Tipps für eine gute Probearbeit
Manch Arbeitgebende möchten sichergehen, dass ihre künftigen Mitarbeiter:innen tatsächlich das können, was sie im Bewerbungsgespräch behauptet haben. Am schnellsten funktioniert das über eine Probearbeit.
Probearbeit ist nicht zu verwechseln mit der sogenannten Probezeit. Die bezeichnet die ersten drei bis sechs Monate im Job, welche mit besonderen Kündigungsfristen einhergehen. Sie soll sowohl deinem:r Arbeitgeber:in als auch dir zeigen, ob die Stelle das Richtige für dich ist. Eine Probearbeit ist hingegen etwas ganz anderes, wie du gleich sehen wirst.
Wie läuft die Probearbeit ab?
Du hast dich für einen Job vorgestellt und dein:e potenzielle:r Arbeitgeber:in schlägt dir vor, mit einer Probearbeit zu testen, ob du zum geforderten Jobprofil passt. Was kommt da jetzt auf dich zu?
Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch, du hast offensichtlich im Bewerbungsgespräch von dir überzeugen können, denn sonst hätte man dich gar nicht erst zur Arbeitsprobe eingeladen. Den größten Teil des Weges hast du damit schon geschafft.
Was nützt dem/der Arbeitgeber:in deine Probearbeit? Nun, er/sie erfährt so mehr über dich:
- allgemeines Verhalten und Auftreten
- Teamfähigkeit
- Konfliktmanagement
- Fachwissen
- Lernbereitschaft
- Aufnahmefähigkeit
Mit der Probearbeit bekommst du jetzt die Chance, dein Können und deine Fähigkeiten auch in der Praxis unter Beweis zu stellen und dein neues Team restlos von dir zu überzeugen. Das ist zwar im ersten Moment vielleicht etwas beängstigend, aber eigentlich eine tolle Sache! Du siehst schon mal deinen künftigen Arbeitsplatz und lernst die Leute sowie die Atmosphäre im Unternehmen kennen. Das ist auch für dich eine Gelegenheit, zu schauen, ob du dich vor Ort wohlfühlst.
Konkret wird es meistens so ablaufen, dass die Person, mit der du dein Bewerbungsgespräch führst, dich anschließend zu einem oder mehreren Probetagen in die Firma einlädt. Dir wird angeboten, in deinem Bereich mitzuarbeiten. Nimm dieses Angebot auf jeden Fall an, es ist deine Eintrittskarte ins Unternehmen.
In der Regel gibt es keinen Grund davon auszugehen, dass ein Unternehmen dich nur ausnutzen will, zumindest nicht bei regulären Stellen. Anders sieht es bei Neben- oder Aushilfejobs aus. Wenn du das Gefühl hast, du sollst beispielsweise eine Urlaubsvertretung sein, bei Peaks als kostenlose Kraft aushelfen oder bestimmte Skills weitergeben usw., ist das definitiv eine Red Flag. In so einer Situation kannst du die Probearbeit abbrechen.
Der Ablauf eines Probetages
Zunächst sollte die Gestaltung dieser Zeit vorher mit dir durchgesprochen werden. Was erwartet dich? In welche Bereiche wirst du eingeführt? Was erwartet man von dir? Wie wird der Tag strukturiert sein? Lasse dich nicht auf einen Zuruf hin auf eine Probearbeit ein. Das ist absolut unseriös. Ein:e gute:r Arbeitgeber:in wird vorher mit dir die Rahmenbedingungen durchsprechen. Das heißt, er/sie wird dich über eine etwaige Aufwandsentschädigung informieren, deinen Versicherungsschutz, deine Arbeitszeiten und den weiteren Verlauf danach.
An dem betreffenden Tag wird man dich erst einmal durchs Unternehmen führen und du bekommst somit einen Überblick über die Räumlichkeiten und Strukturen. Logischerweise wirst du dein Team kennenlernen und erfährst, mit wem du später alles so zusammenarbeitest. Dann wird man dir erklären, worin deine Aufgaben bestehen und was du in den kommenden Stunden tun sollst.
Jetzt steht ein kleiner Spagat vor dir. Zum einen willst du mit deinen Fähigkeiten überzeugen, zum anderen möchtest du natürlich das Team kennenlernen. Beides ist wichtig, denn in deine Bewertung wird später mit Sicherheit auch die Meinung des Teams über dich einfließen. Versuche also möglichst, mit allen in Kontakt zu kommen und zeige dich interessiert und offen, verlier aber nicht deine Tagesaufgabe aus den Augen.
Wann bekommt man Rückmeldung nach Probearbeit?
