Was genau ist ein Volontariat?
Du bist im letzten Semester oder hast dein Studium schon vollständig abgeschlossen und fragst dich: Was soll ich jetzt beruflich machen? Du musst nicht gleich vom Regen in die Traufe springen und dich auf Vollzeitstellen bewerben, außer du möchtest das natürlich.
Auch ein Volontariat kann eine gute Option für den Berufseinstieg sein. Zusammen mit Claire Zander, die beim C. H. Beck Verlag in München ein Volontariat gemacht hat, klären wir dich auf:
- Was ist ein Volontariat?
- Was macht man in einem Volo? – Gespräch mit Claire
- Tipps & Tricks von Claire
- Good to know: Gehalt und andere Fragen
Volontariat – was ist das?
Bei einem Volontariat handelt es sich um eine Art Zusatzausbildung für Absolvent:innen. In der Regel ist es zwischen 15 und 24 Monate lang und wird in der Medien- und Kommunikationsbranche angeboten.
Volontariate dienen dazu in verhältnismäßig kurzer Zeit einen Einblick in den Arbeitsalltag des Gebiets zu bekommen, in dem du danach dann vielleicht arbeiten möchtest. Nicht bei allen Berufen in der Medienlandschaft wird ein Volo vorausgesetzt, es kann dir aber bei der Jobsuche und im Bewerbungsverfahren helfen.
Vor- und Nachteile
Damit du gleich ein Gefühl dafür bekommst, ob ein Volontariat etwas für dich sein kann, hab ich dir kurz die Vor- und Nachteile zusammengefasst.
Gut und damit ein großer Vorteil dabei ist, dass du dadurch ein wenig Zeit für deine berufliche Orientierung hast. Vor einem Volo musst du nämlich noch nicht genau wissen, auf welche Jobbezeichnung du mal hinarbeitest, sondern kannst dich erstmal an dein Arbeitsumfeld gewöhnen. Auch bekommst du zu Beginn einen Einarbeitungsplan, der dir zeigt welche Aufgaben und Abteilungen dich die nächsten Monate erwarten.
Auch positiv an einem Volontariat ist, dass
- du recht schnell Einblicke und Erfahrungen in verschiedenen Bereichen sammeln kannst
- das Arbeitspensum langsam ansteigt und du Zeit hast, dich an eine Vollzeitbeschäftigung zu gewöhnen.
Ob das etwas für dich ist, kann aber auch von finanziellen Faktoren abhängig sein. Ein Nachteil von Volontariaten ist, dass sie im Schnitt viel weniger gut bezahlt werden als gewöhnliche Vollzeitstellen, weil es sich bei ihnen eben um eine Zusatzausbildung handelt. Du verdienst also leider erstmal nur ein Ausbildungsgehalt.
Auch kann dir niemand versprechen, dass du von dem Verlag, Unternehmen oder Co. nach dem Volo übernommen wirst – aber dasselbe gilt auch für die Regelprobezeit (6 Monate) bei einer Vollzeitstelle.
Ob du ein Volontariat wirklich brauchst, hängt von der Branche ab. Nicht für alle Berufe in der Medienlandschaft wird eins gefordert. Theoretisch kannst du auch bspw. Redakteur:in, Moderator:in oder Lektor:in ohne Volo werden.
Was ist ein Volontariat im Verlagswesen?- Insights
Wie genau ein Volo abläuft, was man dabei lernt und danach damit macht, darüber habe ich mit Claire gesprochen. Sie hat nach ihrem Master, Internationale Literatur in Augsburg, als Volontärin in der Presse- und Lizenzabteilung in einem Münchner Verlag angefangen. Auch noch nach ihrem Volontariat arbeitet sie dort, jetzt als Lektoratsassistentin.
Warum hast du dich für ein Volontariat entschieden?
Ich glaub, ich war mir nach dem Studium noch nicht 100 % sicher, in welche Richtung ich gehen wollte. So einen richtigen Traumberuf oder ein konkretes Karriereziel hatte ich in dem Sinne nicht; deswegen wollte ich erstmal einfach ausprobieren, was es alles in der Buch- und Medienbranche gibt.
Ich dachte mir ein Volontariat ist eine gute Grundlage, um später dann, mit der Erfahrung, die ich dort gesammelt habe, eine Berufsentscheidung zu treffen.
