Den richtigen Bildungskredit finden
Wenn andere Einnahmequellen deiner Studienfinanzierung versiegen oder nicht ausreichen, können Studienkredite oder Bildungsfonds eine Möglichkeit sein. Grundsätzlich solltest du auf diese aber nur zurückgreifen, wenn wirklich keine andere Finanzierungsmöglichkeit infrage kommt.
Achtung! Die Zinsen für Studienkredite sind derzeit außerordentlich hoch. Tendenz: weiter steigend.
Selbst der Studienkredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), bisher stets ein solides Angebot mit fairen Zinsen, hat den effektiven Zinssatz im April 2023 von 6,06 auf 7,82 Prozent erhöht. Expert:innen gehen davon aus, dass dieser ab Oktober 2023 noch einmal erhöht wird.
Aktuellen Zinsen ein „handfester sozialpolitischer Skandal“
Für Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks, ein Unding: „Kredite fürs Studieren sind damit doppelt so teuer wie Immobilienkredite. Das ist ein handfester sozialpolitischer Skandal und ein fatales Signal an die Studierenden. Dieser hohe Zinssatz ist für viele Studierende eine hohe Last.“
Was tun?
Aber was tun, wenn alle weiteren Quellen der Studienfinanzierung wie Elternunterhalt, BAföG, Jobs oder Stipendien nicht greifen oder zu kurz greifen?
In diesem Fall geht es zunächst darum herauszufinden, wie viel Geld wirklich als Kredit benötigt wird.
„Geht es nur um eine bestimmte Phase des Studiums oder den gesamten Zeitraum? Das ist eine ganz entscheidende Frage. Welche Lücke will ich schließen mit einem Studienkredit?“
Der Studienkredit-Test hilft dir, das beste Angebot zu finden
In den Studienkredit-Tests gibt es ein Formular, mit dem du deine individuellen Finanzen kalkulieren kannst. Dieser unabhängige Test entsteht in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt, stellt 56 Studienkredit-, Bildungsdarlehen- und Bildungsfonds-Angebote anhand eines einheitlichen Rasters dar und bewertet sie aus Sicht der Studierenden.
Sieh dir unbedingt den Studienkredit-Test an, bevor du dich für einen Anbieter entscheidest – so kannst du für dich das beste Angebot mit den besten Zinsen und Konditionen finden!
Ulrich Müller vom Centrum für Hochschulentwicklung meint: „Es geht um die typischen, klassischen Ausgaben wie Miete, Kleidung, Telefon, Semesterticket – aber auch die Einnahmen. Dadurch lässt sich gut herausfinden, wie groß die Lücke wirklich ist. Handelt es sich wirklich um ein Defizit, das ich jeden Monat habe und jeden Monat schließen muss?“
Welche Möglichkeiten außer dem KfW-Kredit gibt es denn?
Der größte Studienkredit-Anbieter, und lange auch mit guten Konditionen, war das KfW-Darlehen. Durch die immens steigenden Zinsen ist das aber nun nicht mehr so. Aber welche anderen Institute bieten Darlehen für Studierende an?
Bildungskredit vom Bundesverwaltungsamt stopft kleinere Löcher
Diese Möglichkeit bietet dir bis zu 24 Monate lang monatliche Raten von 100, 200 oder 300 Euro. Die Rückzahlung beginnt vier Jahre nach der ersten Auszahlung in monatlichen Raten von 120 Euro.
Für Ulrich Müller eine „Option für Studierende, die sich zum Beispiel in der Abschlussphase befinden. Das ist ein gutes, staatlich subventioniertes Angebot, ohne großes Risiko.“
Studienkredit der Sparkasse Herford
Eine Bank, die bei den Studienkredit-Tests stets gut abschneidet, ist die Sparkasse Herford. „Über den CHE-Test gelangt man schnell zu uns“, sagt Hauke Leerhoff, Leiter des FinanzCenter Studenten.
Immer mehr Player aus dem Segment der „normalen Banken“ bieten keine Studienkredite mehr an. Die Sparkasse Herford bleibt ihrer Tradition, Studierende zu unterstützen, treu. Dadurch entstehe für die Bank auch die Möglichkeit, „eine langfristige Kundenbindung und -beziehung aufzubauen.“
„Unabhängig von Einkommen oder Vermögen, sollte die breite Bevölkerung Zugang zu Finanzdienstleistungen haben. Wir finanzieren Menschen ein Studium, die es sich sonst vielleicht nicht leisten können.“
Können auch Studierende aus anderen Bundesländern einen Studienkredit bei der Sparkasse Herford beantragen?
Ja, die Studierenden brauchen vorher kein Kunde der Sparkasse Herford zu sein. Zwar werden schwerpunktmäßig Studierende aus der Region Ostwestfalen-Lippe unterstützt, doch wenn alles passt, ist das kein Muss.
Zinsfreie Abschlussdarlehen von den Studentenwerken
Viele Studierende wissen gar nicht, dass es Studienkredite gibt oder Abschlussdarlehen, die zinsfrei sind.
„Zum Beispiel von den Studentenwerken“, weiß Ulrich Müller. „Da gibt es tolle Angebote, gerade auch in Nordrhein-Westfalen, in Hessen mittlerweile auch. Bei diesen Angeboten kann man eigentlich nichts falsch machen, weil nichts verzinst ist und einem die Zukunft nicht verbaut werden kann.“
Informiere dich am besten beim Studierendenwerk deiner Uni über Finanzierungsangebote oder andere Formen der finanziellen Unterstützung während deines Studiums!
Sieben Jahre zinsfrei: Das „rollende Stipendium“ der E. W. Kuhlmann Stiftung
Wer wirklich einen Studienkredit benötigt, muss sich durch die Angebote wühlen. Es gibt Nischenangebote von Stiftungen, die vielleicht genau das sind, was manchen Studierenden in ihrer individuellen Situation weiterhilft.
