How to

Körpersprache im Bewerbungsgespräch richtig einsetzen

Junge Frau mit offenen Haaren bei Vorstellungsgespräch mit Personalerin.
Der erste Eindruck zählt – auch beim Vorstellungsgespräch. (Foto: © stock.adobe.com/AnnaStills)
Neben der inhaltlichen Vorbereitung auf dein Bewerbungsgespräch solltest du dir auch über deine Körpersprache bewusst sein – weil das Nonverbale eine  größere Bedeutung hat als es viele wahrhaben wollen.
Dienstag, 28.11.2023, 10:00 Uhr, Autor: Sebastian Bütow

Was genau ist Körpersprache überhaupt? Na klar: Gestik, Mimik, Sitzhaltung. Tatsächlich aber noch viel mehr. Bewerbungsexperte Jürgen Hesse sagt: „Ich würde diesen Begriff viel weiter fassen. Es geht auch darum, wie man sich kleidet und wie man insgesamt daherkommt. Vom Kopf bis zu den Füßen, der ganze Körper spricht mit.“

„Noch viel mehr als der verbale Austausch in einem Gespräch signalisiert die Körpersprache, ob man konzentriert ist, sich interessiert für sein Gegenüber. Das Wichtigste ist aber, mit was für einem Gesicht mir jemand gegenübertritt.“ 

Jürgen Hesse, Autor zahlreicher Karriere- und Bewerbungssachbücher

Klar, dass auch die Kleidung eine entscheidende Rolle bei der Körpersprache spielt. Jürgen Hesse erklärt: „Auch wenn es sich nicht immer so verhält: Wir sprechen einem Schlips-Träger Kreativität ab und einem Turnschuhträger Seriosität. Mit einem Kleidungsstück schlüpfen wir in eine bestimmte Rolle, erkennen so die jeweilige Gruppenzugehörigkeit an.“

Körpersprache drückt sich vor allem durch deine Haltung, deinen Gesichtsausdruck und deine Bewegungsabläufe aus und kann Rückschlüsse auf dein Befinden, deine Motive, deine Energie und auch deine Ängste zulassen.

Der berüchtigte erste Eindruck

Beginnen wir mit dem ersten Kontakt. Bekanntlich werden die Weichen, ob wir jemanden sympathisch oder unsympathisch finden, auch im privaten Bereich innerhalb kürzester Zeit gestellt. 

Im beruflichen Kontext, speziell im Vorstellungsgespräch, verhält es sich nicht anders: Wenn euch der/die potenzielle Chef:in entgegenkommt, euch anlächelt und freundlich begrüßt, ihr euch von Anfang an sympathisch findet, erhöht sich die Chance, den Job zu bekommen

„Es kann nicht oft genug gesagt werden: Die ersten kurzen Sequenzen eines Kontaktes mit einem unbekannten Menschen sind entscheidend für Ihre weitere Beziehung“

Jürgen Hesse, Autor zahlreicher Karriere- und Bewerbungssachbücher

Insbesondere die Begrüßungsgesten geben Einblicke in dein Temperament und deine aktuelle Gemütsverfassung. Bei der Begrüßung ist deine Körperhaltung und Körpersprache besonders wichtig, denn in diesem Moment wirkt deine Körpersprache fasst alleine! Noch findet keine wirklich substantielle verbale Kommunikation statt. Bevor du also von deinen Erfahrungen, deinen Soft- und Hard Skills berichtest, achte hier besonders auf deine Körpersprache. 

Dazu gehören eine aufrechte Haltung und ein freundliches Lächeln. Gehe mit erhobenem Haupt auf deine Gesprächspartner:innen zu und warte, bis dir die Hand gereicht wird. Stürze keinesfalls mit ausgestreckter Hand auf deine Gesprächspartner zu, halte einen Respekt-Abstand.

Der Händedruck sollte angemessen sein: kurz, fest, aber nicht zu fest und auch nicht zu feucht. Die fatale Message: Wer die Finger beim Handschlag quetscht, wird auf die Befindlichkeiten der Kolleg:innen auch im weiteren Berufsleben keine Rücksicht nehmen.

Apropos Hände: Unbedingt vorher waschen und auf gepflegte Nägel achten.

Platz nehmen: Zeige, dass du gute Manieren hast

Hier kommt zum Vorschein, ob du dich angemessen präsentieren kannst. Deshalb setze dich nie vor den anderen hin, warte bis es dir angeboten wird oder sich dein Gegenüber hinsetzt. Die Beine nebeneinander. Sitze aufrecht und mit geradem Rücken, idealerweise dezent nach vorne gelehnt. 

