Wie ist das Leben in einer WG?
Das Leben in einer WG ist nicht immer nur Zuckerschlecken. Woher ich das weiß? Aus eigener Erfahrung. Denn während meiner Studienzeit hab ich nicht nur in einer sondern insgesamt drei WGs gewohnt.
Drei WGs – drei Erfahrungen?
Vorweg: in einer WG wird dir wirklich niemals langweilig. Liegt auch daran, dass meistens jemand da ist, mit dem du was unternehmen, sprechen oder zusammen zocken, einen Film ansehen oder irgendwas machen kannst. Das ist auch super, kann aber schnell zum Problem werden, wenn mal dicke Luft herrscht.
Problematisch war in meinen WGs über kurz oder lang immer das Thema WG-Organisation, vor allem der Putzplan. Es macht wenig Spaß dauernd den Dreck und Müll von anderen wegzuräumen oder über im Flur/Durchgang abgestellte Dinge klettern zu müssen.
Von Vorteil war dabei, dass ich mit 2 von 3 Mitbewohner:innen befreundet war – heißt die Kommunikation war eingespielter und besser als es sonst gewesen wäre, wenn man sich vor dem Zusammenleben nicht gekannt hätte.
Highlights
Zusammen wohnen schweißt zusammen. Du bekommst viel mehr von einem Menschen mit, wenn du ihn in all seinen Launen kennenlernst. Das betrifft natürlich die guten und die schlechten – für mich war aber der Zusammenhalt, der entstanden ist, im Ganzen positiv. Tägliche Gespräche und gemeinsame Aktivitäten haben aus den WGs so etwas wie eine Familie gemacht, auf die ich mich (meistens) verlassen konnte.
Stressfrei waren dadurch auch Zeiten, in denen ich mal weniger Geld hatte oder so verpeilt war, dass ich es vor Ladenschluss nicht mehr zum Einkaufen geschafft habe. Wir haben uns andauernd gegenseitig Geld geliehen oder auch Lebensmittel von den anderen mit aufgebraucht – natürlich wurden die dann wieder brav nachgekauft.
Was man auch nicht unterschätzen darf ist, dass man im Grunde in einer funktionierenden (!) WG an sich weniger Stress mit Wohnungs- und Haushaltssachen hat, weil die ja eigentlich fair aufgeteilt sind. Auch musste ich mich nie, um eine:n Katzensitter:in kümmern oder jemanden beauftragen meine Blumen zu gießen, wenn ich mal im Urlaub war.
Alltagsschrecken
Natürlich gab es auch Tage, an denen mich meine Mitbewohner:innen richtig angekotzt haben – oder ich sie. Die man dann schmollend und zickig alleine auf dem WG-Zimmer verbracht hat, um sich aus dem Weg zu gehen. Auch Provokationen wie nachts plötzlich laut Musik hören oder Türen knallen waren an solchen Tagen normal.
Schlimm wurde es manchmal, wenn es um die Abrechnungen oder Nachzahlungen ging und darum, wer daran Schuld hat, dass die Wasserrechnung so hoch ist oder der Stromverbrauch so sehr gestiegen ist. Denn eigentlich hatte ja niemand von uns wirklich viel Geld.
Und weil man nicht an jedem Tag super sozial ist, hat spontaner Besuch von mehreren Freund:innen von Mitbewohner:innen auch manchmal richtig genervt. Plötzlich waren Wohnzimmer und Küche voll mit Leuten und das Bad immer besetzt, wenn ich mal reinmusste. Aber so ist das Zusammenleben nun mal auch – jede:r muss sich so frei entfalten dürfen wie es geht, auch, wenn das den/die andere:n manchmal richtig nervt.
Tipps für gutes Zusammenleben
Damals war ich in schwierigen Situationen oft sauer, weil ich nicht verstanden habe, dass reden wirklich hilft. Welche Tipps ich geben kann?
- gemeinsam Orga-Dinge wie Putzplan und Co. erledigen, damit sich niemand bevormundet oder ungerecht behandelt fühlt
- nicht gleich beleidigt sein, nur, weil jemand vielleicht einfach einen schlechten Tag hat
- Dinge, die einen stören, möglichst freundlich und fair ansprechen – streiten hilft eigentlich nie
- von Anfang an bewusst machen, dass keine WG und kein:e Mitbewohner:in perfekt sind – das hilft, um auch mal Fehler akzeptieren zu können
- zusammen Grenzen setzen und einhalten: bspw. vor dem Betreten der WG-Zimmer anklopfen, nach dem Kochen die Küche nicht wie ein Schlachtfeld hinterlassen etc.
- mindestens ab und zu was gemeinsam machen, denn selbst wenn man in einer Zweck-WG lebt, tut es gut, den anderen kennenzulernen und sich sympathisch zu sein
Fazit der WG-Erfahrung
Meine WG-Erfahrungen hatten ihre Höhen und Tiefen. Ich war oft echt sauer, dass ich in einer WG leben und Kompromisse eingehen muss, gleichzeitig war ich auch wirklich froh, um den freundschaftlichen und emotionalen Support. Ich hab meine Mitbewohner:innen alle sehr gerne gehabt und bin froh die Erfahrungen gemacht zu haben.
Mein allererster Mitbewohner ist heute mein bester Freund. Und auch wenn das WG-Leben mit ihm nur zwei Jahre gehalten hat und auch durchwachsen war, bin ich froh, dass wir zusammen gewohnt haben – erst dadurch sind wir zu wirklich guten Freunden geworden.
(SALI)