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Als Freemover Auslandserfahrung sammeln

Fünf Studierende unterschiedlicher Nationalitäten mit den Nationalflaggen in der Hand.
Auslandserfahrung unabhängig sammeln? (Foto: ©stock.adobe.com/prostock-studio)
Du möchtest unabhängig von Erasmus und Co. ein oder mehrere Semester an einer Uni in einem anderen Land studieren? Wie das geht, erfährst du hier.  
Montag, 08.07.2024, 13:00 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Die meisten Studierenden verbinden Auslandssemester mit dem Erasmus-Programm, aber natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten Auslandserfahrung während des Studiums zu sammeln. Insbesondere, wenn du nur 1-2 Semester in einem anderen Land studieren möchtest, kannst du das auch als Freemover tun. Nur was genau versteht man darunter? 

Wie funktioniert das Prinzip Freemover?

Wie der Name schon sagt, handelt es sich um Leute, die vollkommen frei reisen, bzw. an einer ausländischen Universität studieren. Frei heißt dabei: frei von uniinternen Programmen wie Austausch- oder Partneruniversitäten, Erasmus und Co. Ebenso ist dadurch die Zeiteinteilung freier – und ebenfalls der Ort und die Uni, an denen man ein oder mehrere Semester studieren möchte.

Mit dieser Freiheit ist aber auch ein höherer Aufwand und eine größere Verantwortung verbunden, denn, weil man eben nicht über diverse Programme ins Ausland geht, muss man eigentlich alles selbst organisieren. Sich bei der gewollten Uni bewerben, über potenzielle Visa für das Land informieren und diese beantragen, sich Gedanken um die Finanzierung machen, alles mit der eigenen Universität abklären und vieles mehr. 

Als Freemover kannst du eigentlich jederzeit für eine Weile im Ausland studieren – du suchst aus, wo und was. Gleichzeitig bist du aber auch komplett unabhängig von den üblichen Austauschprogrammen, selbst für die Planung und alles, was damit zusammenhängt, verantwortlich!

Vorteile im Überblick

  • komplett freie Wahl an Ländern und Universitäten, unabhängig von den Partneruniversitäten deiner Uni
  • du musst dich nicht für die wenigen Plätze der Austauschprogramme bewerben oder lange Wartelisten in Kauf nehmen
  • freiere Zeiteinteilung als bei den gängigen Programmen
  • Auslandssemester ist nicht an eine bestimmte ECTS-Punkte-Anzahl geknüpft

Nachteile im Überblick

  • meistens keine uniinterne Unterstützung oder Ansprechpartner:innen
  • du musst alles im Alleingang organisieren: Bewerbung an der Wunschuni, Reise, Unterkunft, Finanzierung, Punkte und Anrechnung und alles Bürokratische an deiner Uni
  • es fallen in der Regel die kompletten Studiengebühren der Auslandsuni an – über Erasmus erhalten Studierende eine Ermäßigung
  • eine Finanzierung auf eigene Faust kann schnell sehr teuer werden

Als Freemover solltest du nicht nur freiheitsliebend und aufgeschlossen sein, sondern ebenfalls ein Organisationstalent besitzen oder jedenfalls bei Planungsangelegenheiten einen kühlen Kopf bewahren. Ein finanzielles Polster oder ein:e Sponsor:in – bspw. aus der Familie – wäre auch nicht schlecht.

Wie bewirbt man sich als Freemover?

Da du als Freemover so frei bist, gibt es nicht unbedingt eine allgemeingültige Anleitung. Je nach Uni, sowohl an deiner Wunschuni im Ausland als auch an der Uni, in der du in Deutschland immatrikuliert bist, kann es unterschiedliche Anforderungen an Freemover geben, das heißt: informier dich immer auf der Homepage der Unis über die Voraussetzungen und Co.

Grundlegend bewirbst du dich dann aber einfach bei deiner/deinen Wunschuni/s mit allen Unterlagen, die sie fordert. Online wird oft schon angegeben, ob die ausländischen Universitäten Studierenden aus einem anderen Land oder speziell Freemovern offen gegenüberstehen oder nicht. 

