Kommentar

Zu wenig Wohnraum, zu hohe Mieten

Kreidetafel in Form eines Hauses mit der Aufschrift Wo?hnung.
Wo wohnen, wenn man keinen bezahlbaren Wohnraum mehr findet? (Foto: ©stock.adobe.com/Medienzunft Berlin)
An ein WG-, Wohnheim-Zimmer oder eine Wohnung zu kommen, ist derzeit so schwer wie nie. Wieso eigentlich und wird sich die Lage bald mal entspannen? 
Mittwoch, 26.02.2025, 10:00 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Wer nicht zufällig schon in derselben Stadt studieren kann, in der die Familie wohnt – oder jedenfalls so nah dran, dass tägliches Pendeln in Ordnung ist – hat derzeit ein großes Problem: bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Ob von außerhalb in die Stadt oder innerhalb, wer umzieht, zahlt definitiv drauf. Für die meisten Studierenden untragbar, denn mehr als ein Aushilfsjob oder eine Werkstudierendenstelle, ist neben einem Vollzeitstudium einfach nicht drin. Aber damit alleine können die Lebenshaltungskosten kaum bis gar nicht gestemmt werden.

Was ist grad los auf dem Wohnungsmarkt, wie sehen die Zukunftsprognosen aus und was kannst du machen, um irgendwie trotz der prekären Lage klarzukommen? 

Überblick: Wie teuer ist das Wohnen gerade wirklich?

Teuer – vor allem im Vergleich zu früher. Zwar ist es irgendwie normal, dass auch Preise sich entwickeln, aber leider haben sich an die steigenden Mieten weder die Löhne noch die Freibeträge für Aushilfsjobs angepasst. Und da liegt das Problem, denn wie soll man das Ganze überhaupt noch bezahlen und wovon?

Derzeitige Durchschnittsmieten für ein WG-Zimmer in Deutschland

  • alle Unis (über 5000 Studierende) im Schnitt: 490 Euro
  • München: 790 Euro
  • Frankfurt: 680 Euro
  • Berlin: 650 Euro
  • Hamburg: 620 Euro
  • Köln: 600 Euro

2014 lag der deutschlandweite Durchschnitt für ein WG-Zimmer bei 324 Euro pro Monat – heute bei 490 Euro. Leider sind auch 1-Zimmer-Wohnungen und Studierendenwohnheime nicht sehr viel günstiger. Für eine eigene kleine Wohnung zahlst du gerade im Schnitt 800 Euro Monatswarmmiete, für ein Zimmer im Studentenwohnheim ca. 324 Euro. Dabei kommt es natürlich auch immer darauf an, in welcher Unistadt du studierst – München, Berlin und Hamburg waren und sind noch immer unter den Städten, die für Studierende am teuersten sind.

Werden die Mieten weiter steigen?

Leider: ja. Ein Blick auf Prognosen für 2025 zeigt, dass das Wohnen noch teurer wird. Vor allem in den Metropolen sollen die Mieten im Verlauf des Jahres nochmal um ca. 5 % steigen

Good to know

Deine (Kalt-)Miete darf innerhalb von 3 Jahren nur insgesamt um 20 % erhöht werden. Das ist gesetzlich so geregelt. 

Einblick: Unsere Meinung?

Das alles ist nett formuliert eine Schweinerei. Überall Geschrei und Gemecker wegen Fachkräftemangel und unsere zukünftigen Fachkräfte, die Studierenden von heute, werden absolut nicht unterstützt. Spricht man das bei den offiziellen Stellen an, heißt es: BAföG, Wohngeldzuschuss, Deutschlandstipendium, Studienkredit! Klar, das gibt es alles – nur sind für BAföG und Wohngeld eben nicht alle Student:innen berechtigt, weil eben die Rechnung schon gar nicht aufgeht. Dabei spielt nämlich auch das Einkommen und der Besitz der Eltern eine Rolle, meiner Meinung nach total veraltet.

Und wer Studierenden in finanzieller Notlage ernsthaft einen Kredit aufhalsen will, sollte sich fragen, was mit ihm oder ihr nicht ganz richtig ist. Nicht falsch verstehen, vor allem der KfW-Studienkredit kann eine Möglichkeit sein aufzustocken, aber eben NUR, WENN gar nichts anderes geht. Denn dadurch machen immer mehr junge Menschen vor dem Arbeitsbeginn Schulden – und das kann sich, vor allem mit den Zinsen, auf enorme Summen zusammenläppern, die sie dann Jahre oder Jahrzehnte abbezahlen müssen!

