Pro und Kontra

Hotel Mama oder eigene Wohnung

Junger Mann, der seinem Vater etwas auf dem Tablet zeigt – beide sitzen auf dem Sofa.
Während dem Studium bei den Eltern wohnen ist definitiv günstiger als andere Wohnoptionen. (Foto: ©stock.adobe.com/JU.STOCKER)
Wohnen ist teuer, auch während des Studiums. Ist es deswegen besser, noch so lange wie möglich bei der Familie zu bleiben? Wir ziehen Bilanz. 
Dienstag, 25.02.2025, 15:49 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Selbst für die Miete einer Wohnung, eines WG-Zimmers oder eines Appartements im Studierendenwohnheim aufkommen zu müssen, ist happig. Vor allem, weil die Preise weiter steigen, aber die Mindest- und Nebenjoblöhne eben nicht.

Deswegen stellt sich für viele Studierende die Frage, ob es nicht besser ist, noch im Hotel Mama oder Papa zu wohnen, bis man wirklich finanziell unabhängig und sicher sein kann. Was sind die Vorteile daran, bei der Familie zu bleiben und was sind die Nachteile? Das haben wir uns für dich mal angesehen.

Pro Hotel Mama

Viele Student:innen leben noch bei ihren Eltern, in NRW tun das bspw. rund 44 % der Studierenden – laut einer Erhebung des Statistischen Landesamts 2022. Die Tendenz steigt und das ist auch verständlich, denn wohnen war noch nie so teuer wie jetzt. Neben den Kosten bringt Hotel Mama oder Papa aber noch andere Benefits mit sich.

Die Vorteile:

  • verhältnismäßig geringe Ausgaben: die meisten Student:innen, die noch bei ihren Eltern wohnen, zahlen kaum bis keine Miete, müssen sich kaum oder nicht an den Lebenshaltungskosten – Essen, Strom, Internet, Heizung etc. – beteiligen und haben in ihrem Zuhause alles, was sie zum Leben brauchen. 
  • kaum bis gar keine Anschaffungskosten: zieht man aus, braucht man eigentlich von allem etwas: Bettwäsche, Besteck, Handtücher, Möbel und vieles mehr. Bleibt man daheim, kann man i.d.R. alles, was im Haushalt vorhanden ist, mitbenutzen – nicht selten gilt das auch für das Auto. 
  • mehr Zeit zum Studieren: wer im Hotel Mama/Papa bleibt und kaum Ausgaben hat, muss nicht zwangsläufig neben dem Studium arbeiten gehen und spart sich so viel Zeit, die er/sie dann ins Lernen stecken kann. 
  • weniger Eigenverantwortung als bei anderen Wohnkonzepten: ob du selbst deine Wäsche wäscht und kochst, oder deine Eltern das machen – um die Nebenkostenabrechnung, Mieterhöhungen, Internetverträge und (Privat-)Haftplichtversicherungen musst du dich wahrscheinlich nicht kümmern, heißt: du sparst dir viel Bürokratie und Gedankenarbeit. 
  • soziale Aspekte: je nachdem wie gut du dich mit deiner Familie verstehst, bist du nie oder selten alleine, du wirst jemandem zum Reden oder für Freizeitaktivitäten haben und läufst nicht Gefahr zu vereinsamen.
  • das Gewohnte beibehalten: dein Zimmer, deine Einrichtung, deine Umgebung, deine Eltern – alles bleibt erstmal beim Alten. Du kannst studieren und trotzdem im gewohnten Umfeld bleiben.

Familien-WG?

Im Grunde ist im Erwachsenenalter daheim wohnen bleiben ein bisschen so als würde man in einer WG mit den eigenen Eltern leben. Um Stress zu vermeiden, sollte man auch hier etwas für die ‚Wohngemeinschaft‘ beitragen, respektvoll und offen miteinander umgehen und Probleme möglichst schnell regeln.

Kontra Hotel Mama

Alles hat ja bekanntlich zwei Seiten – und auch für den Fall als junge:r Erwachsene:r noch bei den Eltern wohnen zu bleiben, gibt es ein paar allgemein negative Aspekte. Ob du die aber überhaupt als Downside betrachtest, bleibt natürlich dir und deiner Perspektive auf das Ganze überlassen. 

Welche Nachteile hat das Wohnkonzept?

