Wie wird man Coach?
Ein Berufsbild hat sich in den letzten Jahren immer mehr etabliert – nämlich das des Coaches (synonym für männlich, weiblich, divers). Für jede Lebenssituation gibt es mittlerweile Leute, die sich darauf spezialisiert haben, andere zu unterstützen. Und das sowohl digital als auch analog. Vielleicht überlegst du ja selbst gerade, ob dieser Job etwas für deine eigene berufliche Zukunft sein könnte?
Was macht ein Coach eigentlich? Ein Coach unterstützt Menschen dabei, ihre Ziele zu erreichen – sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Bereich. Dabei hilft er/sie, eigene Stärken zu erkennen und selbstständig Lösungen für herausfordernde Lebenssituationen zu entwickeln. Dies geschieht durch gezielte Fragen, wertvolle Impulse und aktives Zuhören.
Der Job als Coach eröffnet dir auf jeden Fall eine große Menge an Möglichkeiten. So kannst du dein Studienfach nutzen, um Menschen mit deinem Wissen zu unterstützen. Beispielsweise, wenn du Sport studiert hast oder auch BWL. Beide Fächer sind geradezu prädestiniert, um in die Beratung zu gehen.
Aber auch wenn dein Studienfach auf den ersten Blick nicht unbedingt nach einem klassischen Feld für Beratungen aussieht, heißt das nicht, dass du nicht deine Nische in dem Metier finden kannst. Wie heißt es so schön: Wege entstehen beim Gehen!
Kann jeder Coach werden?
Der Begriff „Coach“ ist in Deutschland rechtlich nicht geschützt. Im Grunde
darf sich jede:r nach Lust und Laune als Coach bezeichnen, da es keinerlei gesetzliche Vorschriften gibt, wer diesen Titel tragen darf. Das macht es ziemlich schwierig, denn es ist dem Ansehen eines Berufes generell nicht förderlich, wenn jede:r Scharlatan:in ihn ausüben kann.
Und seien wir mal ehrlich, besonders in den sozialen Medien tummeln sich ziemlich viele Berater:innen für Finanzen, Ernährung und Sport, deren Werdegang eher zweifelhaft ist. Aber keine Sorge, es gibt sehr viele Mentor:innen, die ihre Profession wirklich gelernt haben, seriös arbeiten und somit die Ehre des Berufsstands hochhalten.
Fall nicht auf angebliche Online-Coaches rein, die keine fundierte Expertise und Ausbildung haben. Lerne die Leute immer im echten Leben kennen. Und überprüfe ihre Aussagen bzw. Angaben!
Braucht man fürs Coach werden eine Ausbildung?
Nein, rein rechtlich gesehen musst du keine Ausbildung machen. Es steht dir frei, einfach den Begriff Coach zu verwenden. Aber so richtig gut werden wirst du dann sehr wahrscheinlich auch nicht in deinem Job mit Menschen.
Um professionell zu arbeiten, empfiehlt es sich, dass du dich auf ein Thema spezialisiert hast und darin wirklich fundierte:r Expert:in bist. In deinem Fall ist das wahrscheinlich dein abgeschlossenes Studium oder eine (Zusatz-) Ausbildung. Das ist der Grundstock für deinen zukünftigen Beruf.
Ist diese Basis gesetzt, solltest du auch das eigentliche Coaching erlernen, denn nur weil man in einem wissenschaftlichen/beruflichen Feld Expertise besitzt, heißt das noch lange nicht, dass man diese auch vermitteln kann. Für eine solche Ausbildung gibt es eine ganze Menge an guten Anbietern. Hier kommt es auch darauf an, in welchen Bereich du arbeiten willst.
