Ab ins Ausland – geeigneten Studienplatz finden
„Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Ein Spruch, an dem durchaus was dran ist. Denn wenn du erstmal ins Berufsleben gestartet bist, sind die Möglichkeiten für einen längeren Auslandsaufenthalt meist sehr gering. Deswegen erfährst du hier alles, was du rund um ein Auslandssemester während deines Studiums wissen musst:
- Was ist ein Auslandssemester?
- Wann ist der beste Zeitpunkt für ein Auslandssemester?
- Wie lange dauert ein Auslandssemester?
- Was versteht man unter einem Auslandspraktikum?
- Und was ist der Unterschied zum Auslandsstudium?
- Wie läuft ein Auslandssemester ab?
- Welche Anbieter gibt es?
- Was tun, wenn die Uni oder Hochschule keinen Partner im Wunschland hat?
- Nach welchen Kriterien sollte man eine Hochschule auswählen?
- Fazit
Klar, Corona bedingt waren es natürlich etwas weniger, aber immerhin haben im Jahr 2020 laut Statistischem Bundesamt (Destatis) trotz pandemiebedingter Einschränkungen rund 133.400 deutsche Studierende an ausländischen Hochschulen studiert.
Das sind die beliebtesten Zielländer für ein Auslandssemester
- Österreich
- USA
- Japan
- Australien
- Kanada
- England
Bevor du dich selbst jedoch in ein solches Abenteuer stürzt, gibt es einige wissenswerte Facts und Umstände, über die du dir klarwerden solltest – und das vor allem rechtzeitig!
Was ist ein Auslandssemester?
Wie der Begriff schon selbst erahnen lässt, bezeichnet man als Auslandssemester einen Aufenthalt im Ausland, der sich auf ein einzelnes Semester beschränkt. Während dieses Aufenthalts besucht man eine ausländische Hochschule, belegt reguläre Kurse und nimmt am studentischen Leben teil.
Für ein Auslandssemester sprechen viele gute Gründe
Bei einem Auslandsaufenthalt während des Studiums verbessern und intensivieren Studierende ihre Fremdsprachenkenntnisse durch den alltäglichen Gebrauch der Sprache über einen längeren Zeitraum und erwerben fachspezifisches Vokabular durch die fremdsprachigen Lehrveranstaltungen an der Gasthochschule.
Studienfach aus anderer Perspektive betrachtet
Zudem erhalten Studierende einen anderen, zusätzlichen Blickwinkel auf ihr Fach – das Angebot an Lehrveranstaltungen oder die Schwerpunkte des eigenen Faches an der Hochschule im Ausland sind nämlich anders.
Auch der Ausbau interkultureller und sozialer Kompetenzen ist ein Vorteil in einem Auslandssemester. Studierende lernen in interkulturellen Teams an der Gasthochschule neue Denk- und Arbeitsweisen und im Alltag eine andere Kultur kennen.
Oftmals werden hier freundschaftliche Kontakte geknüpft, die auch nach dem Auslandsaufenthalt noch lange halten und vielleicht später sogar der Türöffner für eine berufliche Beschäftigung in einem anderen Land sind.
„Studierende erwerben durch das Auslandssemester Kompetenzen, die den Berufseinstieg deutlich erleichtern, weil viele Arbeitgeber Auslandserfahrung schätzen.“
Laut einer IW-Studie, die 2016 den Stellenwert von Auslandsaufenthalten für den Berufseinstieg untersucht hat, hält tatsächlich knapp jedes zweite Unternehmen, das international agiert, einen Auslandsaufenthalt während des Studiums für wichtiger als die Einhaltung der Regelstudienzeit.
Wann ist der beste Zeitpunkt für ein Auslandssemester?
Die Realisierung eines Auslandsaufenthaltes ist zu keinem anderen Zeitpunkt im Leben so einfach wie während des Studiums. Wann man am besten ein Auslandssemester absolviert, das hängt vom Studiengang selbst ab. Grundsätzlich sollten in Erststudiengängen drei Fachsemester an der Heimathochschule abgeschlossen sein, bevor die Student:innen ins Ausland gehen.
