Mit Demenz und Alzheimer umgehen
Wir werden alle älter und manchmal hat das Altern ein paar unschöne Nebeneffekte: die Begriffe Demenz und Alzheimer kommen auf. Nicht selten führt das, vor allem bei den Kindern und Enkeln, zu Überforderung. Denn wie geht man damit um, wenn Mama/Papa oder Opa/Oma an den Krankheiten leiden?
Was ist Demenz/was ist Alzheimer?
Die Alzheimer-Krankheit, auch als Alzheimer-Demenz bekannt, ist eine Form der Demenz. Bei ihr Sterben immer mehr Nervenzellen im Gehirn ab und Betroffene werden mit der Zeit vergesslich, orientierungslos und verwirrt.
Dadurch kann sich auch die Persönlichkeit ändern, weil viele von dieser Entwicklung überfordert sind und sie nicht verstehen – das kann sie nervös, depressiv und auch aggressiv machen. Zwar gibt es Behandlungsmethoden, um den Verlauf abzuschwächen, vollständig heilen kann man Alzheimer aber bisher nicht.
Demenz ist medizinisch betrachtet der Oberbegriff von Alzheimer. Unter ihm werden mehr als 50 Erkrankungen aufgelistet, die die Gehirnfunktion beeinträchtigen. Dabei macht die Alzheimer-Krankheit mit ca. 2/3 Erkrankter den Großteil der Demenzbetroffenen aus.
Was ist der Unterschied zwischen Demenz- und Alzheimer-Krankheit?
Alzheimer = Demenz, aber Demenz muss nicht gleich Alzheimer sein. Bei Demenz handelt es sich um den übergeordneten Fachbegriff für rund 50 Krankheiten, die mit der Gehirnfunktion zu tun haben. Alzheimer ist eine und auch die häufigste dieser Erkrankungen.
Wie und warum Alzheimer genau entsteht, ist bis heute noch nicht vollständig erforscht – das heißt leider: theoretisch kann es jede:n treffen. Wissenschaftlich belegt ist, dass es bei Betroffenen durch die Krankheit zu Veränderungen im Gehirn und zum Absterben von Nervenzellen kommt, die sich durch unterschiedliche Symptome zeigen.
Symptome und erste Anzeichen von Alzheimer:
- Vergesslichkeit oder Gedächtnisprobleme: v.a. sichtbar an einer Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses. Betroffene erinnern sich nicht mehr an Termine oder Alltagspläne – werden immer vergesslicher.
- Planen und Lösen von Problemen bereiten immer größere Schwierigkeiten: Konzentrationsfähigkeit sinkt, es wird mehr Zeit zum Erledigen von (bekannten und eingeübten) Dingen gebraucht, alltägliche Probleme wirken schnell überfordernd.
- Gewohnte Tätigkeiten gehen nicht mehr leicht von der Hand, sondern werden als Herausforderungen empfunden.
- Zeitliche und räumliche Orientierung leidet: Oft wird das aktuelle Datum vergessen, Zeiträume können nicht mehr richtig eingeschätzt werden, es wird sich in eigentlich bekannter Umgebung verlaufen etc.
- Wahrnehmung wird zunehmend gestört: Probleme beim Wiedererkennen von Personen, Gesichtern oder beim Lesen, Erkennen von Farben und Ähnlichem. Verwechslungen oder Fehler werden vehement abgestritten.
- Es entwickeln sich Sprach- und Schreibschwächen: es treten vermehrt Wiederholungen auf, Betroffene ersetzen Sprachlücken mit unpassenden Füllwörtern, haben Wortfindungsprobleme und können Gesprächsinhalten nicht mehr richtig folgen/sich nicht mehr aktiv einbringen.
- Gegenstände ‚verschwinden‘: Dinge werden verlegt und es wird vergessen, wo sie sich befinden. Gleichzeitig geht das Verständnis dafür verloren, wofür welche Dinge gut sind – so landet bspw. der Wohnungsschlüssel im Kühlschrank.