Verständlicherweise ist es ein Unterschied, ob du Hilfe bei der Gründung eines Unternehmens anbietest oder für die Bewältigung emotionaler/mentaler Krisen. Für letzteres solltest du zumindest Medizin, Psychologie, Pädagogik oder Sozialwissenschaften studiert haben. Als Geowissenschaftler:in beispielsweise, könnte es nämlich schwierig werden, deinen Klient:innen zu erklären, was dich zum:r Spezialisten:in für Gesundheitsthemen macht.
Mach eine Ausbildung zum Coach
Solltest du also nicht aus dem sozialen/medizinischen Feld kommen, kannst du dir die Skills für den beratenden Umgang mit Klient:innen bei anerkannten Schulen, Instituten oder ähnlichen aneignen. Hier gibt es ein sehr breites Angebot. Spezialisierungen wie Business Coaching, Life Coaching, oder Führungskräfte-Coaching wären Möglichkeiten, die dir offen stehen.
Warum solltest du eine Ausbildung zum Coach machen? Weil es maßgeblich zu deinem Erfolg beitragen wird. Als Berater:in ist es für deinen langfristigen Erfolg wichtig, dass du die Skills hast, mit Menschen zu arbeiten UND ein überdurchschnittlich gutes fachliches Know-how hast.
Vermittelt werden dir im Rahmen einer Ausbildung eine Vielzahl von Fähigkeiten, um Menschen professionell zu begleiten und zu unterstützen. Die Inhalte und Schwerpunkte können je nach Anbieter und Ausrichtung variieren. Es gibt aber Kernkompetenzen, die immer erlernt werden (sollten). Dazu gehören:
- Basiswissen über Persönlichkeitsentwicklung, Motivationstheorien, Emotionsmanagement und Kommunikationspsychologie.
- Kommunikations- und Gesprächstechniken: Aktives Zuhören, Fragetechniken, Feedback geben.
- Techniken zur Förderung der Selbstreflexion des Klienten, wie z. B. Visualisierungen und Perspektivwechsel.
- Techniken zum Aufbau und der Pflege einer vertrauensvollen Coaching-Beziehung.
- Verständnis von Veränderungsprozessen und wie man diese im Coaching unterstützt.
- Gestaltung von Coaching-Prozessen von Anfang bis zum Ende (Zielsetzung, Interventionen, Abschluss).
- Entwicklung von Aktionsplänen und das Setzen von realistischen Zielen.
- Die eigene Haltung und das eigene Verhalten als Coach zu reflektieren.
- Persönliche Werte und Grenzen zu klären und bewusst in die Coaching-Arbeit einfließen zu lassen.
Von vielen semiprofessionellen Coaches vernachlässigt: die ethischen Richtlinien, wie Vertraulichkeit, Integrität sowie rechtliche Fragestellungen, beispielsweise Haftung und Datenschutz. Auch diese Aspekte sind enorm wichtig für einen erfolgreichen und vertrauenswürdigen Berater.
Qualitätssiegel bei Coaching-Kursen
Wie schon angedeutet, gibt es sehr viele Angebote auf dem freien Markt für Coaching-Zertifizierungen oder Ausbildungen, denn auch hier fehlt der rechtlichen Rahmen. Achte bei deiner Auswahl darauf, dass dein Anbieter von:
- dem Deutschen Verband für Coaching und Training (dvct e.V.),
- dem Deutschen Bundesverband Coaching (DBVC),
- dem Deutschen Coaching Verband (DCV),
- dem Qualitätsring Coaching (QRC) oder
- der European Coaching Association (ECA) anerkannt ist.
Damit sind gewisse Qualitätsstandards verbunden, die deinem Abschluss auch eine höhere Wertigkeit geben. Außerdem darfst du dann davon ausgehen, dass die Lerninhalte wirklich fundiert sind und dir gute Werkzeuge für deinen zukünftigen Job an die Hand gegeben werden. Achte auch auf die Dozierenden. Sieh dir deren Lebensläufe und Expertise an. Können die wirklich was, oder haben sie nur klangvolle Titel? Auch das zeigt dir, wie gut die Ausbildung schlussendlich sein wird.
