So war die Gamescom 2023 – Premiere für einen Nichtspieler
Laut, bunt und schrill: So könnte man die größte Gaming-Messe der Welt wohl am besten charakterisieren. Ich habe mich 2,5 Tage lang durch die 10 Hallen der Koelnmesse gekämpft, mich von den Menschenmassen mitreißen lassen und bin froh, dass ich heute wieder die Heimreise antreten darf.
Völlig übermüdet steige ich in den ICE 917 von Köln nach Augsburg. Meine Augen sind zu kleinen Schlitzen verengt und drohen jeden Moment zuzufallen.
Meine Füße wurden so viel beansprucht wie lange nicht mehr und noch immer dröhnt mir der Schädel, meine Ohren klingeln und dennoch möchte ich das Event im kommenden Jahr wieder mitnehmen – dann aber nicht als Redakteur von STUDENTpartout, sondern als Privatbesucher. Das Datum für die nächste Gamescom ist bereits gesetzt.
Wann findet die Gamescom 2024 statt?
Im kommenden Jahr startet die Gamescom mit der Opening Night Live (ONL) bereits am 20. August 2024 und wird am darauffolgenden Tag dann offiziell eröffnet, ehe sie mit dem großen Finale am 25. August zu Ende geht.
Wenn du bereits jetzt weißt, dass du im nächsten Jahr unbedingt bei der Gamescom 2024 dabei sein willst, dann solltest du jetzt schon einmal Gedanken über eine geeignete Unterkunft machen.
Die sind nämlich schneller weg, als man vielleicht denkt. Bislang wird von folgenden Terminen für die Gamescom 2024 ausgegangen, wobei sich das noch ändern kann:
- Dienstag, 20. August Opening Night Live (Eröffnungs-Show)
- Mittwoch, 21. August – Fachbesucher- und Medientag
- Donnerstag, 22. August – erster regulärer Gamescom-Tag + Gamescom Congress 2024
- Freitag, 23. August
- Samstag, 24. August
- Sonntag, 25. August
Wo findet die Gamescom 2024 statt?
Aller Voraussicht nach wird auch die Gamescom im kommenden Jahr wieder in den heiligen Hallen der Koelnmesse stattfindet, selbst, wenn die SPD-Politikerin Franziska Giffey bereits den Wunsch geäußert hat, die Gaming-Messe in die Hauptstadt nach Berlin holen zu wollen.
Wer sollte unbedingt die Gamescom besuchen?
Die Gamescom ist zwar in erster Linie ein Event von der Gaming-Branche für Gamer. Doch nur auf den ersten Blick. Selbst, wenn du kein Zocker bist oder gar nichts mit Videospielen am Hut hast, gibt es hier genug Dinge, die du erleben kannst.
Du kannst dich mit Freunden treffen, neue Leute kennenlernen oder als Cosplayer:in das Messegelände unsicher machen und dich mit Gleichgesinnten vernetzen.
Darüber hinaus bietet die Gamescom dir auch prima die Möglichkeit, dir diverse Studiengänge und Arbeitgeber anzuschauen.
Selbst, wenn du nur auf der Suche nach tollen Animes, Autogrammen von deinen Lieblings-YouTuber:innen, Influenzer:innen oder Artists, Trading Card Games oder Büchern, Merch und Comic-Heften bist, dann wird auch dir das Event richtig gut gefallen.
Gamescom: Ein Fest für alle!
- Animelover:innen
- Arbeitgeber
- Artists
- Cosplayer:innen
- Creator:innen: Streamer:innen, Influenzer:innen, YouTuber:innen
- Entwickler:innen
- E-Sportler:innen
- Fachbesucher:innen
- Familien
- Fanboys und Fangirls
- Gamer:innen
- Händler:innen
- Jugendliche
- Kinder
- Künstler:innen
- Nerds
- Publisher
- Senioren
- Singles
- Student:innen
- Technikbegeisterte
- Zocker:innen
So habe ich die Gamescom 2023 erlebt
Spoiler-Alarm: Die Messe war alles in allem großartig und keine Vollkatastrophe. Selbst, wenn es einige Dinge gibt, die mir negativ aufgefallen sind, so fällt mein Fazit durchaus positiv aus. Aber der Reihe nach.
Wenn ich die zweieinhalb Tage, an denen ich die Messe besucht habe, vor meinem geistigen Auge revuepassieren lasse, so fällt es mir schwer, alle Eindrücke in wenigen Sätzen wiederzugeben, aber ich will es einmal versuchen.
Ich war nie der typische Zocker und werde auch nie ein richtiger Gamer sein
Ich bin schonungslos ehrlich und oute mich jetzt. In meiner Kindheit und Jugend gab es rückblickend nur vereinzelt Phasen, in denen ich wirklich viel Zeit vor der Konsole, dem PC oder Gameboy verbracht habe. Aber das auch nur dann, wenn mir wirklich nichts Besseres eingefallen ist.