- Veränderung des Urteilsvermögens: anderer Umgang mit Geld oder Körperpflege, Entscheidungen werden anders getroffen wie früher, Verlust zum Jetzt-Bezug – bspw. Schlappen für einen Winterspaziergang anziehen. Gefahren werden nicht gesehen oder falsch eingeschätzt.
- Rückzug aus dem Sozialleben, weniger Eigeninitiative: Hobbys oder andere Aktivitäten werden aufgegeben oder interessieren die Betroffenen plötzlich nicht mehr. Bewusstsein dafür, dass sich etwas verändert, ist bei ihnen aber vorhanden, verunsichert sie und führt zum Rückzug.
- Verhalten und Persönlichkeit wandeln sich: plötzliches aggressives oder ängstliches Verhalten, Nervosität, Hilflosigkeit oder Traurigkeit können auftreten – obwohl objektiv kein Grund vorliegt. Auch starke Stimmungsschwankungen können durch die Alzheimer-Krankheit hervorgerufen werden.
Wann zeigen sich erste Zeichen von Alzheimer?
Die meisten Betroffenen sind 80 Jahre alt oder älter. Nur in wenigen Fällen zeigen sich Anzeichen der Krankheit vor dem 65. Lebensjahr.
Alzheimer sollte man aber nicht mit normalen Alterserscheinungen verwechseln. Im Alter werden Menschen langsamer, können zeitweise von zu vielen Eindrücken verwirrt oder überfordert wirken oder dem Gespräch nicht mehr gut folgen. Letzteres kann aber vielleicht auch daran liegen, dass sie nicht mehr gut hören.
Solltest du dir also Gedanken machen, dass jemand aus deinem familiären Umfeld Symptome aufzeigt und eventuell an Alzheimer leidet, suche dringend einen Spezialisten auf – so hast du/habt ihr nicht nur Gewissheit, sondern die betroffene Person kann bestmöglich unterstützt werden!
Kann man Alzheimer vorbeugen?
Da nicht klar ist, wen und wieso Alzheimer trifft, kann es leider jede:n treffen. Einige Risikofaktoren sind aber bekannt und manche davon kann man vermeiden, indem man vorbeugt. Denn bis zu 40 % aller Alzheimer-Erkrankungen kann man mit einem gesünderen Lebensstil verhindern. Beispielsweise indem man
- sich ausreichend bewegt,
- geistig fit hält, z. B. durch Gehirnjogging oder Hobbys mit Köpfchen,
- ausgewogen ernährt,
- genug und gut schläft,
- die sozialen Kontakte pflegt,
- und regelmäßige Arztbesuche und Check-up-Termine wahrnimmt.
Wie geht man mit dementen Angehörigen um?
Eine Alzheimer-Diagnose ist kein Pappenstil, und zwar für keine:n der Betroffenen. Sowohl bei den Erkrankten als auch den Familienmitgliedern löst ein solcher Befund Unbehagen und oft auch Überforderung aus. Denn leider kann man nicht genau sagen, wie schnell die Krankheit wie schlimm voranschreitet.
Das Wichtigste – und ja, das mag total absurd klingen – ist Ruhe zu bewahren, soweit irgendwie möglich, und zusammenzuhalten. Denn auch, wenn die Interaktion mit einer an Alzheimer erkrankten Person nicht immer leicht ist, sollte man zusammen als Familie einen Weg finden, diese Person zu unterstützen.
Sehr viel positiv an der Situation bewirken, kann der richtige Umgang mit der/dem Betroffenen. Heißt: Achte darauf, dass die erkrankte Person
- ihre persönliche Würde bewahrt: Bedürfnisse, Entscheidungen, Wünsche – wenn auch manchmal unverständlich oder absurd, sollten trotzdem berücksichtigt werden.
