Mieterverein – Pro und Contra?
Gerade erst das Hotel Mama verlassen und die eigene Wohnung oder das eigene Zimmer in einer WG bezogen und schon gibt es Stress mit dem:r Vermieter:in. Was jetzt? Fachkundige Hilfe findest du bei Mietervereinen. Wir zeigen dir die Pros und Cons von Mieterschutzverbänden auf.
Was macht ein Mieterverein?
Wenn du Hilfe bei Mietrechtsangelegenheiten brauchst, kannst du dich an sogenannte Mietervereine wenden. Die unterstützen dich, wenn du zum Beispiel das Gefühl hast, dass eine Mieterhöhung irgendwie too much ist oder dir deine Nebenkostenabrechnung nicht so ganz vertrauenerweckend vorkommt. Auch wenn dein:e Vermieter:in Mängel in deiner Wohnung einfach nicht beseitigt, ist der Mieterverein dein Freund.
Das Angebot reicht von der Beratung bei allgemeinen Fragen bis hin zur kundigen Rechtsberatung. In der Regel sind deine Ansprechpartner:innen Rechtsanwält:innen.
Zusammengefasst findest du Hilfe bei:
- Abschluss und Kündigung des Mietvertrags
- Heiz- und Nebenkostenabrechnungen
- Instandhaltung der Wohnung
- Kaution
- Mängel, Schönheitsreparaturen
- Mietminderung und Mieterhöhung
- Modernisierung, insbes. energetische Modernisierungen
- Räumungsschutz
- Wohnungsübergabe
Das Tolle ist, sie übernehmen auch die komplette Korrespondenz für dich, wenn du das willst. Gibt es ein Problem, musst du nicht selbst anfangen zu formulieren und zu argumentieren, sondern dein:e Berater:in erledigt das für dich. Somit kannst du dich weitestgehend aus dem Geschehen herausnehmen und musst nicht selbst für deine Rechte zu Felde ziehen. Das erspart die eine Menge Stress und die Auseinandersetzung wird damit auch nicht zu persönlich, sondern bleibt in der Regel sachlich uns zielführend. Ein absoluter Pluspunkt.
Beachte: Du bekommst zwar rechtssichere Auskünfte und Unterstützung, sollte es aber mal zu einem Gerichtsprozess kommen, musst du dir eine:n Anwalt:in nehmen, denn dafür sind die Vereine nicht ausgelegt.
Ist Mietverein und Mieterschutzbund dasselbe?
In Deutschland gibt es den Deutschen Mieterbund e.V., hierbei handelt es sich um die Dachorganisation für zahlreiche örtliche Mietervereine. Es gibt in fast jeder Stadt einen ansässigen Mitgliedsverein, über 300 im ganzen Land. Dort wirst du persönlich vor Ort beraten, wenn du möchtest auch telefonisch.
Außerdem gibt es den Mieterschutzbund. Bundesweit verfügt er nur über sieben Anlaufstellen, bei denen du persönlichen Kontakt findest. Ansonsten arbeitet er über die telefonische Beratung bzw. online. Die beiden Beratungsstellen haben nichts miteinander zu tun, bieten aber ungefähr dasselbe an. Beide Solidargemeinschaften beraten dich auch nur, wenn du bei ihnen Mitglied:in bist und einen jährlichen Beitrag zahlst.
Was kostet die Mitgliedschaft im Mieterverein?
Die Beiträge sind bei beiden Organisationen relativ ähnlich. Der Mieterschutzbund verlangt von regulären Mitgliedern 86 Euro für ein volles Quartalsjahr. Hinzu kommt im ersten Jahr eine einmalige Anmeldegebühr von 20 Euro. Die Summe verringert sich, je später im Jahr du dich für einen Beitritt entscheidest. Einen Studierendenrabatt gibt es leider nicht.
Beim Mieterverein sind die Gebühren nicht einheitlich. Je nachdem, wo du wohnst, kann sich der Preis sehr unterscheiden. So kostet es in Hamburg 81 Euro pro Jahr, in München 120 Euro und in Berlin 122 Euro. Jeder der über 300 Vereine hat seinen eigenen Beitragssatz, den du am schnellsten im Internet herausfindest. Beachte aber unbedingt: bei den meisten beträgt die Mitgliedschaftsdauer mindestens 24 Monate. Du solltest also die Beiträge für mindestens zwei Jahre einrechnen.
