Safety

Belästigung am Arbeitsplatz

Älterer Chef, der seine jüngere Mitarbeiterin bedrängt. Man sieht, dass es ihr mehr als unangenehm ist.
Belästigung ist auch im Job strafbar. (Foto: ©stock.adobe.com/Halfpoint)
Auch im Berufsleben finden Belästigungen statt – leider. Wie du damit umgehen, dich möglichst davor schützen und was du dagegen tun kannst? Wir klären auf. 
Donnerstag, 09.01.2025, 15:15 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Ein Zwinkern, ein Tätscheln, ein Kneifen, ein zu zweideutiger Kommentar oder sogar unangebrachte Flirtversuche bis hin zum Nachstellen – und das auf der Arbeit? Das empfinden die meisten als unangenehm

Belästigung, vor allem sexuelle Belästigung, macht leider auch vor dem Arbeitsalltag keinen Halt. Betroffene befinden sich dabei in einer mehr als prekären Lage, denn viele haben Angst vor negativen Konsequenzen, bspw. ihren Job zu verlieren, wenn sie etwas dagegen unternehmen.

Aber Belästigung ist nicht nur unangebracht und unangenehm, sie ist strafbar. Deswegen haben wir uns für euch über Folgendes informiert:

Was ist Belästigung am Arbeitsplatz?

Unter Belästigung, vor allem sexueller Belästigung, am Arbeitsplatz versteht man jedes Verhalten, das als sexuell ausgelegt werden kann und eine andere Person belästigt. Nach der Antidiskriminierungsstelle des Bundes spielt es dabei keine Rolle, ob der/die Täter:in um die sexuelle Belästigung weiß und diese auch als solche ausführen wollte – wichtig ist nur der objektive Tatbestand, heißt: das die Handlung einen sexuellen Kontext besitzt und eine andere Person belästigt hat. 

Welches Verhalten als sexuelle Belästigung ausgelegt werden kann, ist dabei schwer zu konkretisieren, weil es nicht nur eine Form der Belästigung gibt und das immer auch vom jeweiligen Kontext abhängt. Wir haben aber ein paar Beispiele rausgesucht, um für das Thema zu sensibilisieren:

Was zählt alles zu sexueller Belästigung am Arbeitsplatz?

  • verbale Belästigung: Anmachsprüche, sexuelle Andeutungen, Catcalling, unangenehme Komplimente – hier kann viel drunter fallen. Übrigens kann verbale Belästigung auch in Schriftform, also bspw. per Mail oder über firmeninterne Chatprogramme stattfinden.
  • körperliche Belästigung: vom Tätscheln, über zu nah ran kommen, bedrängen, streichel bis hin zum Grapschen; wenn sich das für dich sehr unangenehm und abstoßend anfühlt, ist definitiv jemand über deine körperlichen Grenzen gegangen
  • Nachstellen bis hin zu Stalking: wenn Belästigungen öfter passieren und du das Gefühl hast, der/die Täter:in verfolgt dich sogar bspw. in die Firmenküche, in der Garage oder taucht ‚zufällig‘ immer dort auf, wo du gerade bist, ohne dort etwas zu tun zu haben. Dann kann es sogar sein, dass dir nachgestellt wird – im schlimmsten Fall kann sich daraus Stalking entwickeln.

Auch obszöne Gesten und Mimik, wie beim Angucken über die Lippen lecken, andauerndes Anstarren und sogar Nachpfeifen können als sexuelle Belästigung betrachtete werden. 

Wer jetzt vielleicht denkt oder sagt: Hä, ist doch halb so schlimm! Vielleicht machen das manche Leute total unbewusst und wollen niemanden belästigen – oder: da kann ja jede:r kommen und sagen ‚mein:e Chef:in/mein:e Kolleg:in belästigt mich‘ ... also muss man jetzt wohl auf alles aufpassen – Richtig! Denn man sollte immer ein bisschen aufpassen, anderen Menschen mit genügend Respekt und Verständnis entgegenzutreten – man selbst möchte ja auch respektvoll behandelt werden. 

Wie Vorgehen bei Belästigung am Arbeitsplatz?

