Vom „Ick“ getroffen – TikTok-Trend oder Dating-Phänomen?
„Wenn ich meiner BFF nach dem ersten Date schreibe, dass das Date zwar charmant, nett und höflich war, aber mir den ‚Ick‘ gegeben hat, weil...“
Videos mit diesen oder ähnlichen Texten findet man auf der Social-Media-Plattform TikTok derzeit haufenweise. „The Ick“ ist also wieder einmal einer dieser neumodischen Trend-Begriffe, der sich mittels viraler Videos geradezu verselbstständigt.
Was ursprünglich als Meme begann, ist mittlerweile zu einem echten Dating-Phänomen geworden. Aber noch einmal zum Mitschreiben, was hat es damit nun auf sich?
„The Ick“ – Wenn sich Prinz Charming in einen Vollpfosten verwandelt
Ja, uns allen ist es bestimmt auch einmal passiert. Man schreibt mit einem netten Flirt auf Tinder oder Badoo, kommt sich schnell näher und verabredet sich dann auf ein erstes Date. Dort muss man dann allerdings feststellten, dass der vermeintliche Schwarm, nicht diejenige Person ist, die man in den Chats kennengelernt hat – und schon ist der anfängliche Zauber dahin.
Woran hat es gelegen?
Woran hat es gelegen hat, das fragt man sich immer. Das kann an dem Verhalten seines Gegenübers liegen, der die Gabel falsch hält, sich unflätig äußert, eine ulkige Angewohnheit hat oder in der entsprechenden Dating-Situation etwas vollkommen Absurdes macht, sodass man sich fragt:
„Verdammt, was mache ich eigentlich hier? Peinlich – wie komme ich möglichst unbeschadet wieder raus aus der Nummer?!“
Genau dieser Moment, in dem man realisiert, dass die Person, die man gedatet hat, nicht zu einem passt, weil sie aus irgendeinem Grund abturnt, beschreibt im Wesentlichen den sogenannten „Ick-Moment“. Dieser wird festgehalten und von TikTok-User:innen festgehalten, verschriftlicht und zusammen mit einem Clip als Text-Video-Schnipsel ins Web geschickt.
Trend vorzugsweise von heterosexuellen Frauen praktiziert
Auffallend bei der ganzen Chose ist, dass der Trend hauptsächlich von jungen, heterosexuellen Frauen praktiziert wird, um so die fehlende Begeisterung für ihr Date zum Ausdruck zu bringen.
Was kann den Ick-Moment triggern?
Oftmals sind es Banalitäten, die den „Ick“ auslösen. Es sind keine groben Fehler – viel eher geht es dabei um Intuition und das Bauchgefühl, dass einen davor warnt, sich mit der Person gegenüber näher zu befassen und eine Art Fluchtinstinkt aktiviert.
Doch der „Ick-Moment“ muss nicht schon beim ersten Date kicken. Er kann auch erst verzögert eintreten – meist geschieht das, wenn die anfängliche Euphorie der „Honey-Moon-Phase“ nachlässt und man sein Gegenüber nicht mehr mit der rosa-rot-getönten Brille betrachtet.
Der „Ick“ als Alarmsignal
Der „Ick“ warnt dich vornehmlich davor, einen taktischen Dating-Fehler zu machen. Er schützt dich vor einer möglichen Beziehung, die du zum aktuellen Zeitpunkt gar nicht eingehen willst.
Dies kann viele verschiedene Ursachen haben. Es kann bedeuten, dass du selbst eigentlich noch gar nicht für eine feste Bindung bereit bist oder dein Leben lieber mit einer anderen Person verbringen möchtest und deshalb nach einer klitzekleinen Kleinigkeit Ausschau hältst, um dich nicht näher mit deinem Gegenüber und dessen Gefühlen beschäftigen zu müssen.
Der „Ick“ kann dich allerdings auch zur Selbstreflexion bringen, wenn dein Gegenüber bewusst oder unbewusst deine persönlichen Grenzen überschreitet.
„Icky“ ist das neue „zu nett“
Interessant ist auch, welches Verhalten als „Icky“ bezeichnet wird. Und wie so oft trifft es dabei die Typen, die in längst vergangenen Tagen noch als Gentlemen und Rosenkavaliere gefeiert wurden.
Wie könnte es auch anders sein, dass die Nice-Guy-Fraktion mal wieder den Kürzeren zieht. So finden es die Userinnen teils höchst peinlich und absolut cringe, wenn das Date pünktlich kommt, ihnen Blumen mitbringt, die Türe aufhält oder sie nur nach Hause chauffiert, anstatt die Gunst der Stunde zu nutzen, um sie rum zu kriegen.
Meinung?
Damit steht also fest: Der „Ick“ ist mehr als nur ein TikTok-Trend, man kann ihn als Meta-Aussage begreifen, wobei man schon fragen muss, wie kaputt die Welt des Datings dann eigentlich ist.
Woran soll man sich gerade als Mann dann noch orientieren, wenn es wieder einmal mehr heißt: Die Guten sind zu gut und die Schlechten sind zu schlecht!?
(msn.com/THWA)
