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Mobbing in der WG – was jetzt?

Junge Frau sitzt traurig auf ihrem Bett in ihrem Zimmer.
Du fühlst dich in deiner WG isoliert und schlecht behandelt? (Foto: ©stock.adobe.com/finwal89)
Ausgegrenzt und beleidigt zu werden, ist in einem Raum, den man ‚Zuhause‘ nennt, besonders schlimm. Was du gegen Mobbing in der Wohngemeinschaft tun kannst?
Donnerstag, 26.09.2024, 10:00 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Ob in der Schule, auf der Arbeit, in der Familie, an der Uni – Mobbing macht leider vor keinem Bereich halt. Und es gibt sehr viel mehr Mobbing-Betroffene als wir vielleicht denken, denn sie schämen sich oft offen über ihre Erlebnisse zu reden.

Einige von uns sind selbst schon Opfer geworden, wurden bspw. in der Schule aufgrund ihres Aussehens oder ihres Intellekts gehänselt, beschimpft, weil sie keine Markenklamotten tragen oder einfach nicht zu den ‚Coolen‘ dazugehören (wollten).

Ähnliches kann aber in jeder Altersgruppe passieren. Auch Studierenden und auch an einem Ort, an dem sie sich eigentlich sicher und wohlfühlen sollten, in der eigenen WG. Besonders schlimm ist, dass viele hier einfach nicht ‚flüchten‘ können, weil Wohnraum begrenzt ist und Mieten immer teurer werden. Muss man das also aushalten?

Wir wollen dich darüber aufklären:

Kurz definiert: Was ist Mobbing?

Der Begriff stammt aus dem englischsprachigen Raum. ‚To mob somebody‘ heißt soviel wie jemanden anpöbeln,  ‚Mob‘ leitet sich dabei vom Wort Pöbel ab. Jetzt mag ‚jemanden anpöbeln‘ erstmal nicht sonderlich schlimm klingen – und es kann auch anfangs nur um doofe Sprüche gehen, Mobbing kann aber von Ausgrenzung, systematischer Schikane bis hin zum Terrorisieren einer bestimmten Person eskalieren. Betroffenen wird dabei über einen längeren Zeitraum körperliche und/oder psychische Gewalt angetan. Mit schwerwiegenden Folgen.

Nicht nur der Selbstwert und die Selbstwahrnehmung vieler Mobbing-Opfer leidet unter den ständigen Angriffen, sondern auch die psychische und physische Verfassung. Bei vielen entwickeln sich Angst- oder Zwangsstörungen, depressive Verstimmungen oder Depressionen. Manche reagieren sogar mit suizidalen Gedanken. 

Mobbing hat viele Gesichter und Intensitätsstufen – wichtig ist, Betroffene nicht zu belächeln, sondern ernst zu nehmen. Denn Mobbing ist ein sehr ernstes Thema – und ein großes Problem.  

Welche Arten von Mobbing gibt es?

  • Verbales Mobbing: Gezielte Beleidigungen, die Betroffene in ihrem Wert degradieren, kleinhalten, niedermachen und verletzen.
  • Nonverbales Mobbing: Komplettes Nicht-Beachten und behandeln wie Luft.
  • Körperliches Mobbing: Körperliche Gewalt, die mit kleineren Attacken wie Anrempeln oder Beinstellen starten und sich über die Zeit zu wirklichen Übergriffen steigern können. 
  • Sexuelles Mobbing: Verbale oder körperliche Angriffe, die definitiv sexualisierend gemeint sind. 
  • Soziales Mobbing: Ausschluss einer bestimmten Person aus einer sozialen Gruppe. Hier mobbt i.d.R. die gesamte Gruppe. 
  • Cybermobbing: Mobbing im Internet – kann Beleidigungen, Androhungen von Gewalt sowie allgemein verbales, sexuelles und soziales Mobbing widerspiegeln, das digital ausgeführt wird. 

Wie erkennst du Mobbing – was sind Kennzeichen davon?

Es kann schwer sein Mobbing eindeutig zu erkennen, eben weil es so viele Facetten hat. Zwei wichtige Marker dafür sind aber definitiv der zeitliche Rahmen und die fortschreitende Eskalation, d.h.:

  • Mobbing findet über einen längeren Zeitraum statt: ein negativer Kommentar, ein Schubser – unangenehm, aber eben noch lange kein Mobbing. Erst wenn du über eine längere Zeitspanne immer wieder von derselben Person angegangen wirst, kann es sich tatsächlich um Mobbing handeln.
  • Mobbing wird systematisch schlimmer: fangen die Attacken vielleicht erstmal unspektakulär an, werden sie im Laufe der Zeit immer intensiver. Aus Beleidigungen werden bspw. Drohungen, aus sexuellen Kommentaren wird z.B. Grabschen.