„Das ganz entspannte Sitzen kann man machen, wenn man bereits dort arbeitet, aber noch nicht im Vorstellungsgespräch,“ rät Jürgen Hesse. Nimmst du auf einem beweglichen Bürostuhl Platz, solltest du Wippen und Drehen vermeiden. Das ist unnütze Kommunikation.

Setze deine Körpersprache bewusst und gleichzeitig natürlich ein!

Wenn das Vorstellungsgespräch Fahrt aufnimmt und du Fragen beantwortest, tut dies dein Körper auch. Jetzt wirken deine inhaltlichen Ausführungen und deine Körpersprache in vollem Umfang zusammen auf deine Gegenüber. Setze deine Körpersprache bewusst, aber gleichzeitig natürlich ein. 

Deine Hände liegen idealerweise ruhig und offen auf dem Tisch. Pluspunkte sammelt, wer sein Gegenüber freundlich ansieht. Ein natürliches Lächeln hinterlässt mit Sicherheit eine bessere Wirkung als ständig nach unten hängende Mundwinkel, die eher auf Desinteresse, schlechte Laune oder starke Verunsicherung schließen lassen.

Tipp!

Sitzen mehrere Personen im Vorstellungsgespräch, solltest du deinen Blick auf alle Beteiligten wandern lassen, um alle Beteiligten miteinzubeziehen. Lasse deine Gesprächspartner immer aussprechen!

Weil Körpersprache in der Regel unbewusst und unkontrolliert abläuft, wird sie oft als Gradmesser für den Wahrheitsgehalt unserer Aussagen herangezogen. Wenn dein Körper Unsicherheit anzeigt, kann deine scheinbare, wörtlich zum Ausdruck gebrachte Selbstsicherheit dadurch infrage gestellt werden. 

Wichtigste Regel: Hände weg vom Gesicht!

„Hände weg vom Kopf! Es ist okay, die Arme und Hände zu bewegen, um zu gestikulieren oder etwas zu unterstreichen. Aber nicht durchs Haar fahren oder am Ohr zipfeln.“ 

Jürgen Hesse, Autor zahlreicher Karriere- und Bewerbungssachbücher

Hand-an-Gesicht-Gesten sind typische Zeichen von Unsicherheit, Nervosität, Zweifel und Besorgnis, können aber auch auf negative Gedanken hindeuten, zum Beispiel, dass jemand lügt, übertreibt oder zumindest Informationen zurückhält. 

Was aber nicht bedeutet, dass deine Hände nicht kommunizieren dürfen – im Gegenteil. Denn unsere Hände „sprechen“ immer mit, verraten Gedanken und Gefühle. Sie sind immer am Gespräch beteiligt. Handgesten steigern die Wirkung der Kommunikation und helfen den Zuhörenden sogar dabei, einen Teil der Informationen aufzunehmen. 

Vermeide überflüssige Mini-Gesten. An der Nase kratzen oder mit den Fingern spielen wertet deinen Gesamteindruck ab. Auch unklug: Teebeutel ausquetschen oder den Löffel ablecken. 

Lächle mit deinen Augen!

Ein unechtes Lächeln können wir bewusst auf unser Gesicht zaubern, indem wir die Mundwinkel bewusst nach oben ziehen. Bei dem echten Lächeln jedoch lachen unsere Augen mit. Deshalb ist ein „echtes Lächeln“ das vielleicht stärkste Mittel unserer Körpersprache. 

„Ein echtes Lächeln transportiert gute Laune. Wir fühlen uns zu lächelnden Gesichtern hingezogen, weil es ansteckend ist. Mit einem natürlichen Lächeln gewinnen Sie im Bewerbungsgespräch Sympathien.“

Jürgen Hesse, Autor zahlreicher Karriere- und Bewerbungssachbücher

Verabschiedung: Achte auf deine Körpersprache auch dann, wenn du (vermeintlich) außer Sichtweite bist

Dein Vorstellungsgespräch neigt sich dem Ende zu. Ganz egal, wie es bisher lief, auf den letzten Metern solltest du konzentriert bleiben – der letzte Eindruck ist oftmals derjenige, der in Erinnerung bleibt. Sieh deinen Gesprächspartner:innen in die Augen und verabschiede dich mit einem selbstbewussten „Auf Wiedersehen“ und habe ein freundliches, offenes Lächeln im Gesicht. 

Deine aufrechte und sichere Körperhaltung solltest du auch auf dem Weg zum Parkplatz oder zum Bus beibehalten. Denn vielleicht wird auch dann noch auf deine Körpersprache geachtet.

(Hesse/SEBÜ)

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