Nach Abschluss des Tages wirst du in aller Regel ein Feedback erhalten. Das kann von deinem:r direkten:r Vorgesetzten sein, von jemandem vom HR oder dem:r Geschäftsführer:in. Je nachdem, wie groß die Firma ist. Es werden dann meistens noch ein paar Tage vergehen, bis du die endgültige Entscheidung erfährst.
Tipp: Bewerte deinen ersten Eindruck nicht über! Manchmal schätzen wir Menschen vollkommen falsch ein. Wirkt jemand im Team nicht sofort sympathisch, lass es erstmal so stehen. Es wäre nicht allzu klug, diese einzelne Momentaufnahme als Entscheidungsgrundlage aufzunehmen.
Nutze die Zeit auch für dich zur Reflexion. Was ist gut gelaufen, was weniger? Gibt es etwas, was du das nächste Mal anders machen würdest? Selbstverständlich solltest du dich fragen, ob du dir vorstellen könntest, diese Arbeitsstelle anzutreten? Hat für dich alles gepasst oder hast du eventuell gemerkt, dass das nicht der richtige Ort für dich ist? Oder sind bei dir Fragen aufgekommen, die du gerne noch klären würdest?
All das solltest du dir durch den Kopf gehen lassen. Schließlich ist der Probetag auch für dich zur Entscheidungsfindung vorgesehen. Außerdem wird es dir damit leichter fallen, im späteren Gespräch klar zu- oder abzusagen, bzw. deine Einschätzung des Tages zu formulieren.
Wird man für Probearbeiten bezahlt?
Wenn es um Probearbeiten geht, gibt es einiges zu beachten. Sowohl auf der Arbeitgeberseite als auch auf deiner. Eine Frage stellt sich meistens: bezahlt oder nicht? Es handelt sich hier um eine Grauzone, da es beispielsweise hinsichtlich der Dauer keine gesetzliche Regelung gibt. Fest steht aber, zahlt das Unternehmen dir einen Lohn, entsteht automatisch ein Arbeitsverhältnis.
Was aber durchaus ok ist, sind Sachen wie Fahrtgeld oder Mittagsgeld. Solche Aufwandsentschädigungen sind rechtlich vollkommen unbedenklich und dürfen vereinbart werden. Sprich den Punkt gegebenenfalls an, wenn du beispielsweise von weit her anreisen musst.
Damit es keine Probleme gibt, sollte das Unternehmen Vorkehrungen für dich als Probearbeiter:in treffen. Ein vertauenswürdiges Unternehmen sichert dich auch rechtlich ab, damit du keine Schwierigkeiten bekommst.
Was das Unternehmen tun sollte:
- den Ablauf mit dir besprechen
- schriftliche Vereinbarung über Rahmen und Umfang erstellen
- die Probearbeit bei der Agentur für Arbeit anmelden, wenn du Leistungen beziehst
- zum Abschluss ein Feedbackgespräch mit dir führen
Ein solche schriftliche Vereinbarung ist sehr gut. Diese sichert euch beide ab, denn die Unternehmen sind nicht verpflichtet, eine Probearbeit beim Finanzamt, der Agentur für Arbeit oder einem Versicherungsträger zu melden.
Eine solche Vereinbarung sollte beinhalten:
- den Namen der Person und des Unternehmens
- den Ort und Zeitraum des Probearbeitens
- die zuständige Ansprechperson
- einen Hinweis darauf, dass Bewerber:innen nicht zur Arbeitsleistung verpflichtet sind und daher auch keine Vergütung erhalten
- einen Hinweis, dass das Probearbeiten jederzeit von beiden Seiten mündlich beendet werden kann
Red Flags:
- der Ablauf wird vorher nicht mit dir durchgesprochen
- die Probearbeit dauert länger als eine Woche
- du wirst direkt eingebunden, arbeitest komplett mit und erfüllst Aufgaben selbstständig
- du sollst länger als acht Stunden arbeiten
- niemand steht dir als verantwortliche Person zur Seite oder beantwortet Fragen
Schwierig wird es, wenn du richtig mitarbeiten sollst und dem Unternehmen dadurch ein Vorteil entsteht. Beispielsweise wenn du in einer Redaktion mitarbeitest, selbstständig einen Beitrag schreibst und dieser dann auch verwendet wird. Oder du für eine Marketingagentur ein Konzept erstellst, dass angewendet wird. Das ist eine erbrachte Arbeitsleistung, die honoriert gehört. In der Realität sieht es nur leider mitunter anders aus. Daher: sprich vorher die Rahmenbedingungen ab und lasse dich nicht ausnutzen!
