David Benson: Vom Gaming-Studium zum eigenen Entwicklerstudio
Hallo David, du hast zusammen mit Justus Henne und Jannik Jochim das Entwicklerstudio „It Moves Studio“ gegründet – wie kam es dazu?
Ich selbst habe erst generell etwas mit Medien studiert, bis ich dann vor kurzem meinen Master in dem Studiengang Gamedesign an der HAW in Hamburg abgeschlossen habe. Zusammen mit Jannik und Justus hatte ich dann die Idee, ein eigenes kleines Studio zu gründen, um selbst in der Gaming-Branche aktiv zu werden und Spiele zu entwickeln.
Wie habt ihr drei euch kennengelernt?
Jannik kenne ich schon etwas länger. Ich kenne ihn noch von meinem Studium in Offenburg. Mit ihm habe ich die ersten Games produziert und über ihn habe ich dann auch Justus kennengelernt, der davor an der Filmakademie in Ludwigsburg studiert hat.
Was hat euch als Team zusammengeführt?
Wir drei hatten Bock auf etwas Neues. Außerdem verstehen wir uns ausgezeichnet. Das spiegelt sich nicht nur in unserem Geschmack für dieselbe Art von Spielen wider, sondern wir verfolgen dieselbe Vision.
Und die wäre?
Wir legen sehr viel Wert auf den Gameplay-Fokus, d. h. Spieler sollen direkt losspielen können. Daher verzichten wir in unseren Games auch auf großartige Dialogsequenzen, die viele Spieler sowieso nur skippen.
Bei unseren Spielen kann der Gamer sofort ohne großartige Vorkenntnisse ins Abenteuer eintauchen – Controller in die Hand und los gehts! Klar müssen die verschiedenen Komponenten, die ein Spiel ausmachen, in sich stimmig sein.
Storyline, Artwork, die Visuals und das Gameplay müssen zusammenpassen, aber bei uns liegt der Fokus wirklich darauf, den Spieler direkt abzuholen und zum Losspielen zu animieren. Der Spieler soll Lust am Spiel selbst und den verschiedenen Spielmechaniken entwickeln. Die Action muss ballern!
Woher kommt deine Affinität zu Videospielen?
Ich habe in der Kindheit bei meinem Opa durch das Spiel „The Lionking“ gefallen an Videospielen gefunden und in eine andere Welt einzutauschen. Damals habe ich wild vor dem Bildschirm in die Tasten gehämmert.
„The Lion King?“ – Nie von diesem Game gehört.
Das Spiel in Pixelgrafik kennt wahrscheinlich heutzutage eh keiner mehr, aber es war einfach großartig zu sehen, wie man als Spieler in der Rolle des Charakters die virtuelle Welt beeinflussen konnte.
Das kann ich mir denken – aber lass uns jetzt noch einmal kurz auf dein Gamedesign-Studium an der HAW Hamburg zurückblicken …
Der Gamesmaster an der HAW Hamburg ist sehr projektbezogen, das heißt: Man lernt nicht so viel Theorie und versucht sich stattdessen in drei Semestern an einem großen Projekt entlangzuhangeln.
Das ist wirklich cool, weil man sich auf diese Weise super ausprobieren kann. Ich glaube, das ist im Vergleich zu vielen anderen Studiengängen eher die Ausnahme.
Was kannst du Studierenden, die in der Gaming-Branche Fuß fassen wollen, noch als Tipp mit auf den Weg geben?
Es ist echt nie verkehrt, an sogenannten Game Jams teilzunehmen. Das sind eher kleine Events, die meistens an den Wochenenden stattfinden. Dort trifft man sich teils mit wildfremden Leuten, die ebenfalls ein Faible fürs Gamen oder Entwickeln von Spielen haben, um gemeinsam ein Projekt zu realisieren.
Der Clou an der ganzen Sache: Das Thema des Projekts wird erst bei der Eröffnung der Veranstaltung bekannt gegeben. Das Tolle bei diesen Events ist, dass man sich im kleinen Rahmen ausprobieren und mit den verschiedensten Leuten austauschen und vernetzen kann. So kann man dann irgendwie den Fuß in die Gaming-Szene bekommen und sich recht früh ein Portfolio aufbauen.
Kling vernünftig, aber sind diese Game Jams kostenlos oder muss man dafür eine ordentliche Stange Geld in die Hand nehmen?
Also ich persönlich kenne jetzt keine einzige Game Jam, die irgendetwas gekostet hätte. Ich denke schon, dass man für manche Veranstaltungen dieser Art eine Startgebühr zahlen muss, aber die meisten sind kostenlos.
Tatsächlich bieten auch viele Unternehmen mittlerweile solche Events an. Auf itch.io kann man sich informieren, welche Game Jams in nächster Zeit veranstaltet werden. Der große Vorteil: Man kann sogar remote daran teilnehmen.
Diese Möglichkeit haben wir als Team selbst auch des Öfteren wahrgenommen, um einfach an den Herausforderungen zu wachsen.
Das heißt, man muss selbst die Initiative ergreifen und das alles wollen, um in der Gaming Branche voranzukommen …
Definitiv. Schließlich ist die Gaming Branche hart umkämpft. Es ist super schwer, dort reinzukommen.
Verstehe. Was sind denn die drei wichtigsten Eigenschaften, wenn man ein Gamedesignstudium erfolgreich meistern möchte?
Man braucht Leidenschaft – viele arbeiten sehr viel – auch in der Freizeit – an ihren Spielen. Das heißt: Ehrgeiz ist enorm wichtig. Darüber hinaus muss man ständig Up to date sein, weil sich die Gaming-Welt so rasant verändert.
Das ist ohne Selbststudium nicht möglich. Mittlerweile gibt es ja gute Quellen wie YouTube, die man anzapfen kann. Dort kann man sich beispielsweise diverse Tutorials zu verschiedenen Themen anschauen und analysieren, was die anderen besser machen, als man selbst.
Wie schätzt du denn deine Verdienstmöglichkeiten als Spieleentwickler ein?
Was das Gehalt angeht, würde ich jetzt nicht sagen, dass man unbedingt schlecht verdient, aber mit Sicherheit wird man auch nicht reich davon. Im Endeffekt liegt das immer daran, wie viel Herzblut und Leidenschaft man in seine Projekte steckt. Deswegen kann ich das nur schwer einschätzen.
Abschließen hätte ich noch eine letzte Frage: Was erhoffst du dir von der Gamescom 2023 für euer Studio?
Ich war letztes Jahr zwar schon einmal privat auf der Gamescom, aber als Aussteller ist es ein wenig anders. Unser Ziel ist es, in die Branche reinzuschnuppern und wir sind hier, um uns mit anderen Entwicklern auszutauschen, in Kontakt zu treten und uns zu vernetzen.
Vielen Dank für das Gespräch!
(THWA)