegefühl im Kehlraum
  • Atemnot und Husten
  • Magenkrämpfe und/oder Erbrechen
  • Schwindel, flacher Puls
  • Schock oder Kreislaufkollaps

Symptome einer Weizen-Allergie sind typischerweise:

  • Schwellungen, Rötungen und Juckreiz an der Haut oder an der Mundschleimhaut
  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Blähungen

Eine Krebstier-Allergie zeigt sich durch:

  • Sodbrennen
  • Seh – und/oder Hörstörungen
  • Schmerzen ungeklärter Herkunft
  • Blässe, Blutarmut, ständige Müdigkeit
  • Heiserkeit, Schluckbeschwerden
  • Atemnot

Wie finde ich heraus, gegen welche Lebensmittel ich allergisch bin?

Wenn du das Gefühl hast, bestimmte Beschwerden treten immer dann auf, wenn du ein Nahrungsmittel zu dir genommen oder Kontakt dazu hattest – und das nicht nur temporär, sondern über einen längeren Zeitraum, solltest du mal bei deinem Hausarzt/deiner Hausärztin vorbeischauen. 

Wieso nicht selbst versuchen, etwas dagegen zu unternehmen? Weil du dann vermutlich erstmal das Lebensmittel weglassen wirst, um zu testen, ob es ohne besser funktioniert – und genau das kann zu Nährstoffmängeln führen, weil oft eine ganze Nahrungsgruppe testweise weggelassen wird.

Tu dir also selbst den Gefallen und führe erstmal mit deinem Hausarzt/deiner Hausärztin ein Gespräch über deinen Allergie-Verdacht. Er/Sie kennt sich nämlich aus und kann dich, wenn dein Verdacht begründet klingt, gleich an die passende Stelle weiterverweisen. Dort können dann verschiedene Verfahren angewendet werden, um dich auf die Allergie zu testen.

Haut- oder Bluttest

Der gängigste Allergie-Test ist der Prick-Test. Dabei werden die Substanzen auf einen vorgezeichneten Bereich der Haut, meist am Unterarm, gerieben und auch leicht in die Haut gestochen, um zu schauen, wie die Haut darauf reagiert. Auch mit Lebensmitteln wird das gemacht – oft müssen Proben davon aber zum Hauttest mitgebracht werden.

Bluttests sind bei Nahrungsmittelallergien, bei denen nach Einnahme/Kontakt der Substanz, auf Antikörper getestet wird, aussagekräftiger als Hauttests. 

Elimination und Provokation

Hier wird die Aufnahme und der Kontakt zu dem Lebensmittel für einige Wochen ’eliminiert’, um im Nachgang durch den Verzehr einer geringen Menge – unter ärztlicher Aufsicht – eine Reaktion zu ‚provozieren‘

Weil das Nahrungsmittel nach der Elimination komplett aus dem Körper verschwunden ist und dann pur und alleine aufgenommen wird, ist ein Allergie-Ergebnis hier auch sehr eindeutig.

Wichtig!

Bitte keine Selbstversuche oder komplette Alleingänge beim Allergie-Thema. Im schlimmsten Fall, kann es beim ‚Provozieren‘ einer Reaktion nämlich richtig gefährlich werden und zu einem anaphylaktischen Schock kommen. 

Mittel und Wege, um mit Allergie zu leben

Ist eine Lebensmittelallergie diagnostiziert, kannst du leider, im Gegensatz zu vielen anderen Allergien, über keine Hypersensibilisierung nachdenken. Auch eine langsame Gewöhnung oder das Ausbilden einer Toleranz passiert nur selten – und dann von ganz alleine, erzwingen kannst du das nicht.

Es gibt aber zwei Dinge, die du tun kannst, um mit deiner Nahrungsmittelallergie ein ganz normales, erfülltes Leben zu haben:

  1. Das Allergen meiden und auf bestimmte Lebensmittel verzichten: Informiere dich, in welchen Produkten die allergenen Stoffe enthalten sind, auf die du reagierst und versuch sie zu meiden. Je nachdem wie stark deine Allergie ist, können nämlich auch schon kleine Mengen gefährlich werden. Aber: unter ärztlicher Aufsicht sollte immer mal wieder, bspw. alle paar Jahre, getestet werden, ob du noch immer auf die Allergene reagierst – eine Allergiediagnostik muss nämlich nicht ein Leben lang gelten, jedenfalls nicht immer in gleichbleibender Intensität. Es kann sein, dass du mit der Zeit kleinere Mengen des Allergens gut verträgst!
  2. Unterstützende Maßnahmen testen: Zwar gibt es kein Allheilmittel gegen Lebensmittelallergien, bei einigen Betroffenen hat es aber geholfen, ab und zu die Magen-Darm-Flora mit Probiotika zu unterstützen oder Heilfasten-Phasen einzulegen.

In Bereichen der Naturheilkunde wird die Meinung vertreten, die Stärke von Allergien – auch bei Nahrungsmitteln – hängt auch mit der allgemeinen und vor allem psychischen Verfassung der Allergiker:innen zusammen. Hier wird Stressabbau und Ausbau der Resilienz empfohlen, um den Körper und das Immunsystem zu stärken. Dadurch soll es zu weniger heftigen allergischen Reaktionen kommen. 

Schädlich ist das definitiv nicht, also vielleicht einfach mal testen?

(dge/daab/Allergiezentrum/usz/SALI)

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