- so weit wie möglich eigenständig bleibt: Alltagsaufgaben weiterhin selbst erledigen kann – diese können vereinfacht werden, bspw. durch Schuhe, die leichter anzuziehen sind, die Aufteilung größerer Aufgaben in Teilschritte, Hilfestellungen von Außen und Co.
- Orientierungshilfe bekommt: Schubladen und Schränken können beschriftet, besser lesbare Uhren und Kalender aufgehängt werden – auch das Mitgeben einer Notfallnummer, die Betroffene anderen Menschen zeigen können, falls sie wirklich mal richtig die Orientierung verlieren, kann enorm helfen. Auch feste Routinen, Pläne können dabei helfen, selbstständig zu bleiben und einen Kurs durch den Tag zu verfolgen.
- sich gesehen und verstanden fühlt: Rücksichtnahme, Kommunikation mit den Betroffenen selbst und nicht über ihren Kopf, das Gesagte ernst nehmen und nicht kleinreden, auf die Person eingehen, selbst, wenn es manchmal schwerfallen mag.
- auch in schwierigen Situationen Nähe und Zuwendung erfährt: Symptome von Alzheimer können zeitweise hohe Nervosität und starke Aggressionen sein, die sich auch gegen die Familienangehörigen richtet – versucht zwischen der Krankheit und der Person zu differenzieren und das nicht persönlich zu nehmen; ruhig zu bleiben und die/den Erkrankten im besten Fall ebenfalls zu beruhigen.
- beschäftigt/aktiv bleibt: Langeweile kann auch bei Alzheimerpatient:innen zu depressiven Verstimmungen und mehr führen, genauso soziale Isolation. Achte darauf, dass die Person noch Dingen nachgeht, die ihr Spaß machen, die sie interessieren – und, dass sie noch mit anderen Menschen Kontakt hat.
Was ist in der Kommunikation mit Alzheimerkranken besonders wichtig?
Je weiter die Krankheit voranschreitet, desto schwerer fällt es den Betroffenen oft Gesprächen zu folgen und sich Inhalte zu merken, das heißt: kurze, klar Sätze können helfen, die Informationen besser rüberzubringen. Blickkontakt hilft den Erkrankten sich angesprochen zu fühlen und um Überforderung möglichst kleinzuhalten, solltest du möglichst einfache Fragen stellen, die man mit ‚ja‘ oder ‚nein‘ beantworten kann.
Das Gesagte kannst du mit Gesten und/oder Berührungen untermalen, um erkrankte Personen im Gespräch zu behalten. Kritik oder Aufmerksammachen auf Fehler kannst du vermeiden, weil es leider nicht viel bringt und die Person sich dadurch wahrscheinlich noch unsicherer, hilfloser, überforderter oder trauriger fühlen kann – oder es in aggressives Verhalten umschlagen kann.
Was macht sie glücklich?
Gemeinsame Aktivitäten, Zeit zusammen verbringen, Dinge tun, die den Erkrankten Spaß machen, ihnen in ihrer Nervosität beistehen und sie beruhigen – das, was eigentlich sehr vielen, um nicht zu sagen allen, Menschen guttut.
In einem Fotoalbum stöbern und gemeinsame Erlebnisse teile oder es den Personen nochmal erzählen, kann zudem helfen, die Erinnerungen zu festigen oder neu zu finden.
Auf dich selbst achten
Jemanden mit Alzheimer-Diagnose im näheren Verwandtenkreis zu haben, ist absolut nicht leicht. Von dir wird erwartet viel Verständnis aufzubringen, nicht alles persönlich zu nehmen und dich auf die eine oder andere Weise um die Person (mit) zu kümmern. Vergiss aber dich selbst nicht. Es ist ok, auch mal für dich selbst zurückzuschalten und dich um dich zu kümmern. Du kannst nur für andere und dich da sein, wenn es dir selbst gut geht.
(alzheimer-forschung/alzheimer-deutschland/BMG/deutsche Alzheimergesellschaft/SALI)