Zweifach gut

Duales Studium – was ist das?

Zwei junge Männer sprechen über ein Architektur-Modell, das vor ihnen steht
Duale Studiengänge findest du häufig bei technischen Fächern, wie zum Beispiel Bauingenieurswesen oder Architektur. (Foto: © Jacob Lund/stock.adobe.com)
Du hast Lust zu studieren, willst aber definitiv ganz viel Praxisbezug haben? Dann ist vielleicht ein dualer Studiengang genau das richtige für dich. 
Dienstag, 19.11.2024, 11:00 Uhr, Autor: Christine Hintersdorf

Das Angebot an Studiengängen ist echt uferlos. Da ist eigentlich für jeden was dabei. Du musst dich entscheiden, was zu dir passt und was dir wichtiger ist: ein wissenschaftlich/ forschungsorientierter Ansatz? Dann ist die Hochschule dein go to. Dort steigst du richtig in die Tiefe und setzt dich mit den Inhalten auf einer eher theoretischen Ebene auseinander.

Die eher anwendungsorientierten Studiengänge wie Elektrotechnik, Architektur oder Maschinenbau findest du in der Regel an Fachhochschulen. Dort gibt es nicht nur Praxissemester, sondern auch innerhalb der Ausbildung Seminare, in denen du dein erlerntes Wissen umsetzen musst.

Natürlich kannst du während deines regulären Uni-Studiums auch eigenständig eine ganze Menge an Erfahrung sammeln. Je nachdem, wie viele (freiwillige) Praktika du absolvierst. Allerdings musst du diese meist neben dem Uni-Alltag selbst organisieren und sie haben mitunter wenig Bezug zu deinen aktuellen Studieninhalten. 

Steht dir der Sinn allerdings eher nach einem wirklich praxisbezogenen Studium, in dem alle Inhalte aufeinander abgestimmt sind, dann ist das duale Studium genau deins.

Im Artikel erfährst du alles Wissenswerte zum Thema: 

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Was genau ist ein duales Studium?

Die Verbindung von Theorie und Praxis eines spezifischen Fachbereichs, so könnte man es ultrakurz zusammenfassen. In der Langfassung bedeutet es, dass du mittels eines Studiums theoretische Kenntnisse vermittelt bekommst. Diese werden regelmäßig mit festen Anteilen an Praxiserfahrungen in einem Unternehmen oder einer Organisation bzw. staatliche Einrichtung kombiniert. Wobei diese Praxisanteile an die Inhalte des Studiums angepasst sind. 

Der Schwerpunkt dieser Ausbildungsform liegt dabei eindeutig auf der akademischen Komponente. Das theoretische Wissen, das du damit erlangen sollst, ist deutlich umfangreicher und tiefgehender als bei einer Berufsausbildung. Wobei Theorie und Praxis sehr gut aufeinander abgestimmt sind.

Das umfasst sowohl den Inhalt, die organisatorische Ebene als auch den zeitlichen Rahmen. Alles ist von vornherein festgelegt und du musst in der Regel nichts selber organisieren. Der Praxisanteil ist dabei nicht optional, d. h. du musst die Einheiten in deinem jeweiligen Ausbildungsunternehmen komplett absolvieren.

Zwei Varianten des dualen Studiengangs

Nun gibt es noch innerhalb des dualen Studiums zwei Möglichkeiten dieses zu gestalten. Eine Variante integriert eine komplette Berufsausbildung. Am Ende hast du damit einen anerkannten, stattlichen Berufsabschluss (Gesellenbrief) und einen Hochschulabschluss (Bachelor). Das heißt auch, dass du wechselweise im Betrieb und an der Universität bist – gleichzeitig absolvierst du noch Einheiten an der Berufsschule.

Die zweite Variante ist das praxisintegrierende duale Studium. Hier erhältst du am Ende nur einen Abschluss (Bachelor), nämlich den der Uni. Während des Studiums verbringst du regelmäßig Phasen in einem Unternehmen, Organisation oder staatlichen Einrichtung und sammelst dort direkt vor Ort Praxiserfahrungen. Dabei bist du entweder ein:e normale:r Angestellte:r oder eben Praktikant im Unternehmen.

