Deine Rechte

Mobbing am Arbeitsplatz

Junge Frau in Büro, die von mehreren Arbeitskollegen angegangen wird.
Was kannst du gegen Mobbing im Job tun? (Foto: ©stock.adobe.com/Prostock Studio)
Du hast das Gefühl, im Beruf gemobbt zu werden? Was Mobbing auf der Arbeit ausmacht und was du dagegen unternehmen kannst – wir unterstützen dich.
Dienstag, 25.03.2025, 10:05 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Mobbing kann in allen Lebensbereichen stattfinden. Im Job ist es aber besonders unangenehm, vor allem, weil man oft finanziell vom Beruf abhängig ist. Einfach den Kontakt abbrechen und gut ist, wie man es im privaten Kontext tun könnte, geht hier eher schlecht. 

Um dich auf den Ernstfall vorzubereiten und zu unterstützen, haben wir uns für dich über Folgendes informiert:

Was genau ist Mobbing am Arbeitsplatz?

Unter Mobbing am Arbeitsplatz versteht man jegliche Form von Schikane, Anfeindung und Diskriminierung, die gezielt ausgeübt wird. Und das von Seiten anderer Mitarbeitender oder von Vorgesetzten. Ein wichtiger oder sogar der zentrale Faktor beim Mobbing ist, dass damit die Absicht verfolgt wird, bestimmten Personen systematisch Schaden zuzufügen

Und je nachdem wie lange und wie schwerwiegend jemand gemobbt wird, kann das auch ernsthafte Folgen für die körperliche und psychische Verfassung Betroffener nach sich ziehen: Das kann von Nervosität über Denk- und Leistungsblockaden, Selbstzweifeln, Demotivation und depressiven Verstimmungen bis hin zu dauerhaften Angstzuständen oder Panikattacken alles sein und sogar zur Ausbildung von Depressionen führen. 

Beispiele: Was gilt als Mobbing am Arbeitsplatz?

Wie kann man sich Mobbing im Beruf vorstellen? Typisch für Mobbing ist immer, dass die Attacken nicht plausibel, aber zielgerichtet ausgeführt werden, oft vor anderen und sich immer wieder abspielen. Dafür haben wir zum besseren Verständnis ein paar konkrete Beispiele gesammelt:

  • Wiederholte Angriffe, ohne nachvollziehbaren Grund: das können körperliche Angriffe wie Schubsen oder unangenehm nahe kommen in der Kaffeeküche sein, aber auch Niedermachen, Schlechtreden von Arbeitsergebnissen oder verbale Attacken wie Beleidigungen, Beschimpfungen, sexuelle Anspielungen etc.
  • Zielgerichtete Belästigung: man nimmt deutlich wahr, dass die Absicht hinter den Handlungen ist, Verunsicherung, Beschämung, Ausgrenzung und andere negative Gefühle auszulösen – dem/der Mobber:in ist anzumerken, dass er/sie absichtlich so agiert.
  • Respektlosigkeit, die offen demonstriert wird: vor dem Team zur Schau gestellt, auf Fehler hingewiesen, die viell. gar nicht da sind, Degradierung, nicht ernst nehmen von Anregungen und Gedanken, wie Luft behandeln oder offen ignorieren und vieles mehr.
  • Immer wiederkehrende Handlungen, die sich in ihrer Intensität steigern: die Übergriffe wie respektloses Verhalten, Degradierungen und Beschimpfungen halten über einen längeren Zeitraum an und steigern sich, heißt: unhöfliche Kommentare werden zu Schikane, dann zu Beschimpfungen, die sich in der Lautstärke auch nochmal steigern können. 

Mobbing hat viele Gesichter und die einzelnen Fälle können sich stark voneinander unterscheiden, deswegen solltest du fürs Einordnen auf die vier oben genannten Marker achten. Treffen alle zu, handelt es sich bei dem Verhalten sehr wahrscheinlich um Mobbing.

Ist Mobbing am Arbeitsplatz strafbar?

‚Mobbing‘ an sich ist zwar an und für sich nicht strafbar, ABER einzelne Handlungen beim Mobbing können es sein, bspw. üble Nachrede, Körperverletzung, Verleumdung, Nötigung, (sexuelle) Belästigung und Co. 

Jede einzelne kann zur Anzeige gebracht werden.

Was tun gegen Mobbing am Arbeitsplatz?

Wichtig zu wissen ist: Du musst dir Mobbing nicht gefallen lassen, auch arbeitsrechtlich nicht. Meldest du dieses Fehlverhalten deine:r Chef:in, hat er/sie die Pflicht etwas dagegen zu unternehmen. Das solltest du aber nicht sofort, nach dem ersten Vorfall machen, sondern erst, wenn du Beweise hast und natürlich nur, wenn du dich dazu bereit fühlst. 