Gegen jedes ungerechtfertigte Verhalten am Arbeitsplatz kannst du vorgehen – Mobbing und sexuelle Belästigung mögen auf den ersten Blick nicht viele Gemeinsamkeiten haben, was du dagegen tun kannst, ist aber im Grunde das Gleiche:

Sprich das Fehlverhalten an. Und zwar nicht nur der Person gegenüber, die dich belästigt, sondern auch anderen Kolleg:innen gegenüber, denen du vertraust. So schaffst du dir Verbündete und machst auf den Missstand aufmerksam.

Versuch prekären Situationen aus dem Weg zu gehen. Klingt jetzt vielleicht erstmal nach Weglaufen, aber so ist es nicht gemeint. Du musst dich weder verstecken noch klein beigeben – aber es geht um deine Sicherheit und mentale Gesundheit. Versuch also zu der/dem Täter:in Abstand zu gewinnen, dich nie mit ihnen alleine in einem Raum aufzuhalten und auszuweichen, wenn sie dir körperlich zu nah kommen.

Dokumentiere die Übergriffe/Belästigungen. Schreib sie dir auf, sprich Zeugen darauf an, die das mitbekommen haben – so sammelst du quasi Beweise, die das Fehlverhalten belegen können. Das ist wichtig. Und damit will ich nicht mal sagen, dass dir sonst keiner glaubt, sondern, dass du auch für dich im Blick behältst, wie lange das so geht, ob die Übergriffe schlimmer werden etc. Es ist einfach immer gut, die Fakten zu dokumentieren.

Such Unterstützung bei deine:m Vorgesetzten. Dein:e Arbeitgeber:in hat sowas wie eine Schutzfunktion dir gegenüber, heißt: im Normalfall sollten sie ein solches Verhalten unterbinden und mit der Person, die dich belästigt, zumindest ein klärendes Gespräch führen, sonst könnte man das als Unterlassen auslegen. Schäm dich nicht über deine Erfahrungen zu reden. Bitte auch gerne eine:n der Zeug:innen oder Kolleg:innen an dem Gespräch mit deine:r Chef:in teilzunehmen.

Solltest du von deine:r direkten Vorgesetzten belästigt werden, such dir eine Etage höher Unterstützung, schalte den Betriebsrat ein und/oder finde allgemein Verbündete, um dagegen vorzugehen.

Damit es gar nicht erst so weit kommt: kannst du dich vor sexueller Belästigung schützen?

Ich befürchte, so ganz geht das nicht. Menschen, die dir nachstellen oder dich anmachen, wird es vermutlich überall mal geben – wichtig ist dein Umgang damit. Versuch prekären Situationen, bspw. alleine mit diesen Menschen zu sein, aus dem Weg zu gehen und such dir Unterstützung/Hilfe im Arbeitsumfeld. 

Bleib stark, versuch dir das nicht zu Herzen zu nehmen und schäm dich nicht dafür. Du kannst nichts dafür, wenn dir sowas angetan wird!

Sprich bitte immer mit dem/der Täter:in und deinen Vorgesetzten, bevor du rechtliche Schritte einleitest. Das sollte immer die letzte Option sein – aber sie steht dir zu. Denn sollte die sexuelle Belästigung auch nach den Gesprächen anhalten, hast du ein Recht sie anzuzeigen. Sexuelle Belästigung ist strafbar!

Welche Strafe bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz?

Das kommt natürlich immer auf die Schwere der Belästigung an, über welchen Zeitraum sie stattfinden, wie damit umgegangen wird und, ob die Übergriffe angezeigt werden.

Konsequenzen, mit denen Täter:innen auf der Arbeitsstelle rechnen können, sind Abmahnung, Versetzung oder eine (fristlose) Kündigung. Geht das Ganze vor Gericht, wird es mit Geldstrafen bis hin zu 2 Jahren Freiheitsstrafe geahndet. 

Good to know!

Bei besonderen Fällen sexueller Belästigung, die angezeigt werden und vor Gericht gehen, droht eine Eintragung im Zentralregister und im Führungszeugnis

(antidiskriminierungsstelle/bmj/SALI)

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