Nicht jeder Studiengang darf sich einfach als „dual“ bezeichnen, nur weil er Praktika beinhaltet. Der Wissenschaftsrat der Bundesrepublik Deutschland hat die Kriterien dafür klar festgelegt. Demnach müssen die beiden Bedingungen „Dualität“ und „Wissenschaftlichkeit des Studiums“ grundsätzlich erfüllt sein. Mindestens die Hälfte deiner Zeit solltest du dabei an der Uni verbringen. 

Ist ein duales Studium stressiger?

Leicht wird es schon mal nicht. Immerhin sollst du innerhalb einer regulären Zeit zwei Dinge schaffen: eine ordentliche Berufsausbildung abschließen und dir einen wissenschaftlichen Überblick verschaffen. Beides zusammen ist anspruchsvoll.

Bist du eher der gechillte Typ, könnte es ziemlich herausfordernd werden. Die Zeit wird auf jeden Fall sehr arbeitsintensiv. Es erfordert eine Menge Durchhaltevermögen und Belastbarkeit, eine solche Doppelbelastung durchzuziehen. Jedes Studium lässt sich leichter bewältigen, wenn dir der Fachbereich wirklich liegt und du viel Interesse daran hast. Dieser Grundsatz gilt bei einem dualen Studium umso mehr. Ohne echte Leidenschaft fürs Fach, wird’s in die Hose gehen. 

Wie viel verdient man im dualen Studium?

Abgesehen vom Stress spricht aber viel für diese Lernvariante. Zum Beispiel der Punkt, dass du während deiner Ausbildung schon Geld verdienst. Häufig ist es schwierig, seinen Unterhalt als Student:in zusammenzubekommen. Neben dem Studium noch zu arbeiten, ist nicht ohne. Mitunter reicht selbst das BAföG nicht aus, um über die Runden zu kommen.

Mit dem dualen Weg erhältst du ein reguläres Gehalt. Das ist zumeist nicht wahnsinnig üppig, orientiert es sich doch an den Azubi-Vergütungen. Im Schnitt sind es zwischen 400 und 600 Euro pro Monat. Damit lässt sich aber schon einiges anfangen. Manche Unternehmen zahlen sogar deutlich mehr. Je nach dem in welcher Branche du dich befindest oder auch wie groß das Unternehmen ist, kann dein Gehalt die 1.000 Euro locker überschreiten

Duales Studium – die Vor- und Nachteile

Bevor du dich entscheidest, gibt es hier einen kleinen Überblick, welche Aspekte du in deine Überlegungen mit einbeziehen solltest. 

Vorteile: 

  • absoluter Praxisbezug, das, was du lernst, kannst du direkt umsetzen
  • gut durchstrukturiertes Studium
  • du sammelst bereits während deiner Ausbildung sehr viel Berufserfahrung
  • dadurch weißt du genau, was dich späteren Job erwarte
  • du erhältst zwei anerkannte Abschlüsse
  • du bekommst ein Gehalt
  • sehr gute Übernahmechancen

Nachteile:

  • sehr arbeitsintensiv und herausfordernd
  • eher ungeeignet für eine spätere wissenschaftliche Laufbahn, außer du entscheidest dich für eine betont praxisorientierten Ansatz
  • wenig Spielraum für Vertiefung von Interessensinhalten
  • eventuell keine Semesterferien – i. d. R. hast du nur die normalen betrieblichen Urlaubstage (bis zu 30 Tage)
  • ein Studienfachwechsel ist sehr schwierig, denn hast du einen Arbeitgeber:in, bei dem/der du kündigen musst
  • das Studium ist recht spezialisiert – d. h. in deinem Bereich bist du zwar top-ausgebildet, hast aber weniger Einblicke über den Tellerrand hinaus

Wie komme ich an ein duales Studium?

Das ist gar nicht mal so schwer. Dank des Internets findest du sehr schnell heraus, welche Universitäten oder Fachhochschulen diese Art des Studiums anbieten und welche Fächer dabei zur Wahl stehen. Dann schaust du dir an, was dir am ehesten entspricht und wie die Zugangsmodalitäten sind.

Wie bereits erwähnt, gibt es da zwei Wege: die Bewerbung beim Ausbildungs- bzw. Praktikumsbetrieb und die anschließende Einschreibung an der Hochschule. Oder anderes herum – erstmal die Bewerbung bei der Hochschule und anschließend die beim Unternehmen.