Bin ich während der Probearbeit versichert?
Nachdem du ja kein Arbeitsverhältnis eingehst, zahlt das Unternehmen auch nicht in die Sozialversicherungen ein. Daraus ergeben sich folgende Aspekte: Verursachst du einen Schaden, zahlt deine private Haftpflichtversicherung. Passiert dir etwas, springt nur eine private Unfallversicherung ein. Hast du keine der beiden Versicherungen, bleibst du auf deinem Schaden sitzen. Das kann sehr, sehr teuer werden.
Ausnahme sind arbeitslose Bewerber:innen, die arbeitssuchend gemeldet sind. Wenn die Agentur für Arbeit dich angewiesen hat, eine Probearbeit aufzunehmen, hast du automatisch einen gesetzlichen Versicherungsschutz.
Was muss ich bei Probearbeit beachten?
Nun zu dir. Auch du solltest ein paar Dinge im Hinterkopf behalten, bevor du startest. Selbst wenn die folgenden Punkte vielleicht für dich selbstverständlich sind, schadet es nicht, sie sich noch einmal kurz vor Augen zu führen. Das ist your time to shine! Aber übertreib es nicht.
Tipps für das Gelingen deiner Probearbeit:
- komme pünktlich, bestenfalls 15 Minuten vorher
- kleide dich dem Anlass angemessen – d. h. im Büro ungefähr so wie zum Bewerbungsgespräch, ansonsten den Dresscode beachten
- sei vorbereitet – informiere dich nochmal über deinen Aufgabenbereich und das Unternehmen, schau dir die Homepage an
- zeige dich selbstbewusst, ohne zu übertreiben
- komm motiviert zur Arbeit und strahl das auch aus
- sei zu allen höflich und respektvoll, stelle dich jedem, der dir begegnet vor
- versuche durchgängig aufmerksam und interessiert zu sein
- höre gut zu, nimm Anregungen und Tipps an
- zeig gerne Eigeninitiative
- stell Fragen, nach dem Unternehmen, dem Aufgabenbereich, whatever
- versuche, mit allen aus deinem Team in Kontakt zu kommen
- fokussiere dich nicht gleich auf ein Teammitglied, um deine:n Workbestie zu finden, ist später noch genug Zeit
- zeige dich offen und authentisch, aber erzähl bitte nicht deine gesamte Lebensgeschichte
- sei du selbst, sich zu verstellen macht den späteren Eintritt ins Team richtig schwer
- wenn es so ist, zeige, dass dir der Job gefällt
Auf gar keinen Fall guckst du permanent auf dein Handy, machst Selfies oder verschickst WhatsApps! Lass dein Telefon einfach aus.
Wie Probearbeiten, wenn noch in Festanstellung?
Heikles Thema! Weil, solange du in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis stehst, hast du keinen Anspruch darauf, für ein anderes Unternehmen (Probe) arbeiten zu dürfen. Ganz im Gegenteil, es kann darin sogar ein Verstoß gegen den bestehenden Arbeitsvertrag bestehen.
Logischerweise muss kein Unternehmen es hinnehmen, dass ein:e Arbeitnehmer:in während der bezahlten Arbeitszeit irgendwo anders seine/ihre Arbeitskraft einbringt. Das gilt auch, wenn du Urlaub nimmst oder dich krankmeldest. Beides ist arbeitsrechtlich nicht erlaubt. Im unglücklichsten Fall hast du danach die Kündigung im Briefkasten.
Hard fact: § 8 Bundesurlaubsgesetz: „Während des Urlaubs darf der Arbeitnehmer keine dem Urlaubszweck widersprechende Erwerbstätigkeit leisten.“
Wenn dir das egal ist, dann mach! Wolltest du aber nur mal spaßeshalber die Fühler ausstrecken, lass es lieber! Denn es wird noch hässlicher: verschweigst du deine Probearbeit, ist das Vertrauensverhältnis zwischen dir und deinem:r Arbeitgeber:in nachhaltig gestört, was eine umgehende Kündigung rechtfertigt. Tadaaa. Das heißt also, theoretisch müsstest du deine:n Chef:in fragen, ob du woanders Probearbeiten darfst...wie gut das laufen wird, überlassen wir ganz deinem Vorstellungsvermögen.
Anders sieht es aus, wenn dein Arbeitsverhältnis befristet ist. Dann muss dir dein:e Arbeitgeber:in eine Möglichkeit einräumen, Bewerbungsgespräche und Probearbeiten anzunehmen.
(Deurag/Agentur für Arbeit/CHHI)