WG gründen leicht gemacht
In Wohngemeinschaften zu leben, wird immer beliebter – und das ergibt bei den steigenden Mietpreisen und der allgemeinen Wohnungsknappheit auch durchaus Sinn. Nur sind WGs vor allem bei Studierenden sehr gefragt und dementsprechend gar nicht mehr so leicht zu finden. Es kann mehrere Semester dauern, bis du einen Platz in der passenden Wohngemeinschaft bekommst.
Wieso also nicht selbst eine WG gründen, mit Leuten, mit denen du auch wirklich Bock hast zusammenzuziehen? Das geht und wir klären dich über alles auf, was du dabei beachten solltest sowie potenzielle Hürden auf dem Weg zu deiner WG.
Mit wem eine WG gründen?
Es ist natürlich ganz alleine deine Entscheidung, ob du mit Mitstudierenden, Bekannten, langjährigen Freund:innen oder Geschwistern und Co. zusammenziehen möchtest. Falls du aber noch gar keine WG-Erfahrung hast, haben wir ein paar Tipps für dich, wie du die Leute aussuchen kannst. Denn nur, weil man sich ein paar Stunden ganz gut versteht, heißt das noch lange nicht, dass man in einer gemeinsamen Wohnung klarkommt.
Überleg dir also vorab, was dir wichtig ist, um mit jemandem zusammenzuziehen, bspw.:
- Habt ihr ähnliche Interessen oder will jemand von euch konzentriert studieren, während der/die andere Party hard will? – Sind eure Erwartungen an die Studienzeit oder WG nämlich zu unterschiedlich, kann es sehr schnell Stunk geben.
- Seid ihr beide intro- oder extrovertiert? Passen eure Persönlichkeiten zusammen oder ergänzen sich? Wenn jemand viel Trubel und dauernd Menschen um sich rum braucht, während der/die andere sich eher zurückzieht, kann das schon klappen – ihr müsst euch aber absprechen und Rücksicht aufeinander nehmen.
- Ist euer Stil ähnlich oder findet ihr Kompromisse? Es ist nämlich echt nervig, wenn man dann mal den Mietvertrag für die WG unterschrieben hat, wegen Einrichtung und Wandfarben Streit anzufangen.
- Kommt ihr wirklich gut klar? Gab es schon mal Streit und konntet ihr ihn lösen? In einer gemeinsamen Wohnung kann man Stress nicht mehr so leicht aus dem Weg gehen, wie wenn man kilometerweit auseinander wohnt und sich nur mal zum Filmabend trifft.
- Kennt ihr euch? Seid ihr bereit, auch die Schwächen/schlechten Seiten aneinander zu akzeptieren? Manche Menschen sind privat sehr verplant, unordentlich, neigen dazu, bei alltäglichen Tätigkeiten ungewöhnlich laut zu sein oder anderes – auch das kann schnell nerven, wenn man nicht von Anfang an entspannt damit umgeht oder Dinge, die einen stören, klärt.
Safety first
Versuch, mit deinen potenziellen Mitbewohner:innen wirklich offen über Wünsche, Erwartungen und Co. für eure zukünftige WG zu sprechen und diese abzustimmen – lieber einmal zu oft als einmal zu wenig. Habt ihr nämlich den Mietvertrag unterschrieben und seid zusammengezogen, ist es erstmal echt schwierig da schnell wieder rauszukommen.
Wie eine Wohnung finden?
Für eine WG kannst du eine Wohnung auf den üblichen Online-Plattformen, über Aushänge auf dem Unigelände, Zeitungsannoncen, über andere Studierende, Bekannte oder Co., also Mundpropaganda, suchen.
Aufgrund der Wohnungsknappheit wird das aber eine Weile dauern und es ist gut, wenn du dich bestmöglich darauf vorbereitest, also auf das Anschreiben, das erste Gespräch mit dem/der Vermieterin, die Wohnungsbesichtigung und die Unterlagen, die von dir erwartet werden.
Was bei Wohnungssuche beachten?
- für WG geeignet? – Bietet die Wohnung genug Raum, bspw. auch für ein Gemeinschaftswohnzimmer? Reicht euch ein Bad oder braucht ihr wenigstens mehr als eine Toilette?
- WG erwünscht? – Bei der ersten Kontaktaufnahme IMMER ansprechen und klären, ob Vermietende mit einer Studierenden-WG ok sind. Da wird es erstmal vermutlich viele Absagen geben, aber dann wisst ihr gleich Bescheid und macht euch keine falschen Hoffnungen.
- Zimmeranzahl und -zuteilung: Gibt es genug Zimmer für die Mitbewohnenden? Wer bekommt welches Zimmer – das größte, das kleinste – wieso?
- Lage: Soll die Wohnung in Uninähe liegen oder sind alle mobil, bzw. ist eine Immobilie außerhalb mit Anbindung ans ÖV auch in Ordnung? Gibt es Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe, etc.