Die E. W. Kuhlmann Stiftung bietet das „rollende Stipendium“ an. Hier können Studierende bis zu 12.000 Euro aufnehmen – sieben Jahre zinsfrei.
Ulrich Müller: „Wenn das die Summe ist, die ausreicht, handelt es sich um eine prima Lösung, ohne dass ich einen Studienkredit in Anspruch nehmen muss.“
Studienfonds: ein alternativer Ansatz
Bei Studienfonds handelt es sich um ein Modell anderer Art. Ausgewählte Studierende werden aus einem Fonds finanziert, in den Investor:innen eingezahlt haben. Im Gegenzug verpflichten sie sich, nach dem Abschluss für einige Jahre einen Prozentsatz des eigenen Bruttoeinkommens zurückzuzahlen.
Vorsicht! Die Höhe der Rückzahlung ist einkommensabhängig. Verdienst du also nach dem Studium sehr gut, kann es sein, dass du wesentlich mehr zurückzahlen musst als du bekommen hast – sogar mehr als du bei einem Studienkredit zurückzahlen müsstest.
Wenn man sich nur mit schlecht bezahlten Jobs über Wasser hält, zahlt man dagegen auch weniger zurück. Es hat also etwas von einem Glücksspiel. Da Bildungsfonds aber die geförderten Studierenden gut auswählen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man bei einem Bildungsfonds-Modell am Ende draufzahlt.
Fachspezifische Lösungen für bestimmte Studienfächer
Wer zum Beispiel einen Heilberuf studiert, bekommt es mit besonders lernintensiven Phasen zu tun. Wer sich dann voll und ganz darauf konzentrieren kann, ist klar im Vorteil. Die apo-Bank, spezialisiert auf Ärzte und Apotheker, bietet einen deutlich zinsgünstigeren Kredit als die KfW an, derzeit 3,99 Prozent p. a. Die Kreditsumme beträgt bis zu 15.000 Euro, unabhängig von sonstigen Einkommen und BAföG.
Muss ich eigentlich Sicherheiten bei den Darlehen bieten?
Beim Studienkredit ist das ein deutliches: Nein. Das Besondere an einem Studienkredit ist, dass du trotzdem einen bekommst – ohne Gegenleistung, ohne Sicherheiten, wie sonst bei Krediten üblich.
Bei Bildungsfonds hängt die Kreditbewilligung von der persönlichen Entscheidung des Stifters ab. Und auch bei den Studierendenwerken musst du, je nach Universität, spezifische Hürden überspringen und Voraussetzungen erfüllen.
Tipps, Tricks & Fallstricke bei der Finanzierung, darauf solltest du achten
Wenns ums Geld geht, solltest du immer etwas vorsichtig sein. Deswegen haben wir noch ein paar sehr nützliche Tipps zum Thema Studienfinanzierung:
Vorsicht bei „Studienkrediten“ im Internet!
Ulrich Müller warnt Studierende vor Angeboten, die sich zwar „Studienkredite“ nennen, obwohl es sich bei ihnen de facto um ganz normale Darlehen handelt. Diese Angebote sind trügerisch, weil sie mit einer Bezeichnung locken, die gute Konditionen für Studierende suggeriert, wenngleich dem meist nicht so ist.
Gerade bei Angeboten im Internet müsse man aufpassen, denn „manche gehen da zu naiv vor und nehmen das erstbeste Angebot, das ihnen über den Weg läuft – und wundern sich dann, dass die Modalitäten nicht zu Studierenden passen.“ Aber das sei kein großes Phänomen: „Ich beobachte, dass die meisten Studierenden wachsam vorgehen – und in der Regel auch alles tun, um einen Kredit zu vermeiden.“
Solltest du ein Darlehen für deine Studienfinanzierung benötigen, lass dir etwas Zeit das richtige zu finden – und überleg es dir gut. Immerhin geht es um deine Zukunft!
Vorsicht vor diesen Fallstricken
- Zu hohe Kreditsumme aufnehmen: weil man sich einen zu gewissen Lebensstandard nicht abgewöhnen will. Ulrich Müller: „Das ist aus meiner Sicht nicht sehr clever, denn das geht auf Kosten der Zukunft.“
- Kredit aufnehmen und dann den Abschluss nicht schaffen. „Dann hat man die Schulden an der Backe.“
- Darauf achten, dass die Modalitäten wirklich festgelegt sind. Denn, wenn die Zinsen in astronomische Höhen ansteigen, könntest du eine böse Überraschung erleben.
„Immer genau hinsehen, das Kleingedruckte ernst nehmen!“
Das Kleingedruckte solltest du unbedingt ernst nehmen. Es gibt sogar Anbieter:innen, bei denen der Zinssatz der Rückzahlung nicht von Anfang an feststeht.
Fazit
Ein Darlehen/einen Kredit, vor allem einen, bei dem du zu der Kreditsumme noch zusätzliche Zinsen zurückzahlen musst, solltest du dir wirklich gut überlegen. Es gibt diverse andere Möglichkeiten dein Studium zu finanzieren, die du auch in Betracht ziehen kannst:
- Versuche, ein Stipendium zu beantragen
- Kläre ab, ob dir BAföG zusteht
- Wie wäre ein Nebenjob oder eine Werkstudierendenstelle?
- Informier dich, ob familiäre Darlehen möglich sind
- Kannst du mehrere Möglichkeiten kombinieren? Bspw. Job und Unterstützung deiner Familie
Ein Kredit sollte wirklich nur eine Notlösung sein – und du solltest dir auch sicher sein, dass du ihn zurückzahlen kannst.
(Sparkasse Herford/CHE/SEBÜ)