Deswegen habe ich mir gedacht, dass ein Volontariat eine gute Möglichkeit wäre, in diese Branche mal reinzuschnuppern und Erfahrungen zu sammeln. Es war nicht unbedingt mein Ziel Pressesprecherin oder Pressereferentin zu werden, sondern ich wollte von innen erleben, wie so ein Verlag funktioniert, was zu dem Tagesgeschäft dazugehört und mich selbst mal ausprobieren.
War es schwer, an ein Volontariat zu kommen?
Man kann nicht ganz davon ausgehen, dass gleich die erste Bewerbung erfolgreich ist. Ich musste nicht lange suchen, bei mir hat es bei der dritten Bewerbung geklappt – aber eben nicht gleich.
Bei ein paar Verlagen musste ich mich schon bewerben, bei C. H. Beck und zwei weiteren. Ich habe dann bei Beck zwei Vorstellungsgespräche gehabt, eins mit der Abteilungsleitung der Presseabteilung – das war die erste Runde. Als ich die dann erfolgreich gemeistert hatte, musste ich nochmal eine zweite Runde machen – das war ein Gespräch mit dem Verleger.
Die Interviews waren an sich nicht schwierig, eher Kennenlerngespräche in entspannterer Atmosphäre und sie haben mir keine schwierigen Fragen gestellt.
Was macht man bei einem Volontariat?
Ich war Volontärin in der Presse- und Lizenzabteilung vom C. H. Beck Verlag. Und das ist eine kleine Besonderheit in dem Verlag, dass sich dort die Presseabteilung in die Bereiche klassische Pressearbeit und Lizenzabteilung aufteilt.
In der Pressearbeit geht es darum, die Neuerscheinungen des Verlags in die verschiedenen Print- und Onlinemedien zu bringen. Um Rechte und Nebenrechte von Publikationen für Radio, Theater, Abdrucke, Lesungen und Co. geht es in der Lizenzabteilung.
In den Bereichen hat man dann sozusagen mehrere Schwerpunkte, die man im Laufe des Volontariats – meins hat 18 Monate gedauert – abarbeitet. Man bekommt am Anfang einen Ausbildungsplan, den man am Ende des Volontariats dann sozusagen abgehakt haben sollte.
Ich hatte im Bereich Presse- und Veranstaltungsplanung folgende Aufgaben:
- Erstellung von einem Pressespiegel- also eine digitale Auswertung und Übersicht darüber, in welchen Medien die Publikationen von Beck besprochen werden und wie diese von der Außenwelt wahrgenommen werden.
- Kontaktpflege zu Journalist:innen und ganz viel Recherche, um herauszufinden, welchen Pressepartnern man am besten welche Bücher anbieten kann. Es ging darum sich über die Presselandschaft zu informieren und den betreffenden Redakteur:innen die passenden Bücher anzubieten.
- Anfragen von anderen Medien, Institutionen, Radio, Zeitungen, Theater zu bearbeiten war das Tagesgeschäft in der Lizenzabteilung. Es ging darum herauszufinden, ob sie Textteilen von unseren Büchern abdrucken oder benutzen durften. Da musste man anhand der Verträge regeln: was darf der Verlag mit dem Text anfangen? Darf er als Übersetzung in andere Länder anboten werden? Darf ein Hörbuch daraus produziert werden? Dürfen die Filmrechte verkauft werden?
- Mitarbeit bei der Veranstaltungsplanungen: Es gibt immer wieder Lesungen mit unseren Autor:innen, die organisiert werden müssen. Das sind dann eher kommunikative Arbeiten: die Gästeliste erstellen, Einladungen verschicken, bei einem Teil der Veranstaltung dabei sein, auch mal die Gäste begrüßen u.v.m.
- Alltägliche Büroarbeit: Man ist auch bei abteilungsübergreifenden Sitzungen dabei, bekommt Einblicke in die verschiedenen Projekte. Bei meinem Volontariat hatte man auch die Möglichkeit, einen Tag in die anderen Abteilungen reinzuschauen.
Was hat dir am meisten Spaß gemacht?
Tatsächlich hat mir am meisten der Rechercheaspekt Spaß gemacht. Herauszufinden, was für eine Art von Buch das ist, wenn wir neue Buchprojekte hatten. Wer ist der Autor/die Autorin? Und wem könnte dieses Buch am besten gefallen? Also eine Art Zielgruppenanalyse.
