Quereinstieg- beruflich neu durchstarten!
Gute Gründe für einen kompletten Neustart im Job können vielfältig sein. Wenn du dich eher lustlos zur Arbeit schleppst, das berufliche Umfeld und die Kolleg:innen dich abtörnen, du mit den Werten des Unternehmens nichts anfangen kannst oder du keine Perspektive für deine Zukunft siehst ...
Dann ist time to say goodbye vielleicht ein guter Gedanke. Auch Unter- oder Überforderung können Warnsignale sein.
Wie gelingt ein Quereinstieg?
Jedem Anfang liegt ein Zauber inne – das wusste schon Hermann Hesse. Allerdings sollte dein beruflicher Neubeginn Hand und Fuß haben. Als enorm richtungsweisende Entscheidung sollte ein Berufswechsel gut überlegt sein. Damit du nicht vom Regen in die Traufe kommst, prüfe sorgfältig, ob der Quereinstieg wirklich sinnvoll wäre.
Fachkräftemangel in vielen Branchen bietet Chancen
So lohnen sich Quereinstiege in Bereichen, die zukunftsorientiert sind und aufgrund des berühmt-berüchtigten Fachkräftemangels Möglichkeiten bieten. Dies ist derzeit etwa an Schulen, in der IT-Branche, im Handwerk sowie im Bereich Gesundheit & Soziales der Fall.
„Es gibt auch Jobwechsler:innen, die als Quereinsteiger:innen gezielt neues Terrain betreten möchten, aber schnell zu spüren bekommen, dass die Karriere durch den Seiteneingang alles andere als normal ist“, warnt der Karrierecoach Dr. Bernd Slaghuis.
Im Klartext: Ein Jobwechsel kann sich auch als unangenehm entpuppen.
Was du nicht unterschätzen solltest bei Lockrufen von Branchen, die auf Quereinsteiger schielen: Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als um genau diese zu buhlen, damit sie überhaupt Bewerbungen erhalten. Die Deutsche Bahn etwa wirbt derzeit auf Plakaten unverblümt um Quereinsteiger für die verschiedensten Berufe.
Weniger als jede 9te erwerbstätige Person wechselt komplett den Beruf. Somit werden berufliche Veränderungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Vergleich zu anderen Ländern relativ selten vollzogen. In Großbritannien etwa finden 3x so viele Wechsel statt.
Wie auf Quereinstieg bewerben?
Du bewirbst dich für eine Stelle, obwohl du die Qualifikation nicht mitbringst? Als Quereinsteiger:in brauchst du eine andere Bewerbungsstrategie als deine Mitbewerber:innen, deren Werdegang und Ausbildung viel besser zum gesuchten Profil passen.
Mit einem klassischen Anschreiben und einem formal korrekten Lebenslauf wirst du es in vielen Branchen kaum über die Hürde der Unterlagenprüfung schaffen, weil die Standard-Bewerbungsprozesse den Quereinsteiger:innen einfach nicht in die Karten spielen – du wirst aussortiert, weil du zwingende Kriterien nicht erfüllst.
Deshalb kann Pfiffigkeit helfen! Suche den direkten Kontakt zu Entscheidern aus dem Unternehmen außerhalb des normalen Bewerbungsprozesses, über Veranstaltungen oder rufe die Recruiter:innen oder Entscheider:innen einfach an.
Auch Initiativbewerbungen sind sehr gerne gesehen. Wieso? Dadurch zeigst du enormes Interesse an dem Unternehmen, da du dich ja in der Regel bewirbst, ohne, dass eine Stelle ausgeschrieben wurde.
Gut argumentieren anstatt Standardanschreiben
Wählst du den klassischen Bewerbungsweg, solltest du in deinem Anschreiben Klarheit schaffen, warum dein Quereinstiegs-Plan ein gut überlegter Schritt für deine berufliche Weiterentwicklung ist und welche Kompetenzen und Soft-Skills du konkret mitbringst.
Auch eine Initiativbewerbung kann erfolgreich sein, wenn es dir gelingt, dem Unternehmen zu erläutern, warum du trotz fehlender Erfahrung dennoch eine potenzielle Verstärkung sein kannst. Eben weil du einen völlig anderen Background hast und genau dieser aber wertvoll sein könnte für dein neues Umfeld, weil deine neuen Impulse genau das Puzzleteil darstellt, das dieser Abteilung noch gefehlt hat.
Als Bewerber:in sollte man genau hinschauen und spätestens im gemeinsamen Gespräch in Erfahrung bringen, was hinter „Quereinsteiger:in willkommen!“ wirklich steckt
Lehrkräfte gesucht – Quereinstieg Lehramt
Kommen wir zu den Berufen und Branchen, die für Quereinsteiger:innen als attraktiv gelten. Lehrkräfte werden bekanntlich händeringend gesucht. Früher gab es in der Regel nur einen Weg an die Tafel: Man studierte meist zwei Fächer auf Lehramt, es folgte ein Referendariat mitsamt Staatsexamen. Das geht heute leichter.
Insbesondere bei den sogenannten MINT-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) bieten sich für Quereinsteigende gute Chancen, um an einer Schule zu unterrichten.
Was braucht man als Quereinstieg-Lehrer:in?
Was du dafür tun musst, variiert von Bundesland zu Bundesland. Besonders leicht hast du es als Akademiker:innen, wenn du bereits in einem Fach gearbeitet hast, in dem du auch unterrichten würdest. Du musst nachweisen können, in den jeweiligen Bereichen die Seminare an der Uni belegt zu haben – oder aber die Kurse nachholen.
Die Bundesländer informieren auf Websites über Sondermaßnahmen zum Erwerb einer Lehramtsbefähigung für das Lehramt an beruflichen Schulen, hier ein Beispiel aus Bayern.
Allerdings verdienst du als Lehrer:in per Quereinstieg deutlich weniger als jemand, der/die diesen Berufsweg auf dem klassischen Weg einschlägt. Die Einstiegsgehälter bewegen sich um circa 3.300 Euro brutto im Monat.
Auch IT-Fachkräfte fehlen – Quereinstieg in der IT
Apropos Verdienen: Der IT- und Software-Bereich gilt als einer mit guten Verdienstmöglichkeiten für Quereinsteiger. Datenwissenschaft, Cyber-Sicherheit und Künstliche Intelligenz sind Themen der Stunde.
Die Branche braucht talentierte Köpfe, und die steigende Nachfrage nach Fachleuten in diesen Bereichen kann für dich lukrativ sein, zumal der Mangel noch weiter andauern wird – laut Prognosen werden bis 2030 voraussichtlich 1,1 Millionen IT-Fachkräfte allein in Deutschland fehlen.
Einarbeitung und Fortbildungen erfolgen oft direkt in den Unternehmen, sodass es Quereinsteigende leicht haben. In Bootcamps oder Coding Schools lernst du das Programmieren. Aber auch in dieser zukunftsträchtigen Branche gilt, dass du als Quereinsteigende:r weniger verdienst als jemand mit einer klassischen Ausbildung, zumindest am Anfang.
IT-Quereinsteiger verdienen mehr
Welches Einkommen dich als Quereinsteiger:in genau erwartet, hängt von der Branche ab. Einstiegsgehälter ab 60.000 Euro brutto pro Jahr gelten im IT-Bereich als realistisch – davon können Quereinstiegs-Lehrer nur träumen.
(IAB/Slaghuis/SEBÜ)