Das waren dann vielleicht kurze Perioden von mehreren Tagen oder ein bis zwei Wochen am Stück und dann wars das aber auch wieder für eine gewisse Zeit. Soll heißen: ein wirkliches Hobby ist das Zocken von Videospielen bei mir nie gewesen.
Und auch, wenn ich ab und an gerne einmal für mehrere Stunden in eine virtuelle Welt abtauche, weil mir das Artwork, das Gameplay oder einfach die Atmosphäre des Spiels gefällt, so würde ich mich niemals einen Gamer schimpfen.
Das Attribut steht mir nicht zu, da mir diese ganze Gaming-Welt nicht sonderlich vertraut ist. Weder weiß ich, welche Spiele aktuell besonders gehypt werden, noch bin ich auf dem neuesten Stand der Technik.
Wenn andere über Spielereihen diskutieren, das Artwork kritisieren oder die Storyplots von verschiedenen Games besprechen, bin ich raus. Dasselbe gilt übrigens auch für den Fall, wenn plötzlich über Grafikkarten, Motherboards und Wasserkühlungen sowie andere technische Komponenten gefachsimpelt wird.
In all diesen Fallbeispielen stehe ich vollkommen unbeholfen daneben und verstehe ungefähr so viel wie ein Germanist von Nullen und Einsen. Wäre in meine Stirn ein Display integriert, würde dort höchstwahrscheinlich der Fehlercode 404 aufleuchten.
Nein, mit Software und Hardware habe ich nichts am Hut und ehrlich gesagt, bin ich mir diesbezüglich auch gar nicht so sicher, ob sich das in naher Zukunft ändern wird.
Nichtsdestotrotz kann ich jeden verstehen, der eine gewisse Leidenschaft für etwas mitbringt. Nur bei mir ist es eben nicht das digitale Zocken am Bildschirm, sondern mein Herz schlägt analog. Brettspiele sind mein Kryptonit.
Anfangs hatte ich zwar Bedenken, dass dies zu einem Konflikt führen könnte. Doch diese Befürchtung hatte sich gleich nach dem ersten Gespräch mit einem Entwickler verflüchtigt.
Ehrlich gesagt, war ich sehr positiv überrascht davon, wie sozial es in der Gaming-Welt zugeht, wo die Medien doch oftmals nur negative Schlagzeilen über Gamer:innen bringen. Und dies völlig zu Unrecht.
Habe ich mich als Newbie auf der Gamescom akzeptiert gefühlt?
Ich kann diese Frage mit einem klaren und lauten „JA!“ beantworten. Denn obwohl ich als Gelegenheitszocker keine großen Vorkenntnisse in irgendwelchen Bereichen des Gamings hatte, so hatte ich stets den Eindruck, dass das mitgebrachte Know-how vollkommen irrelevant ist.
Im Zentrum stand stets das Interesse an dem Menschen gegenüber von einem selbst sowie der Spaßfaktor.
Die Menschen sind an den Ständen und auf dem Messegelände immer sehr respektvoll miteinander umgegangen, sie waren hilfsbereit und sehr offen. Ich für meinen Teil habe zumindest nicht das Gegenteil erlebt.
Auch die geladenen VIPs waren – wenn man ihnen begegnet – ist sehr freundlich und für Gespräche oder Fotoanfragen offen. Darüber hinaus war ich sehr erstaunt darüber, wie diszipliniert das Anstehen an den verschiedenen Messeständen funktioniert hat.
Alles in allem, kann man sagen, dass die Atmosphäre auf dem gesamten Gelände sehr harmonisch war. Es wurde viel gelacht, geredet, getanzt und gescherzt. Alles war auf eine unnatürliche Art und Weise irgendwie locker.
Zu nachlässige Sicherheitskontrollen an den Eingängen des Messegeländes
Fast schon zu locker. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – das gilt zumindest, wenn es um sehr sensible Themen, wie das Thema Sicherheit geht. Und da muss ich ganz ehrlich sagen, dass mir die Sicherheitskontrollen zu halbherzig durchgeführt worden sind.
Teilweise wurden Rucksäcke und Taschen nicht richtig kontrolliert, nur um die Menschen schneller aufs Gelände zu lassen.
Wenn man Sicherheitskontrollen durchführt und eine Person problemlos einen Leatherman, mit integriertem Taschenmesser, getarnt als Multifunktionswerkzeug aufs Gelände schmuggeln kann, sollte man das Sicherheitskonzept überdenken oder man spart sich die Eingangskontrollen gleich.
Wäre tatsächlich etwas passiert, wäre das Geschrei groß und jede:r hätte die Verantwortung auf eine:n andere:n geschoben.