Interessant fand ich auch mir zu überlegen ’okay, wie könnte ich dieses Buch einem bestimmten Redakteur oder einem bestimmten Medium schmackhaft machen? Was ist das Besondere an diesem Buch und wie kann ich das am besten in Worten ausdrücken und rüberbringen?’
Andere, die jeweiligen Gesprächspartner:innen, von dem Buch begeistern zu können, sodass sie Lust bekommen es selbst zu lesen – das fand ich immer am Schönsten.
Wie hoch sind die Übernahmechancen nach einem Volontariat, deiner Einschätzung nach?
Mir wurde am Anfang des Volontariats eher vermittelt, dass die Übernahmechancen nicht so hoch sind und dass es eher selten ist, dass Volontär:innen zu festangestellten Mitarbeitenden werden. Tatsächlich habe ich dann aber das Gegenteil erlebt.
Ich und drei weitere Volontärinnen sind jetzt alle festangestellt. Ich vermute, der Wandel liegt tatsächlich an dem Fachkräftemangel. Dadurch sind die Übernahmechancen jetzt deutlich besser als noch vor ein paar Jahren.
Tipps und Tricks
- Recherchiere möglichst viel über die Verlage, Redaktionen, Arbeitgeber:innen und sammle Informationen über das Berufsfeld, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob du dahin passen würdest.
- Überleg dir, ob du dir vorstellen könntest dort zu arbeiten und du dich dort wohlfühlen könntest.
- Schnuppere schon vorab mal in den Bereich rein, z.B. mit einem Praktikum. Das muss auch nicht deckungsgleich mit dem späteren Volontariat sein – es reicht vollkommen, wenn du schonmal einen kleinen Abstecher in den Bereich gemacht hast.
Wenn man Interesse hat in der Medienbranche zu arbeiten, dann ist ein Volontariat nicht unbedingt Pflicht, aber ein sehr, sehr guter Startpunkt, um schon mal in die Branche reinzukommen.
Good to know
Bis jetzt wurden dir noch nicht alle Fragen, die du über ein Volontariat hattest, beantwortet? Dann haben wir hier noch ein paar Facts für dich:
Wird man für ein Volontariat bezahlt?
Ja, für ein Volontariat wird man immer bezahlt. Im Gegensatz zu einer normalen Vollzeitstelle, muss dabei aber nicht der Mindestlohn eingehalten werden.
Im Schnitt kann man bei einem Volontariat mit ca. 40 Wochenstunden mit 1.200 bis 2.000 Euro brutto rechnen. Das ist prinzipiell kein sehr gutes Gehalt, davon wird ja noch die Steuer abgezogen. Meistens steigt der Lohn aber im Verlauf des Volontariats und spätestens danach verdient man dann auch deutlich mehr.
Wie viel Gehalt nach dem Volontariat?
Pauschal kann die Frage gar nicht beantwortet werden, denn es kommt auf die Branche an, in der man nach abgeschlossenem Volontariat arbeitet. In Betrieben der freien Marktwirtschaft wird man aber in der Regel immer etwas mehr verdienen als in Kunst- und Kultureinrichtungen.
Du kannst, sobald du die genaue Berufsbezeichnung kennst, auf die du hinarbeitest, im Internet nach dem durchschnittlichen Gehalt dafür suchen und dir so einen Einblick verschaffen.
Wie viel du nach dem Volontariat verdienst, hängt auch immer ein wenig von deinem persönlichen Verhandlungsgeschick während der Bewerbungsphase ab. Versuche dich dabei nicht unter Wert zu verkaufen, poker aber auch nicht zu hoch.
Kann man ein Volontariat ohne Studium machen?
Zwar gibt es Einzelfälle, die ein Volontariat ohne Studium bekommen haben, aber das sind eher Glücksfälle. In den Stellenausschreibungen für Volontariate wird mindestens ein Bachelorabschluss gefordert.
Aber, was genau du studiert hast, ist dabei nicht ganz so ausschlaggebend. Philologisch-historische Fächer sind zwar eigentlich prädestiniert dafür danach ein Volontariat zu machen, trotzdem: Du musst nicht unbedingt etwas mit Kommunikation studiert haben, um ein Volontariat beim Radio machen zu können.
(dju.verdi/Zander/SALI)