  • Eigenverantwortung bleibt oft auf der Strecke: eigene Verträge, bspw. Miete, Strom, Internet, Haftpflicht- oder Hausratsversicherung, abzuschließen und dich darum zu kümmern, dich mit Problemen wie Mieterhöhung, Schäden in der Wohnung oder Ähnlichem auseinanderzusetzen, dir eine Wohnung/WG selbst einzurichten, nach deinen Vorstellungen bspw. energetisch aufzurüsten – für die allermeisten, die bei ihren Eltern wohnen, sind diese Dinge kein Thema. Dabei ist es wichtig Erfahrungen in all diesen Gebieten zu sammeln, denn irgendwann wirst du ohne Mama/Papa klarkommen müssen. 
  • geringere Freiheit: spontanes Lerngruppentreffen, Filmabend mit dem halben Seminar oder After-Club-Ausklang im Wohnzimmer? Keine Chance, außer du hast die gechilltesten Eltern der Welt. Neue Schmuselocations innerhalb der eigenen vier Wände erkunden? Nur, wenn Mama und Papa nicht da sind ...  
  • weniger Studierendenfeeling: die Studienerfahrung lebt davon auch mal spontan-verrückte Dinge zu tun, die nicht immer mit Menschen konform sind, die einen gegelten Job und/oder Alltag haben. Nachts um die Häuser ziehen, kurzfristig das neue Date abschleppen, tagsüber schlafen, einfach mal eine Homeparty organisieren, mit deiner Zockergang das gesamte Wochenende durchspielen – das passt irgendwie nicht so ganz, wenn Mami und Papi mal ihre Ruhe wollen oder dich dabei nicht in Ruhe lassen. Schwierig.
  • Abhängigkeitsverhältnis: vor allem, wenn du kaum oder nichts zu den Lebenshaltungskosten beiträgst, bist du abhängig von deinen Eltern. Wenn du keinen eigenen Job hast, bist du drauf angewiesen, dass sie dich finanziell unterstützen, dass sie den Kühlschrank füllen und dir das Auto ausleihen, wenn du es brauchst. Das ist fürs Erwachsenwerden nicht immer so prickelnd. Auch wirst du dich oft absprechen müssen, bspw. ob es okay ist, dass du mit deine:r Partner:in länger die Küche blockierst, im Garten für deine Studienfreund:innen grillst.... etc.
  • Fahrtwege zur Uni: sollten sich dein Elternhaus nicht gerade in einer Unistadt befinden, musst du pendeln. Klar ist das günstiger als in die Stadt zu ziehen, kostet dich aber trotzdem, nämlich Zeit. Und das kann auf Dauer auch richtig auf die Nerven gehen.

Funfact: Abnabeln müssen wir uns alle irgendwann mal

Egal, wie lange du es bei deinen Eltern aushältst oder sogar gerne dort wohnen bleibst, irgendwann kommt der Zeitpunkt, da musst du dein eigenes Leben in die Hand nehmen und dich von Mama und Papa abnabeln. Das gehört einfach dazu – und wird übrigens nicht leichter, desto älter man wird. 

Dein Leben, deine Entscheidung

Ich versteh jede:n, der/die sich als Student:in heutzutage denkt: ich bleib einfach bei meinen Eltern wohnen. Es ist auch wirklich die günstigste Alternative, die es derzeit gibt. Ich finde das auch absolut nicht schlimm, wenn Leute mit Anfang/Mitte 20 noch zu Hause wohnen, vor allem nicht, wenn sie sich mit Mama und Papa auch noch gut verstehen. 

Noch eine Weile während des Studiums im Elternhaus zu bleiben, gibt dir immerhin die Möglichkeit, dir, die immer teurer werden Mieten nicht alleine leisten zu müssen und nicht jedes Problem, sei es finanziell, bürokratisch oder handwerklich, alleine lösen zu müssen – und das kann echt nice sein.

Die Erfahrungen, die du aber beim Studieren in Hotel Mama/Papa machst, werden einfach nie dieselben sein wie die, die du außerhalb, in einer WG, einem Studierendenwohnheim oder deiner eigenen Wohnung machen würdest. Das Studium ist irgendwie für viele die Zeit, in der sie so richtig erwachsen werden, sich selbst finden, Dinge austesten und frei sind – und das geht einfach besser mit Freiraum, sowohl räumlich als auch gedanklich. 

Kannst du es dir gerade einfach nicht leisten von daheim auszuziehen, bleib dort und genieß die Familienzeit. Versuch nur dich aktiv in den Haushalt und alles drum rum miteinzubringen, damit du später, wenn du mal alleine wohnst, nicht aufgeschmissen bist. Und schau dich immer mal wieder nach Wohnalternativen um, damit du den richtigen Zeitpunkt nicht verpasst, das gewohnte Nest zu verlassen und dich frei zu entfalten!

(dpa/SALI)

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