- Zusatzkosten: Wie hoch sind die Nebenkosten? Ist eine Heizkostenpauschale in der Miete schon enthalten? Muss für den Stellplatz extra gezahlt werden? Informierst du dich nicht detailliert, kann es im Zweifelsfall sehr teuer werden.
- Haustiere erlaubt? Fall du oder deine Mitbewohner:innen Haustiere habt oder wollt: unbedingt abklären, damit ihr Stress mit eure:r potenziellen Vermieter:in vermeidet.
Welche Unterlagen sind für die Wohnung wichtig?
Da es vor allem für Studierende, die eine WG gründen wollen, schwierig sein kann, eine passende Wohnung zu finden, solltet ihr die folgenden Unterlagen aufbereiten und griffbereit haben:
- Sympathisches Anschreiben mit Vorstellung der WG-Mitglieder (für Online-Wohnungssuche und Bewerbung)
- Arbeitsvertrag oder Gehaltsabrechnung (falls vorhanden)
- Mietbürgschaft von den Eltern oder anderen Verwandten – für die Hauptmieter:innen
- SCHUFA-Auskunft
- eventuell Beleg über private Haftpflichtversicherung (kein Muss, Vermieter:innen sind aber Fan davon)
- eventuell polizeiliches Führungszeugnis (anbieten eines nachzureichen, falls erwünscht)
Was sollte vor dem Zusammenziehen geklärt werden?
Wenn du deine zukünftigen WG-Mitglieder ausgesucht hast und ihr euch auf der Wohnungssuche befindet, bzw. eine Wohnung in Aussicht habt, könnt ihr nochmal gemeinsam alle wichtigen Punkte für das Zusammenleben durchgehen und noch offene Fragen klären. Dafür haben wir euch eine kleine Übersicht erstellt.
Checkliste
- Haupt- und/oder Untermieter:innen: Wollt ihr euch alle als Mieter:innen eintragen lassen oder wollen nur 1–2 als Hauptmietende auftreten und die anderen als Untermieter:innen?
- Mietkostenaufteilung: Wollt ihr euch die Miete einfach in gleiche Teile aufteilen oder das nach der QM-Zahl eurer WG-Zimmer machen? Heißt: der/die mit dem größten Zimmer zahlt das Meiste, der/die mit dem kleinsten das Wenigste.
- Mietkaution: Wird die Kaution unter euch aufgeteilt und jede:r kriegt beim Auszug seinen Anteil?
- Gemeinsame Anschaffungen: Müsst ihr bspw. eine WG-Küche oder ein WG-Sofa anschaffen – zahlt ihr das gemeinsam oder nicht und was passiert damit, wenn jemand auszieht/sich die WG auflöst?
- Gemeinschaftskonto/WG-Kasse: Wollt ihr für die Miete und Zusatzkosten ein Gemeinschaftskonto eröffnen? Wäre für gemeinsame Besorgungen oder Notfälle eine WG-Kasse mit Bargeld in der WG was für euch?
- Putzplan: Wie sieht es mit der Aufgabenverteilung aus? Möchtet ihr einen WG-Putzplan erstellen?
- Badplan (?): Bei einer WG mit mehr als 3 Mitbewohnende, aber nur einem Bad, könntet ihr euch überlegen, ob ihr einen Badbelegungsplan erstellt, damit es nicht zu Stress kommt.
- Kühlschrankaufteilung: Wer bekommt welches Fach oder gehört allen alles?
- (Gemeinschafts-)Einkäufe: Kauft ihr bestimmte Lebensmittel wie Mehl, Öl und Salz etc. gemeinsam oder jede:r selbst?
- Kommunikation mit Vermiter:in: Wer kümmert sich bspw. bei Wohnungsmängeln und Co. um das Informieren des/der Vermiter:in?
- Notfallnummern: Falls was passiert und Mitbewohner:innen nicht erreichbar sind, wen aus deren Familien- oder Freundeskreis könnt ihr dann kontaktieren?
- Kündigungs-/Auszugsfrist: Wie wollt ihr es regeln, wen jemand auszieht – eine Kündigungsfrist festsetzen, soll er/sie eine:n Nachmieter:in suchen, oder sollen das die machen, die in der WG wohnen bleiben?
Viel zu viel zu klären – I know!
Das alles zu managen klingt nicht entspannt – ihr vertraut euren Freund:innen und denkt euch wahrscheinlich ’wird schon laufen’, aber in der Regel wird es das eben nicht. Ich wünsche es euch, wirklich – aber nach zwei Freundschafts-WGs und einer Zweck-WG kann ich euch sagen: klärt Dinge davor ab, sonst kommt es echt schnell zu unnötigem Stress. Und ja, auch unter Freund:innen, und ja, auch unter besten Freund:innen!
(SALI)