Studentenrabatt: Beim Deutschen Mieterbund e. V. gibt es für dich einen Rabatt. Bis zu einem Alter von 24 Jahren kostet der Beitrag nur 20,– Euro pro Semester, die Aufnahmegebühr entfällt. Du musst nur deine Hochschulzugehörigkeit nachweisen.
Was bringt ein Mieterverein?
Ich persönlich kann die Mitgliedschaft in einem Mietverein durchaus empfehlen. Selbst wenn du mit deinem:r Vermieter:in ein Herz und eine Seele bist, ergibt es Sinn, die Nebenkostenabrechnung regelmäßig prüfen zu lassen. Auch Vermieter:innen sind nur Menschen und machen Fehler. Das muss also gar keine böse Absicht sein. Häufig ist es eher Unwissenheit, weil sich die Bestimmungen und Vorgaben permanent verändern. Nicht jede:r schafft es, da auf dem Laufenden zu bleiben.
Auch hast du natürlich immer die Möglichkeit im Netz zu googeln und dir die passenden Informationen selbst zusammenzusuchen. Und wenn du Bock drauf hast, steht es dir jederzeit frei, alleine in den Battle zu ziehen.
Allerdings kannst du dir, wenn du nicht gerade selber Jura studierst oder anderweitig vom Fach bist, nie wirklich sicher sein, ob das, was du im Netz gefunden hast, der aktuellen Rechtssprechung entspricht. Im Zweifelsfall lässt du viele Nerven und ziehst eventuell doch den Kürzeren.
Die Berater:innen hingegen wissen Bescheid und sind auf dem aktuellen Rechtsstand. Auf ihre Angaben kannst du dich in der Regel verlassen. Sie helfen dir, die Korrespondenz zu führen. Ihre Formulierungen sind dabei juristisch korrekt und sie können ihre Argumentation mit den passenden Gesetzestexten oder Vorgaben untermauern. Was dir wahrscheinlich eher schwerer fallen würde.
Was spricht eventuell gegen eine Mitgliedschaft im Mieterverein?
Bei allen positiven Aspekten möchte ich dich dennoch auf folgende Punkte aufmerksam machen: nicht alle Mietervereine sind gleich gut. Schau dir die Bewertungen im Netz aufmerksam an. Es gibt natürlich immer Nörgler:innen. Das ist klar.
Überwiegen aber die negativen Urteile oder wird immer wieder dasselbe angekreidet, ist das kein gutes Zeichen. Dann hast du eventuell das Pech, keinen so guten Ortsverein zu haben. Das ist mega-ärgerlich. Vielleicht gibt es aber in deiner Stadt mehrere Anlaufstellen, wie in Berlin, München oder Hamburg. Dann kannst du einen wählen, mit besseren Bewertungen.
Ebenfalls ein leichter Minuspunkt sind die Kündigungsfristen. Bei unserer Stichprobe musstest du immer mindestens zwei Jahre Mitglied bleiben, bevor eine Kündigung überhaupt möglich wurde. Das Ende einer Mitgliedschaft war immer nur zum Ende eines vollen Jahres möglich, mit dreimonatiger Kündigungsfrist. Verpasst du die … gibt es nochmal ein Jahr drauf.
Persönliches Fazit
Abgesehen von diesen beiden Kritikpunkten, bin ich persönlich froh, Mitglied zu sein. Mithilfe des Vereins konnte ich schon den ein oder anderen Ärger harmonisch (naja, mehr oder weniger) klären und die regelmäßige Kontrolle meiner Nebenkostenabrechnung hat bei mir jedes Mal fehlerhafte Posten aufgedeckt. Dank meiner Mitgliedschaft, hat auch mein Vermieter regelmäßig neue Fakten der deutschen Rechtssprechung kennengelernt. Ich unterstütze ihn quasi tatkräftig dabei, sich auf dem Laufenden zu halten. Wenn das mal keine Karma-Punkte gibt.
(Deutscher Mieterbund/Mieterschutzbund/CHHI)