Welche Coaching-Ausbildungen gibt es?
Folgende Lehrrichtungen werden in Deutschland im Beratungsbereich angeboten:
- Systemisches Coaching: Der systemische Ansatz geht davon aus, dass der Klient Teil eines größeren Systems, beispielsweise eines Unternehmens oder einer Familie, ist. Der Fokus liegt darauf, die Wechselwirkungen im System zu verstehen und Lösungen im Kontext des Systems zu entwickeln.
- Business Coaching: Diese Ausbildung konzentriert sich auf Führungskräfte, Teams und berufliche Entwicklungen. Schwerpunkte sind unter anderem: Stressbewältigung, Karriereplanung und Teamdynamik.
- Life Coaching: Hier geht es um den Menschen und seine/ihre persönliche Entwicklung. Im Mittelpunkt stehen Lebensziele, Selbstfindung, Motivation oder das Überwinden von Hindernissen.
- Mental-Coach: Nah dran am Life-Coach. Hierbei steht aber vor allem die „Kopf“arbeit im Fokus. Vermittelt werden sollen Techniken, mit denen Klient:innen Hindernisse im Leben überwinden lernen, durch die Steuerung des Bewusstseins und der Kognition.
- Führungskräfte-Coaching: Der Name verrät es, hier werden ganz speziell Führungskräfte begleitet. Vermittelt werden sollen Wege zur Verbesserung von Führungsfähigkeiten, Konfliktmanagement, Entscheidungsfindung und die persönliche und berufliche Weiterentwicklung von leitendem Fachpersonal.
- Gesundheitscoaching: Bei dieser Form liegt der Fokus auf der Förderung des physischen und psychischen Wohlbefindens. Es geht um Stressbewältigung, gesunde Lebensgewohnheiten und die Unterstützung bei gesundheitlichen Zielen.
- NLP (Neurolinguistisches Programmieren): In einer NLP-Coaching-Ausbildung geht es um die Anwendung von NLP-Techniken, die auf Kommunikation und Wahrnehmung abzielen, um Veränderungsprozesse zu unterstützen und persönliche Ziele zu erreichen.
Nach der Uni direkt als Coach durchstarten
Jetzt kommt kurz ein Downer: Für ein effektives Coaching ist praktische Erfahrung von großer Bedeutung. Das ist natürlich für dich als Studierenden oder fertigen Absolventen ein bisschen schwierig. Dennoch muss es an dieser Stelle gesagt werden: Als Mentor:in muss man eine gewisse Praxis und Erfahrung erlangt haben.
Zu denken, dass du direkt nach der Uni ein hervorragender Coach sein wirst, ist leider eher nicht realistisch, denn ohne Erfahrung und Training wirst du wenig Erfolg haben. Stell dir bitte vor, ein:e Mittvierziger:inn mit 20 Jahren Berufserfahrung kommt zu dir zum Business-Coaching. Natürlich hast du während deiner Berater-Ausbildung Tools erlernt, um diese Menschen zu unterstützen und weiterzubringen, aber im Zweifelsfall fehlt es dir trotzdem an praktischer Erfahrung für eine gelungene Begleitung.
Was heißt das für dich? Lerne, geh in die Praxis, sammle Berufserfahrung, nimm selbst ein:e Mentor:in in Anspruch. Besser sogar mehrere. So siehst du nicht nur, wie optimales Beraten funktioniert, sondern lernst auch sehr viel über dich selbst, das ist quasi die Vorraussetzung ein:e gute:r Mentor:in zu werden! Nimm deinen Elan und arbeite dich richtig tief rein.
Dein Ziel oder Berufswunsch fordert von dir sehr viel Einsatz. Es ist kein kurz oder mittelfristiges Ziel – eher Langstrecke. Vielleicht sogar ein Dauerlauf, da die permanente Weiterbildung ebenfalls zum Job gehört. Sowohl in dem Themenbereich, in dem du deine Unterstützung anbietest, als auch an dir persönlich. Als professionelle:r Berater:in solltest du dich regelmäßig zu neuesten Coaching-Tools weiterbilden und dich um deine mentale Verfassung kümmern. Das ist möglich durch Supervision oder indem du dir selbst eine:n Mentor:in suchst.