„In Bachelorstudiengängen bietet sich daher das fünfte Semester am besten an, aber auch das vierte oder sechste Semester sind möglich.“
Studierende des Lehramts oder der Rechtswissenschaften haben etwas mehr Zeit und können auch noch im 7. oder 8. Semester ein Auslandssemester absolvieren. Die meisten Masterstudierenden gehen in ihrem 3. Fachsemester ins Ausland.
Aufgepasst, Kurstermine können kollidieren!
Bei der Auswahl des Semesters sollten Studierende beachten, dass die akademischen Jahre im Ausland anders aufgebaut sind als in Deutschland und es so zu Überschneidungen kommen kann. Je nach Land bietet sich daher eher ein Winter- oder eher ein Sommersemester an.
Wie lange dauert ein Auslandssemester?
Wie der Name schon selbst sagt, ist ein Aufenthalt im Ausland während des Studiums in der Regel zeitlich begrenzt. Das Auslandssemester ist der Klassiker in Sachen Auslandsstudium. Wie viele Monate dieses tatsächlich umfasst, hängt vor allem vom jeweiligen Land ab, in dem du studieren möchtest. Meistens variiert die Dauer von zwei bis zu sechs Monaten.
Gravierende Unterschiede im nichteuropäischen Ausland
Unbedingt überprüfen: In anderen Ländern variiert oftmals die Studiendauer sowie der Studieninhalt. Man sollte sich unbedingt vorab über Anerkennungsmöglichkeiten informieren!
Es gibt Unterschiede bei
- Bachelor Auslandssemester: Studiendauer in Europa, Australien oder Neuseeland beträgt drei Jahre, in den USA vier Jahre
- Master Auslandssemester: in englischsprachigen Ländern wie Großbritannien, den USA, oder Australien wird zwischen dem Master by Coursework (besteht vor allem aus Lehrveranstaltungen) und dem Master by Research (hier steht die eigenständige Forschungsarbeit im Vordergrund) unterschieden
Und was ist der Unterschied zum Auslandsstudium?
Man kann auch ein ganzes Studium im Ausland absolvieren. Der Bachelor und Master sind als Studienabschluss weltweit üblich und dank der Bologna-Reform auch in Deutschland und Europa flächendeckend etabliert.
Duales Studium ist eine deutsche „Spezialität“
Inzwischen gibt es sogar die Chance, ein Duales Studium mit Auslandssemester zu belegen. Da dies aber ein deutsches Studienmodell ist, sind die Möglichkeiten hierzu noch begrenzt: Vor allem deutsche Unternehmen mit eigenem Firmensitz in Frankreich und Spanien bieten ihren Studierenden das Arbeiten im Ausland an.
Was versteht man unter einem Auslandspraktikum?
Eine andere Möglichkeit für einen Aufenthalt in einem anderen Land ist ein Auslandspraktikum. Hierbei gewinnen Student:innen im Ausland einen Einblick in die betrieblichen Abläufe eines Unternehmens. Dabei lernst du die im jeweiligen Berufsfeld nötigen Anforderungen kennen. Viele Arbeitgeber:innen legen auf eine solche Auslandserfahrung hohen Wert, sie zeigt, dass du Mut und die Selbstdisziplin hast, dich in fremden Kulturen zurechtzufinden.
Gesetzliche Richtlinien beachten
Aber Vorsicht, in vielen Ländern ist ein Praktikum aus rechtlichen Gründen nur möglich, wenn es direkter Bestandteil eines Studiums, also beispielsweise im Bachelorstudium als Qualifikation in der Studien- und Prüfungsordnung vorgesehen ist.
Es gibt die Möglichkeit des kombinierten Auslandsaufenthaltes, d.h. ein Auslandssemester kann durch ein Praktikum ergänzt werden. Infos dazu kann dir dein zuständiges Prüfungsamt geben.
Wie läuft ein Auslandssemester ab?
So gut wie alle Unis oder Hochschulen bieten Programme für einen Auslandsaufenthalt in anderen Ländern an. Manche Hochschulen bieten sogar obligatorische Studiengänge mit Auslandssemester, setzen also einen „Aufenthalt abroad“ voraus, bei anderen kann dieses freiwillig absolviert werden.
Austauschprogramm unterstützt in vielerlei Hinsicht
Informiere dich am besten bei deiner Hochschule oder Universität, ob diese ein Austauschprogramm anbietet. Eine solche Kooperation in Anspruch zu nehmen, hat einige Vorteile: Du bekommst organisatorische Unterstützung bei den Formalitäten, wirst zu notwendigen Versicherungen beraten und dir wird bei der Suche nach einer Unterkunft im Ausland geholfen.
