Gen Z – zukünftige Arbeitswelt umgestalten
Vor allem bei den Themen Arbeitsmoral und Arbeitsmotivation hat sich die letzten Jahrzehnte so einiges getan. Wie wir arbeiten und wofür wir arbeiten – das hat sich stark geändert und hängt natürlich auch mit den Generationen zusammen, die die Berufswelt durchlaufen.
Der Generationswandel
Für meine Großeltern, die Baby-Boomer, waren vor allem Stabilität und Stetigkeit im Beruf wichtig, heißt: haben sie eine gute Stelle in einer guten Firma gefunden, sind sie geblieben und das Jahrzehnte. Wieso wechseln, wenn man schon einen Job hat, der passt? – So oder so ähnlich war das Motto, sagt jedenfalls meine Oma.
Bei meinen Eltern, Generation X, sah das dann schon anders aus, denn neben einem stabilen Beruf war, und ist ihnen immer noch, wichtig, dass sie sich durch das Arbeiten etwas gönnen können, bspw. richtig schöne Urlaube, die für meine Großeltern reine Geldverschwendung sind. Gut vom Job leben und sich nebenbei auch mal was leisten können, dafür geht mein Vater arbeiten.
Meiner Generation, Gen Y oder Millennials, wird nachgesagt, dass sie nicht mehr so loyal zu Unternehmen oder Arbeitgeber:innen stehen wie die vorherigen Generationen, dass sie öfter den Job wechseln und die Work-Life-Balance für sie sehr wichtig ist – ich kann das bestätigen. Für mich macht es die Mischung aus einer in irgendeiner Weise sinnvollen Arbeit, angemessener Bezahlung und genügend Flexibilität und Spielraum für die Freizeitgestaltung.
Jetzt fangen immer mehr Menschen deiner Generation, der Gen Z, an zu arbeiten. Und auch euch gegenüber gibt es Vorurteile: Ihr wärt faul, würdet nicht richtig anpacken, sehr wenig Arbeitspensum für überdurchschnittlich hohe Bezahlung fordern und eure Freizeit wäre euch wichtiger als der Job. Ich selbst habe aber viele aus eurer Generation kennengelernt, die sehr motiviert sind zu arbeiten, wenn ihnen der Job Spaß macht, die sehr sozial und technisch affin sind und sich gerne mit anderen connecten.
Vorteile des Wandels
Natürlich kann man alles schlecht reden, aber man kann sich auch die positiven Nebeneffekte ansehen, die dieser Wandel mit sich bringt. Denn die letzten 60 Jahre hat sich auch der Arbeitsmarkt verändert und an die neuen Generationen angepasst:
- mehr – auch gesetzlich festgeschriebene – Urlaubstage
- Mindestlohn
- Einführung von Remote-Arbeitsplätzen in vielen Branchen
- Gleitzeit – oder andere flexible Arbeitszeitmodelle
- Diverse Benefits wie Ausstattung fürs Homeoffice, Arbeitshandys, Fahrtkostenerstattung u.v.m
Das sind natürlich nur ein paar Beispiele, was ich damit aber zeigen möchte, ist: Jeder Generationswechsel hat dazu beigetragen, dass auch zukünftige Generationen es in der Arbeitswelt angenehmer haben.
Arbeigeber:innen und Arbeitnehmende mussten und müssen immer wieder neue Kompromisse im Berufsleben eingehen – im Grunde ist es ein Geben und ein Nehmen. Und das heißt, dass auch ihr die Arbeitswelt ein Stück weit positiv verändern könnt.
Vorteile der Gen Z
Eine eurer größten Superkräfte ist, dass ihr einen sinnvollen Job wollt, einen Job und eine Firma, hinter der ihr voll stehen könnt, weil ihr feiern wollt, was die machen. Und das ist gut, weil ihr Unternehmen so dazu herausfordert, darüber nachzudenken, wieso sie Dinge so tun, wie sie sie tun und ob es ist nicht an der Zeit ist, etwas zu ändern oder zu modernisieren.
Vor allem im Bereich Digitalisierung und Social Media seid ihr am Puls der Zeit und bei den Themen kann euch niemand was vormachen, ihr seid die Spezialist:innen. Und genau das kann man sehr gut nutzen, um endlich – überfällig – mehr in Digitalisierungsstrategien und Modernisierung von alten Mechanismen zu investieren. Die älteren Generationen können dabei sehr viel von euch lernen.
Für euch ist Freizeit mindestens genauso wichtig wie der Job oder wichtiger. Das heißt aber auch, dass ihr nicht so große Gefahr lauft dauernd zu viel zu arbeiten, Burnouts zu bekommen oder eure psychische und physische Gesundheit für die Arbeit zu opfern – und das ist gut, denn im Grunde ist kein Beruf der Welt es wert sich vollkommen für ihn kaputtzumachen.
Was ist (dir) wichtig?