Bewirb dich immer an mehreren Universitäten, um deine Chancen zu erhöhen, an mindestens einer deine Auslandserfahrung sammeln zu können. Und bewirb dich frühzeitig, mindestens ein Semester vor dem geplanten Auslandssemester, am besten aber 2, also mit einem Jahr Vorlauf

Gleichzeitig solltest du deine eigene Universität über deine Pläne in Kenntnis setzen und dich selbst über alles, was zu tun ist, wie Leistungsnachweise, Immatrikulation oder nicht, informieren. Am besten kannst du das über die Studienberatung oder gleich das Auslandsamt deiner Universität.

Ob du für deine Freemover-Erfahrung ein Urlaubssemester nehmen musst/sollst oder du dein Auslandssemester auch an deinem Lehrstuhl als Studienleistung anerkennen lassen kannst, solltest du ebenso frühzeitig abklären.

Vermittlungsseiten

Brauchst du Unterstützung bei deinem Freemover-Plan, kannst du erstmal auf der Homepage des Auslandsamts deiner Uni nachsehen, denn manche Universitäten bieten auch Freemovern Beratungstermine an.

Uniabhängig gibt es aber auch ein paar Seiten, die dir bei der Vermittlung zu deiner Wunschuni helfen können – und zusätzlich auch bei der Unterkunftssuche und Co. Nicht alle sind weltweit tätig, sondern teilweise nur in bestimmten Gebieten. Du solltest also die Vermittlungsseite finden, die dein Wunschland im Portfolio hat. Sie sind in der Regel kostenlos, lies aber immer ganz genau die Nutzungsbedingungen und Vereinbarungen, bevor du etwas zustimmst. 

Seiten, die dich beim Freemoven unterstützen können:

Was kann man als Freemover für die Finanzierung beantragen?

Auch, wenn der Sinn vom Prinzip-Freemover ist, dass du frei entscheiden und dich bewerben kannst, gibt es natürlich trotzdem Anlaufstellen und Fördermittel, die nützlich für dich sein können. 

Als Freemover Erasmus-berechtigt?

Nein, Erasmus und Freemover schließen einander aus. Willst du als Freemover nicht an eine offizielle Partneruni über das Erasmus-Programm, steht dir vom Programm auch keine Unterstützung zu.

Informier dich am besten davor, ob deine Wunschuni auch über das Erasmus-Programm deiner Uni gelistet ist. Denn dann könntest du darüber ins Ausland.

Auslands-BAföG?

Das BAföG für 1–2 Semester (mindestens aber 6 Monate) steht allen Studierenden zu, die zeitweise im Ausland studieren wollen und BAföG berechtigt sind, bzw. die Kriterien erfüllen.

Die Chancen Auslands-BAföG zu bekommen, sind in der Regel höher als beim regulären BAföG – heißt: du solltest so oder so zur Beratung das Amt besuchen und im Zweifelsfall trotzdem mal einen Antrag stellen. Mehr, als dass der abgelehnt wird, kann ja nicht passieren.

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Andere Förderhilfen?

Du kannst dich natürlich auch für andere Auslandsstipendien und -fördermittel bewerben. Eine gute Übersicht gibt dir dabei der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD)

Sollten dir weder Auslands-BAföG noch Stipendien oder andere Förderhilfen zustehen und auch deine Familie oder dein Bekanntenkreis nicht einspringen können, kannst du dir überlegen, ob du temporär einen Studienkredit aufnimmst, erst mal über einen Job sparst oder nicht doch bei Erasmus- oder einem anderen Uni-Austausch-Programm mitmachst.

Kurzanleitung für Freemover

  • Überleg dir, ob zu deinem Auslandssemester-Plan die Teilnahme am Erasmus-Programm oder ein Alleingang als Freemover besser passt
  • Such dir rechtzeitig passende Unis aus und bewirb dich am besten schon ein Jahr in Voraus
  • Mach dich über potenzielle Einreisekriterien für das Land, in dem du studieren willst, schlau. Brauchst du ein bestimmtes Visum, Impfungen etc.
  • Kümmer dich um eine Unterkunft
  • Plane die Reise und auch die Finanzierung
  • Klär unbedingt ab, ob dir Förderhilfen wie Auslands-BAföG zustehen und reich im Zweifel sicherheitshalber einen Antrag ein
  • Sprich mit den Zuständigen deiner Uni über deinen Plan und informier dich, ob und wie Punkte anerkannt werden können und wie dein Auslandssemester als Freemover in die Regelstudienzeit passt

(Uni Hamburg/College Contact/Go out Service Center Uni Saarland/SALI)

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