Studierendenwerk Augsburg klärt auf: Deshalb solltest du einen BAföG-Antrag stellen
Herr Noghero, viele Studierende wissen gar nicht, dass sie BAföG-berechtigt sind, woran liegt das?
Das Thema BAföG ist komplex und das hält viele davon ab, überhaupt erst einen Antrag zu stellen. Das ist schade, denn viel mehr Studierende könnten vom BAföG profitieren!
Und was tun Sie dagegen?
Wir informieren alle Erstsemester-Studierenden bei Veranstaltungen, mit Publikationen und Informationsständen sowie über Social Media zum BAföG, um mit den vielen Mythen rund ums BAföG aufzuräumen. Wichtig ist, sich beim BAföG-Amt beraten zu lassen.
Was sind die größten BAföG-Mythen?
„Ich bekomme eh kein BAföG“, ist ein häufiger Irrglaube, denn das können nur die Ämter für Ausbildungsförderung verbindlich feststellen. Es ist daher immer der sicherste Weg, den Antrag zu stellen.
Oder viele meinen, mit BAföG könne man nicht jobben. Bis zu einem Verdienst von 520,- Euro brutto pro Monat im Durchschnitt wird aber in der Regel nichts vom BAföG abgezogen.
Des Weiteren haben viele Studierenden beim BAföG auch Angst vor Verschuldung. Das ist aber unberechtigt. Richtig ist, dass die Hälfte der Förderung ein Darlehen ist.
Für dieses fallen jedoch keine Zinsen an und man hat lange Zeit für die Rückzahlung! Das Darlehen ist außerdem insgesamt auf maximal 10.010,- Euro begrenzt für Bachelor und Master zusammen, egal wie hoch die Förderung ist.
Wie viele Studierende beantragen bei Ihnen im Semester BAföG?
2022 haben wir von den Studierenden in Bayerisch-Schwaben 7.765 Anträge bearbeitet. Die monatliche Förderung bei den bewilligten Anträgen betrug im Schnitt 544,- Euro.
Gibt es auch Alternativen zum BAföG?
BAföG ist die beste Art der Studienfinanzierung, da es die Hälfte vom Staat geschenkt gibt. Zu Alternativen berät unsere Sozial- und Studienfinanzierungsberatung.
Auf jeden Fall sollte man sich bei uns unabhängig beraten lassen, bevor man einen Kredit aufnimmt – gerade in Zeiten stark gestiegener Zinsen. Wir finden fast immer eine passgenaue, günstigere Alternative zu einem Studienkredit.
Gibt es Gruppen, die BAföG eher beziehen als andere – bzw. kann man aufgrund des gewählten Studienfachs eine gewisse Tendenz erkennen?
Für uns zählt nur, dass der Studiengang BAföG-förderungsfähig ist. Darüber hinaus erfassen wir solche statistischen Daten nicht.
Was halten Sie von den Kürzungen beim BAföG?
Die BAföG-Versprechen der Bundesregierung drohen zu implodieren. Anstatt, wie im Koalitionsvertrag zugesichert, das BAföG regelmäßig zu erhöhen und die überfällige Strukturreform endlich anzugehen, werden im Haushaltsentwurf die BAföG-Mittel deutlich reduziert. Das halten wir für grundfalsch.
Es ist höchste Zeit, das BAföG als Herzstück der Studienfinanzierung zu stärken. Das BAföG muss zum Leben reichen, und es muss endlich wieder mehr Studierende erreichen. Deswegen brauchen wir endlich die versprochene BAföG-Reform.
Wie wichtig ist Ihres Erachtens nach das BAföG für Chancengleichheit?
Das BAföG ist in vielen Punkten nicht mehr zeitgemäß und passt nicht mehr zum aktuellen Hochschulsystem und dem Konzept des „lebenslangen Lernens“. Mit den von uns geforderten Reformen wäre das BAföG ein echter Hebel für mehr Chancengerechtigkeit im Hochschulsystem.
Vielen Dank für das Gespräch!
(THWA)