Wer nicht aus einem wohl situierten Elternhaus kommt oder ein begehrtes Stipendium ergattert, ist heutzutage als Student:in finanziell schlicht geliefert. Und damit meine ich: diese jungen Menschen werden kämpfen, die Zähne zusammenbeißen, mehrere Nebenjobs machen oder einen Kredit aufnehmen und trotzdem beim Studium abliefern müssen – wieso? Damit sie wenigstens nach ihrem Abschluss finanziell gut dastehen können! 

Bildung sollte allen gleichermaßen und frei zugänglich sein, aber in Deutschland ist sie das nicht. Hier werden selbst- und systemgemachte Klassen etabliert, auch unter den Studierenden, in denen die ‚Reichen‘ es viel leichter haben als die ‚Ärmeren‘, die sich für denselben Abschluss noch mehr behaupten müssen. An alle, die genau deswegen gerade am Verzweifeln sind: Haltet durch, Freund:innen – I feel you. Zwar kann ich euch diese Last nicht ganz abnehmen, ein paar Tipps hab ich aber trotzdem parat:

Ausblick: Was kannst du tun?

Versuche, die Mietkosten so gering wie möglich zu halten, indem du:

  • in der Nähe deines Elternhauses studierst und dort noch eine Weile wohnen bleibst,
  • dir eine Unistadt aussuchst, die nicht so überteuert ist wie München, Berlin, Frankfurt oder Hamburg,
  • dich rechtzeitig um eine Unterkunft kümmerst, um die beste Auswahl zu haben,
  • einen Platz im Studierendenwohnheim beantragst, auch wenn es lange dauern kann, bist du ein Zimmer bekommst – hier sind die Mieten noch am günstigsten,
  • etwas außerhalb der Unistadt eine Wohnung/WG suchst, weil es außerhalb nicht ganz so teuer ist als in der Stadt selbst,
  • oder dich nach alternativen Wohnkonzepten, wie temporärer Untermiete oder Ähnlichem, umsiehst.

Prüfen, ob du finanziell noch irgendwie aufstocken kannst, durch:

  • BAföG oder Wohngeld: stell einfach mal einen Antrag, denn vielleicht stehen dir doch Zahlungen zu, von denen du nichts weißt und mehr als, dass du eine Absage bekommst, kann nicht passieren
  • Stipendium: hier gilt Ähnliches wie bei Wohngeld und BAföG.
  • Nebentätigkeit oder Werkstudierendenstelle: wenn es finanziell eng ist, hilft nur ein einigermaßen geregeltes Einkommen – manchmal sogar zwei. Mein Geheimtipp: mach dich schlau, ob an deiner Uni, bspw. Unibib, oder an deinem Lehrstuhl, Stichwort HiWi-Stelle, ein Posten frei ist oder wird. So sparst du dir immerhin den Anfahrtsweg.
  • Einmalzahlungen deiner Universität: an vielen Unis gibt es mittlerweile ein gewisses Budget, dass an Studierende mit finanziellen Schwierigkeiten in Form von Einmalbeträgen ausgezahlt werden kann, bspw. für einen kaputt gegangenen Laptop oder eine Mietkaution. Informiere dich dafür bei deinem Studierendenwerk und prüfe, ob du berechtigt bist, diese Zahlung zu beantragen. 
  • Supportgruppen wie Arbeiterkind, die dir Beratung und Unterstützung in finanziellen Notlagen bieten und dich an die passende Stellen weitervermitteln können. 
  • Studienkredit: Schulden machen solltest du aber wirklich nur, wenn alles bisher genannte nicht klappt und du dringend Geld brauchst – ansonsten besser versuchen, um Kredite herumzukommen.

Kann sich mies anfühlen, dass du dir nur aufgrund der Tatsache ‚weniger‘ Budget zur Verfügung zu haben, so viele Gedanken, um so viele Dinge machen musst – und ganz ehrlich: es ist unfair. Selbstmitleid wird dir aber leider nicht helfen, da spreche ich aus Erfahrung. Versuch also einfach dir deine Optionen vor Augen zu führen, alle mal durchzugehen und das Beste rauszuholen. Bleib stark und zieh durch – du schaffst das!

(Tagesschau/Statista/SALI)

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