Roman – Die schmutzige Frau
Eigentlich ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte eine Ehe, genauer gesagt die Ehefrau – uneigentlich geht es in ‚Die schmutzige Frau‘ aber um viel mehr.
Einsamkeit, Überforderung, Angst?
Von ihrem Mann in eine andere Wohnung ausquartiert, durchlebt die Protagonistin eine Art Existenzkriese. Aber nicht mal unbedingt, weil etwas Großartiges passiert ist, vielleicht sogar weil nichts passiert ist.
Man merkt ihr ihre Überforderung mit dem Leben, mit ihrem Mann, mit sich selbst an. Die Frau, die keinen Namen hat, wirkt rastlos und suchend, gleichzeitig stark und ängstlich. Das merkt man auch der Sprache des Romans an, in dem die Sätze nur gegliedert aber optisch nicht beendet werden. Sie hallen nach, machen den Text zu einem einzigen Textblock, den die Augen schnell und rastlos durchgehen können – das verbindet die Lesenden mit der Erzählenden.
Pehnts Roman ist auf sonderbare Weise gefühlvoll und beklemmend zugleich. Er stellt große Fragen aus der Sicht einer einfachen Frau: wie viel bin ich wert? Was kann ich gut? Was will ich eigentlich? – Fragen, denen sich jeder Mensch zwangsläufig irgendwann stellen muss.
Text im Text
In die Geschichte der ‚schmutzigen Frau‘ ist noch eine andere eingewoben. Die Protagonistin schreibt nämlich selbst und diese Versatzstücke tauchen auch im Roman auf.
Dadurch breitet sich die Erzählung aus, geht eine Ebene tiefer. Sie greift die Gedanken, Gefühle und Wünsche einer Frau auf, die diese nicht äußern, sondern nur in Textformat festhalten kann.
Sprache befreit – auch Schriftsprache, das könnte man meinen. Der Frau scheint das Schreiben zu helfen sich selbst zu finden und sich zu beruhigen – vielleicht sogar sich selbst zu spüren.
Wer mehr will als nur eine leichte Lektüre für die Auszeit, kann mit ‚Die schmutzige Frau‘ nichts falsch machen. Der Roman lädt nämlich nicht nur zum Denken, sondern auch zum Fühlen ein.
(SALI)