Was du gegen Mobbing tun kannst, haben wir dir hier in einer kleinen Anleitung mit Erklärungen zusammengefasst:

Schritt-für-Schritt-Anleitung

  1. Mobbing/Mobber:in also solche:n identifizieren: Wenn du das Gefühl hast jemand aus der Firma hat es auf dich abgesehen, solltest du erstmal Ruhe bewahren und beobachten. Ich weiß, dass kann schwer sein, es ist aber wichtig, dass du dir wirklich sicher bist, dass es sich bei dem Verhalten dir gegenüber auch definitiv um Mobbing handelt. Geh also die oben genannten Kriterien durch: sind die Handlungen zielgerichtet gegen dich, nicht plausibel erklärbar, finden auch vor anderen statt und treten wiederholt, also über einen längeren Zeitraum auf? Falls ja, wirst du vermutlich gemobbt.
  2. Übergriffe dokumentieren: Im zweiten Schritt ist es wichtig, eine Art Attacken-Tagebuch zu führen. Darin notierst du dir, zeitnah nach den Übergriffen, welche Handlungen dir gegenüber wann und wo stattgefunden haben. Du versuchst das Verhalten, auch was gesagt wurde, so detailliert wie möglich aufzuschreiben. Mit diesen Notizen hast du bessere Chance, das Mobbing zu beweisen.
  3. Zeug:innen sammeln: Such dir Verbündete, die mit dabei waren, als du gemobbt wurdest, binde sie mit ein, öffne dich ihnen und bitte sie im Ernstfall für dich ‚auszusagen‘ bspw. vor der Geschäftsführung oder Co. Es ist immer gut jemanden zu haben und sich Dingen nicht alleine stellen zu müssen.
  4. Beschwerde einreichen: Wird dir das Mobbing zu bunt, belastet dich immer mehr oder du denkst, die Zeit ist reif deine Vorgesetzten einzuweihen, dann tu das. Vergiss deine Beweise, also deine Notizen und Zeug:innen nicht. Mach für das Gespräch am besten einen Termin und versuch bei diesem möglichst ruhig, neutral und objektiv den Sachverhalt zu schildern. Bringe deine Dokumentation der Vorfälle mit ein und nenne Zeug:innen – oder nimm, falls möglich, gleich jemanden mit. Solltest du von deinen Vorgesetzten gemobbt werden, wendest du dich mit der Beschwerde an deinen Betriebsrat oder die Personalbateilung deines Unternehmens.
  5. Über weitere Schritte nachdenken: Du solltest darüber nachdenken, ob du weiterhin in der Firma arbeiten möchtest oder nicht und, ob du gegen den/die Mobber:in rechtliche Schritte einleiten möchtest. Willst du neue berufliche Wege gehen, kannst du außerordentlich kündigen oder dich nach einem Aufhebungsvertrag erkundigen. Willst du den/die Übertäter:in anzeigen, solltest du mit deinen Notizen und den Zeug:innen zur Polizei gehen.

Werd aktiv

Mobbing geht eigentlich nie von alleine wieder weg, heißt du solltest dich aktiv damit auseinandersetzen und über deine Möglichkeiten nachdenken. Außerdem sind viele der Handlung von Mobbing strafbar und das Recht dadurch eigentlich auf deiner Seite.

Wie beweise ich Mobbing am Arbeitsplatz?

Indem du Übergriffe jeglicher Art dokumentierst, also sie dir aufschreibst. Dabei solltest du sehr genau sein und immer aufführen: wo und wann der Vorfall sich ereignet hat, was genau passiert ist, wer dafür verantwortlich ist – und wer dabei war und den Angriff bezeugen kann. Halte deine Notizen immer aktuell und schreib dir so zeitnah wie möglich nach den Vorfällen alles Wichtige auf.

Auch solltest du unbedingt mit Leuten darüber reden und dir Verbündete und Zeug:innen suchen, die deine Aussagen über die Übergriffe bestätigen können. Denn um die Mobbing-Handlungen nachweisen zu können ist das elementar, ansonsten kann schnell Aussage gegen Aussage stehen. 

Wo melden bei Mobbing am Arbeitsplatz?

Das hängt erstmal davon ab, wer dich mobbt. Kommt das Mobbing

  • von deinen Arbeitskolleg:innen: wendest du dich an deine direkten Vorgesetzten und/oder den Betriebsrat.
  • von deinen direkten Vorgesetzten: wendest du dich an den Betriebsrat. Falls deine Firma keinen hat, suchst du die Personalabteilung auf und/oder die höhere Chefetage.

Mobbing ernst nehmen

Egal, ob du gemobbt wirst oder jemanden von deinen Kolleg:innen. Mobbing ist eine ernste Angelegenheit. Die psychischen und auch physischen Folgen können Menschen nicht nur schlicht ‚in den Wahnsinn‘ treiben, sondern auch wirklich längerfristig krank und auch arbeitsunfähig machen

Bemerkst du also, dass sich jemand dir oder eine:r anderen Mitarbeiter:in gegenüber so verhält, dass es Mobbing sein könnte, beobachte es, dokumentier es und leite dann die richtigen Schritte ein. Geh offen mit dem Thema um, such dir Unterstützung oder unterstütze andere dabei und nimm es ernst. Danke!

(betriebsrat/antidiskriminierungsstellte/ver.di/SALI)

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