Erkundige dich vorher ausführlich über die Studieninhalte an deiner favorisierten Uni. Die können von Hochschule zu Hochschule sehr unterschiedlich sein. 

Wählst du die ausbildungsintegrierende Variante, erwarten die Unis von dir, dass du bereits einen Ausbildungsvertrag vorlegen kannst. Ohne den kannst du dich nicht einschreiben.

Möchtest du den Weg des praxisintegrierenden Studiums gehen, solltest du dich vorher erkundigen, was gewünscht ist.  Es gibt beide Optionen. Erst einschreiben und dann bei einem der Kooperationsbetriebe bewerben oder andersherum. Werden keine bestehenden Partner-Unternehmen genannt, brauchst du zunächst einen Praxisplatz, bevor du dich an die Uni wendest. 

Die gängigen Jobportale haben reichlich Angebote von Unternehmen, die Plätze für duale Studiengänge anbieten. Auch auf den firmeneigenen Homepages kannst du fündig werden. Darüber hinaus gibt es spezielle Karriere-Websites mit entsprechenden Angeboten.

Welche Unternehmen bieten duales Studium an?

Zunächst ist die Frage, was du eigentlich studieren willst. Gibt es dafür einen dualen Studiengang, geht es an die Suche nach einem geeigneten Betrieb, Organisation oder staatlichen Einrichtungen.

Duale Studiengänge findest du in den Bereichen:

  • Technik 
  • Wirtschaft
  • Sozialwesen
  • Naturwissenschaften

Hierzu zählen beispielsweise Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen, Bauwirtschaft, Tourismusmanagement oder auch Sozialmanagement. Möchtest du etwas aus dem geisteswissenschaftlichen oder künstlerischen Fachbereich studieren, sieht es leider schlecht aus. Derzeit werden in Deutschland dazu keine Optionen angeboten. Wenn dein Herz dafür schlägt, solltest du dich nach Spezialisierungen im M.A. für angewandte oder praxisorientierte Studiengänge erkundigen. Da gibt es beispielsweise den M.A. angewandte Literaturwissenschaft (Berlin) oder den M.A. angewandte Kommunikationswissenschaft (Kiel).

Oder du suchst dir gleich eine Stelle als Werksstudent in deinem präferierten Bereich. Auf unserer STUDENTpartout-Jobbörse findest du dazu auch ein paar gute Angebote!

Unternehmen aus den genannten Wirtschaftszweigen könnten für dich also infrage kommen. Öfter haben die Betriebe schon bestehende Kooperationen mit einer bestimmten Hochschule. Soll heißen, die Uni wird dir eine Liste mit Partner-Betrieben geben, bei denen du dich bewerben kannst. Das macht es natürlich auf den ersten Blick leichter. Die schwierige Suche bleibt dir erspart

Allerdings besteht bei Kooperationen die Herausforderung darin, einen der wenigen und vor allem begehrten Plätze zu ergattern. Deshalb solltest du möglichst früh dran sein und versuchen, mit deiner Bewerbung herauszustechen. Weil die Plätze so rar gesät sind, kann es zusätzlich zum Vorstellungsgespräch auch noch Eignungstests oder sogar Assessment-Center im Entscheidungsprozess geben. Darauf solltest du vorbereitet sein.

Je nach Unternehmen oder Hochschule variieren die Zugangsvoraussetzungen enorm. Erkundige dich daher unbedingt rechtzeitig nach den Modalitäten.

Es gibt auch die Variante, dass du dir selbst eine Ausbildungsstelle oder Praxis-Betrieb suchen musst. Grundsätzlich steht es dir dabei frei, bei jedem Unternehmen deiner Wahl anzufragen, ob ein duales Studium möglich ist. Größere Unternehmen bieten dabei öfter Möglichkeiten hierfür an.

Aber lass dich nicht entmutigen. Warum solltest du nicht einen kleineren Betrieb von dir und deinen Ambitionen überzeugen können? Hast du die Zustimmung, kannst du dich bei einer Hochschule mit passendem Angebot vorstellen. 

(Bundesinstitut für Berufsbildung/Hans Böckler Stiftung/CHHI)

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