Mobbing kannst du an den folgenden Verhaltensweisen erkennen. Du wirst oder eine dir bekannten Person wird:

  • respektlos behandelt, beleidigt, bedroht oder niedergemacht,
  • systematisch ignoriert, von bestimmten Gruppen oder Aufgaben ausgeschlossen,
  • schikaniert oder ständig kritisiert,
  • zum Opfer von Lästerattacken; Lügen, Gerüchte werden über dich verbreitet,
  • körperlich oder sexuell angegriffen oder belästigt

Erkennst du eine oder mehrere der oben genannten Verhaltensmuster wieder, die dir oder einer dir bekannten Person über einen längeren Zeitraum angetan werden und sich in ihrer Intensität steigern, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Person oder du ein Opfer von Mobbing geworden bist.

Rechtliches: Ist Mobbing strafbar?

Ja. Wenn es dabei zu rechtswidrigem Verhalten kommt, wie Nötigung, Beleidigung, Körperverletzung, Verleumdung, übler Nachrede, sexueller Belästigung und Co. Betroffene können diese Delikte anzeigen – je nach Schwere können die Mobber:innen mit Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen von bis zu 3 Jahren belangt werden.

Was kannst du gegen Mobbing tun?

Mobbing ist ein ernstes Thema und kann für die Betroffenen schwerwiegende Folgen haben – nur ist es nicht immer leicht, aus so einer Situation wieder rauszukommen. Vor allem in WGs kann es eine große Rolle spielen, in welcher Art von WG du lebst, ob du alleine von allen Mitbewohnenden gemobbt wirst, neutrale Mitbewohner:innen vorhanden sind oder du in einer 2er-WG lebst. Es kann auch sein, dass du Zeug:in von Mobbing wirst und die betroffene Person unterstützen möchtest.

Opfer von Mobbing sollten in jedem Fall

  • die Situation ernst nehmen und sich nicht schämen
  • Versuchen Verbündete oder immerhin neutrale Personen zu finden und sich diesen anzuvertrauen – Kommunikation ist wichtig
  • ‚Beweise‘ sammeln, bspw. das Verhalten der Mobber:in dokumentieren
  • das Gespräch mit de:r Täter:in suchen – am besten mit einer neutralen Partei
  • sich Hilfe suchen, es gibt diverse Anlaufstellen, die beraten und unterstützen können

Wo Hilfe finden?

Um das Erlebte zu verarbeiten und die Scham zu besiegen, ist es gut, darüber zu reden – das kannst du bei diesen Anlaufstellen machen. Manche davon können dich auch an weitere Hilfsangebote oder Professionelle weiterleiten:

Es geht um deine körperliche und psychische Gesundheit – oder die Betroffener, bei denen du Mobbing mitbekommst. Heißt: je länger man Mobbing ausgesetzt ist, desto schwerwiegendere Folgen kann das haben. Überleg dir also, ob sich durch professionelle Hilfe oder die Hilfe anderer die Situation in der WG klären lässt, indem ihr bspw. die/den Mobber:in ausziehen lasst oder Grenzen setzt, oder, ob es nicht besser wäre, wenn du dir eine andere Unterkunft suchst. 

Solltest du Opfer von Mobbing sein oder in der Vergangenheit gewesen sein, kann es auch helfen deinen Selbstwert wieder aufzubauen. Das kannst du über Resilienz, andere Arten von Stressbewältigung, Selbsthilfegruppe und/oder durch professionelle Hilfe, bspw. die Hilfsangebote deiner Uni, probieren. Die meisten Mobber:innen zielen nämlich auf Menschen ab, deren Selbstwertgefühl nicht das Beste ist – das ist das Schlimme.

Heißt aber auch: du kannst aktiv versuchen dagegen zu wirken und dich selbst zu stärken. Und das musst du auch nicht alleine. Es ist keine Schande, sich wegen Mobbing Hilfe zu suchen. Schämen sollten sich nur die Menschen, die anderen Gewalt antun, sie beleidigen und ausgrenzen – denn diese Menschen haben wahrscheinlich den größten Knacks!

(Hilfetelefon/Spektrum Psychologie Lexikon/Forschung und Lehre/Fachstelle Mobbing/SALI)

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