Für die meisten Vertreter:innen der Gen Z sind die oben angeschnittenen Punkte in der Arbeitswelt am wichtigsten:
- Work-Life-Balance: Flexibilität, Arbeiten aus dem Remote von daheim oder sonst wo, viele Urlaubstage, 30- oder 24-Stunden-Wochen; um auch privat was von der Lebenszeit bestmöglich nutzen zu können
- Weiterentwicklung, Zukunftsorientierung: Digitalisierung, Modernisierung und Optimierung veralteter Prozesse und Umgangsformen, mit der Möglichkeit sich stetig weiterzuentwickeln – auch in andere Jobbereiche
- Sinnhaftes Arbeiten, in das sie sich einbringen können: einen Job, ein Unternehmen, das nicht nur beruflich, sondern auch moralisch für gut befunden wird, Offenheit für kreative Ideen und das Testen von Neuem, flache Hierarchien und sozialer, respektvoller Umgang, Open-Mindedness
Fehlt noch was?
Dann mach dir deine persönliche Liste, auf der du festhältst, was dir in der Arbeitswelt am wichtigsten ist und worauf du auf keinen Fall verzichten möchtest.
Wie kannst du das durchsetzen?
Schau dir schon, bevor du dich wo bewirbst, ganz genau deine:n potenziellen Arbeitgeber:in an. Was, von den Dingen, die dir wichtig sind, bietet das Unternehmen – was fehlt?
Wäge ab, ob das Unternehmen und die Stelle etwas für dich sein könnte. Für die Bewerbung muss noch nicht alles stimmen. Wirst du zum Vorstellungsgespräch eingeladen, kannst du noch immer nachverhandeln.
Sprich bei dem Gespräch offen über deine Stärken und Schwächen, aber auch deine Wünsche. Bring zum Ausdruck, was du jobtechnisch drauf hast – und verkauf dich nicht unter Wert. Das heißt aber auch: sei kompromissbereit, denn alles auf einmal wollen geht oft schief. Du hast nach der Probezeit, spätestens beim ersten Jahresgespräch immer noch und immer wieder die Möglichkeit nachzuverhandeln. Halte dir auch diese Option offen.
Vorreiter Nordeuropa?
Wenn es um die Frage geht, wo die glücklichsten Menschen leben, sind die nordeuropäischen Länder wie Dänemark, Finnland, Schweden und Norwegen immer weit vorne mit dabei. Das hat auch mit der Gestaltung der Arbeitswelt zu tun.
Die 4-Tage-Woche, mehr gesetzliche Urlaubstage, mehr Flexibilität, weniger Workload – das kann man in Nordeuropa viel häufiger finde als in Mitteleuropa. Dort wird allgemein mehr Wert auf die Work-Life-Balance und das Glücklichsein gelegt – und das scheint zu funktionieren.
Für was solltest du dich bei deinem Job einsetzen?
Den perfekten Job gibt es nicht; das sagen jedenfalls viele, die schon eine Weile arbeiten. Vielleicht stimmt das, vielleicht nicht – oder es kommt einfach auf die Definition von ‚perfekt‘ an.
Für manche kann das nämlich heißen, im Beruf Karriere machen und gut verdienen zu können. Und je nachdem wie man den Lohn dann einsetzt, kann auch das glücklich machen: in Eigentum oder tolle Hobbys investieren, in eine Weltreise, damit einen Van ausbauen, Nachhaltigkeit fördern u.v.m. Mit Geld kannst du viele gute Dinge erleben oder unterstützen, wenn es dir etwas bedeutet. Ein Job, der das bietet, kann also für dich durchaus ‚perfekt‘ sein, wenn dein Fokus darauf liegt.
Liegt dein Fokus auf dem Sinn der Arbeit oder darauf wirklich Spaß zu haben und dort komplett aufzugehen, kann ein Beruf, der dir genau das gibt, auch ‚perfekt‘ für dich sein. Wer wirklich Freude am Arbeiten hat, gerne zur Arbeit geht und einen Sinn darin findet, ist auch privat entspannter und glücklicher.
Wieso nicht beides wollen: ein richtig gutes Gehalt und Spaß/Sinn? Das wäre natürlich super und sicher gibt es auch solche Berufe, sie sind nur sehr schwer zu finden. Was heißt das für dich?
Setz dir einen Fokus: Was ist die besonders wichtig und welche Rahmenbedingungen sind für das Zusammenspiel von deinem Job und deinem Leben elementar. Möchtest du weniger als Vollzeit arbeiten, mehr aus dem Remote, dabei auf Reisen gehen, die Möglichkeit haben deinen Jahresurlaub am Stück zu nehmen?
Mach dir bewusst, was du brauchst, um gerne arbeiten zu gehen und dir vorstellen zu können auch länger diesen Job in dieser Firma ausüben zu wollen. Verkauf dich nicht unter Wert, weder gehaltlich noch bei deinen Zusatzforderungen.
Für sich selbst einstehen heißt aber nicht unbedingt maßlos übertreiben
24 Stunden pro Woche bei vollem Lohn arbeiten, 45 Urlaubstage und ein Einstiegsgehalt, von dem andere nur träumen – das wird vermutlich nicht funktionieren, aber: Du kannst deine Wünsche online schon mal abgleichen und dich vorab informieren, wie viel man in der Branche verdient, wie viele Urlaubstage man aushandeln kann – und dann probierst du einfach so nah wie möglich an deine Wünsche ranzukommen.
Der Arbeitsmarkt befindet sich im Wandel und vor allem der derzeitige Fachkräftemangel führt dazu, dass sich zukünftig nicht mehr unbedingt die Unternehmen die besten Bewerber:innen aussuchen, sondern, dass sich die Bewerbenden die besten Firmen aussuchen.
’The stage is yours’ – also mach das Beste draus!
(SALI)