Meist bist du zudem auf der sicheren Seite, wenn es darum geht, deine Leistungen aus dem Ausland an der eigenen Hochschule anrechnen zu lassen.
Welche Anbieter gibt es?
Das Akademische Auslandsamt deiner Hochschule weiß, welche Partner diese hat – hierüber läuft beispielsweise auch die Bewerbung für ein sogenanntes Erasmus Semester. Erasmus+ ist Projekt der Europäischen Union und das weltweit inzwischen größte Förderungsprogramm von Auslandsaufenthalten während des Studiums in Europa. Allein im Projektzeitraum 2019/2020 gab es 37.106 deutsche Erasmus-Studenten, die ein Auslandssemester absolvierten (Statista Mai 2023).
In Deutschland gibt es aber auch Programme, die dich bei der Organisation von einem Auslandssemester ohne Uni unterstützen. Beispielsweise kann man sich beim DAAD, dem Deutschen Akademische Austauschdienst, für ein Stipendium bewerben. Die Stipendien-Ausschreibungen sowie die Bewerbung hierfür erfolgt über eine Stipendien-Datenbank.
Was tun, wenn die Uni oder Hochschule keinen Partner im Wunschland hat?
Ein Auslandssemester ohne Erasmus oder DAAD kannst du aber auch als sogenannte:r Freemover:in einlegen. In diesem Fall bist du unabhängig von Land und Hochschule. Jedoch musst du dir selbstständig eine Hochschule suchen, den Kontakt herstellen, dich bewerben und auch um die Anrechnung deiner Leistungen kümmern.
Tipp: Kläre vorher ab, ob womöglich Studiengebühren auf dich zukommen, die an der Austauschuni anfallen.
Tipp! Ein Auslandssemester selbst auf die Beine zu stellen, bedeutet einen hohen organisatorischen Aufwand. Damit solltest du mindestens ein Jahr im Voraus, wenn nicht sogar früher anfangen!
Nach welchen Kriterien sollte man eine Hochschule auswählen?
Für die Studierenden der allermeisten Studiengänge gibt es eine große Anzahl an Möglichkeiten. Ratsam ist es immer, zuerst einmal zu prüfen, welche Fremdsprache man so gut beherrscht, dass man damit an der Gasthochschule und im Gastland zurechtkommt.
Zudem ist das Kursangebot an der Partnerschule ein wichtiges Auswahlkriterium, denn ein Auslandssemester sollte ja auch fachlich zum Studium im Heimatland passen.
Finanzierung bedenken
Außerdem solltest du dir die Frage stellen: Welche Kosten entstehen bei einem Auslandssemester? Hier bietet es sich an, zu prüfen, welche Kooperationen die Heimathochschule hat. Bei der Teilnahme an einem Austauschprogramm werden nämlich in den meisten Fällen die Studiengebühren an der Gasthochschule erlassen.
„Es ist auf jeden Fall wichtig, sich im Vorfeld der Bewerbung für ein Auslandssemester ausreichend viel Zeit für die Recherche zu nehmen und Informationsveranstaltungen dazu an der Heimathochschule zu besuchen.“
Fazit
Auf Bali zwischen dem tropischen Regenwald und endlos langen Stränden studieren, in Australien mit Koalas und Kängurus auf Tuchfüllung gehen und in Kanada den spektakulären Indian Summer selbst einmal zu erleben – ein Auslandssemester während des Studiums einzulegen, erfordert zwar definitiv ein hohes Maß an Eigeninitiative, es lohnt sich jedoch. Erfahrungen, die du hier sammelst, kann dir keiner mehr nehmen!
Keine Sorge, du bekommst allerlei Unterstützung durch Austauschprogramme, es ist aber durchaus von Vorteil, dich in Selbstdisziplin zu üben, um sowohl den hohen bürokratischen als auch organisatorischen Aufwand zu bewältigen. Hast du das geschafft, kannst du dich auf unvergessliche Momente und Abenteuer in anderen Ländern freuen – und künftige Arbeitgeber:innen mit deinen gesammelten Kompetenzen beeindrucken!
(KAGI)