Unübersichtlicher Hallenplan und verplante Mitarbeiter:innen
Noch einen Punkt Abzug gibt es bei der Bewertung des Hallenplans und des Wegeleitsystems. Der Hallenplan war einfach nur unübersichtlich und wenn man Mitarbeiter:innen nach dem schnellsten Weg von A nach B fragte, so wussten die meistens keinen Rat oder man wurde über Umwege zu einem bzw. einer anderen Mitarbeiter:in geschickt.
Auch die Beschilderung der Hallen hat meines Erachtens nicht wirklich viel geholfen, um sich den Weg zu den Events zu bahnen, die man besuchen wollte.
Extrem nervig war es auch, dass Wege teilweise verengt wurden, um Besucherströme besser lenken zu können. So musste man teils richtig lange Schleifen für an sich kurze Wege gehen.
Das führte bei mir dazu, dass ich gefühlt 10 Mal dieselbe Strecke zurückgelegt habe – ich war kurzzeitig im Loop of Death gefangen.
Zu viel, zu laut, zu lange Wartezeiten, zu teuer
Einen weiteren Punkt Abzug gibt es von mir für den großen Run auf die richtig gehypten Attraktionen. Die konnte man teils gar nicht selbst testen, weil es sich nicht gelohnt hätte dafür so lange anzustehen.
Und auch die Dauerbeschallung in den Hallen war nicht immer angenehm – zumindest dann, wenn die Boxen so laut aufgedreht wurden, dass es in den Ohren klingelte. Wie zur Hölle kann man ein Indoor-Konzert in diesen Hallen veranstalten?
Auch erschließt es sich mir nicht ganz, weshalb die Getränke auf dem Messegelände so dermaßen überteuert waren, dass man für ein Red Bull 0,33l vier und für zwei 7,00 Euro verlangen kann. Und das bei den Temperaturen – mir vollkommen unverständlich.
Nachdem ich die Preise für die Getränke gesehen hatte, war mir auch der Appettit vergangen und ich habe nicht einmal großartig das Interesse verspürt, einmal nachzuschauen, was so ein kleiner Happen zum Snacken gekostet hätte.
Welche Spiele habe ich auf der Gamescom getestet?
Naja, die großen angekündigten Neuheiten waren es jedenfalls nicht. Dafür war mir meine wertvolle Zeit einfach zu schade und weil ich dienstlich und nicht privat unterwegs war, hatte ich auch nicht großartig die Gelegenheit dazu, viele Spiele auszuprobieren. Aber die Spiele, die ich getestet habe, fand ich großartig.
Fish of Zen
Am Stand des Entwicklerstudios „It Moves Studio“ habe ich das mit Liebe zum Detail gestaltete Spiel Fish of Zen ausprobieren dürfen. Das Spiel verzichtet auf großartiges Storytelling, langatmige Dialogsequenzen und legt seinen Schwerpunkt ganz klar auf den Gameplay-Faktor.
Der Spieler bzw. die Spielerin kann ohne ein ödes Tutorial sofort in das Abenteuer starten, Türen einschlagen, mit seinem Charakter Hindernisse überwinden und gemeine Gegner verkloppen. Ein tolles Fungame mit Suchtpotenzial.
Boti Bytland Overclocked
In diesem Spiel geht es darum als Roboter Daten einzusammeln und schädliche Viren einzusammeln, um eine Art PC-System am Laufen zu halten. Die Steuerung ist simpel und der Humor köstlich. In meinen Augen ist dieses Game ein sehr kinderfreundliches Familienspiel.
Medival Dynasty
In diesem Simulator-Spiel schlüpft man in die Rolle eines Bauern, der sich zu einem einflussreichen Herrscher emporarbeiten muss. Es ist eine Mischung aus Aufbau-, Survival- und Ressourcenmanagement-Spiel.
Weitere kleinere Spiele
Des Weiteren habe ich in der Retro Area sowie der Indie Area ein paar Spiele angespielt, bzw. anderen beim Zocken über die Schulter geschaut. Die Namen der Spiele habe ich aber bereits wieder vergessen.
Mein persönliches Messehighlight?
Ziemlich gut gefallen hat mir das Erstellen meines persönlichen Diablo IV Trailers. Es war richtig cool, einmal vor der Kamera zu stehen und für eine Spielsequenz gecastet zu werden.
Doch das Beste war schlichtweg die tolle Atmosphäre, das Vernetzen und Reden mit den verschiedensten Menschen. Angefangen von den Cosplayer:innen, über Händler und Aussteller bis hin zu anderen Messebesucher: innen.
Ich habe an meinem letzten Messetag zwei neue wunderbare Menschen kennengelernt, mit denen ich die Gamescom 2024 unsicher machen werde. Dafür nehme ich doch gerne schmerzende Füße und einen brummenden Schädel in Kauf. Aber jetzt heißt es erst einmal Schlaf nachholen.
Gute Nacht!
(THWA)