Festangestellt oder Selbstständig?
Zum guten Schluss noch ein weiterer Aspekt, mit dem du dich auseinandersetzen solltest. Coaches sind in der Regel Selbstständige. Für dich bedeutet das, du musst ein Unternehmen gründen, um arbeiten zu können. Das klingt jetzt größer als es ist. Dennoch musst du dich mit den rechtlichen und steuerlichen Aspekten einer Selbstständigkeit befassen. Willst du das nicht, könntest du beispielsweise in Personalabteilungen, in Bildungsinstituten oder in Beratungsunternehmen eine Festanstellung finden.
Bau dir frühzeitig ein Netzwerk auf. Das ist enorm wichtig. Hauptsächlich über dieses wirst du später Klient:innen gewinnen. Machst du deinen Job gut, wird sich das herumsprechen und die Leute kommen von selbst zu dir.
Was kostet eine Life-Coach Ausbildung?
Eine wichtige Frage! Keine der Ausbildungsmöglichkeiten ist für dich kostenlos, die Kosten sind pauschal schwer zu beziffern. Es ist immer abhängig davon, welche Methode du erlernen willst und wie intensiv du das tun möchtest.
An dieser Stelle möchten wir dir unbedingt dazu raten, dich gründlich vorher zu informieren. Wichtig ist, dass deine Ausbildung von einem vertrauenswürdigen Partner erfolgt. Du kannst und wirst wahrscheinlich viel Geld investieren. Es wäre mehr als ärgerlich, wenn du dafür keine hervorragende Ausbildung erhalten würdest.
Ein Tipp: sehr viele Kurse sind berufsbegleitend möglich. Somit kannst du Berufserfahrung sammeln, Geld verdienen und erhältst gleichzeitig eine Top-Qualifizierung.
Es gibt Anbieter, die verkaufen dir ein paar Kurse für 500 Euro. Wie bereichernd die dann sind, bleibt mal dahingestellt. Im Schnitt musst du mit deutlich mehr rechnen. Willst du beispielsweise in die systemische Richtung gehen, musst du mit Kosten um die 3.000 Euro aufwärts rechnen. Ein Business-Coaching kann schon mal um die 7.000 Euro und ebenfalls aufwärts kosten. Nicht eben wenig. Erhältst du dafür aber solide Kenntnisse und Werkzeuge, ist es das Geld wert.
Erkundige dich sorgfältig über verschiedene Anbieter. Vergleiche auf jeden Fall mehrere Kursangebote. Welche Inhalte sagen dir mehr zu? Schau dir Rezessionen an oder sprich direkt mit Leuten aus der Branche.
Guru oder Mentor:in
Eine Falle, in die du eventuell tappen könntest, sind Charismatiker:innen. Klingt vielleicht erstmal komisch – gemeint sind Menschen, die wissen, wie sie andere in ihren Bann ziehen können und denen es nicht um das Wohl ihrer Klienten geht, sondern in erster Linie um sich selbst, indem sie entweder finanziell profitieren oder sich selbst profilieren wollen.
Deswegen lass dich nicht blenden, schau hinter die Kulissen. Welche Ausbildung hat dieser Mensch? Woher stammt das vermittelte Wissen? Speist sich das Können nur aus der Lebenserfahrung? Dann Finger weg. Du suchst eine:n Mentor:in, keinen Guru. Letztere haben in der Regel nicht mehr zu bieten, als ihr ganz persönliches, gerne aufgebauschtes, kleines Leben und werden dir wahrscheinlich eher schaden.
(Europäische Hochschulverbund/dvct/ECA/ICO/CHHI)